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Katharinenkirche

Katharinenkirche

Es gibt kaum eine Richtung, auf der man die Katharinenkirche ganz aufs Bild bekommt. Sie ist einfach zu eng zugebaut.

Zuerst einmal, wie kam die Kirche zu ihrem Namen? Die Heilige Katharina von Alexandrien gilt als eine der größten Heiligen nach Maria. Sie war in der Ostkirche sehr bekannt, bevor ihre Geschichte durch die Kreuzzüge Anfang des zweiten Jahrtausends in den Westen kam.

Und steht man nah davor, ist das Bild zu klein, um alles zu erfassen.

Es gibt viele Legenden über sie. Die bekannteste ist wohl die folgende:

Sie war die besonders schöne und sehr gebildete Tochter des Königs von Zypern und lebte Anfang des 4. Jahrhunderts in Alexandrien. Während eines Opferfestes sollte sie auf Anordnung des Kaisers Maxentius, die Götter der Römer anbeten, was sie als Götzendienst verweigerte.

Im Gegenteil, sie drängte sogar den Kaiser sich zum Christentum zu bekennen oder ihre besseren Argumente zumindest in einer Diskussion zu beweisen. Der Kaiser versuchte sie von ihrem Glauben abzubringen, indem er 50ig seiner besten Philosophen schickte, um sie umzustimmen. Diese bekehrte Katharina mit ihren Argumenten zum christlichen Glauben so dass sie dem Kaiser entgegneten:

„Du weißt, Kaiser, niemals stand vor uns ein Mensch, den wir nicht hätten bezwingen können. Aber aus dieser Jungfrau spricht der Geist Gottes.

Altar mit Kreuzigungsszene von Jürgen Weber (1963). Weber stellte das Wachsmodell dieser Szene mit Jesus am Kreuz, Mutter Maria und dem Lieblingsjünger Johannes zur Verfügung. Es wurde in Düsseldorf in Bronze gegossen und in St. Katharinen aufgestellt. Die Darstellung zeigt eine um ihren Sohn trauernde, leidende Mutter Maria und einen recht anteilnahmslos daneben stehenden Evangelisten Johannes.

Jetzt wollen und können wir nicht mehr streiten gegen Christus.“ Worauf der Kaiser die 50 Weisen auf den Scheiterhaufen warf und Katharina foltern und in den Kerker werfen ließ. Die Kaiserin und ihr Diener besuchten sie dort und wurden ebenfalls Christen.

Der wütende Kaiser lässt sie daher rädern, wobei das mit Nägeln besetzte Folterrad von einem Engel per Blitz zerstört wird. Er enthauptete sie dann, aber die Engel bringen ihren Leib auf den höchsten Berg im Sinai, den Katharinenberg und bestatten sie dort.

Ein sehr schöner Nebenaltar im nördlichen Seitenschiff von St. Katharinen. Er wird für Nebengottesdienste genutzt. Das Kruzifix ist vom Kunstmaler August von Kreling (1819-1876) und wurde vor seinem Tode entworfen und 1877 vollendet. Es war eigentlich über dem Hochaltar angebracht, der aber gegen Ende des zweiten Weltkriegs starb beschädigt und später entfernt wurde.

Diese

Katharinenbildnis über der Tür

Hinrichtung als „Märtyrerin des christlichen Glaubens“ soll im Jahre 315 n. Chr. geschehen sein, manche Quellen schreiben vom Tode im Jahr 307 in Ägypten. Noch ein Hinweis, dieses zerbrochene Rad wird immer wieder zusammen mit Schwert und Buch als Symbol für die heilige Katharina verwendet.

Durch diese Legende wurde das Rad im Mittelalter zu einem der wichtigsten Symbole des Christentums. In Osnabrück wurde das Rad im Rahmen eines Festes im Dom im Jahr 1217 das erste Mal verwendet. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dadurch auch das Rad als Osnabrücker Symbol übernommen wurde. Soweit zur Namensgebung. Die Feier im Dom war eine Feier, bei der wohl beschlossen wurde, der heiligen Katharina ein neu zu bauendes Kloster zu widmen. Ein sowohl vom Domkapitel, als auch von der Stadt Osnabrück unterschriebenes Statut deutet darauf hin, war es doch unüblich kirchliche Dinge mit dem zusätzlichen Siegel der Stadt zu versehen.

