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Lichtsicht Bad Rothenfelde 2017/18

29.9.17 – 11.2.18   6. Lichtsicht in Bad Rothenfelde

Gleich vorweg, wie wir auf der Vorseite schrieben hoffen wir, die 6. Veranstaltung war nicht zugleich die letzte. Ein Dank von dieser Stelle an den Hauptsponsor, die Heinrich W. Risken-Stiftung, die die Kosten maßgeblich fördert. Nur so kann man eine derartige Veranstaltung für den Besucher kostenlos gestalten. Auch bei dieser Lichtsicht konnten viele internationale Video- und Medienkünstler(innen) gewonnen werden, mit mehr als fünfzig Beamer Bilder auf die Gradierwände zu werfen.

Wir haben uns die Ausstellung am 15. Oktober angesehen.

Fahnenträger aus More Sweetly Play the Dance 2015

Schade ist, dass man am selben Platz häufig drei verschiedene Installationen hintereinander zeigt. Wenn man langsamen Schrittes an der Saline entlang geht, bekommt man also gar nicht alles mit, sondern muss teilweise bis zu 35 Minuten an jedem Ort warten, bis man die jeweils drei Installationen gesehen hat. Wir verloren dann aufgrund der Wartezeit teilweise schon ein wenig die Geduld.

Wir als Besucher hätten da den etwas schnelleren Wechsel bevorzugt. Möglich wäre dass sicher auch gewesen, wenn man nicht so viel Freifläche an der Saline gelassen hätte.

Zu sehen sind in diesem Jahr aufgrund des 10-jährigen Jubiläums die „Best off“, also zwanzig Installationen der letzten Jahre und viele sind wieder unheimlich eindrucksvoll. Allerdings sehen Sie auf meiner Seite nicht von allen Installationen Bilder, sondern nur von denen, die ich besonders mag, das sind etwa 75%, mit dem anderen Teil konnten wir so gar nichts anfangen. Die Reihenfolge ist nicht die Lauffolge an der Saline, sondern meiner Notengebung geschuldet.

Aber vielleicht ist Ihr Geschmack völlig anders.

Unsere Bilder wurden ohne Blitz im Dunkeln aufgenommen. Also den Qualitätsanspruch bitte nicht zu hoch ansetzen. Denn gerade die Installation bei der Wasserfontaine war Klasse, lies sich aber durch den Bildwechsel, die schnellen Bewegungen und das Wasser nicht wirklich gut fotografieren. Da müssten Sie auf jeden Fall einmal selber hin.

Doch nun möchten wir beginnen:

Die Informationen über die einzelnen Künstler der hier vorgestellten Installationen sind zum Teil von der offiziellen Seite der Lichtsicht 6 – Projektions-Biennale. Vielen Dank auch in diese Richtung, für die sehr gut gestaltete Seite.

Hier noch der direkte Link für die aktuelle Lichtsicht 2017/18: https://www.lichtsicht-triennale.de/

Politiker aus More Sweetly Play the Dance 2015. Viel reden, aber den anderen Leuten im Zug, scheint es eher schlecht zu gehen.

Aus 2015
Zuerst möchte ich die Installation erwähnen, die uns auch dieses Mal mit Abstand am Besten gefallen hat. Als wir darauf zugingen dachten wir zuerst: Was für eine Musik, doch obwohl sie mich 2015 bei den ersten Tönen nicht begeisterte, ist sie doch in Verbindung mit dem Video More Sweetly Play the Dance 2015 absolut genial und 100%ig passig. Vor allem, je länger man hört und sieht, desto näher kommt einem die Installation.
Der Künstler ist:

William Kentridge geboren 1955 in Johannesburg. William Kentridge wuchs in Südafrika unter dem Apartheid-Regime auf. Er stammt aus einer litauisch-jüdischen Familie, seine Eltern vertraten als Rechtsanwälte Schwarze in den Apartheid-Prozessen. Kentridge studierte zunächst Politik und Afrikanistik an der Witwatersrand-Universität und später Kunst an der Art Foundation in Johannesburg. In den 1980er-Jahren besuchte er die L‘École Internationale de Théâtre Jacques Lecoq in Paris und arbeitete anschließend als Schauspieler und Regisseur. Nachdem er im Medium der Grafik und Zeichnung gearbeitet hatte, begann

