Schultze mit tz

Jagdschloss Moritzburg bei Dresden

Schloss Moritzburg oder …

… Drei Nüsse für Aschenbrödel

Moritzburg liegt 15 Kilometer von Dresden entfernt. Wälder, Teiche und Gartenanlagen umgeben das Barockschloss Moritzburg. Imposant ist es allein schon aufgrund der mächtigen Rundtürme, die an den Ecken des Schlosses stehen.

Schloss Moritzburg um 1733

Zuerst, also im 16. Jahrhundert war dort nur ein Jagdhaus, bevor August der Starke im 18. Jahrhundert meinte, er brauche ein Jagdschloss. Das ursprüngliche Jagdhaus wurde zwischen 1542-1546 von Herzog Moritz errichtet und mit Jagdtrophäen ausgestattet. Schon damals gab es die vier Rundtürme, die mit einer Wehrmauer verbunden waren.

Eine kursächsische Postmeilensäule oder einfach Postsäule genannt, ist ein Meilenstein, der Entfernungen und Gehzeiten angibt.
Sie wurden während der Regierungszeit Augusts des Starken und seines Nachfolgers an wichtigen Post- und Handelsstraßen des Kurfürstentums Sachsen aufgestellt, um die Grundlage für eine einheitliche Berechnung der Postgebühren schaffen.

Die evangelische Schlosskapelle wurde zwischen 1661 und 1672 von Kurfürst Johann Georg II angebaut. Zeitgleich erfolgte auch die Erweiterung zum Schloss.

Um König von Polen werden zu können trat August der Starke 1697 zum katholischen Glauben über, weshalb natürlich auch die protestantische Kapelle 1699 katholisch geweiht wurde. Katholisch ist sie bis heute geblieben. August der Starke plante dann 1703 das Schloss zum barocken Jagd- und Lustschloss umzubauen. Allerdings brauchte der Plan wohl sehr lange. Erst ab 1723 wurde der Umbau begonnen, 1733 endete er aber auch schon, weil August starb.

Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen gestaltete die Landschaft um, indem er unter anderem das Fasanenschlösschen baute.  Der letzte des Wettiner Adelsgeschlechtes war dann Prinz Ernst Heinrich von Sachsen, der während des zweiten Weltkriegs dort wohnte und zugleich Führungen zuließ.

Der Weg zum Schloss

Als im Jahr 1945 die Enteignung drohte, vergruben seine beiden Söhne Gero und Dedo im Februar vor ihrer Flucht zusammen mit dem Förster Gotthardt Mandel 40 Kisten mit den wertvollsten Stücken des Familienschatzes im Schlosspark. Dabei Porzellan und Tafelsilber August des Starken.

Die Russen wussten von den Schätzen der Wettiner und suchten gleich nach Einnahme der Ländereien danach.

Leider hat der Förster 1947 unter Folter und Drohung  das Versteck preisgegeben, weshalb die sowjetischen Truppen in fanden, und als Beute mitnahmen und bis heute nicht zurückgaben.

Schöner Ausblick durch die alten Wachhäuschen, manche sagen auch Gondelhäuschen. Heute kann man sie zeitweise mieten.

Nur drei Kisten mit den Lieblingsstücken Ernst Heinrichs, z.B. Pokale und Kannen wurden laut unserer Schlossführerin, erst direkt vor dem Einmarsch der Roten Armee im Februar 1945 von ihm allein ohne Wissen des Försters abseits im Wald vergraben.

Die wurden im Oktober 1996 von zwei Hobbyschatzsuchern gefunden und nach zwei Tagen Bedenkzeit gemeldet. Der Inhalt der Kisten: Der Mohrenkopf-Pokal des Kunstschmieds Christoph Jamnitzer eine Blütenschale des Dresdener Hofjuweliers Johann Melchior Dinglinger von 1701, eine Schale aus Gold und 130 Teile des königlichen Tafelsilbers.