Schöne farbenfrohe Fenster im Chor, aber nicht alt, sondern ungefähr von 1950

Die Katharinenkirche fällt gleich dadurch auf, dass Sie außen eigentlich nicht besonders viel „hermacht“. Sie steht an der Grenze zur Neustadt und war früher umgeben von Adelshöfen und geistlichen Niederlassungen. Sie ist aber nicht die erste Kirche an dieser Stelle. Die Vorgängerkirche wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts, ca um 1233, erbaut. Damals soll dort ein Franziskanerkloster gebaut worden sein. Weil die Franziskaner barfuß laufen, wurde es auch Barfüßerkloster genannt.  In den Analen taucht sie erstmals ca. 1248 als St. Katharinen auf. Es wird geschrieben, Franziskanermönche hätten dort gepredigt. Da zu dem Zeitpunkt auch geschrieben steht, dass sie „die Würde des Domes anerkennt“, war sie wohl noch nicht eigenständig, sondern dem Dom oder St. Johann untergeben. Ob es damals schon einen Turm gab, ist nicht überliefert.

Jede Kirche sucht Etwas, um den Gläubigen eine Möglichkeit zu geben, Gedenkkerzen anzuzünden. Hier auch wieder eine besonders schöne Lösung.

Von diesem Kirchenbau ist aber heute nichts mehr erhalten, es sei denn, man würde teilweise wiederverwendetes Baumaterial erkennen. Um das Jahr 1300 wurde mit dem Bau der heutigen Kirche begonnen. Einer der Gründe, so schnell eine vergrößerte Kirche bauen zu wollen, war evtl. dass sich im Jahr 1306 Alt- und Neustadt vereinigten und Gläubige hinzukamen und deshalb erweitert werden musste.

Die heutige Katharinenkriche ist eine spätgotische Hallenkirche nach westfälisch gotischem Stil. Doch wie das so ist, ging anscheinend das Geld aus, die Arbeiten wurden eingestellt und erst ca. 100 Jahre später fortgeführt. Gefördert wurde der Bau auch vom Adel. Jedenfalls deutet darauf eine Pfeilerinschrift hin, die auf 10 vergrabenene Gewölbesteine des Erstkirchenbaus hinweist. Diese hat man mit den Wappen von Stiftern versehen und vergraben hat.

Kreuzigungsrelief an der Chorseite, also zum Steckenpferdreiterbrunnen hin.

Überhaupt war man immer schon erfreut über Spender, so soll im Jahre 1342 ein Erzbischof und elf Bischöfe zu Avignon allen einen 40tägigen Ablass versprochen haben, die die Katharinenkirche zu Feiern der heiligen Katharina besuchten  und Gold, Silber spendeten, oder sogar ein Testament zugunsten der Kirche machten. Aber wie gesagt, brachte alles nichts, der Bau verzögerte sich sehr lange. Vielleicht auch durch die Pest, die um 1350 in Osnabrück wütete. Da hatte man einfach andere Sorgen. Erst 1393 wurden die Arbeiten wieder fortgeführt, jedenfalls, wenn man einer Prozessurkunde glauben darf, in der der Leiter der Bauarbeiten von einem Pfarrer Geld aus den Opferstöcken verlangte.

Ca. 1420 begann man mit dem Turmbau. Übrigens ist er eigentlich für die Ausmaße der Kirche zu groß. Fachleute glauben daher, dass die eigentliche Kirche viel größer werden sollte, man sich aber dann aufgrund von Geldmangel entschloss kleiner zu Bauen. Der Turm wurde dann ein halbes Jahrhundert später zwar fertiggestellt wurde, aber dann durch einen Brand im Jahr 1493 erheblichen Schaden nahm. Der hölzerne Dachstuhl wurde völlig zerstört, was auch zu einem Einsturz des Gewölbes im Untergeschoss führte.

Mit dem Schlüssel, das müsste Petrus sein. Die Schlüssel Petri sind das Attribut des Apostels Petrus als Stellvertreter Jesu Christi auf Erden. Er hat die Schlüssel zum Himmel.

