Kleine Kirche, Gymnasialkirche bzw. Pauluskirche
So viele Namen, für eine Kirche, die doch recht im Schatten des Domes steht, allerdings die einzige barocke Kirche in der Altstadt Osnabrücks ist.
1623 schlug der Bischof von Osnabrück, Eitel Friedrich von Hohenzollern dem Domkapitel vor, doch die Schule Carolinum an die Jesuiten zu übergeben. Nach der Zustimmung kamen 1625 die ersten Jesuiten nach Osnabrück um den Unterricht aufzunehmen.
Sie brauchten aber auch Platz und eine Kirche, also überließ man ihnen mehrere Häuser und die dem heiligen Paulus geweihte Paulskirche, wie sie damals hieß. Der Neubau der Paulskirche begann 1683, die Weihe war 1705. Weil zu damaliger Zeit kein Geld da war, verwandte man für den Bau Materialien aus dem abgebrochenen Augustinerkloster.
Ja, barocke Kirche, da denkt man sofort an prachtvolle Fenster, Stuckarbeiten, die den gesamt Innenraum üppig verzieren. Wie war doch das barocke Motto?:
Gott zum Ruhm, dem Menschen zur Freude!
So habe ich das jedenfalls mal irgendwo gelesen. Man wollte zu der Zeit die Menschen beeindrucken und in der Kirche behalten. Da war es ganz egal, wie hoch die Kosten waren. Man wollte einfach den schlichten protestantischen Kirchen Prunk und Macht entgegensetzen, koste es (den Gläubigen) was es wolle. So und nun geht die Tür auf …
… und die Enttäuschung war da. Nüchtern, einfach und absolut schlicht war das Innere. Nur wenig farbige Verglasung, das Kreuz eigentlich kein kirchliches Kreuz, die Decken kein Gewölbe, sondern einfach gerad und aus Holz, keine Bemalungen, sondern einfach nur weiß gestrichen.
War der katholischen Kirche das Geld ausgegangen?? Schuld ist der Zweite Weltkrieg, nach dem Motto immer auf die kleinen, hatte die Kleine Kirche mehr gelitten, als der Dom, obwohl natürlich auch der sein Dach verlor. Der Wiederaufbau der Paulskirche oder wie sie der Volksmund schon länger nennt „Kleine Kirche“ musste also mit einfachsten Mitteln erfolgen und so hat man auf „pompöses Gehabe“ verzichtet.
Am 9. November 1950 wurde sie geweiht. Aus der Barockzeit ist nur ein Epitaph übriggeblieben, das sich in einer Ecke befindet. Die Empore auf der die Orgel steht, ist mit den Wappen Osnabrücker Bischöfe verziert.
Außerdem erzählte unsere Führerin noch, dass unter der Kirche in einem Gewölbe, an das man heute nicht mehr herankommt, meterhoch Knochen liegen sollen. Sie stammen vermutlich von einem Gräberfeld der ersten Missionskirche aus den 780er Jahren, das sich an der Nordseite des Doms befunden hat.
Heute ist die Kleine Kirche, so der Name seit 1982 oder Gymnasialkirche, ein Zusammenschluss katholischer Christen, hat also keine direkte Gemeinde, keine Pfarrei, keinen Etat, sondern ist gewachsen aus Menschen Osnabrücks und Umgebung, die sich dort hingezogen fühlen.
Sie will auch Menschen ansprechen, die mit der eigentlichen Kirche nicht mehr so viel anfangen können. Die Ökumene wird hier besonders gepflegt, hat man doch eine Kooperation mit der luth. Kirche St. Marien, die sogar während eines Umbaus 1989 ihre Gottesdienste in der Gymnasialkirche feierte und 1999 umgekehrt. Eine starke Bindung besteht auch aus der Historie heraus mit dem Gymnasium Carolinum, dass sich dahinter befindet.
Als wir die Kirche verlassen, weißt uns Frau Bäßler noch auf einen zugemauerten Eingang in Höhe der ersten Etage am Dom hin, den kann man auch im Dom sehen.
Dort soll einmal ein direkter Zugang für den Bischof gewesen sein, entweder von der Kleinen Kirche aus, oder von einem anderen Gebäude, das dort einmal stand. Außerdem vermutet man, dass es auch unterirdisch einen Zugang zwischen den Gebäuden gab. Aber da gilt: „Nichts Genaues weiß man nicht“.
Das etwas eigenwillige Kreuz sowie die Gestaltung des Altarraums in der Kleinen Kirche stammen von dem Kölner Künstler Hein Wimmer (1903 – 1986), der an der Werkkunstschule in Krefeld gelehrt hat. Schauen Sie mal unter
http://www.wz.de/lokales/krefeld/sakralkunst-von-hein-wimmer-1.2389696?page=all
Vielen Dank Herr Timm. Ich bin immer froh, wenn mir jemand einen Tipp gibt. Kann ich doch so meine Berichte mit möglichst vielen Informationen ausgestatten und ergänzen. Gerade der AHA-Effekt, der sich dann einstellt, wenn man etwas erfährt, was man so nicht wusste, obwohl man jahrelang in Osnabrück lebt, ist mir sehr wichtig.
Sehr geehrte Herren,
das Kreuz ist von Prof. Hein Wimmer, auch Priestersitz, Altarleuchter und Ambo können noch von Wimmer stammen. Im Diözesanmuseum sollte auch der Bischofsstab von Bischof Wittler, ebenfalls von Wimmer geschaffen, ausgestellt sein.
Meine Schwester und ich, Enkel von Hein Wimmer, haben die Ausstellungen in Köln und Krefeld organisiert und wir freuen uns über den Hinweis auf seine Arbeiten auf Ihrer Homepage.
Beste Grüße,
Matthias Weber
Danke für die Bestätigung, habe ich natürlich gleich in den Text mit aufgenommen.
Viele Grüße
Frank Schultze
„Epitaph im Eck der Kirche“ vom Ehepaar Wilhelm Henseler [aus dem Herzogtum Köln], Kanzler des Bistums Osnabrück, und seiner Ehefrau Christina Bagen [aus Köln].
Wilhelm war ein Sohn des Ehepaares Conrad Henseler, Landdinger des Amtes Blankenberg (Hzt. Jülich-Berg)-Catharina von Zweiffel.
Vielen Dank Herr Henseler für Ihre Erklärung. Ich habe einen Hinweis in den Text der Seite eingearbeitet. Anscheinend sind es Vorfahren von Ihnen, oder ist der gleiche Nachname Zufall?
Gruß Frank Schultze