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Sehenswürdigkeiten Teil 2 Hasebrücke bis Dom

Im 1. Teil sahen Sie die Sehenswürdigkeiten vom Heger Tor bis zur Vitischanze. Dieser 2. Teil fängt nun bei der Hasetor- oder Angersbrücke an und führt über den Herrenteichswall und die Herz-Jesu-Kirche bis zum Dom. Also dann Los!

Wenn man auf der „Hohen Brücke“ steht und Richtung Pernikelmühle schaut, kann man die „Angersbrücke“, sehen, die 1914 erbaut als Hasestraße, weiterläuft. Auch diese hat ihren Namen seit 1967 aufgrund der Städtefreundschaft. Hier stand einst das Stadttor “Hasetor”.

Blick auf die Angersbrücke

Schon vor über 1000 Jahren gab es in dem schmalen Flusstal zwischen Westerberg und Gertrudenberg den ersten Übergang über die Hase, eine Voraussetzung dafür, dass sich hier zwei wichtige Handelswege kreuzten.

Bevor wir weiter zur Pernickelmühle gehen, eine kurzer Abstecher zum Vitihof. Früher war hier eine Ecke, wo viele Handwerker ansässig waren.

Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Obwohl eigentlich direkt an der Bierstraße gelegen hat man hier eine Art idyllische Ecke. Der Name kommt wahrscheinlich vom heiligen Vitus, der ca. 304 nach Christus aufgrund seines Glaubens in Italien in einem Kessel siedenden Öls hingerichtet wurde. Er gilt in der katholischen Kirche als Märtyrer und wird verehrt.

Die Corveyer St. Viti Bruderschaft, also die des heiligen Vitus, war mit dem Bischofs Markwart (Amtszeit 1088–1093) aus Corvey nach Osnabrück gekommen. Um 1100 errichtete sie am Haseufer die Viti-Kapelle und später daneben ein Hospital. 1177 von Bischof Arnold bestätigt, gilt es als das älteste Krankenhaus Osnabrücks überhaupt. Später entstanden neue und größere Siechenhäuser in der Stadt, man brauchte das Spital am Vitihof nicht mehr und ließ es verfallen. Auch die Kapelle soll Mitte des 16. Jahrhunderts stark verfallen gewesen sein, so dass man sich Gedanken über eine Neuorganisation machte. 1566 also während der Reformation trat eine Bruderschaft aus Katholiken und Protestanten zusammen und legte eine neue Satzung fest, nach der die alte Kapelle in ein Armenhaus umgewandelt wurde, das bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, zuletzt in städtischer Verwaltung, bestand. Um 1900 standen die Armenhäuser noch, und zwar etwas weiter, an der Stelle, wo sich die Einfahrt zur Parkgarage Vitihof befindet.

An die Wäscherinnen erinnert heute noch der vom Osnabrücker Künstler Hans-Gerd Ruwe (1926– 1995) geschaffene Brunnen aus Bronze. Er steht dort, wo an der nahen Hase die Wäscherinnen ihrem Geschäft nachgingen.

Neben und nach den armen Leuten ließen sich Wäscherinnen, Gerber und andere Handwerker dort nieder. Heute ist noch die Geschichte vom klugen Pferd „Ella“ bekannt, das nicht eher einen Schritt machte, bevor es am Küchenfenster des Hauses Vitihof 12 einen Kanten Brot bekam.

Früher waren dort das Feinkostgeschäft Tackenberg, die Konditorei Holthaus oder Schmuck Entrup, die Gaststätte Vitihof, das Farbenhaus Kramer, die Münzenhandlung Rose, der Sanitärhandel von Walter Hurrelbrink, die Eisenhandlung Frye & Schröder. Die Puppenklinik Hunecke gibt es heute noch am Vitihof.

Wenn man den Pumpenschwengel betätigt, wird mitten auf dem Platz gewaschen. Allerdings die Söhne der „starken“ Wäscherin, die sich mit Händen und Füßen gegen das Wasser wehren. Dem Ersten nützt es nichts, die Mutter hält ihn mitten unter den Schwall, während der andere wohl zu fliehen versuchte, aber nun zwischen stämmigen Beinen eingeklemmt ist und, so ist zu vermuten, als Nächster drankommt. Übrigens eine Übersicht über weitere Brunnen in Osnabrück finden Sie hier.

Nun aber zurück zur Angersbrücke, wenn man die quert kommt man zur

Pernickelmühle bzw. dem Pernickelturm

Entlang des Herrenteichswalls fließt die Hase schnurgerade auf die Pernickelmühle zu.

Die Pernickelmühle ist der Ersatz einer wesentlich älteren Mühle, der sogenannten Bischofsmühle, die wahrscheinlich aus dem frühen 13. Jahrhundert (1240 n. Chr.) stammte.

