Montserrat, der „zersägte Berg“
Wir legten am Nachmittag in Barcelona an. Weil wir aber bereits zweimal in Barcelona waren, und dort vieles bereits besichtigten, war unser Ziel diesmal Montserrat, ein Kloster in den Bergen. Zudem war die Liegezeit mit nur 4 Stunden ein wenig knapp, um auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Denn sollte es zeitliche Probleme geben, wartet das Schiff nur auf offizielle Touren.
Das der Ausflug ein wenig stressig werden würde, war von vornherein klar. Schließlich hatten wir nur 4 1/2 Stunden Liegezeit, Montserrat aber war eine Busstunde entfernt. Dazu kam, dass viele Passagiere noch nicht in Barcelona waren und das Kloster dann nicht gerade das erste Ziel ist. Somit fuhren nur zwei Busse und wir hatten
mehrere Nationalitäten an Bord, was die Reiseleiterin zwang, alles in mehreren Sprachen und für alle verständlich zu sagen, bzw. Filme am Ort doppelt oder dreifach abzuspielen. Dadurch waren Verzögerungen vorprogrammiert und die Zeit zur eigenen Verwendung nicht so reichlich wie gewohnt.
Doch nun erst einmal ein wenig zur Geschichte von Montserrat – dem Kloster und auch dem Berg.
Der Berg Montserrat und das Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat liegen etwa 45 km nordwestlich von Barcelona. Der Berg ist 1.236 Meter hoch. Der Name übersetzt heißt „zersägter Berg“ und so sieht er auch aus.
Wie für alles gibt es auch hier eine „sagenhafte“ Erklärung: Der Berg soll so steil gewesen sein, dass niemand hochklettern konnte. Deshalb haben ihn Engel ansägt, um oben einen Palast zu bauen, der Katalonien erleuchten sollte.
Unsere Reiseleitung vereinfachte die Entstehungsgeschichte und sagte, dass zur Zeit, als Inseln wie Mallorca noch zum Festland gehörten die ganze Gegend ein Meer gewesen sei, das unter anderem auch von einem Fluss aus Mallorca gespeist wurde.
Durch ihn wurden kleine Felsen, Sand und anderes Gestein hineingespült. Die einzelnen Steine haben sich dann verfestigt und als das Wasser verschwand, sind die Berge sichtbar geworden.
Die dritte Version wäre dann die der Wissenschaft:
Der Gebirgsstock besteht aus zwei verschiedenen Gesteinsschichten, einem Sockel aus Sandsteinschichten, ca. 60 Mio Jahre alt und darüber einem 550 m starken Block aus Schotterarten, die durch eine Art „Naturzement“ zusammengehalten werden, ca. 30 Mio Jahre alt.
Evtl. wurde der Berg auch vor Mio. von Jahren durch Erdbewegungen emporgehoben.
Im Laufe von Millionen Jahren formten Wind,
Regen, Schnee, Hitze und Kälte den ehemals einheitlichen Gebirgsstock zu dem zerklüfteten Massiv, der er heute ist. Die weicheren und nicht so widerstandsfähigen Gesteine verwitterten. Übrig blieben die harten Gesteine, deren bizarre Felsformationen dem Berg seine mystische Atmosphäre verleihen. Also kann man sich die Erklärung aussuchen, die einem am besten gefällt.
Das Kloster Santa Maria de Montserrat schmiegt sich in 725 Metern Höhe an die Felswände. Um 880 nach Christus fand angeblich ein Hirtenjunge die schwarze Madonnenstatue in einer Grotte. Angeblich soll Sie der Evangelist Lukas geschnitzt haben.
Der zuständige Bischof wollte die Statue nach Maresa überführen, doch weil die Figur der Sage nach immer schwerer wurde, deutete er das als Zeichen, dass die Madonna an ihrem Fundort bleiben wollte. Er gab den Auftrag zum Bau der Eremitage Santa Maria. Also haben Einsiedlermönche, die schon verschiedene Einsiedeleien auf dem Berg errichtet hatten, an der Stelle die erste Andachtsstätte gebaut.
Das Kloster wurde dann durch die Erweiterung der Einsiedelei Santa Maria 1025 gegründet.
Im Jahre 1025 wurde die Einsiedelei Santa Maria durch Benediktinermönche an dieser Stelle zu einer ersten Marienkapelle erweitert. Weil die schwarze Madonna viele Gläubige anzog, wurde im 12. Jahrhundert ein Kloster im romanischen Stil gebaut.
