Schultze mit tz

Kreuzgang in St. Peter

Der Kreuzgang des Doms in Osnabrück

 

liegt im Süden des Domes und ist aus dem 12. Jahrhundert.

„Kalvarienberg“ und 12. Station des Leidensweges Christi

Kreuzgang mit Tiefe

Er ist mit dreiteiligen Arkaden angelegt, durch die man auf den Innenhof sehen kann. Er diente früher dazu, dass Geistliche auch bei Regen trocken zu Versammlungen kamen.

Blick vom Kreuzgang auf die Innenfläche

Dreiteilge Arkaden. Die Bögen wurden im Zweiten Weltkrieg zugemauert und der Kreuzgang wurde zum Luftschutzraum für fast 300 Personen.

Heute kann man dort oder im Innenhof prima zur Ruhe kommen, evt. meditieren. An den Wänden finden Sie die Stationen des Leidensweges Christi, wieder in einer anderen Aufmachung, als in anderen Kirchen, oder sogar im Dom selbst, weshalb ich sie auf dem rechten Infostreifen noch einmal mit den bekannten Erklärungen bildlich darstelle. Die zwölfte Station ist dann sogar das Kreuz im inneren, dass auch Kalvarienberg genannt wird. Warum?? Das habe ich auch erst nachgelesen und fasse einmal zusammen, dazu muss ich allerdings ein wenig ausholen:

Der Begriff leitet sich vom Bergnamen Golgata ab, der lateinisch als „calvariae locus“, übersetzt „des Schädels Ort“ bezeichnet wird. Dann hieße Kalvarienberg frei übersetzt: Berg der Schädel.

Der Grund liegt wohl darin, dass der Berg Golgata, damals außerhalb Jerusalems Altstadt, als Hinrichtungsstätte genommen wurde und dann wahrscheinlich auch als Friedhof. Ja, Sie haben das richtig in Erinnerung. Auf Golgata wurde auch Jesus am Kreuz hingerichtet und begraben. Allerdings kann man heute nicht genau sagen, wo dieser Berg Golgata war. Die Forscher glauben, die Grabeskirche in der Jerusalemer Altstadt könnte genau da stehen, wo das biblische Golgata war. Es kann aber auch sein, dass man das nur behauptet, um den Gläubigen einen Ort zu geben, an dem sie die Kreuzigung und das Grab Jesu fest machen können. Gebaut wurde die Basilika, auf der heute in Jerusalem die Grabeskirche steht, von Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin im Jahr 326.

Heute nimmt man den Begriff Kalvarienberg für die Bezeichnung lebensgroßer Nachbildungen der Kreuzigungsszene. Meistens wird das Kreuz Jesu mit umfangreichen Skulpturen dargestellt, häufig auch mit ein wenig drumherum, wie Hügel und angelegten Landschaften. Hier am Dom Osnabrück ist das Kreuz auf dem „Kalvarienberg“ die zwölfte Station.

Geschaffen hat den Kalvarienberg und die Kreuzwegstationen Heinrich Seling im Jahr 1876. Er war sehr rührig und schuf im Dom eine ganze Menge wie z.B. den Josephaltar, die neuromanische Innengestaltung des Domes, Teile des aus dem 13. Jahrhunderts stammenden Triumphkreuzes.

Zum Schluss noch eine schöne Geschichte, die ich bei der Recherche zu einem Epitaph aus dem Kreuzgang fand:

Epitaph von 1463 für Gerd Marschalk und seine Frau Kunnecke.

Das am Beginn des Kreuzganges angebrachte Epitaph aus dem 15. Jahrhundert ist aus Sandstein. Es ist eine Darstellung des Jüngsten Gerichts. Christus ist als Richter auf einem Regenbogen dargestellt. An den Seiten Maria und Johannes der Täufer. Darunter sind die Eingänge von Himmel und Hölle, dargestellt durch das offene Maul eines Drachen sowie durch eine spitzbogige Tür. Unter dem Regenbogen kniet das Ehepaar. Das Epitaph ist stark verwittert. Die angebrachte Inschrift, ist kaum noch zu lesen.

Es handelte sich bei dem Ehepaar Marschalk um einen ehrbaren Schmiedemeister und seine Frau. Überliefert ist, dass das kinderlose Ehepaar schon vor ihrem Tode Seelenmessen lesen ließen. Sie waren dabei selber anwesend und bezahlten die Teilnehmer sogar für ihr Erscheinen. Sie bezahlten ihrer Gilde -dem Schmiedeamt- 72 Pfennig (das muss damals wohl viel gewesen sein) mit dem Auftrag alle in der Nikolaikapelle zu versammeln und eine Totenmesse für die noch lebenden Marschalks zu halten. Sie hatten anscheinend Sorge, dass nach ihrem Tode niemand mehr für ihr Seelenheil sorgen würde, weil sie doch kinderlos waren. In der damaligen Zeit muss die Angst vor dem Tode oder für die Zeit danach anscheinend ziemlich groß gewesen sein.

Das Epitaph im Kreuzgang des Doms erinnert noch heute an das Ehepaar, die auch Stifter eines Armenhauses waren. Also war die Vorsorge der beiden nicht umsonst. Oder glauben Sie, in 500 Jahren könne man über Sie oder mich noch irgendetwas finden?? Übrigens ist das Epitaph das älteste erhaltene Bildnis Osnabrücker Bürger.

 

 

 

 

 

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