Weil die private Suche aber nicht erlaubt ist, bekamen die Finder eine Strafe, allerdings später auch eine bis heute nicht genannte Belohnung. Die gefundenen Edelstein- und Goldschmiedearbeiten wurden 1997 erst ausgestellt und dann allerdings wurden ca. 520 Teile 1999 von den Wettinern beim Auktionshaus Sotheby’s  in alle Welt versteigert. Eigentlich schade drum. Liegen doch heute viele Teile bei privaten Sammlern und sind somit der Allgemeinheit entzogen. Da wäre ein Verkauf an Museen schöner gewesen, aber die haben ja zumeist kein Geld um gegen private Investoren zu gewinnen.

Über dem Haupteingang ein verschlungenes und königlich gekröntes Monogramm August des Starken in einer bemalten Kartusche.

Ein ganz kleiner Teil konnte aber im Jahr 2015 für eine hohe fünfstellige Summe aus Privatbesitz zurückgekauft werden. Darunter 15 Teile eines Tafelservice aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts aus vergoldetem Silber. Tabletts, Silberplatten, Gewürzgefäße und ein Wasserkessel. Sie können heute wieder besichtigt werden.

Der Gesamtwert des gesamten Wettiner Schatzes wurde auf  zwölf Millionen Euro geschätzt. Allerdings wurde dann ein Teil der gefundenen Schätze bereits für zwölf Millionen Euro versteigert. Da ist anzunehmen, dass der Gesamtschatz heute ein Vielfaches davon wert wäre.

Das Schloss liegt übrigens auf einer künstlichen Insel des Schlossteiches. Rundherum sind acht Wachhäuschen verteilt, die mittlerweile zum einen an Handwerker vermietet sind, bzw. zum Teil auch von Touristen zu mieten sind.

Das Schloss selber hat 200 Räume in denen nicht nur die kurfürstliche Familie wohnte, sondern auch viele Gäste. Es gab Gäste, die immer mit dem Kurfürsten mitreisten und dann auch auf großzügig viel Platz im Schloss wohnten.

Vom Inneren muss ich Ihnen nun textlich erzählen, weil Fotos im Schloss, außer im Eingangsbereich nicht gestattet waren.

Das Wappen über der Balustrade erkläre ich im rechten Bereich, weil es etwas aufwändiger zu beschreiben ist.

Also machen Sie einmal selber eine Führung mit, wenn Sie in die Nähe kommen, es lohnt sich auf jeden Fall. Aber ein wenig, möchte ich schon schildern:

Im Schloss selber sind viele kostbare Schätze, Lackmöbel, genauso wie Meißner Porzellan, Augsburger Silbermöbel und vor allem gemalte, gepunzte, oder geprägte Ledertapeten zu finden. Vieles musste erst sehr lange restauriert werden, bis es das heutige, oder besser, das damalige Aussehen zurückerhielt.

Wie schon geschrieben, handelt es sich um ein Jagdschloss, d.h. natürlich auch, dass jede Menge Elch-, Rentier- und Hirschgeweihe die Wände zieren, also alles, was der höfischen Jagd entspricht. Ein Bild davon konnte ich mir dann doch nicht verkneifen, das sehen Sie am Ende der Reisebeschreibung. August der Starke war nicht nur leidenschaftlicher Jäger, sondern auch Sammler von Trophäen, so dass er viele der Geweihe auch geschenkt bekam.

Schon von außen sieht man das „Jagdschloss“. Schon recht extravagant diese Geweihe am Haus.

Wenn man sich die besonders anschaut, fällt auf, dass nicht alle Geweihe symmetrisch sind, sondern auch viel Wert auf Geweihe gelegt wurde, die aus dem Rahmen fallen, also eigentlich krüppelig oder verunstaltet waren. Gerade solche Geweihe wurden August dem Starken häufig als Gastgeschenk mitgebracht. Im Monströsensaal befinden sich 39 solche krankhaft veränderte Geweihe. Das ist schon etwas eigenartig. Außerdem hängt dort auch eines der berühmtesten Geweihe aller Zeiten. Der 66-Ender. Allerdings hat man sich dabei hochgezählt und jede kleine Ausbuchtung als Ende genommen.

