April bis November 2017
Felice Varini -Vier Blaue Kreise-
2017 verblüffte die Osnabrücker ein Kunstobjekt auf dem Markt, das zuerst Rätsel aufgab. Was sollten diese Klebestreifen an den Häuser- und Kirchenwänden?
Der Künstler der „Vier blauen Kreise“ heißt Felice Varini und ist Schweizer. Auf dem Bild oben sehen Sie, dass man den Eindruck hat, als wehen blaue Bänder ohne besonderen Sinn in der Gegend herum.
Dennoch konnte man einen Punkt finden, an dem sein Werk einen Sinn ergab. Der Standort, an dem alle 4 Kreise zu sehen sind, war neben dem Löwenpudel. Die Kreise sollten Bindeglieder der Reformation sein, gemeinschaftliches Zusammenwirken, Zeichen des Respekts, der Toleranz und Akzeptanz. Schließlich war 2017 auch Reformationsjubiläum.
Am Rande erwähnt: Beklebt sind sowohl Gebäude des Osnabrücker Bistums wie auch der Evangelischen Stiftung, die über die Jahrhunderte oft genug nicht gut miteinander konnten. Symbolisch könnte man sagen, dass beide Konfessionen während des Refomationsjubiläums ein starkes -blaues- Band einte.
Wenn das nicht gelebte Ökumene war. Nach nächtlicher Projektion brachte man mit Hebebühnen die Klebestreifen an. Ein Teil der Folien wurde dann im November entfernt, ein anderer Teil braucht aber zur Entfernung ein wenig Wärme und muss deshalb den Winter über aushalten.
Zwei weitere Installationen oder wie der Künstler es nennt „Interventionen“ fanden zeitgleich in der Kunsthalle Dominikanerkirche statt. Wir wollten uns das immer ansehen, aber wie das so ist, man schiebt es immer wieder auf. Der Zufall kam dann in Folge eines E-Mails der Direktorin der Kunsthalle Frau Dr. Julia Draganovic, die auf unserer Seite den Bericht zu den „Vier blauen Kreisen“ gelesen hatte und uns anbot, uns durch die Installationen von Felice Varini in der Kunsthalle zu führen. kommt mein Bericht zwar kurz vor Ende des Projekts, aber ich möchte Ihnen die Bilder nicht vorenthalten.
April bis 21. Januar 2018
Felice Varini –Trapeze, Dreiecke und Bögen–
Man sieht das Ergebnis, findet es schön, aber sieht halt nicht die Arbeit und die Erfahrung, die so etwas bis zur Fertigstellung braucht.
Genauso ist es auch bei den Installationen von Herrn Varini. Frau Dr. Draganovic erklärte uns in der Kunsthalle, mit wie vielen Schwierigkeiten so ein Künstler erst einmal kämpfen muss, damit man sieht, was man sieht. Da werden nicht einfach ein paar Bänder geklebt und fertig ist die Installation.
Klar am Anfang ist die Idee, dann braucht es leistungsstarke Projektoren. Die müssen aber alt sein, weil digitale Technik natürlich pixelig wird und auf die Entfernung kein gerader Strich zu sehen ist.
Dann wird vor das Licht eine Glasscheibe gesteckt, auf die das Muster aufgetragen ist. Alles ist hell, nur das Muster wirft Schatten. Mit ganz feinen Bleistiften werden auf den Wänden fast unsichtbar die Schatten nachskizziert. Ach ich vergaß, sowohl in der Dominikanerkirche, als auch an der Marienkirche ist auf Denkmalschutz zu achten. Also, muss schon Monate vorher eine Probe gemacht werden, ob denn die Folien keinen Schaden hervorrufen und auch wieder abziehbar sind.
Und das Denkmalsamt muss von der Kunst überzeugt werden. Vor allem, weil die Folien ja lange kleben und auch Witterungen, Kälte und Hitze ausgesetzt sind. Also, wir sind bei mit den Bleistiften fertig. Nun werden am nächsten Tag die Teilstücke des Aluminiumklebebandes in der Kunsthalle zugeschnitten und von Hand leuchtend bemalt. Allein die Frage, welches Material für seine Kunstwerke richtig ist, hat Jahre gedauert. Und dann? Sind Sie schwindelfrei? Nein? Pech gehabt, das muss man schon sein, um die Teilstücke vom Hubwagen aus zu kleben. Und? Glauben Sie immer noch so eine Installation sei einfach?
Wenn Sie schon einmal ein Schloss besichtigt haben, dann kennen Sie sicherlich die Deckenmalereien, wo die Hauptperson Sie direkt von der Decke aus ansieht und immer wieder wird bei Führungen darauf hingewiesen, dass Sie egal, wohin Sie sich stellen, der Blick Ihnen folgt.
Das ist schon faszinierend, genauso faszinierend wie wir zum Beispiel in den Vatikanischen Museen Deckenmalereien sahen, die absolut dreidimensional wirken, aber eigentlich total flach sind und Ihre scheinbaren Erhebungen nur durch die Malkunst des Künstlers erhielten.
Hier sind die Installationen von Varini das völlige Gegenteil.
Es gibt einen ganz bestimmten Punkt, von dem aus die geometrischen Formen perfekt wirken. Und genau von diesem Punkt aus ist man der Meinung absolute Zweidimensionalität zu sehen. Der Genuss der Formen und ihrer Entwicklung zur Perfektion wird noch verstärkt, weil das Kunstmuseum darauf verzichtet hat, einen genauen Standpunkt zu kennzeichnen. Somit kann jeder sich eigene Orte suchen, von denen aus er das Kunstwerk auf sich wirken lässt.
Für uns war es ein sehr anregender Nachmittag. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit ohne weitere Besucher mit fachkundiger Führung, bei einer Tasse Kaffee eine Ausstellung in einer Kunsthalle anzusehen. Von dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an Frau Dr. Julia Draganovic und Frau Haunhorst, für den netten E-Mail Kontakt.