Casa Milà, aber zuerst „Cafe de la Pedrera“
Dieses Haus ist das letzte Bauwerk von Antoni Gaudí, bevor er sich ausschließlich des Baus der Sagrada Família widmete. Die Epoche ist das Modernisme. Wir waren begeistert von dem Aufwand, den er beim Bau dieses Hauses betrieben hat. Doch zuerst mussten wir hineinkommen. Wir hatten zwar Karten vorgekauft, aber für eine bestimmte Einlasszeit und hatten nicht geglaubt, dass die sich so sehr an den Termin halten. Aber sie wollten uns mit Karten für 10 Uhr einfach nicht bereits um 9 Uhr einlassen. So mussten wir erst warten. Das Café im gleichen Haus machte auch erst auf, wir konnten uns aber bereits hineinsetzten. Schon toll gestaltet. Das Café de la Pedrera ist ein Bistro-Restaurant in der ehemaligen Pension Hispanoamericana, die vor über 100 Jahren eröffnet wurde.
Dieses moderne Café im Erdgeschoss von La Pedrera beeindruckt durch die originalen Decken und Säulen Gaudis. Hier kann man bereits seine Architektur bewundern. Halt das Mittelmeer in seinen Formen und Wellen. Es befindet sich im Zwischengeschoss der Casa Milà,
Casa Milà – „La Pedrera“
Das Steinbruchhaus
„La Pedrera“ heißt übersetzt „der Steinbruch“. Wenn man davorsteht, weiß man warum, einfach weil die unregelmäßigen Formen an einen Steinbruch erinnert. Die Front massive Felsen, die nur durch Wellenlinien und aus Eisen geschlagenen Ornamenten aufgelockert werden.
Von außen wirkt die Casa Milà wie ein imposanter Felsen, der von den unermüdlichen Wellen des Meeres geformt wurde. Die schmiedeeisernen Balkongeländer, die an Algen erinnern, betonen diesen Effekt zusätzlich. Dabei handelt es sich um zurechtgebogenes Metall, und kein Geländer gleicht dem anderen.
Eigentlich ein Kosename, war es aber seinerzeit wohl eher ein Schimpfwort und abwertend gemeint. Die großen Steinplatten der Fassade wurden zunächst angebracht und dann von den Steinmetzen bearbeitet. Es wirkt wie aus einem Felsen geschlagen. Die Baustelle erweckte somit den Eindruck, als würden Steinmetze die steilen Wände eines Steinbruchs bearbeiten. Viele waren außerdem der Meinung, dass das Gebäude nicht in das gutbürgerliche Stadtbild passte, insbesondere nicht in eine so exklusive Wohngegend wie den Passeig de Gràcia. Obwohl heute niemand mehr das Haus verspottet, hat sich der Beiname La Pedrera bis heute gehalten. Gaudi hat sonst immer alles sehr farbig gestaltet, doch hier ist die Fassade recht farblos.
Das Haus besteht aus zwei Gebäuden, die nur durch die Fassade, das Erdgeschoss und das Dach miteinander verbunden sind. Jedes hat einen eigenen Hof und Eingang. Das Haus ist ein Beispiel „organischer“ Architektur. Gaudí hat sich hier wohl besonders viel Mühe bei der Form und Konstruktion gegeben, sehr wenig Farbe benutzt und die Materialien naturbelassen. Gaudí gestaltete das Casa Milà ausschließlich mit natürlichen Formen, so dass hier kaum ein rechter Winkel zu finden ist.
Wegweisend war auch die im Inneren von Gaudí verwendete Konstruktion. Das Haus verfügt über ein natürliches Belüftungssystem, mit Lüftungsschlitzen und -schornsteinen. In den Plänen Gaudís war auch schon ein Aufzug vorgesehen, der jedoch erst später in das Mietshaus eingebaut wurde.