Hier sieht die Hase auch heute noch ziemlich wild aus

Sie lag zunächst nicht an der Hase, sondern am Hellingsbach, der heute verschwunden ist. Sie war Jahrhunderte lang in wechselndem privaten Besitz und kam 1889 in städtisches Eigentum. Glück für die Familie, die da verkaufte. Im extrem kalten Winter 1890/91 zerstörte Eisgang das Wehr und spülte Teile der Mühle einfach weg.

Danach wurden auch die vorgelagerten Eisbrecher aus massiven Eichenbalken installiert, um so etwas für die Zukunft auszuschließen.

Der Pernickelturm ist kleiner als die 3 bisher beschriebenen Türme – Bocksturm, der Bürgergehorsam, der Barenturm – aber trotzdem für die Stadtbefestigung sehr wichtig, was man auch an ein paar noch erhaltenen Schießscharten erkennt.

Die ehemalige Pernickelmühle am Hasewehr wird heute von der kath. Kirche genutzt.

Der Pernickelturm schützte im Mittelalter die eigentlich auf einer Insel in der Hase befindliche Mühle und das vorgelagerte Mühlenstauwehr.

Im 19. Jahrhundert wurde er umgebaut, so dass er als Wohnraum genutzt werden konnte.

Zum Namen der Pernickelmühle gibt es mehrere Geschichten.

Zum einen könnte er von einer Weidefläche am Erich-Maria-Remarque-Platz stammen, der Parnekel genannt wurde.

Die fast einen Meter dicken Grundmauern der Pernickelturms sind fast 800 Jahre alt und bestehen aus allem, was man am Piesberg, am Gertrudenberg oder überall anders finden konnte.

Zum anderen ist aber die Story schöner, dass 1450 im Pernickelturm ein Backofen war und während einer langen Hungersnot der Bischof befohlen hat, aus Roggenschrot günstiges Brot herzustellen. Einer der Bäcker soll Nikolaus Pumper geheißen haben.

Man habe also dann das Brot Pumpernickel und die Mühle Pernickelmühle genannt.

Also wer hat’s erfunden, die Osnabrücker. Wenn Sie mir erlauben einmal abzuschweifen, dann gibt es für das Brot Pumpernickel noch drei andere Erklärungen. Einmal soll das Brot aus der Pernickelmühle „bonum panicum“, also gutes Brot geheißen haben und dann zum Namen Pumpernickel umgewandelt worden sein.

Ein anderes Mal  spricht man von schwerverdaulichem Brot, und „pumpern“ ist mittelhochdeutsch für „pupsen“. Und eine letzte Überlieferung meint, das Brot sei so schlecht gewesen, dass es nur das Pferd Napoleons gefressen hat.

Die Hase vor dem Wehr

Das hieß Nickel, nach seiner weißgrauen Farbe. Wenn dann „gerade gut für Nickel“ ins Französische übersetzt, kommt man zu „bon pour Nickel“, also zu Pumpernickel. Hoffentlich hat es wenigstens dem Nickel geschmeckt.

Doch nun weiter auf dem Rundgang und was liegt da näher, als an der Hase entlang zu wandeln. Hier sind wir dann am

Herrenteichswall

1854 wurde der Wall um zwei Meter abgetragen und 1855 eine lange Allee aus Winterlinden gepflanzt, die man heute noch zwischen Haarmannsbrunnen und Pernickelturm ansehen kann.

Der Herrenteichswall war Bestandteil der Befestigungsanlage, um Schutz vor feindlichen Truppen aus Richtung Gertrudenberg zu geben.

Der Name Herrenteichswall hat mit der Fastenzeit zu tun. Es durfte kein Fleisch, wohl aber Fisch gegessen werden. Da es aber in Osnabrück kaum Fisch gab, legten die Domherren eigene Teiche an, die innerhalb der Befestigung lagen. Der Wall schütze sie und bekam daher seinen Namen „Herren-Teichs-Wall“.

2007 sanierte die Stadt die gesamte Anlage und bepflanzte Teile an der Hase neu. Flanieren Sie also einfach mal über den Herrenteichswall in Richtung Haarmannsbrunnen.

Bevor man zum Haarmannsbrunnen kommt, hat man auf der rechten Seite erst den Hellingsturm und dann linker Hand die Herz-Jesu-Kirche.

Hellingsturm

Er wurde zusammen mit einem zweiten nicht mehr vollständig erhaltenen Turm und der Hellingsmauer zwischen 1180 und 1250 gebaut und liegt an den Domgärten.

Das ist „nur“ der Turm in der Hellingsmauer. Die Rundform sollte anders als die in den Jahrhunderten vorher gebauten eckigen Türmen die Aufprallwucht der Geschosse vermindern.

