Was hat es auf sich mit den Steckenpferdreitern?
Das ist in Osnabrück ein Brauch an dem die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen teilnehmen. In 2017 waren auch 25 Austauschschüler aus der sechsten Klasse der Ismail-Kaymak-Schule aus der Osnabrücker Partnerstadt Canakkale dabei.
Das war gerade aufgrund des tieferen Sinns der hinter der Steckenpferdgeschichte steckt, eine schöne Sache. Es soll den Kindern als Friedensfest spielerisch den Gedanken der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens nahebringen. Sie bereiten in der Hauptschule Innenstadt ihre Pferdeköpfe vor, wobei Mitschüler halfen.
Und viel anders, als die anderen Kinder dürften sie sicherlich auch nicht gewesen sein. Die Größere Motivation ist wahrscheinlich die Brezel, die am Ende der Strecke als Belohnung winkt.
Wer einmal am Marktplatz stand und die Aufregung der Kids gesehen hat, der kann sich vorstellen, wie beeindruckend die Gemeinsamkeit mit so vielen anderen Viertklässler auf die Kinder sein muss. Und am Rand der abgesperrten Innenfläche des Marktplatzes standen die Eltern, die noch aufgeregter als ihre Kinder waren. Und die Geschwister, die gerade wenn sie jünger sind, neidvoll auf den älteren Bruder, oder die Schwester schauen.
Früher durften nur die Jungen mitmachen, seit den 70igern offiziell auch die Mädchen. Die Schüler bauen sich in der Schule selber Steckenpferde und bunte Papierhüte, also kleine Holzpferde, mit denen Sie zur und dann über die Rathaustreppe reiten.
Auf der Spitze erhalten Sie vom Bürgermeister eine süße Brezel als Dank.
Während dem Zug durch die Stadt wird das traditionelle Lied „Wir Reiter ziehn durch Osnabrück“ gesungen. Den Originaltext finden Sie hier.
Erstmals wurde so am 22.10.1948 gefeiert, aus Anlass der 300 Jahr Feier des westfälischen Friedens, der in Osnabrück und Münster 1948 besiegelt wurde und den 30-jährigen Krieg beendete. Damals ritten rund 100 Jungen durch die vom Krieg zerstörte Altstadt. Seit 1953 findet das Steckenpferdreiten jedes Jahr statt und ist mittlerweile ein Kinderfest.
Der Brauch basiert auf einer Nürnberger Legende. Dort soll im Jahre 1650 Jungen mit Steckenpferden zu einer Delegation von Kaiser Ferdinand III geritten sein. Sie baten um ein Andenken an den Frieden. Fürst Piccolomini, als Vertreter des Kaisers ließ quadratische Silbermünzen prägen, die auf einer Seite die Jungen auf Steckenpferden zeigten.
Die Jugend erhielt die Münze, um die Friedensfreude weiterzuvermitteln. Wenn Sie die ganze, recht lustige Legende interessiert, dann finden Sie die hier.
1875 wurde die Legende durch ein Geschichtenbuch von Emmy von Dincklage nach Osnabrück verlegt.
Zum 65. Mal startete das Steckenpferdreiten am 25. Oktober 2016 in Osnabrück und schaffte einen Weltrekord mit 1803 Teilnehmern.
Die Bilder dieser Seite sind von 2017. Es waren ungefähr 1400 Schüler dabei, die richtig gut mitmachten. Ein großes Lob Stephan Rodefeld und seiner Band, der schon vor Einzug der Steckenpferdreiter die Erwachsenen am Rand gut einstimmt. Man hatte zeitweise den Eindruck, er macht „Stehgreifrock“ und schüttelt seine Texte einfach so aus dem Arm. Kleines Filmchen dazu? Das hatte schon Comedyklasse und passte dann sogar ganz grandios zu seinen Rhythmen. Außerdem begrüsste er jede Schule und bei den kleinen Schildern, waren einige schon vom Rand aus nicht einfach zu erkennen. Auch dazu noch einmal einen kleinen Film.
Wie sang er bevor die Reiter kamen? „Es riecht nach Steckenpferd in Osnabrück“. Ein gutes Schlusswort für diesen Text.
Vor der Katharinenkirche steht ein vom Osnabrücker Bildhauer Hans Gerd Ruwe geschaffenes Steckenpferdreiter Denkmal aus Bronze. Sehr schön gemacht, schauen Sie es sich ruhig einmal an.