Nicht auf der Moritzburg aufgenommen, sondern auf unserer Terrasse.

Übrigens:

Die Jagd war eine der beliebtesten Belustigungen des Adels. Hirsche zu erlegen und sich mit Trophäen zu schmücken, war die Krönung. Damit August der Starke auch zum Zuge kam, trickste man. Ein Waldstück wurde mit Seilen eingefasst, über die man große bunte Stofflappen hängte. In dieses Gebiet jagten die Treiber nun den Hirsch, der vor der flatternden „Umzäunung“ scheute und stehen blieb. Sackgasse also.

Waidmannspech, wenn dann aber das, verängstigte Tier denoch durchbrach, also »durch die Lappen ging« und dann nicht mehr zu fangen war.

Tapeten

Die Tapeten an den Wänden vieler Räume sind tatsächlich Ledertapeten, mit denen man ein Lattengerüst im 17. Jahrhundert bespannte. Weil eine Hinterlüftung dadurch gegeben war, hielten sie sich und wellten sich kaum. Im 20. Jahrhundert glaubte man, sie haltbarer zu machen, wenn man sie fettet, außerdem klebte man einige Stücke wieder an.. Das führt aber zu Schäden an Farben und Leder, bzw. durch den Klebstoff zu Käferbefall. Erst jetzt behob eine aufwändige Restaurierung diese Mängel wieder.

Die Muster der Tapeten erfolgte ursprünglich zum Teil durch Punzierung oder Prägung, also wurden mit Punziereisen die tiefliegenden Muster eingeschlagen. Zum Teil wurde das Leder auch aufwändig bemalt.

Monogramm August des Starken geschmiedet an einer Balkonbrüstung

Porzellan

Eine weitere Leidenschaft August des Starken war das Porzellan, oder wie man seinerzeit sagte: „das weiße Gold“. Mittelpunkt ist da der Apotheker und Alchimist Johann Friedrich Böttger, der behauptete, er könne Gold herstellen. Die Herrscher glaubten ihm das sogar und wollten ihn alle engagieren. August der Starke machte das Rennen und brachte in die seine Festung nach Dresden, wo er an einem geheimen Ort Gold herstellen sollte. Leider – es funktionierte nicht. Allerdings stellte er 1708 das erste europäische Hartporzellan her. 1710 wurde die Herstellung dann von August dem Starken auf die Albrechtsburg in Meißen verlegt, wo mehr Platz war. Dort können Sie auch heute noch Meißener Porzellan mit allem was dazu gehört besichtigen.

Moritzburg um 1800

Der Kurfürst hat nun durch den Verkauf des Porzellans auch endlich genug Geld für sein Staatssäckel gehabt. Allerdings ist auch überliefert, dass er sein bester Kunde war. Er sagte von sich selbst, er hätte die „maladie de porcelaine“, die Porzellankrankheit. Eher wohl eine Sucht Schönes für sich behalten zu wollen. Geht mir auch manchmal so.

Noch eine Überlieferung, die zeigt, wie wenig das Leben eines Soldaten damals zählte. Soldaten waren auch Handelsware. Als im Jahr 1717 der Nordische Krieg mit der vernichtenden Niederlage der Schweden gegen Rußland beendet war, wurden in Sachsen weniger Soldaten benötigt. So überquerten in diesem Jahr hunderte Dragoner und 151 Porzellane in einem Tauschhandel die Grenze zwischen Preußen und Sachsen.