Kentridge Animationsfilme zu produzieren. Dabei filmt er dieselbe Zeichnung wieder und wieder und verändert sie durch Löschungen und Überzeichnungen, bis eine Szene abgeschlossen ist. In seinen Arbeiten reflektiert er die Geschichte und die sozialen

Zustände Südafrikas, in jüngerer Zeit beschäftigt er sich auch mit den sozialen und kulturellen Missständen, die durch die Industrialisierung und politische Unterdrückungen weltweit hervorgerufen wurden. Während des Arbeitsprozesses überlagert Kentridge verschiedene Medien, wie Buch, Zeichnung, Collage, Tanz, Musik, Theater, Schattenspiel, Film, Computeranimation, Projektion.

Mit jedem Medienwechsel wurden die Bilder transformiert und es entstand eine komplexe Schichtung von Medien und Bedeutungen. Seine Arbeiten werden in den bedeutendsten Museen der Welt gesammelt und ausgestellt. Kentridge ist mehrfacher Teilnehmer der Biennale in Venedig und der documenta.

Thema von More Sweetly Play the Dance 2015

Der Südafrikaner ist einer der wenigen Künstler, der auf politische Situationen hinweist. Sein Kunstwerk »More Sweetly Play The Dance« zeigt eine Figurenprozession mit aktuellem Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit Südafrikas. In seinem traurigen Zug der Entrechteten laufen demonstrierende Aktivisten, Skelette, Kranke und Müllsammler mit. Begleitet werden diese als krasser Gegensatz von einer fröhlichen Musikantentruppe. Kentridge weist so auf die soziale Ungerechtigkeit in seinem Land hin. Der Künstler hatte bereits 2012 auf der Documenta 13 mit seinem Beitrag das Kunstpublikum begeistert.

2011
Dancing House

So ein Gitter liegt auf dem Badehaus.

Und es tanzt wirklich. Durch den interaktiven Besucher verzerrt sich das Gitter, das auf dem Badehaus von Rothenfelde liegt. Man bekommt das Gefühl, die Steine des Hauses sprengen auseinander. Der Besucher wird also dazu animiert etwas zu tun, sich vor dem Strahler zu bewegen und zu springen. Also wenn man selber schon nicht aktiv sein wolltn, bat man einfach andere Besucher „den Kaspar zu machen“. 🙂 Bei uns war es ein Jugendlicher, der gern dazu bereit war.

Der Künstler:
Klaus Obermaier (* 1955 in Linz)

Er beschäftigt sich mit dieser Art Projektion seit 1998. Er ist aber nicht nur Medienkünstler, sondern auch Regisseur, Choreograf und Komponist. Seit 2006 hat er eine Gastprofessur an der Uni Venedig, 2013 in Rumänien. Heute lebt Obermaier in Wien und Barcelona.

 

2009
Das Fest von Trimalchio

Eine sehr schöne farbenfrohe Installation. Wir fanden einfach die Bilder sehr schön, klar und farbig, weshalb wir von dieser Darstellung begeistert waren. Später las ich dann im Internet die Bedeutung der Installation nach. Das Fest von Trimalchio hat als Ausgangspunkt ein Fest, dass in einem alten Buch namens „Satyricon“ von Petronius Arbiter beschrieben  und von einem ehemaligen und zu großem Reichtum gekommenen Sklaven ausgerichtet wird.

Dieses Fest findet auf einer Insellandschaft statt, Gäste zahlen dafür, sie betreten zu dürfen. Die Reichen aller Altersstufen treten in weißer Kleidung auf, während die Diener attraktive Jugendliche verschiedener Kontinente sind, die in ihrer traditionellen Bekleidung gezeigt werden. Es werden recht luxuriöse, teils dekadente Feste gefeiert, die Völlerei steht im Mittelpunkt. Der Gastgeber versucht seine Gäste mit außergewöhnlichen Speisen und Darbietungen zu beeindrucken, und zeigt ihnen gerade dadurch seine Geschmacklosigkeit und schlechte Bildung.