Der Klosterbau wird in den folgenden Jahrhunderten stetig erweitert, doch die Scharen an Pilgern, von vielen Wundern angelockt, werden immer mehr.
1560 beginnen die Mönche erneut mit dem Bau einer größeren Kirche, einer Basilika, die 32 Jahre später feierlich eingeweiht wird.
Auch viele Persönlichkeiten pilgerten nach Montserrat: Papst Benedikt XIII., Kolumbus, Cervantes, von Humboldt, Carlos I., Felipe II. und Ludwig XIV.
Doch im Jahre 1811 gab es einen Einschnitt, das Kloster wurde durch napoleonische Truppen weitgehend zerstört. Viele seltene Buchbestände fielen der Zerstörung zum Opfer.
Grund war, dass Napoleon versuchte, seinen Bruder Joseph Bonaparte gegen den Widerstand der Spanier auf den spanischen Thron zu hieven.
Es gab gerade in Katalonien zahlreiche Aufstände gegen die französische Besatzungsmacht. Die Truppen Napoleons schlugen mit unerbittlicher Härte zurück und zerstörten Kulturschätze, unter anderem auch das Kloster Montserrat.
Es gab dann schwierige Zeiten, so dass erst Mitte des 19. Jahrhundert die Anlagen zum größten Teil wieder hergestellt waren.
Dann entwickelte sich das Kloster zum Zentrum der katalanischen Kultur.
Im Laufe seiner fast 1000-jährigen Geschichte ist das Kloster Montserrat also zum Nationalheiligtum der Katalanen und zum wichtigsten Hüter der katalanischen Kultur geworden. Ein besonderes Highlight des Klosters ist die Bibliothek mit über 200.000 Bänden, darunter eine Sammlung mittelalterlicher Lieder.
Die schwarze Madonna, die „Moreneta“, ist heute immer noch im Kloster zu bewundern. Sie ist mittlerweile sogar Schutzpatronin Kataloniens. (Noch ein Wort zur Sage: Die Wissenschaftler datieren ihre Entstehung auf das Ende des 12. Jahrhunderts. Doch was wissen die schon.)
Die Klosterkirche ist einschiffig und hat eine Länge von 60 m, sie wurde im 16. Jahrhundert erbaut, ihr Stil markiert den Übergang von der Gotik zur Renaissance. Bei der Zerstörung des Klosters Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie schwer beschädigt und anschließend komplett restauriert. Danach wurde sie im Jahr 1881 von Papst Leo XIII in den Rang einer Basilika erhoben.
Täglich um 13 Uhr singt der Knabenchor Escolania de Montserrat das Marienlied Virolai. Leider waren wir zu der Zeit noch nicht da. Wir konnten die Vorstellung aber im Museum auf Leinwand sehen.
Der eigentliche Name ist „Maria – Unsere Liebe Frau von Montserrat“ oder auf Katalanisch „Mare de Déu de Montserrat“. Das normale Volk spricht von: „La Moreneta“ – Die kleine Braune.
Wie schon geschrieben wurde sie der Überlieferung zufolge um 880 von einigen Schäferjungen in einer Höhle des Gebirges Montserrat gefunden. (Ein Kunde, mit dem ich darüber sprach und der aus dem kirchlichen Bereich kommt, sagte: „Komischerweise werden solche Funde gemäß den Überlieferungen immer von Hirtenjungen gemacht“. Da hat er wohl Recht.)
Tatsächlich stammt sie nach Analyse der Wissenschaft aus dem 12. Jahrhundert.
Sie ist aus Pappelholz, fast 1 Meter groß und außer dem Gesicht und den Händen ganz in Gold gehüllt. Sie sitzt wie ein König auf einem Thron und hat das Jesuskind auf ihren Knien, das die Hand segnend erhoben hat.
Die beiden tragen eine Krone, die Madonna dazu in ihrer rechten Hand eine Kugel als Symbol für das Universum, Jesus in der linken Hand einen Pinienzapfen als – selten gebrauchtes – Symbol der Auferstehung und der Unsterblichkeit.
Als Grund für diese Schwärzung wird vermutet, dass der Rauch der vielen Kerzen, die im Lauf der Jahrhunderte zur Verehrung am Fuße der Statue angezündet wurden, schuld daran ist. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass es sich um eine Madonna handelt, wie sie in der Folge der Kreuzzüge vor allem im südeuropäischen Raum entstanden ist.
Sie befindet sich in einer Kapelle hinter dem Chorraum der Basilika. Der Eingang zu der Camaria de la Virgen ist rechts neben dem Haupteingang zur Basilika und führt eine Treppe hinauf. Aufgrund der Schlange, die sich bildete konnten wir in Ruhe die Glasfenster der Kirche und die Marmortreppe bewundern, die zur Kammer hochführt.