Er hat einen Durchmesser von ca. 6,80 Meter und dürfte ursprünglich 20 Meter hoch gewesen sein, heute sind nur noch die unteren 6 Meter zu sehen. Die winzigen Schießscharten zeigen, dass beim Bau Kanonen noch nicht die Rolle spielten. Er diente aber nicht nur der Verteidigung, sondern war auch eine wichtige Landmarke. Er war die Grenze zwischen dem Besitz des Domkapitels und bischöflichen Grundstücken.

Nach dem späteren Bau des Herrenteichswalls im 16. Jahrhundert erfüllte der Hellingsturm keinen Zweck mehr, weil die Stadt dadurch doppelt geschützt war. Er verfiel zunehmend. Im Jahr 1755 wird noch ein Pulvermagazin „in zwei Türmen in der Nähe von Dom und Jesuitenkolleg“ genannt. Das dürften wohl die beiden Türme gewesen sein.

Der Hellingsturm wurde durch Umbauten wie Zinnen und Spitzbogenfenster im 18. und 19. Jahrhundert stark verändert. Lange konnte man den Turm kaum sehen, weil die Sporthalle des Carolinums im Wege stand.

Von Kaiser Karl dem Großen im Jahre 804 gegründet, gilt das Gymnasium Carolinum als wohl älteste Schule

Erst nach dem Abriss ist seit 2012 der Blick frei. Leider dürfte eine Besichtigung nicht möglich sein, weil man dazu durch den Garten des Bischofs müsste, der auch vor einigen Jahren die Restaurierung der Wehranlage bezahlt hat.

Das ist der Hellingsturm, dahinter die neue Turnhalle des Carolinums

Hier sieht man schon mal den Dom von hinten

Denn er steht tatsächlich zur Hälfte im Pfarrgarten und zur anderen Hälfte auf dem Schulhof des Carolinums.

Im Mai 2016 wurde die neuerliche Sanierung, die 70000 Euro kostete und von mehreren Stiftungen bezahlt wurde, abgeschlossen. Weil aber eine Innensanierung nicht bezahlbar war, kann man den Turm auch jetzt nicht besichtigen. Vielleicht gibt es in der Zukunft ja eine Möglichkeit daran zu arbeiten.

Wie gesagt, sieht man dann linker Hand die

Herz-Jesu-Kirche

Die Herz-Jesu-Kirche war der erste Neubau einer römisch-katholischen Kirche nach der Reformation.

Der Osnabrücker Dom brauchte am Ende des 19. Jahrhunderts dringend eine Entlastung. Sie sollte zusätzlich auch als Garnisonskirche, also für das am Ort stationierte Militär dienen. Dafür stellte die Domschule Osnabrücks 1891 ein Grundstück am Herrenteichswall zur Verfügung. Einige Jahre wurde geplant und dann eine dreischiffige Kirche im Stil der Neugotik entworfen, die dann 1898 bis 1901 aus Ibbenbürener Sandstein gebaut wurde. Weitere Bilder und Informationen zur Herz-Jesu-Kirche bekommen Sie hier.

Links neben der Herz-Jesu-Kirche ist die

Domschule

Domschule Osnabrück, erbaut 1891 als Volksschule Domschule des Bischofs. heute wird die katholische Schule als Haupt- und Realschule betrieben.

Sie wurde im Jahr 1891 als Volksschule gegründet und ist heute Oberschule unter der freien Trägerschaft des Bistums Osnabrück. 1908 wurde eine Knabenbürgerschule als Mittelschule eröffnet, 1918 auch eine Mädchenbürgerschule.

Getragen von Steinpelikanen, prangt dieser Schriftzug auf dem Schulgebäude

1939 wurden beide Schulen in Gemeinschaftsrealschulen umgewandelt.

Dieses Bad ist schon lange Geschichte. Es gibt nur noch den Schriftzug am der heutigen Domschule.

 

Ein kleines Stück weiter, am Ende des Herrenteichswalls kommen wir zum

Haarmannsbrunnen

Der Brunnen ist dem Bergmannsberuf gewidmet und wurde von August Haarmann (1840-1913) gestiftet, der Stahlwerksdirektor und Senator war.