Erst ein bisschen zur Geschichte des Hauses. Sie fängt wie bei anderen Häusern an. Ein Ehepaar namens Milà beschließt 1905 auf 2000 qm Grundstück am edlen Passeig de Gràcia, ein Haus zu bauen. – Na ja, 2000 qm Grundstück ist nicht so wie bei jedem Haus- aber weiter. Genauer gesagt wurde das Grundstück mit dem Vermögen der Ehefrau Roser Segimon erworben, welches sie von ihrem ersten verstorbenen Ehemann geerbt hatte. Sie träumten von einem außergewöhnlichen und eleganten Haus, das im neuen, modernen Stadtteil Eixample herausstechen sollte.
Wohlhabende Bürger in Barcelona bauten im frühen 20. Jahrhundert ein Wohnhaus im neu entstandenen Stadtviertel Eixample. Wenn das dann noch ein berühmter Architekt entwarf, dann hatte man es geschafft.
Es soll ein besonderes Haus werden, das auffällt. Dafür braucht man einen besonderen Architekten. Gaudi war ein besonders erfolgreicher und innovativer Architekt, der gerade das Haus eines wohlhabenden Mannes auf derselben Straße, nur 100 Meter weiter umbaute, die Casa Batlló. Pedro Milà engagierte Gaudi sofort und ließ ihn Pläne für das Haus erstellen. Gaudi begann 1906 und brauchte vier Jahre, bis der Bau fertig war. Verdammt schnell, wenn man weiß, wie lange der Hausbau heute dauert.
Etwas Besonderes war die Konstruktion, die Gaudi verwendete. Das Haus verfügt über eine natürliche Belüftungsanlage, die eine Klimaanlage überflüssig macht und in den Plänen Gaudis war schon ein Aufzug vorgesehen, der jedoch erst viel später in das Mietshaus eingebaut wurde. Die Innenwände sind flexibel und lassen sich ohne großen Aufwand verschieben, das war durch eine Beton-Stahl Konstruktion mit Säulen möglich wurde, die ohne tragende Wände auskommt. Ähnlich wie heute in modernen Bürohäusern üblich. Darüber hinaus trägt sich die massive Steinfassade nur selbst und nicht die Last der Stockwerke. Eine wirkliche Neuheit für die damalige Zeit war jedoch der Bau einer Tiefgarage für Kutschen. Gaudi war also in der Tat seiner Zeit weit voraus.
Der unkonventionelle Gaudí aber folgte seinen eigenen ersten Plänen nicht; diese wurden ständig überarbeitet, um das Erscheinungsbild und die Struktur des Gebäudes zu formen. Der eigenwillige Baustil Gaudís war der Familie Milà bereits bekannt, aber mit einem solchen Bauergebnis hatte wirklich niemand gerechnet. Die ungewöhnliche Struktur der Casa Milà wurde Ziel von Spott und öffentlicher Kritik. Die ohnehin angespannte Beziehung zwischen der Familie Milà und Gaudí während der Bauzeit des Hauses verschlechterte sich durch starke Meinungsverschiedenheiten weiter. Kurz vor der Fertigstellung der Pedrera gab Gaudí die Bauleitung im Jahr 1909 ab.
Das Haus wurde 1912 fertiggestellt. Die Familie Milà war mit Gaudís Bauausführung unzufrieden und geriet mit dem Architekten in einen Streit wegen der Schlussrechnung, was zu einem Gerichtsverfahren führte. In diesem siegte Gaudí, und die Familie wurde zur Zahlung verpflichtet. Gaudí spendete den erhaltenen Betrag an ein Nonnenkloster. Antoni Gaudí befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als er die Casa Milà entwarf. Es war sein letztes weltliches Bauwerk, bevor er sich voll und ganz dem Bau der Sagrada Familia widmete.
Zu besichtigen ist neben den Höfen auch eine Wohnung im Stil des Modernismus Anfang des 20. Jahrhunderts. Bei einem Besuch der Casa Milà von innen besichtigt man zunächst die Wohnung im ersten Stock, wo die Herrschaften Milà, die Bauherren residierten. Die Belletage (übersetzt „schöne Etage“) war ursprünglich den Hausherren vorbehalten, die Mieter und Angestellten wohnten in den oberen Stockwerken. Heute befindet sich das Kunstmuseum der Fundació Catalunya – La Pedrera in der Belle Etage.