Die Künstler sollen aber nicht die Dekadenz des alten Roms vor Augen gehabt haben, sondern wollen damit auf den Luxustourismus des 21. Jahrhunderts aufmerksam machen. Allerdings wenn man sieht, dass die Künstler Russen sind, könnte man die Bilder auch mit den neureichen Oligarchen und ihren Frauen in Verbindung bringen, die in der Welt der Reichen mit besonders teuren Urlauben und manchmal recht ausgefallenen Besitztümern glänzen wollen, um ihre Wichtigkeit zu zeigen und dabei nicht merken, dass sie sich eher lächerlich machen.

Die Künstler sind:
AES+F  aus Russland

Die Gruppe bildete sich 1987 unter dem Namen AES mit den russischen Künstlern Tatiana Arzamasova (* 1955),, Lev Evzovich (* 1958) und Evgeny Svyatsky (* 1957). Der Fotograf Vladimir Fridkes (* 1956) schloss sich 1995 der Gruppe an. Daraufhin wurde der Name der Gruppe in AES+F geändert. Die Gruppe lebt und arbeitet in Moskau. Sie arbeitet mit Fotografie, Foto-, Computer- und Videokunst.

Aus 2015
Die sehr ausgefallene Arbeit namens Feuerwall 2015, ist zur Galerie hin zu sehen.

Hier hat sich der Künstler etwas Besonderes ausgedacht, ob Handybesitzer da tatsächlich mitmachen ist die Frage. In einem digitalen Flammenmeer tauchen Bilder auf und verbrennen langsam. BesucherInnen konnten selbst, mithilfe einer Android-App, persönliche Bilder von ihrem Smartphone auf die virtuelle Feuerwand übertragen. Diese Bilder verbrannten aber nicht nur in der Projektion, sondern wurden auch gleichzeitig unwiederbringlich auf dem Smartphone gelöscht. Holger Förterer wollte im Zeitalter der globalen Datenüberwachung mit seiner Arbeit das digitale Vergessen und das persönliche Erinnern anregen.
In einer Zeit, wo das Handy bei vielen Menschen schon den Tagesablauf und jeglichen Zeitplan bestimmt, wäre das doch mal ein sinnvolles Vorhaben, um zu zeigen wie überflüssig manche Dinge sind.
Der Künstler ist:
Holger Förterer geboren 1972 in Bochum
Holger Förterer studierte Informatik an der Universität Karlsruhe und machte 2013 sein Medienkunst-Diplom mit Auszeichnung an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Förterer schafft interaktive Installationen, in denen er großformatige Projektionen, Klang, architektonische Gegebenheiten, Feuer etc. miteinander verbindet. Mit seinen Bühnenprojektionen, unter anderem für den Cirque de Soleil und die Metropolitan Opera in New York, hat er internationale Anerkennung erlangt. Er lehrte interaktive Grafik und Programmierung und interaktive und generative Grafikprogrammierung an der HfG Karlsruhe. Seine Arbeiten werden international ausgestellt. Er hat zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten.

Und hier die Feuerwand noch einmal, aber diesmal von meiner Kamera dramatisch verändert. Da kribbelt es einem doch in den Händen, die Feuerwehr zu rufen, oder?

Aus 2015
Als nächstes in unserer Rangliste käme Water Dance 2015 eine Videoprojektion auf die Wasserfontaine. Das sah wieder genauso grandios aus, wie in 2015. Nur leider waren, wie oben bereits angemerkt, wirklich gute Bilder ohne Stativ und bei so schnellen Bewegungen nicht möglich. Aber vielleicht bringt es ein Film besser rüber, als die Bilder, die immer etwas unscharf werden. Schauen Sie sich den einmal hier an.
Der Künstler ist:

Eyal Gever  geboren 1970

Eyal Gever ist ein digital arbeitender Künstler mit mehr als achtzehn Jahren Erfahrung in der Entwicklung von 3D Technologien. Er nutzt sein breites Wissen von Kunst und Technologie, um Computersimulationen extremer Ereignisse zu entwickeln und die Höhepunkte dieserSimulationen mittels 3D Druck-Verfahren in innovative physische Skulpturen zu verwandeln. Gever ist ein Visionär in der Hightech-Industrie und hat zahlreiche Auszeichnungen für seine Innovationen in den Bereichen Multimediadesign und -technologie erhalten. Er hat einige Technologieunternehmen gegründet und geleitet, darunter Zapa Digital Arts und Gizmoz und war Mitgründer von Daz3D nach der Fusion von Daz3D und Gizmoz 2010. Er hält acht Patente sowohl zu Internet-Multimedia-Technologien als auch zu 3D Computeranimations-Technologien, Vision Technology und zur Datentransmission und Verbreitung von Rich Media.
Er studierte an der renommierten Bezalel Academy of the Arts and Design in Jerusalem. 2014 bot die National Aeronautics and Space Administration (NASA) Gever die Möglichkeit an, der erste Künstler zu sein, der Kunst im Weltraum schafft. Die U.S. Space Agency hat einen neuen 3D Drucker entwickelt, der bei Schwerlosigkeit arbeitet und im Oktober 2014 zur Internationalen Raumstation gesendet wurde. Gevers Kunst im All wurde auf der Internationalen Raumstation gedruckt und im September 2015 enthüllt.
Thema von Water Dance 2015

Mithilfe neuster 3D-Simulationstechnik erschafft Eyal Gever das virtuelle bewegte Bild einer Tänzerin, deren Körper aus Wasser zu bestehen scheint, und projiziert dieses auf eine reale Wasserfontäne. Der Körper der Tänzerin befindet sich in einem ständigen Wechsel zwischen Werden und Auflösung. Als Grundlage diente die Performance der Israelin Sharon Eyal, die zu dem Song Overgrown von AMP tanzt.

Aus 2011
Prime Time

Hier hat man recht aufwändig ein Auto in den See gestellt. Das sorgte übrigens 2011 dazu, dass ein Fußgänger die Feuerwehr alarmierte, andere sogar ins Wasser sprangen, um zu retten. Deshalb wurden diesmal sogar Schilder aufgestellt, dass es sich „nicht um einen Unfall oder Notfall“ handelt. Die Scheiben des Autos dienen als Projektionsfläche, auf der man sehen kann, wie ein Paar gegen aufsteigendes Wasser zu kämpfen hat. Fast wie im Krimi. Die Künstlerin wollte seinerzeit darauf aufmerksam machen, dass es in den Medien zu viele Gewaltdarstellungen gibt. Heute sieht die Künstlerin nach eigener Aussage in der Darstellung eher die Unsicherheit, die durch Naturgewalten immer mehr entsteht.

Die Künstlerin:
Claudia Wissmann (* 1964 in Dingden am Niederrhein)
Sie ist eine deutsche Lichtkünstlerin, die zuerst Bildende Kunst an der Kunstakadem Münster studierte. Sie versucht Licht, Architektur und Natur zu verbinden.

Aus 2015
Die Installation  Marathon der Tiere 2015

In der audiovisuellen Installation Marathon der Tiere von rosalie erschienen Visualisierungen von Tieren in einem breit gefächerten Spektrum von Realbildern, über Röntgenvideobilder bis hin zu komplexen Animationen von technisch-wissenschaftlichen Daten. Die schrumpfende Artenvielfalt der Tierwelt wurde in einem künstlerischen Experimentallabor durch eigens generierte Notationen zu einer virtuellen Matrixals Versuchsanordnung permanenter gestalterischer Evolution verwoben. Die Bilder traten in einen spannungsvollen Dialog mit der elektronischen Komposition Spin Loop von Ludger Brümmer.
Die Künstlerin ist:

rosalie, geboren als Gudrun Müller, 1953 nahe Stuttgart, gestorben im Juni 2017 im Alter von 64 Jahren.
rosalie war mit ihren Ausstellungsprojekten in der zeitgenössischen Bild- und Lichtkunst sowie mit ihren Theater- und Bühnenbildprojekten international präsent. Sie hatte in diesen künstlerischen Disziplinen neue Sprachen der Ästhetik entwickelt und durch die Vernetzung von komplexen zeitgenössischen Technologien, Materialien und digitalen Medien innovative Grenzüberschreitungen realisiert: Lichtkunstwerke von enormer Farbkraft und Emotionalität, neue Universen des Lichts. Sie galt als eine der bedeutendsten visuellen Künstlerinnen. Wesentlich für ihr Gesamtwerk sind zudem auch Produktionen mit zeitgenössischer Musik, die neue Formen des Zusammenspiels von Licht, Farbe und Rhythmus in experimentellen Räumen eröffnen. Insbesondere seit den szenischen Licht-Bild-Räumen für Der Ring des Nibelungen bei den Bayreuther Festspielen 1994 bis 1998 unter der musikalischen Leitung von James Levine war rosalie einer internationalen Öffentlichkeit bekannt. Ihre Bühnenbilder strahlten Poesie und Schönheit aus.