Er wurde 1909 errichtet und am 1. Mai 1909 kam dann der neu gestaltete Aufgang zum Herrenteichswall dazu. Häufig wird angeführt, dass er in Beziehung zu einem Bergwerksunglück am Piesberg im Jahre 1893 steht, das ist aber wohl nicht der Fall. Er soll einfach einen kraftvollen Arbeiter darstellen, der mühsam eine Quelle gebohrt hat und sich seines Erfolges freut. Eine andere Deutung besagt, dass ein Bergmann versehentlich eine Wasserader getroffen hat, was immer Gefahr für Leib und Leben bedeutete. Die Wand ist aus karbonischem Sandstein dem „Piesberger Durilitstein“ nachgebildet. Der stammt aus dem Piesberg und wurde wahrscheinlich vom Georgs-Marien-Bergwerks-und Hüttenverein geliefert, der 1885 mit dem Stahlwerk Osnabrück fusionierte und dessen Direktor August Haarmann seit 1872 war. Er wollte auf jeden Fall durch diesen Abschluss des Herrenteichswall verhindern, dass noch mehr von der alten Stadtbefestigung abgetragen wird. Obwohl der Nationalsozialismus den Haarmannsbrunnen als bedeutende Sehenswürdigkeit ansah, wurde der Bergmann demontiert und zur Metallsammlung gegeben. Die Figur wurde dann durch Zufall nicht eingeschmolzen und 1949 in einer Metallschmelze bei Brilon gefunden und wieder installiert. Die Anlage selber ist in den Jahren sehr anfällig für Schäden gewesen und musste häufig restauriert, renoviert und repariert werden.

Das Denkmal ist das Werk von Adolf Graef (1862-1941)

Wenn man jetzt in Richtung Hase weitergeht, sieht man auf dem Grundstück von L&T den

Kümpersturm bzw. Hexenturm

Leider sind nur zwei „mickrige“ Bilder geblieben. 2017 wurde dieser recht neue Turm, der an den Kümpers- bzw. Hexenturm erinnern sollte, abgerissen.

Der Kümpersturm war im Mittelalter ein Schuldnerturm, also ein Gefängnis für Bürger, die säumig waren und ihren Zahlungen nicht nachkamen. Später bei den Hexenverfolgungen mussten dann die angeklagten Frauen am Wehr der Herrenteichsmühle die „Wasserprobe“ über sich ergehen lassen. Was das war? Hier ist die mit kaltem Wasser gemeint, die vermutlich von Papst Eugen II (824-827) eingeführt wurde.

Man fesselte eine Angeklagte über Kreuz mit einem Seil. Mit dem Daumen der linken Hand an den Zeh des rechten Fußes und umgekehrt. Dann wurde sie ins Wasser geworfen. Schwamm sie oben, ging man davon aus, dass „sie vom Guten befreit“ und daher so leicht war, ergo eine Hexe. Der Henker konnte das oben oder unten schwimmen aber mit einem Seil beeinflußen, ganz wie er wollte. Sie wurde dann verbrannt. Ging sie unter war sie zwar tot, aber wahrscheinlich unschuldig. Im Grunde war das Ergebnis so ziemlich dasselbe, nämlich der Tod. Der wurde im Fall der Unschuldigkeit halt als Verfahrensfehler deklariert. 1215 wurde den katholischen Geistlichen die Mitwirkung beim Hexenbad verboten. Doch dennoch wurde diese Art von Gottesurteilen so noch bis ins 17. Jahrhundert gehandhabt. Gerhard Grave (1596-1658), ein evangelischer Pfarrer von St. Marien wurde sogar 1628 aus der Stadt vertrieben, weil er gegen die vom evangelischen Stadtrat durchgeführten Prozesse demonstrierte.

In Osnabrück waren die Hexenverfolgungen zwischen 1561 und 1639 sehr weit verbreitet. Hauptsächlich drängte der Bürgermeister Hammacher (1565-1588 – 163 hingerichtete angebliche Hexen) und  Dr. Peltzer (1636-1639 – 40 hingerichtete Hexen) auf die Durchführung der Hexenuntersuchungen. Bürgermeister Peltzer wurde erst 1651 verhaftet und wegen der Hexenprozesse angeklagt. Er starb nach 18 Jahren geistig verwirrt im Gefängnis.

Der Grund für die Hexenverfolgungen war, die guten Bürger und frommen Christen vor bösen Zauberinnen zu schützen. Selbst die Pest im Jahr 1575, bzw. die Pockenepidemie 1579 lastete man unter Bürgermeister Hammacher Hexen an. Für all diese Gründe wurden zwischen 1550 und 1650 ca. 270 Frauen und 2 Männer der Kraft des Feuers übergeben. Eine Enthauptung, als besondere Gnade war nur möglich, wenn Verwandte des Opfers die teuer erkauften.

Fassadenansicht der Ameldungs Apotheke, um 1800. KGM Osnabrück Das ursprüngliche Gebäude der Ameldungs Apotheke stammte aus dem Jahr 1449. Es wurde um 1800 abgerissen und durch den bis heute erhaltenen klassizistischen Bau ersetzt.