Er wurde wieder hergestellt und nach dem Motto „jetzt erst recht“ sogar um ein drittes Geschoss erhöht, weshalb er heute 103 Meter hoch ist und damit als höchstes mittelalterliches Bauwerk Niedersachsens gilt. Übrigens die erste Turmspitze ging sogar bis 120 Meter in die Höhe, war aber sehr anfällig für Blitze, weshalb man dann etwas Höhe wegnahm, nachdem er im Jahre 1600 abbrannte. 1610 wieder fertig, brannte die Spitze am 8. Juli 1868 aufgrund von Klempnerarbeiten wieder ab. Mit viel Einsatz konnte ein Abbrennen der gesamten Kirche verhindert werden. Aber erst 1880 konnte die Spitze des Turms wieder aufgebaut werden. Eine Meisterleistung dabei ist sicherlich eine schwere Eisenkonstruktion, die den bis dahin hölzernen Dachstuhl ersetzte.

Man muss die Höhe des Turmes unter einem anderen Aspekt sehen. Sicherlich braucht keine Kirche einen so hohen Turm, doch galt die Höhe immer schon als Ausdruck einer besonders großen Gottesverehrung und da will man natürlich immer etwas höher sein, als die Konkurrenz. Wie heute mit dem Auto oder Handy als Statussymbol. Da ist doch so ein Turm schon viel sympathischer, als die heutigen Objekte.

Doch nun zurück zur Kirche an sich. Ca. 1500 war die Pfarrkirche fertig. 1543 wurde die Reformation in St. Katharinen eingeführt und in den Jahren der Friedensverhandlungen des Dreißigjährigen Krieges 1643-1648 fanden in ihr die Gottesdienste der schwedischen Gesandtschaft statt. Als 1669 das Schloss in der Nähe errichtet wurde, diente die Kirche den Fürstbischöfen von Osnabrück auch als Hofkirche.

Und mit dem Schwert Paulus. Seit dem 13. Jahrhundert wird er mit dem Schwert dargestellt. Es heißt, er sei in Rom unter Kaiser Nero durch das Schwert hingerichtet worden. Das Schwert also als Zeichen seines Martyriums.

Das Innere, was Sie heute sehen, ist relativ neu, weil die gesamte Innenausstattung im Zweiten Weltkrieg, genau am 25.3.1945, durch einen der letzten Luftangriffe,  völlig vernichtet wurde. Die übergroße Hitze sprengte sogar Teile des Sandsteines.

Diese Orgel soll ersetzt werden. Optisch macht sie aber schon eine Menge her.

Zuerst versuchte man das Kirchenschiff wiederherzustellen, damit Gottesdienste stattfinden konnten. Die wunderschönen farbigen Fenster wurden erst 1950 erstellt und die Kirche wurde am 17.12.1950 neu geweiht. Im Herbst 1951 begann man dann mit der Erneuerung des Turmdaches. Die Stahlkonstruktion von 1880 hatte gut gehalten und musste nur in kleinen Teilen ersetzt und entrostet werden. Im August 1956 wurde auch dieser Teil geweiht.

Anfang der 90iger Jahre wurde die Kirche dann aufwendig renoviert.

Neben Gottesdiensten finden hier auch häufig Kunstaustellungen statt.

Gerade wird für eine neue Orgel gesammelt, weil eine Überholung der alten aus der Werkstatt von Paul Ott aus dem Jahre 1961 nicht mehr zu bezahlen ist. Diese neue Orgel wird als Friedensorgel bezeichnet. Ein Verein wurde gegründet, um Spenden zu sammeln, dessen Schirmherr ist Christian Wulff, der ehemalige Bundespräsident. Fertig soll sie 2018 sein. Da jährt sich dann die Unterzeichnung des Dreißigjährigen Krieges zum 370.gsten Mal, der 1. Weltkrieg ist 100 Jahre vorbei und St. Katharinen feiert 770-jähriges Jubiläum.

Die Orgel selbst soll als Gottesdienst- und Konzertorgel zugleich dienen und musikalische Nachwuchsförderung bieten.

Außerdem wird die Orgel ein winddynamisches Werk bekommen, wie es momentan nur eine Orgel in der Schweiz hat. Damit können bisher nicht mögliche Klänge erzeugt werden. Ich bin mal gespannt. Sollte Sie das Thema weiter interessieren oder Sie möchten vielleicht mit einer Spende an der Umsetzung der Idee teilnehmen, dann schauen Sie doch einmal hier.

Schöner Ausblick in Richtung Chor

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