Sie studierte in den 70iger Jahren Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart sowie Malerei, Grafik, plastisches Arbeiten und Bühnenbild an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 1982 war sie an der Documenta 7  in Kassel vertreten. Seit 1995 war sie Professorin für Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Ihre künstlerische Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Ihren Künstlernamen gab sich rosalie übrigens als eine Art Ehrung ihres Lehrer, den Bühnenbildner Jürgen Rose.

Sehr Interessant war auch
Aus 2011
Dead Sea

Die Installation zeigte aus der Vogelperspektive eine 250 Meter lange Spirale aus 500 Wassermelonen die aufgefädelt im Wasser treiben und dazwischen der lang ausgestreckte Körper der Künstlerin. Das ganze wirkt wie ein spiralförmiges Floß. Ihr rechter Arm berührt das dunkelrote, fast wie Blut aussehende Fruchtfleisch einer aufgeschnittenen Melone. Die Wassermelonenspirale dreht sich und rollt sich langsam ab, so dass der Körper daraus befreit wird und sich auf dem Meer, in diesem Falle das salzhaltige Tote Meer, bewegt. Gedreht wurde der Film im August 2004 südlich von Masada, Israel.

Künstlerin:
Sigalit Landau (* 1969 in Jerusalem) ist eine israelische Video- und Installationskünstlerin. Sie studierte „Art und Design“ und verbrachte danach einige Jahre in London. Heute lebt sie in Tel Aviv. Ihre Werke handeln meist vom alltäglichen Überlebenskampf und der Suche nach Identität. Gewalt, Unterdrückung, Arbeitslosigkeit, Zerfall und Wachstum sind häufige Themen. Wie bei Dead Sea spielt häufig der menschliche Körper eine Rolle, oft ist sie selbst Teil der Darstellung. Die Künstlerin erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

Direkt nach Dead Sea kam dann eine Installation mit Namen

Aus 2013
90 Grad
Der Künstler will mit seinem Film die Entwicklungsphasen unseres Planeten aufzeigen. Erst ist es ein Buchstabenflug von genetischem Rohmaterial, das sich zwischen Würfel (Denken) und Kugel (Fühlen) sammelt. Die Buchstaben G (Guanin), C (Cytosin), A (Adenin) und T (Thymin) stellen die Menschliche DNA dar. Der Würfel, also das Rationale gewinnt dabei, doch die Welt erkrankt daran und alles implodiert in einem Wirbelsturm. Zurück bleiben Reste der Information mit denen der Zyklus wieder neu beginnt. Und, haben Sie etwas verstanden. Wenn nicht, mir hat auch mehr die Farbigkeit der Installation gefallen, als der Sinn, der darin wohnen soll. Hoffentlich liest das nicht der Künstler, dann bin ich wahrscheinlich in seinen Augen ein Kunstbanause.

 

 

 

 

 

 

Künstler:
Martin Rosenthal (* 1948 in München)

Er studierte erst Wirtschaftswissenschaft, bevor er über Malerei, Fotografie dann zur Medienkunst kam. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Wahrnehmung, Täuschungen und Sensationen.

Ist diese farbenprächtige Implosion nicht außergewöhnlich schön? Interessant wird das Bild auch noch durch die beiden menschlichen Schatten.

Jetzt kommen die Installationen, die bei mir stimmungsmäßig so auf der Kippe stehen. Zum Einen, weil recht simpel und farblos, wie „Der Tod eines Wassertropfens“ zum anderen zu viel Krieg wie bei „The Imprenetable“. Obwohl natürlich bei letzterem gerade das Gegenteil erreicht werden soll, nämlich die Sinnlosigkeit des Krieges zu zeigen. Daher habe ich die nachfolgenden hier dennoch mit aufgenommen.