Wie leicht man zu der Zeit als vermeintliche Hexe sterben konnte, selbst wenn man aus guten Kreisen kam, kann man am Schicksal von Anna Ameldung der Frau des Ratsapothekers (Löwenapotheke) sehen. Nach der Familie ist seit 1925 eine Straße am Schölerberg benannt. Ein Vetter sagte bei einer Familienfeier aus einer Laune heraus, sie habe an einem Hexentanz teilgenommen. Ihr Mann wollte den Vetter zur Rede stellen, sie verteidigte ihn aber, das wurde ihr als Schuldeingeständnis ausgelegt  Was wohl als Scherz gedacht war, hatte weitreichende Folgen. Man machte mit ihr im September 1636 die Wasserprobe in der Hase, die ich oben beschrieben habe.

Der Nachfolgebau der ehemaligen Ameldungs Apotheke, Markt 6, 1914. MIK Osnabrück. Foto: R. Lichtenberg. Dieser brannte infolge eines Bombenangriffes 1944 vollständig aus und wurde 1958 wiederaufgebaut. Heute befindet sich hier das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum.

Sie ging nicht unter und wurde so lange im Bucksturm gefoltert, bis sie gestand eine Hexe zu sein. Im Oktober 1636 wurde sie in einem Wachhaus des Bucksturms dann enthauptet, Ihr Mann erkaufte die Enthauptung mit viel Geld, damit sie nicht die Schande erleben musste, vor aller Augen verbrannt zu werden. Sie soll das letzte Opfer der Osnabrücker Hexenverfolgung gewesen sein.

Das was man bis 2017 als Hexenturm sehen konnte, erinnert zwar an Bauweise und Bemalung des Original Wehrturms, doch war er eigentlich nur der Notausgang des darunterliegenden Parkhauses und 1989 gebaut. 2017 musste er dem Anbau eines Sporthauses weichen. Eigentlich schade.

Wo wir gerade dabei sind, können wir auch noch mehr auf die Hexen eingehen, denn da gibt es einen Hexengang. Sie gehen weiter in Richtung Dom. Doch bevor es dort mit den Hexen weitergeht, hat man auf dem Weg dorthin auf der rechten Seite erst einmal das

Gymnasium Carolinum

von hinten konnte man es schon vom Herrenteichswall aus sehen. Warum ich eine Schule hier überhaupt erwähne? Na ja, es ist eine alte Schule, eine sehr alte Schule, eigentlich eine uralte Schule, sogar die älteste Deutschlands, wenn es da nicht ein Problem gäbe.

Also bereits Karl der Große ist schuld an der Existenz des Carolinums, passt ja auch vom Namen her.

Sie wissen ja bereits, dass Osnabrück als Missionsbistum von Karl dem Großen gegründet wurde. Weil er auf einer Urkunde von wahrscheinlich 789 n.Chr. aber außerdem anordnete, dass an jede Domkirche auch eine Schule angegliedert werden musste, geht man von der Gründung des Carolinums als eben diese Domschule im Jahre 804 n. Chr. aus. Es wurde eine Griechisch- und Lateinschule.

So weit so gut. wäre da nicht über 200 Jahr später Bischof Benno II (1068-1088) gewesen, der aus einer alten echten Urkunde und von ihm erfundenen Teilen eine neue Urkunde machte. Diese neue Urkunde ist, so weiß man seit 200 Jahren, die mit der Gründungsangabe 804 n.Chr.. Allerdings muss das nicht heißen, dass die Schule viel jünger ist, sie könnte auch etwas älter sein und Bischof Benno II wollte einfach nur irgendwas Schriftliches haben, was anders nicht zu bekommen war. Der Vorteil vom Bischof war evtl. eine Rangerhöhung der Schule zur Universität und ein paar zusätzliche Gebiete, da konnten ein paar Jahre mehr an Alter sicherlich nicht schaden. Eine jesuitische Universität war das Carolinum dann tatsächlich, mit päpstlicher Bestätigung vom 22.8.1629, allerdings nur  für ein paar Jahre (kaiserliche Bestätigung 20.2.1630 und Lehrbeginn November 1629) in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Dann kamen die Schweden – Protestanten – und schon war es vorbei mit dem Uniglanz. In der Unizeit führte das Caro den hochtrabenden Namen „Academia Carolina Osnabrugensis“. Seit September 1633 ist das Carolinum wieder nur eine Schule.

Schon Jahre vorher ca. um 1545 n. Chr. herum, drohte die Schule sogar die Schüler zu verlieren, weil der evangelische Stadtrat den Osnabrücker Bürgen den Besuch der katholischen Kirche verbot und nur noch Schüler aus dem Umland zum Carolinum kamen.