Schließlich kommt man zu der golden bemalten Marienstatue. Sie steht teils hinter Plexiglas, um sie vor Berührungen der Besucher zu schützen. Die Kammer selber ist zum Chorraum der Kirche hin offen, so dass man einen schönen Überblick über den Innenraum der Basilika hat.
Am katalanischen Nationalfeiertag, dem 11. September 1881, erklärte Papst Leo XIII. die Muttergottes von Montserrat zur Schutzpatronin von Katalonien und gewährte das Privileg, ihr eigene Gottesdienste zu widmen.
In Richtung Ausgang kamen wir an mehreren Kerzenständen vorbei, die voll von kleinen bunten Kerzen waren.
Eine schwere Zeit hatte das Kloster zur Zeit der Franco-Diktatur (1960 und 1970) leistete das Kloster Widerstand. Es wurde dort trotz Verbot weiterhin Katalanisch gesprochen und Messen auf Katalanisch abgehalten, es wurden viele Hundert Verfolgte des Franco-Regimes versteckt. Mehr als 20 Mönche richtete man deswegen hin.
Dieser Widerstand macht das Kloster heute zu einem wichtigen Symbol der katalanischen Selbstständigkeit.
Ein schöner Ausflug ging dann zu Ende. Auf dem Weg zum Bus sahen wir noch kurz vor dem Parkplatz diese religiösen Skulpturen, bzw. die Station der Seilbahn oben.
Zurück fuhr der Bus dann eine andere Strecke, die nicht ganz so steil war wie der Hinweg. Dennoch hier noch einmal ein Ausblick vom Parkplatz hinunter.
Vergelts Gott! So ein schöner ausführlicher Bericht und diese wunderbaren Bilder!
Guten Abend Herr Szkwara. Schön, wenn es Ihnen gefallen hat. Gerade in Coronazeiten ist man immer wieder froh, wenn man in Reiseerinnerungen und Bilder schwelgen kann. Ich weiß nicht, wie Sie auf die Seite von Montserrat gekommen sind, ob direkt oder über die Homepage. Vielleicht interessieren Sie auch unsere Bilder und Fotoberichte von anderen Ländern, dahin kämen Sie über folgende Oberseite: http://schultze-mit-tz.de/reiseinfos-und-geniale-links
Es würde mich freuen, wenn auch da die ein oder andere Info Ihren Anklang findet. Gruß Frank Schultze
Auf jeden Fall ch stimme euch vollkommen zu!!;)
UVSLG aus dem Wuppertal
Eure Ursula
Vielen Dank für eure tolle website sie hilf uns unendlich weiter, bei unserer Präsi über Montserrat, die wir vorort halten müssen. Wart ihr wirklich dort?
Vielen Dank euch Schultz mit tz
PS: Eure Kleidung ist echt schön!
Hallo Ursula, danke für dein Lob, es freut mich, wenn du unseren Reisebericht gebrauchen kannst. Ja wir waren selber dort, als Ausflug von einem Kreuzfahrtschiff, das in Barcelona ankerte. Die Bilder haben wir alle selber gemacht. Das Aufregenste war die Fahrt mit dem Bus hinauf, weil es manchmal ziemlich eng auf der Strecke war.
Habe ich richtig verstanden, dass du auch hinfährst und dort darüber erzählen musst. Dann wünsche ich viel Spaß auf der Fahrt. Aber nicht 1 zu 1 abschreiben. 🙂
Gruß Frank
Ja genau, wir sind selber dort und sollen doch tatsächlich jeder einen Vortrag halten.
Gibt es auch eine Seilbahn?
Das wäre nochmal schön zu wissen, da wenn es wie ihr sagt so kurvig ist, dann wird mir immer so schnell schwummerig.
Hallo Ursula, nach Montserrat gibt es keine Seilbahn hoch. Das geht nur per Bus oder Auto. Allerdings kann man noch höher, auf den Sant Joan, dahin geht eine Seilbahn. Das haben wir zeitlich aber nicht geschafft und da hätte ich meine Frau auch nicht hochbekommen. Von unten sah das aus, als wenn es fast senkrecht hoch geht. Falls du da aber hochfährst, dann mach doch ein paar Fotos von oben. Die würde ich dann mit deinem Namen gern in den Bericht einfügen, wenn es dir recht ist. Ich wünsche dir viel Spaß, bei eurer Fahrt.
Gruß Frank