Aus 2007
Der Tod eines Wassertropfens

Ein Wassertropfen auf heißem Eisen, sein Überlebenskampf gegen das Verdunsten, indem er die Rundung sucht. Daneben wölbt sich aus dünnem Haargestrüpp das dritte Auge einer Fliege.

Man muss schon wissen, dass das ein Wassertropfen ist. Als Hintergrund der Laterne gefällt er mir gut, wenn auch recht farblos.

Der Künstler:
Harald Fuchs (* 1954 in Rehau) ist ein deutscher Künstler. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit liegt auf den Neuen Medien, mit denen er raumgreifende Installationen entwickelt.

Im Anschluss an ein Studium des Grafik-Design 1974–1978 (Abschluss mit Diplom) an der Hochschule für Kommunikation in Würzburg hat Harald Fuchs 1978–1982 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart in der Klasse „Freie Grafik“ studiert.

Nach Lehraufträgen an der Eberhard Karls Universität Tübingen, Europäische Kunstakademie Trier, FH Würzburg und an der Kunstakademie Münster lehrte er von 1992 bis 1995 als Professor für „Freies und angewandtes Zeichnen“ an der Fachhochschule Augsburg. Seit 1995 ist er Professor für „Zeichnung/Illustration und Mixed Media“ in der Fakultät Kommunikations-Design an der Hochschule Düsseldorf. Harald Fuchs lebt seit 1986 in Köln.

Aus 2013
The Impenetrable

Das Video The Impenetrable zeigt Ausschnitte kriegerischer Selbstzerstörung. Kampfhubschrauber, Militärjets und Panzer rasen über eine giftgelbe Fläche und prallen am linken Rand gegen eine undurchdringliche Wand. Die Fahrzeuge werden zerstört, der Trümmerberg wächst stetig. Alles verbrennt, eine Detonationswolke und Rauchfahne dehnt sich rasend schnell aus, bis sie schließlich das ganze Bild bedeckt. Der Sinn soll sein, den Unsinn von Kriegen darzustellen.

Mihai Grecu *1981 Sebes (Rumänien)
Der in Rumänien geborene Film- und Videokünstler studierte zunächst in seiner Heimat Kunst und schloss die Ausbildung in Frankreich ab. Die Bilder und Landschaften der Videos des Künstlers schwanken zwischen Fotografie und Animation. Sie sollen die Kraft der Natur und die Zerstörung derselben durch den Menschen darstellen.

Aus 2013
Why Don’t We ist eine Art moderner Stummfilm, der mit Daten des Sozialen Netzwerkes Twitter kommuniziert, vor jeder Szene erscheint ein „frischer“ Twitter-Kommentar als Ankündigung. Innerhalb der Szenen erscheinen ebenfalls aktuelle Tweets.

Der Film hat den vernetzten Menschen zum Thema und soll Abläufe und Zusammenhänge und auch parallele Ereignisse zeigen.

Naturkatastrophen, Terrorakte, soziale Unruhen und Finanzkrisen, alles ist miteinander verbandelt und beeinflusst sich gegenseitig.

Das tschechische Künstlerpaar Michael Bielicka und Kamila B. Richter verbindet Comics mit wörtlich übernommenen Daten des sozialen Netzwerks Twitter

Die Künstler:
Michael Bielicky *1954 Prag (Tschechien) & Kamila B. Richter *1976 Olmitz (Tschechien)

Das tschechische Paar arbeitet an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

Michael Bielicky (* 12. Januar 1954 in Prag) ist ein tschechisch-deutscher Medienkünstler. Er ist Professor für Digitale Medien an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.

Nach der Kindheit in Prag lebte er ab 1969 in der Bundesrepublik Deutschland. Von 1975 bis 1978 studierte er Medizin an der Heinrich Heine Universität in Düsseldorf. Zwischen 1975 und 1978 längere Aufenthalte in den USA, fotografiert Architektur und Personen. 1980/81 lebt er in New York und experimentiert mit Fotografie und arbeitet Teilzeit als Droschkenkutscher, 1981 Rückkehr nach Deutschland sowie Teilzeit-Fotograf für das Monochrom Magazin von 1981-1984. 1984 bis 1987 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf.