Einige Jahre später, die Protestanten hatten gerade eine Niederlage erlitten, widerrief Bischof Franz von Waldeck 1548 die Einführung der Reformation.

Seit einiger Zeit ist auf dem Schulhof auch wieder die Statue von Karl dem Großen zu finden, die mehr als 100 Jahre alt ist und bereits über 60 Jahre dort stand. Sie musste für ein paar Jahre weichen, damit die Sporthalle neu gebaut werden konnte.

Eine witzige Sache noch. Auch Münster hat einen Dom und auch dort wurde eine Schule gegründet, das Paulinum. Die glauben ihre Schule ist 797 n. Chr.. gegründet worden. Die haben aber keine Urkunde (fand sich wohl kein Bischof zum Fälschen) und nu. Keiner kann sagen, wann, auf das Jahr genau der Dom gebaut wurde, der der Schule voranging. Und weil niemand nachgeben wollte, kam man auf eine ungewöhnliche Idee. Man spielt seit 2002 jährlich Fußball gegeneinander und der Sieger ist ein Jahr die älteste Schule Deutschlands.

Windthorst trat vehement für eine gegenseitige Toleranz ein: „Keine Judenhetze und keine Christenhetze“ lautete seine Parole

2018 verloren die Osnabrücker unglücklich mit 1:0, nachdem schon 2017 die Münsteraner mit 3:0 gewannen. Nun steht das Recht auf die älteste Schule Deutschlands wieder auf der Seite der Münsteraner. 2016 dagegen war das Carolinumer Jahr, man gewann verdient 6:0 gegen die Münsteraner  2015 war wegen Sicherheitsbedenken ausgefallen, und 2014 hatte es mit 9:0 einen Osnabrücker Kantersieg gegeben. Mal sehen, was 2019 bringt.

Direkt nach dem Carolinum kommen wir von hinten an das Diözesanmuseum. Dort steht als Denkmal ein honoriger, sehr seriöser Mann mit recht überschaubaren Haaren auf dem Kopf. Es ist Ludwig Johann Ferdinand Gustav Windthorst. Geboren wurde er am 18.1.1812 in der Nähe von Ostercappeln und starb am 14.3.1891 in Berlin. Obwohl er aufgrund seiner Kleinwüchsigkeit und als Halbwaise ein wenig benachteiligt war und auch als Katholik im protestantischen Hannover nichts werden konnte, hat er sich durch Zähigkeit in der Politik nach oben gearbeitet. Zuerst schloss er als einer der Besten das Gymnasium Carolinum ab, dann studierte er in Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaften. 1836 ließ er sich in Osnabrück als Rechtsanwalt nieder und wurde 1848 Richter in Celle. Er war lange Zeit der Gegenspieler von Bismarck. Als er starb übermittelte sogar Papst Leo XIII. sein Beileid an den deutschen Reichstag und den Preußischen Landtag.

Das trifft es heute auch noch auf den Punkt!

Seinen gesamten Lebensweg aufzählen, dass kann Wikipedia sicherlich über zig Seiten besser als ich. Und dass Stiftungen, Schulen, Hotels und Preise nach ihm benannt sind, ist auch nicht der Grund, warum ich ihn erwähne. Mir gefiel einfach ein Leitsatz, der ihn antrieb und der neben der Statue montiert ist. Dieser Leitsatz passt nicht nur zur deutschen Geschichte, sondern gerade heute wieder so unheimlich gut in die Zeit. Lesen Sie einmal selbst:

 

Direkt neben Windhorst steht ein riesiges Osnabrücker Rad.

Osnabrücker Rad

Das ist nicht etwa nur einfach so ein Denkmal, sondern war früher auf dem Turm des Doms angebracht. Im Krieg fiel es am 13. September 1944 vom größeren der beiden Türme, dem Südwestturm.

Übrigens ist das Rad nicht nur weltlichen Ursprungs, sondern auch im Wappen des Bistums Osnabrück.  Da symbolisiert es „die Kirche im Lauf durch die Zeit“.

Rechts um die nächste Ecke und man steht vor dem

Diözesan- und Domschatzmuseum

Eine gefälschte Urkunde

Eine Besichtigung des am 28. August 1918 eröffneten Museums lohnt sich. Hier versucht man chronologisch alles aufzubauen. Gleich am Eingang kann man eine aus massivem Silber gegossene und teilweise feuervergoldete Taube mit einem Kreuz auf dem Rücken sehen.

Sie weist auf die ersten Christen hin und symbolisiert den heiligen Geist und wurde auf einem Friedhof nördlich des Doms gefunden. Dort war ein Gräberfeld das noch vor 803 entstand, also unmittelbar bei der Gründung Osnabrücks durch Karl den Großen. Älter geht nun wirklich nicht.