Da ist zum einen das chinesische Porzellan, das August der Starke importieren ließ. Auch die Dragonervasen gehören dazu. Die riesengroßen Vasen erhielt der Kurfürst vom preußischen König im Tausch gegen Soldaten, daher wahrscheinlich auch der Name „Dragonervasen“.

Auf der Moritzburg sind einige schöne Vasen und, weil es sich um ein Jagdschloss handelt, Tierfiguren mit Jagdmotiven aus Porzellan zu sehen, der Großteil steht aber wohl im Dresdner Zwinger. Man spricht von insgesamt 20000 Teilen, die die Sammlung umfasst.

Hier konnte ich mir ein Foto nicht verkneifen. Ist das nicht ein toller Speisesaal? Auch in diesem Raum sind wieder Geweihe aufgehangen, 71 Stück sagte die Führerin. Während im Steinsaal auch das Geweih eines Riesenhirsches, mit einem Alter von ca. 10.000 Jahren hängt, das von der Krim kommt und ein Geschenk des Zaren Peter der Große an August den Starken war, sind es im Speisesaal ausschließlich Rothirschgeweihe. Meist zwischen 200 und 400 Jahren alt. Wir sahen auch eine seit 1689 als „Willkomm“-Trinkgefäß benutzte Geweihstange mit kelchförmiger Krone. Es soll ein Heidenspaß gewesen sein, neu angekommene Besucher daraus trinken zu lassen. Das ging nämlich nicht ohne zu sich „zuzusauen“, aber das fanden alle sehr lustig, na ja. Leider konnte ich mehr nicht fotografieren, wollte ich mich doch an die Hausordnung halten.

Mitten im Schloss konnten wir dann von oben in eine Schlosskapelle hineinsehen, die über und über mit Stuck- und Sandsteindekoration verschönt wurde. Wir sahen direkt auf den Altar. Ein Gemälde das „Die Himmelfahrt Mariae“ darstellt war ursprünglich die „Himmelfahrt Christi“, so sagte unsere Fremdenführerin. Doch weil August der Starke zum katholischen Glauben übertrat, um König von Polen werden zu können, musste die Himmelfahrt Christi weichen.

So können Federn aussehen. Im Kassenbereich war ein Raum, wo auch etwas zu den Federn als Dekoration gezeigt wurde. Hier durften wir noch fotografieren, daher kann ich ihnen bildlich zeigen, was mit Federzimmer oder Federtapete gemeint ist. Sehr mühsam, wenn man weiß, dass ein Fasan nur ca. zehn Gramm Federn gibt.

Federzimmer

Wahnsinn war auch das Federzimmer mit dem Bett August. Fast zwei Millionen farbige Fasanenfedern wurden dafür gebraucht. Und es ist das Original Federzimmer von Kurfürst August dem Starken, dass man besichtigen kann. 1723 hatte er es für das Japanische Palais Dresden gekauft und dann wurde es 1830 aufs Schloss Moritzburg gebracht.

Das Bett mit dem Baldachin

Man glaubt erst Seidenstickereien zu sehen. Es sind aber tatsächlich bunte Federn. Sie sind am Himmel und den Gesimsteilen angebracht und sogar als Wandteppiche. Die Quasten, die das Bett zieren bestehen aus 50000 Federn. Im 18. Jahrhundert waren solche Betten mit Federvorhängen ein Muss für jeden Adligen. Der Fürst ließ die Bettvorhänge abtrennen und zu Wandbehängen umarbeiten. Eine Restaurierung war notwendig, weil bereits 1972 das Federzimmer groß Schäden aufwies, es wurde eingelagert.

Diese Kutsche war auch im Eingangsbereich abgestellt. Schon um zu zeigen, dass Adlige Gäste nicht etwa vor dem Gebäude ausstiegen, sondern mit der Kutsche durch das Gebäude fahren konnten, um trocknen Fußes ins Schloss zu kommen.