Bielicky kehrt 1991 bis 2006 nach Prag zurück um die Neue Medien Abteilung der Akademie der Bildenden Künste Prag (AVU) zu etablieren. Seit 2006 ist Michael Bielicky Professor des Fachbereichs Digitale Medien an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Einen Teil seiner Projekte realisierte Michael Bielický zusammen mit der Künstlerin Kamila B. Richter.

Kamila B. Richter (* 1976 in Olomouc) ist eine tschechisch-deutsche Medienkünstlerin. Richter hatte 2001 einen Master of Fine Arts und 2010 den Dr. Phil an der Akademie der Bildenden Künste Prag erlangt. Sie hat von 2000-2002 in Durban Johannesburg (Südafrika) gelebt und hier an der Technikon Natal, Durban studiert. Kamila B. Richter wohnt und arbeitet heute in Düsseldorf und Karlsruhe.

Richter arbeitet seit 1996 im öffentlichen und institutionellen Raum. Seit den 2000er Jahren nimmt sie an nationalen wie internationalen Ausstellungen, Festivals und Symposien teil. Einen Teil ihrer Projekte realisierte sie zusammen mit dem Künstler Michael Bielicky.

Nun um die Saline herum kam man zu zwei Installationen, die auf der gesamten Länge der Saline gezeigt werden, halt dann abwechselnd zu der oben genannten ganz hervorragenden Installation Das Fest von Trimalchio.

Eine davon war the radar [bad rothenfelde] 2015
Sie überzeugte uns gar nicht, Bilder waren irgendwie nicht möglich, weil sie einfach nicht so reizvoll ist.
Thema von „the radar“:
Ryoji Ikeda bezieht sich in seiner Arbeit auf die Referenzsysteme Wissenschaft und Technik. Er beschäftigt sich mit astronomischen, elektromagnetischen und quantenphysikalischen Phänomenen und bedient sich wissenschaftlicher Apparate. In the radar [bad rothenfelde] zeigt er Daten, Radarbilder und die Kartografie des Universums, unterlegt von elektronischem Rauschen und dem Piepen eines Radars.
Damit macht er die für die menschliche Wahrnehmung unermesslich weit entfernte Grenze des „beobachtbaren Universums“ ästhetisch erfahrbar. Nur für ein interessantes Foto war das Thema doch recht trocken.

Trotzdem hier auch noch ein paar Fakten zum Künstler:
Ryoji Ikeda geboren 1966 in Gifu, Japan
Ryoji Ikeda ist Japans führender Komponist elektronischer Musik und visueller Künstler. Er beschäftigt sich mit den Charakteristiken von Ton und Licht mittels mathematischer Präzision und mathematischer Ästhetik. Ikeda hat sich als einer der wenigen internationalen Künstler etabliert, die sowohl im Feld akustischer wie visueller Medien überzeugend arbeiten. Er orchestriert kunstvoll Ton, Visuelles, Materielles, physikalische Phänomene und mathematische Ideen in immersiven Liveperformances und Installationen. Ikeda lebt und arbeitet in Paris und Kyoto. Neben rein musikalischen Aktivitäten arbeitet Ikeda an Langzeitprojekten mit Liveperformances, Installationen, Büchern und CDs wie datamatics (2006), test pattern (2008), spectra (2001), cyclo, ein Gemeinschaftsprojekt mit Carsten Nicolai, und superposition (2012).
Seit 2014 lebt und arbeitet er in Berlin, als freiberuflicher Klang-Künstler, Musiker und Programmierer. Seine Schwerpunkte liegen im Erzeugen reaktiver und interaktiver Klanglandschaften, im sensorischen Erfassen von Tanz / Bewegung, dem Erzeugen neuer Instrumente, und dem Schreiben, Spielen und Singen von guter alter Gitarren und Rockmusik.

Damit endet allerdings auch unser Überblick über die 6. Lichtsicht 2017/18. Wir hoffen, es hat gefallen. Wenn Sie selber da waren, und mich bei meiner Meinung und bei dem, was ich so zu einzelnen Installationen geschrieben habe, wiederlegen können, dann ist das gut. Denn so ein Event lebt und findet nur Sponsoren, wenn die Besucher auch kommen und sich das ansehen. Wäre doch schade, wenn gerade eine derartige Veranstaltung auf dem Lande, wegen mangelndem Interesse abgesagt wird.

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