Außerdem ist dort auch das Schachspiel des Kaisers aus dem 10. Jahrhundert zu besichtigen. Es ist aus Bergkristall. Nun sagen Sie: Karl der Große ist aber doch schon 814 gestorben. Na klar, ich glaube es soll auch nicht bedeuten, dass ihm das Schachspiel wirklich mal gehörte. Es gab da eine Legende, Karl der Große habe ein wertvolles Schachspiel aus Elfenbein besessen, dass er bei seiner Kaiserkrönung als Geschenk vom Kalifen von Bagdad erhielt.

Das Osnabrücker Schachspiel besteht aus 15 Bergkristallfiguren, die aber verschiedenes Alter zwischen 10. und 12. Jahrhundert haben. Im Jahr 1646 sollen es sogar noch 25 Figuren gewesen sein.

Goldene Krone am Anfang der Ausstellung

Im Diözesanmuseum ist auch das Original Priestergewand von Bischof Benno II. ausgestellt. Das ist der mit den Fälschungen. Eine seiner Fälschungen betrifft das Gymnasium Carolinum. Als Gründungsjahr wird 804 n. Chr. angegeben. Die Gründungsurkunde, in der das Jahr 804 genannt ist, wurde aber wohl von Bischof Benno gefälscht, weil er sich einen Vorteil davon versprach. Der konnte z.B. in einer Rangerhöhung zur Universität bestehen. Im 1900 Jahrhundert wurde dann die Fälschung festgestellt. Überhaupt, waren die Osnabrücker nicht, wie früher geglaubt, die Lieblinge von Kaiser Karl. Sie verdankten die Vorrechte und Privilegienbriefe, die Jahrhunderte von Königen und Kaisern anerkannt wurden, einzig und allein Bischof Benno. Aufgrund der Fälschungen von Bischof Benno lässt sich überhaupt nicht mehr sagen, was wirklich stimmt und was nur gut gefälscht wurde.

Wie kam Bischof Benno dazu, Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes „zu schreiben?“

1068 wurde er von Heinrich IV zum Bischof von Osnabrück bestellt. Er kümmerte sich um alles, nicht nur kirchlich, sondern auch weltlich. Straßen- und Festungsbau, Landwirtschaft, das Recht und stellt dem König Truppen ab usw..  Aber Geld war immer zu wenig da, weil Osnabrück den Reichsklostern Herford und Corvay aufgrund alter Unterlagen Abgaben zahlen musste. (Übrigens: Diese Urkunden waren Fälschungen). Als er Heinrich nach 1076 nach Italien begleitete, bekam er mit, dass der König aufgrund uralter Urkunden Privilegien vergab. Kurz danach konnte Benno erstaunlicher Weise jede Menge Urkunden von Kaiser Karl vorlegen, auf denen der Osnabrück jede Menge Rechte eingeräumt hatte.

Kreuzgang am Dom Osnabrück

Damit hatte Osnabrück nicht nur die ältesten und umfangreichsten Rechte, sondern auch die älteste Schule und sogar die Reliquien Crispin und Crispinian waren plötzlich älter. Überhaupt war das Bistum Osnabrück das älteste der Region. Wie soll Churchill der ehemalige Englische Premierminister einmal gesagt haben (nicht belegt): „Ich glaube nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe“. Das gilt sicherlich auch für Urkunden. Bischof Benno war einfach nur dreister und besser als seine restliche Konkurrenz. Nichts, was wir heute sehen, hat er wirklich geschaffen, aber er gab Osnabrück den Mythos der Liebling Kaiser Karls gewesen zu sein und das förderte die Stadtentwicklung enorm und die Osnabrücker trieben die Entwicklung mit einem Heiligenkult um Kaiser Karl und dessen Verehrung noch weiter an. Insgesamt werden 10 Urkunden als zumindestens im Detail gefälscht entlarvt.

Modell des Doms

Die erste echte ist wohl aus dem Jahr 938. Aber Hochachtung, erst 1000 Jahre später hatte es jemand gemerkt.

Nun verlasse ich den Dom und gehe weiter in Richtung Altstadt, dabei kommt man an einem Denkmal vorbei, das etwas eigenartig aussieht, aber das ist wohl etwas für den Dritten Teil unseres Rundganges und den finden Sie hier….

Doch nun noch einen kleinen Schritt weiter. Wenn Sie vor dem Dom stehen, gehen Sie linksseitig um den Dom herum zum

Hexengang

Ursprünglich hieß die 20 Meter lange und sehr schmale Gasse „Klapperhagen“, aber dazu komme ich noch.