1984 begann man mit der Restaurierung. Dafür wurden die Federn erst einige Wochen in einer Stickstoffkammer und dann in einem Wasserbad verbringen. Danach wurde sie mit kalter Luft einzeln geföhnt. Es wurden auf diese Weise eine Million Federn 19 Jahre restauriert.

Für die Restaurierung des Federzimmers bekam der Restaurator Hofmann 2004 sogar die Auszeichnung einer Denkmalschutzorganisation, die als „Oscar“ der Restauratoren gilt.

Bei dem Bett wurden die Federn auf dem Webstuhl ins Gewebe einarbeitet.

Bei Tapeten werden z.B. Fasanen-, Pfauen-, Gänse- und Stockentenfedern wie Dachziegel eng übereinander in eine Stoffgewebe gesteckt und von unten am Kiel verleimt. Hinterher sind diese Tapeten, die zum Beispiel im Fasanenschlösschen verwendet wurden, nur schwer zu pflegen. Abwaschen geht wegen des Leimes nicht.

Hofnarr Fröhlich, was hat es mit dem auf sich?

Auf mehreren Bilder im Schloss kann man ihn sehen, was eigentlich sehr ungewöhnlich ist. Denn er gehörte zu den dienstbaren Geistern, die eigentlich mehr im Hintergrund agierten und schon gar nicht im Mittelpunkt standen. Trotzdem ist er z. B. um 1730 auf einer Ledertapete verewigt. Weil jedes Amt seinen Namen haben muss, war er der Königlich-Kurfürstliche Hoftaschenspieler.

Das Bild von Canaletto (1721/22-1780) nennt sich: „Der Kastrat Niccolo Pozzi, der Leibarzt Philippo Violante und der Hofnarr Joseph Fröhlich“. Der Hofnarr ist ganz rechts zu sehen.

Außerdem wurde er von Canaletto gemalt (1747), von Carl August Lücke d.J. in Elfenbein (steht im grünen Gewölbe, der staatlichen Kunstsammlung in Dresden) geschnitzt und von Gottlieb Kirchner aus Meissner Porzellan modelliert (1730). Er soll öfter dargestellt worden sein als August der Starke. Die Hofgesellschaft liebte ihn, unterhielt er sie doch mit Zauberkunststücken, Spottgedichten und vielen Späßen. Außerdem war Joseph Fröhlich seit 1727 am Hofe, wohl der Einzige, der August den Starken duzen durfte. Er war zu einer Zeit der Hofnarr, als August der Starke wohl schon sehr krank war und einfach eine Aufmunterung brauchte. Wie uns unsere Fremdenführerin sagte, soll der Kurfürst 1730 beim Zeithainer Lager sogar einen Taler herausgegeben haben, auf dem das Motto von Hofnarr Fröhlich geprägt war:

„Immer fröhlich, niemals traurig“.

Nachdem August der Starke im Februar 1733 starb, durfte Fröhlich auch unter Friedrich August II. seinen Posten und das Gehalt behalten, obwohl er wohl nicht mehr soviel Freiheiten hatte. Später, 1754, erhielt er auf Lebenszeit sogar eine königliche Hofmühle in der Nähe von Warschau. Er blieb aber dennoch in Dresden.Gelebt hat er von 1694-1757.

Park und Umgebung

Nachdem das Schloss vollendet war, wurde der Schlossteich um 1730 angelegt. Größe ca. 980 Meter in der Breite und 340 Meter in Nord-Süd-Richtung.

Die Parkanlage rund um das Schloss wurden nach Plänen eines Matthäus Daniel Pöppelmann angelegt. Das soll ab 1730 gewesen sein, nach 1731 war auch ein Johann Christoph Knöffel beteiligt, weil Pöppelmann aus gesundheitlichen Gründen 1734 aufgab. Einige Arbeiten waren somit erst 1736 unter dem nächsten Kurfürsten vollendet.