Danach besichtigt man den Nachbau einer Wohnung des 20. Jahrhunderts, die den Lebensstil einer gutbürgerlichen Familie nachstellt. Das Mobiliar und die Haushaltsgegenstände sind aus dieser Zeit, die Dekorationselemente stammen noch von Gaudí.
Normalerweise waren damals kleinere Innenhöfe üblich, die zur Belüftung von Küchen und Badezimmern dienten. Da die Pedrera auf Säulen statt auf Wänden ruht, konnte Gaudí eine Menge Fenster einplanen. Alle Räume sind mit Tageslicht durchflutet. Die Flure der Casa Milà sind ebenfalls hell und wirken nicht wie dunkle Gänge, was auch den hellen Innenhöfen zu verdanken ist. Die Innenhöfe fungieren wie Tunnel und leiten Luft und Licht nach unten, um die Wohnungen zu belüften und zu beleuchten. Gaudí hat die Fenster in den unteren Etagen vergrößert, um mehr Licht einzulassen.
Dachboden mit den Kalkbögen aus freiliegenden Ziegeln. Wenn man das Dachgeschoss der Casa Milà betritt, ist es, als würde man in ein lebendiges Wesen eintreten. 270 Oberleitungsbögen sind zu sehen, die an das Skelett eines Wals erinnern.
Während die äußere Fassade schlicht und naturbelassen ist, zeichnen sich die Innenhöfe durch farbenfrohen, runde und geschwungene Elemente und Formen aus.
Hier ist auch noch einmal eine Kettenstudie zu sehen, mit der Gaudi im Bauvorfeld die Statik von Gebäuden prüfte.
Den 800 m² großen Dachboden hat Gaudí unabhängig vom restlichen Gebäude konzipiert. Früher war dort die Waschküche und er diente der Wärmeregulation und schützte das Gebäude vor extremen Temperaturen. Der Raum wird aus 270 Parabolbögen in unterschiedlicher Höhe gebildet, die das Dach tragen. Diese Bautechnik wird volta catalana genannt und war in dieser Zeit sehr beliebt. Man fühlt sich fast, als befände man sich im Inneren eines riesigen Walfischs. Durch die Bögen ist das gesamte Dachgeschoss nahtlos miteinander verbunden, was eine effiziente Belüftung ermöglichte.
Es wird behauptet, dass George Lucas, der Hollywood-Regisseur, sich von den Figuren auf dem Dach der Casa Milà inspirieren ließ, als er Darth Vader für Star Wars kreierte.
Auf der Casa Milà ist eine sehr aufwändige Dachterrasse mit einem beeindruckenden Skulpturengarten. Die Türme auf dem Dach erfüllen nicht nur dekorative Zwecke, sondern sind auch praktisch – sie dienen als Schornsteine, Treppenaufgänge oder Lüftungsschächte. Gaudí war in vielen Aspekten der Architektur ein Vorreiter, besonders bei der Lüftung der Casa Milà. Obwohl es damals keine Klimaanlagen gab, schuf Gaudí mit seinem Belüftungssystem eine effektive Kühlung und Entlüftung, die eine moderne Klimaanlage überflüssig macht.
Auf dem Dach sind auch eingemauerte Reste grüner Glasflaschen – ein typisches Gaudí-Element. Von hier oben kann man auch die Baustelle der Sagrada Familia sehen, die er damals schon begonnen hatte. Gaudí soll angeblich selbst gerne auf dieser Terrasse gestanden haben um den Fortschritt der Basilika zu beobachten.
An dieser Stelle einmal die Antwort von KI zur Frage:
Was ist Modernisme, also der Hauptstil von Gaudi?
Der katalanische Modernisme, auch als Modernismus bekannt, ist eine Kunst- und Architekturströmung, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in Katalonien, insbesondere in Barcelona, ihren Höhepunkt erreichte. Antoni Gaudí ist der bekannteste Architekt dieser Bewegung, die sich durch organische Formen, geschwungene Linien, Mosaike und den Einfluss von Naturmotiven auszeichnet.
Und wenn Sie jetzt wieder zurück auf unsere anderen Barcelonaseiten wollen, dann kommen hier die Links für Barcalona allgemein, Sagrada Familia und Park Guell.