Der Gang hat ein leichtes Gefälle, das war früher stärker. Vor mehr als 1200 Jahren wurde der Dom auf einer erhöhten Sandinsel in der Hase gebaut. Damals hatte der Gang 4 Meter Gefälle. Der Hexengang ist auf jeden Fall sehr düster, weil Lichteinfall nur senkrecht möglich ist.

Es wir immer wieder geschrieben, dass im 16. und 17. Jahrhundert verurteilte Frauen durch diesen Gang zur Wasserprobe an der Hase geführt wurden. Das dürfte aber schwierig gewesen sein, hätten doch die Verurteilten durch die Domsfreiheit, also dem Gebiet des katholischen Bischofs geführt werden müssen. Zu damaliger Zeit eigentlich unmöglich. Der Bischof hätte sich auf sein Hoheitsrecht auf seinem Besitz berufen. Denn die Hexenverfolgung hatte nicht das katholische Bistum zu verantworten, sondern der jeweilige evangelische Bürgermeister von Osnabrück. Der Gang wurde auch erst im 19 Jahrhundert so genannt. Vorher war er als

Klapperhagen

bekannt. Grund dafür war, dass ansteckende Kranke im Mittelalter nicht in die Kirche durften.  Sie mussten aber an den Segnungen teilnehmen. Deshalb liefen sie während des Gottesdienstes um die Kirche herum und klapperten in den engen Gassen mit Gerätschaften, um die Gesunden zu warnen, ihnen nicht zu nahe zu kommen. Weshalb sich gerade im Mittelalter ansteckende Krankheiten ausbreiteten? Nun ja, zum einen war das 12. Jahrhundert die Zeit der Kreuzzüge und viele Kämpfer brachten dann unbekannte Krankheiten, z.B. Lepra mit nach Hause zum anderen war es mit der Sauberkeit nicht so weit her. Außerdem gingen die Abwässer in die Hase, in der man sich wusch und aus der auch das Trinkwasser zum größten Teil kam.

Direkt am Anfang des Hexengangs und links neben dem Dom befindet sich die

Kleine Kirche oder Gymnasialkirche

Die Kreuzigungsszene ist nur ein Abguss, die spätgotische Kreuzigungsgruppe Evert van Rodens aus dem 16. Jahrhundert wurde 1990 in die Herz-Jesu-Kirche gebracht. Sie befand sich bis dahin an der Gymnasialkirche. Dort wurde sie durch einen Abguss ersetzt.

1623 schlug der Bischof von Osnabrück, Eitel Friedrich von Hohenzollern dem Domkapitel vor, doch die Schule Carolinum an die Jesuiten zu übergeben. Nach der Zustimmung kamen 1625 die ersten Jesuiten nach Osnabrück um den Unterricht aufzunehmen. Sie brauchten aber auch Platz und eine Kirche, also überließ man ihnen mehrere Häuser und die dem heiligen Paulus geweihte Paulskirche, wie sie damals hieß. Heute Kleine Kirche, so der Name seit 1982 oder Gymnasialkirche. Sie ist ein Zusammenschluss katholischer Christen, hat also keine direkte Gemeinde, sondern ist gewachsen aus Menschen Osnabrücks und Umgebung, die sich dort hingezogen fühlen. Die Ökumene wird hier besonders gepflegt, hat man doch ein Kooperation mit der luth. Kirche St. Marien, die sogar während eines Umbaus 1989 ihre Gottesdienste in der Gymnasialkirche feierte und 1999 umgekehrt. Weitere Infos zur Kleinen Kirche haben wir hier untergebracht.

 

Nun aber direkt in den

Dom St. Petrus

Ein imposantes Gebäude, auch wenn die Türme nicht so recht zusammenpassen

Der spätromanische Dom Sankt Petrus ist die Kathedralkirche des Bistums Osnabrück. Er ist aber eigentlich nicht der eine Dom, sondern derer drei. Eine Stadt wurde ja meist gegründet, indem man eine Kirche baute und sich dort dann nach und nach Menschen ansiedelten. So auch hier. Karl der Große gründete an einem alten Handelsweg an der Hase im Jahre 780 eine Missionsstation, das Bistum Osnabrück.

Modell des Osnabrücker Doms

Das ist das Kreuz auf der rechten Domspitze

Er wollte ein flächendeckendes Netz aus Missionszellen bauen, um den katholischen Glauben auch in Sachsen zu verbreiten. Meistens bestanden die Orte nur aus einer Kirche und einem Kloster. Diese erste Missionskirche an der Hase wurde vom Lütticher Bischof Agilfred eingeweiht, der erste Bischof war dann der friesische Missionar Wiho. Auf dieser Unterseite können Sie mehr über den Dom St. Petrus erfahren.

Und hier kommen Sie dann weiter zu Teil 3 der Rundgänge.

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