Wenn man sehr gute Augen hat, kann man in der Lücke das Fasanenschlösschen sehen. Unter August dem Starken wurden im See Seeschlachten so eindrucksvoll wie möglich durchgeführt. Eine zweimastige Fregatte der kurfürstlichen Gesellschaft und die Mole wurden dabei mit kleinen Kanonen versehen. Der Abschuss von Feuerwerk war für die adligen Gäste immer wieder etwas Besonderes.

Auf Sandsteinsockeln an der Auffahrt sind zwei Piqueure dargestellt mit Parforcehörnern und Jagdhunden. Diese stammt von Wolf Ernst Brohn aus dem Jahr 1660. Ein Pikör (franz. Piqueur) ist bei Reitjagden und Parforcejagden ein Meutenführer. Er begleitet die Hundemeute.

Man kann vom Schloss nun auch an den Kavaliershäusern Richtung Fasanenschlösschen gehen, dafür fehlt uns aber ein wenig die Zeit, es dauert 40 Minuten um nur dorthin zu kommen. Jetzt weiß ich auch, warum am Parkplatz Pferdekutschen stehen, wahrscheinlich bringen die Besucher gern dorthin. Ein Tipp fürs nächste Mal. Das Fasanenschlösschen wurde aber erst von einem Urenkel August des Starken einem Friedrich August gebaut. Man sehnte sich zu der Zeit nach kleinen Repräsentationsbauten, statt riesiger Gemächer. Dennoch ist es nicht klein, sondern hat 11 Zimmer, die auch nicht gerade einfach eingerichtet sein sollen. Es war als Rückzugsort geplant und ist im Rokokostil erbaut. Eine Freitreppe führt dann zum Teich und einem Leuchtturm. Das werden wir uns nächstes Mal noch anschauen, das geht aber nur in einer Führung.

Märchenschloss??

Ach noch eine Erklärung zur Überschrift dieser Beschreibung. „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ ist zwar ein tschechischer Film, und wurde 1973 auch im böhmischen Wald gedreht. Doch die Außenaufnahmen vom Schloss sind auf Moritzburg gedreht. Ich habe dann innen krampfhaft versucht, ob man Teile der Filmansichten, (den hat meine Frau bestimmt 20 Mal gesehen) dort im Ballsaal wiederfindet. Das war aber nicht möglich, irgendwie passte das alles nicht. Später las ich dann, dass auch die Innenansichten mit den Ballszenen nicht auf Moritzburg gedreht wurden, sondern nur Szenen wie z.B. die, wo sie auf der Treppe den Schuh verlor. Und was soll ich sagen, die Treppe ist wirklich gefährlich, auch meine Frau stolperte und verlor ihren Schuh. Wie gut, dass kein Pferd zum Wegreiten da war und der „Prinz“ neben ihr Stand. Das wär eine Sucherei geworden.

Doch Spaß beiseite. Schloss Moritzburg war schon die Fahrt wert, können wir nur empfehlen. Von Dresden und auch von Leipzig ist das ein Katzensprung.

Stollenrekord von August dem Starken

Da lese ich doch gerade noch eine recht unglaubliche Geschichte. Dresden ist ja wohl die Stollenstadt Deutschlands. 1427 wurde er dort erfunden, zuerst noch ein Backwerk aus Mehl, Hefe, Öl und Wasser, weil die Kirche Butter, süße Beigaben, also Rosinen, Zitronat, Orangeat und auch Mandeln in der Fastenzeit, also beim Adventsfasten, verbot. 1450 bat man den damaligen Papst Nikolaus V. um Aufhebung der Backvorschrift. Der Vatikan entschied aber erst 6 Päpste weiter zugunsten der Dresdner, nämlich 1491. Allerdings auch da nur nach Zahlung eines „Bußgeldes als Spende“. Na ja, ein Schelm, wer da Böses denkt. Sie fragen, was das mit August dem Starken zu tun hat. Gemach, Gemach!

Wenn man die damaligen Rezepte liest, dann weiß man sofort, dass er eine Fastenspeise war und geschmacklich, wie optisch, sicherlich nichts mit dieser kostenlosen, Aufnahme von „Pixabay“ gemein hat.

Im Mai/Juni des Jahres 1730 wollte August der Starke halt wieder einen Rekord aufstellen und alles Dagewesene übertreffen. Anlässlich eines Lustlagers bei Zeithain, in der Nähe von Riesa im Landkreis Meißen, stellte August nicht nur seine grandiose Truppe zur Schau, sondern auch königliche Pracht. Und dazu passte nun mal ein Backwerk, dass von Bäckermeister Johann Andreas Zacharias, seinen 60 Backknechten und 40 Helfern in einer Woche Arbeit geschaffen wurde. Auch wenn das nicht im Dezember, sondern im Sommer geschah.

Ein 1,8 Tonnen schwerer, wahrhaft riesiger Stollen mit 24000 Portionen für 20000 geladene Gäste musste es sein. Gebacken hatte man aber damals mit anderen Zutaten. Man nahm 3000 Eier, 326 Kannen Milch und 20 Zentner Weizenmehl. Gebacken wurde er in einem vom Hofbaumeister Pöppelmann errichteten überdimensionalen Stollenofen und um das Ganze auf die Spitze zu treiben, wurden acht Pferde angespannt und der dampfende Stollen durch die Stadt an den Tisch des Königs gebracht.

Wir man so einen Stollen schneidet? Nein nicht mit Kettensäge, sondern mit einem 1,60 m langen Stollenmesser. So ein Messer, das auch mehr als 10 Kilogramm wiegt, benutzt man noch heute beim alljährlich im Dezember am 2. Advent stattfindenden Dresdner Stollenfest.

 

Eines möchte ich aber hier unten versteckt auch noch mitteilen. Man glaubt ja immer, früher war alles besser, seriöser und sittsamer. Dem ist ganz und gar nicht so.

Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth. Die Prinzessin stammte aus einer Seitenlinie der Hohenzollern. August der Starke und sie waren Cousin und Cousine 2. Grades. Man wünschte durch die Hochzeit eine Stärkung der Position Sachsens und wollte die Bande zwischen den Wettinern und Hohenzollern festigen. Der Brautvater, der regierende Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, zögerte eine Antwort hinaus, weil er und insbesondere die Mutter der Prinzessin, Sophie Luise von Württemberg, Vorbehalte gegen Friedrich August hatten. Mit dem fragwürdigen Ruf eines flatterhaften Lebemanns war er kein allzu würdiger Bewerber. Seine vier Briefe blieben unbeantwortet. Erst als die Verhandlungen der Eltern mit zwei für sie attraktiveren Kandidaten scheiterten, hatte der Wettiner eine Chance. Der Wunsch nach einer standesgemäßen Versorgung der inzwischen 21-jährigen Tochter – im für damalige Vorstellungen fortgeschrittenen Alter – gewann die Oberhand: Am 27. November 1692 erklärte Markgraf Christian Ernst schließlich sein Einverständnis zum Ehebündnis.

August der Starke hatte wohl auch einen Schlag bei Frauen. Verheiratet war er seit 1693 mit Christiane Eberhardine, mit der er auch einen Sohn hatte. Dennoch war es wohl üblich Mätressen zu haben und das auch nicht geheim zu halten. Bereits kurz nach der Hochzeit hatte er die erste Geliebte. Insgesamt wurden es über die Jahre dann insgesamt 11, mit denen er sogar neun uneheliche Kinder hatte. Und einige der Frauen waren ebenfalls verheiratet.

Unsere Führerin erzählte, dass über Anna Constantia von Brockdorff (1680-1765), das war ein altes Adelsgeschlecht, oder kurz Reichsgräfin Cosel, die 3 Kinder mit ihm hatte, am meisten bekannt wurde. Sie hatte das Amt einer offiziellen Maitresse en titre inne. Ja, so etwas gab es anscheinend, ein Titel fürs Fremdgehen. Kennengelernt, bzw. gleich bewundert wurde sie von August dem Starken, weil er zufällig vorbeikam, als die Residenz des Finanzministers Magnus von Hoym in Dresden abbrannte. Der war der Mann von Anna Constantia. Sie koordinierte die Löscharbeiten derartig souverän, dass August sich sofort in sie verliebte.

Auf jeden Fall lebte Anna Constantia, die spätere Gräfin Kosel, nach ihrer Scheidung vom Finanzminister, ab Mitte 1705 in Dresden in einem Haus auf dem Taschenberg, direkt neben dem Schloss, später direkt mit im Schloss.

Sie nötigte August den Starken sogar dazu, einen Ehekontrakt aufzusetzen. Im Dezember 1705 schwor August ihr ewige Treue und übergab Anna Constantia ein schriftliches Eheversprechen, welches sie im Falle des Todes der Kurfürstin als seine „Frau zur Linken“, also zu seiner morganatischen Ehefrau (von niedrigerem gesellschaftlichen Stand) erklärte und eventuelle Kinder damit legitimierte.

Sie wollte wahrscheinlich nicht als Mätresse Karriere machen, ohne die Aussicht auf die Ehre einer Ehefrau zu haben. In diesem Dokument wurde auch ihre Versorgung geregelt, so sollte sie 100.000 Taler jährlich als Pension, mehr als das Gehalt eines Ministers und das Rittergut Pillnitz erhalten. Sie fühlte sich als Kurfürstin und Königin. Ihr Anspruch, Auftreten und ihre weitreichende Einflussnahme sprengte den gesellschaftlichen Rahmen.

Im Februar 1706 wurde Anna Constantia auf Bitten Augusts vom Kaiser zur Reichsgräfin von Cosel ernannt. Weil sie sich zu sehr in Politik und seine Amtsgeschäfte einmischte, bzw. ihm die Königswürde Polens ausreden wollte und sowieso von den Ministern nicht gemocht wurde, musste sie 1714 das Taschenbergpalais in Dresden räumen und wurde auf das Rittergut Pillnitz verbannt.

August hatte zu der Zeit bereits eine neue Mätresse Maria Magdalena von Dönhoff. Politsch war das wichtig, konnte der sächsische Kurfürst und König von Polen damit doch Verbundenheit mit Polen demonstrieren. Alles also auch immer Staatsraison.

Später, am 24.12.1716 im Alter von 36 Jahren, stellte der König Reichsgräfin Kosel auf der Burg Stolpen unter Arrest, wo sie die restlichen 49 Jahre bis zu ihrem Tod im Jahre 1765 lebte und auch danach dort blieb, nämlich in einer Grabstätte in der Burgkapelle.

Übrigens musste die Reichsgräfin nach ihrer Verbannung ihr Vermögen offenlegen. Sie hatte 828.582 Taler, was nach heutigem Maßstab ein mehrfacher Millionenbetrag wäre. Und das obwohl sie einst mittellos nach Dresden kam. Zum Vergleich: Der Festungskommandant der Burg Stolpen, in der sie den Rest ihres lebens verbrachte erhielt im Monat 40 Taler.

Eines noch:

August der Starke kümmerte sich übrigens sehr auch um seine unehelichen Kinder. Von einigen hatte er im Schloss sogar Bilder hängen. Man ging also zu der Zeit unheimlich offen damit um. Geheiratet wurde aus Staatsraison, oder um Gebiete zusammenzulegen, man scheute aber nicht davor zurück, die Gattin dann mit Geliebten zu brüskieren. Tja?

Und jetzt wollen Sie von mir wissen, wie die Gräfin Kosel aussah und ob sie schön war?
Na schauen Sie selbst.

Porträt Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel (Erste Hälfte des 18. Jhd.)