Schultze mit tz

Bardo Museum in Tunis

Der Saal mit Kunstschätzen Karthagos

Blick vom Eingang auf das Neptun-Mosaik im Museumsfoyer, dort bekamen wir auch „Schuhüberzieher“, um nichts zu beschädigen. Die unheimlich hohe Besucherzahl von 400000 im Jahr würde sonst die Mosaiken beschädigen. Das ist der Fluch des Tourismus, auf einer Seite braucht man ihn, um die Ausstellung finanzieren zu können, auf der anderen hat man Angst vor den Schäden, die eine Vielzahl von Schuhen anrichten kann.

Das Bardo Museum

hat seit kurzem auch eine dunkle Seite. Wir waren im Februar 2014 dort, am 18.März 2015 überfielen Terroristen das Museum. Bei diesem Überfall starben 20 Touristen.

Es könnte eine Szene aus dem Alten Testament sein: Daniel in der Höhle des Löwen.
Was mit: „MEMORIA Blossi Honoratus Ingenus Actor Perfecit“ gemeint ist, weiß ich nicht.

Zwei Männer eröffneten auf dem Vorplatz des Museums das Feuer auf Touristen, die gerade aus Reisebussen stiegen.

Als die Besucher in Richtung des Museums liefen, um zu entkommen, verfolgten die Bewaffneten sie in das Innere des Gebäudes. Es kam zur Geiselnahme, die vier Stunden lang andauerte. Die Touristen kamen von zwei Kreuzfahrtschiffen, der Costa Fascinosa und der MSC Splendida. Mit letzterer waren wir 2014 dort. Doch nun weiter zum Museum.

Mosaik aus Dougga.
Dougga ist ein Ort im tunesischen Gouvernement Beja. Im Rahmen der archäologischen Ausgrabungen wurden die Einwohner Douggas schrittweise umgesiedelt. Ulysses (Odysseus) fährt an der Insel der Sirenen vorbei und lauscht ihren Gesängen. (3. Jhd. n. Chr.).
Auf seiner Reise musste Odysseus an der Insel der Sirenen vorbei. Dort lebten Nymphen, halb Vogel, halb Mensch, die mit ihrem Gesang jeden Vorbeifahrenden verzauberten. Doch wer sich einmal durch den lieblichen Gesang zu ihnen herüberlocken ließ, der war verloren und musste sterben, so die Sage. Odysseus war gewarnt und verklebte seinen Gefährten die Ohren mit Wachs als sie sich der Insel näherten. Ihn selbst jedoch trieb die Neugierde, das Lied der Sirenen zu hören. Und so ließ er sich an den Mastbaum binden und befahl ihnen, egal wie er auch bitten und flehen möge, ihn nicht eher zu befreien, bis sie an der Insel vorbeigesegelt wären.

Mosaik des siegreichen Wagenlenkers Eros auf seiner Quadriga. Die mittleren Pferde hießen wohl Amandus und Frunitus.

 

Frühchristliches Taufbecken [3. Jhd.)
Anders als in Europa konnte der Täufling dort vollständig eintauchen.

 Das Museum liegt im Stadtbezirk Le Bardo, der 1250 4 Kilometer westlich des Stadtzentrums gegründet wurde. Die Türken erweiterten ihn später zum Palastbezirk. Im 19. Jahrhundert wurde der Bardo-Palast errichtet, in dem Mohammed II. seine Privatresidenz hatte. Im Haupttrakt befindet sich heute das Parlament Tunesiens, während in den Räumen des ehemaligen Harems das Nationalmuseum eingerichtet wurde. Man sieht viel Stuck- und Goldverzierungen, marmorne Treppen, Kuppeln und Säulen.

Römische Venus – die Göttin der Liebe und der Schönheit aus dem 2. Jahrhundert.

Das Bardo Museum ist neben dem Ägyptischen Museum in Kairo das bedeutendste archäologische Museum Nordafrikas. Es hat die umfangreichste Sammlung römischer Mosaiken und Großmosaiken und gibt damit einen Überblick über die tunesische Kultur. Die im Museum zu sehenden Mosaike der Römer sind alles Fußbodenmosaiken, auch wenn sie an der Wand sind. Dadurch kann man sie nur besser sehen.

Die Herrschaft der Römer und Byzantiner spiegelt sich außer in den Mosaiken auch in Marmorstatuen und reliefierten Sarkophagen wider.

Der Grund, warum gerade in Tunesien so viele römische Mosaiken zu sehen sind, ist der, dass nach der endgültigen Niederlage Karthagos gegen die römische Republik im Jahre 146 vor Christus viele wohlhabende Römer oder römisch geprägte Bürger sich in Tunesien niederließen. Die Villen

Die Decken der Ausstellungssäle sind mit kunstvollen Intarsien aus Zedernholz verziert.

wurden mit Kunst ausstatteten. Weil dann viele dieser Häuser nicht abgerissen, sondern vergessen wurden, sind so viele Mosaiken erhalten geblieben.

Dieses Mosaik habe ich leider nur mit der Mitte aufs Bild gebracht.
Es soll wohl die Gottheiten der sieben Tage der Woche und die Zeichen des Tierkreises darstellen. (Frühes 3. Jhd.)

In Tunesien wurde genauso wie in Rom Kunst wiederverwertet, was heißt, dass man keine Hemmungen hatte, Säulen oder Statuen „einzustampfen“, um daraus etwas anderes zu machen. Anscheinend hatte man für die Mosaiken keine andere Verwendungsmöglichkeit, oder es war einfach nur zu aufwendig, die heil vom Boden abzuschlagen. Die Mosaiken wurden später dann auch zum Vorbild weiterer Künstler, sogar im christlichen Bereich wurden die „kleinen Steinchen“ zu Kunstwerken. Übrigens war Tunesien so etwas wie die „Kornkammer des alten Roms“.

Dominus Julius Mosaik aus Karthago (spätes 4. Jhd. n. Chr.)
Ein Einblick in die Gesellschaft und ihre Wirtschaft. Dominus Julius war ein reicher Gutsbesitzer, der in Karthago lebte. Das Mosaik zeigt seinen Landsitz. Er sitzt in der unteren rechten Ecke sitzen und erhält eine Nachricht. Seine Frau ist ihm gegenüber dargestellt. Sie bekommt von einem Diener eine Kette angereicht. Der große Hof wurde mit Türmen befestigt und hohen Mauern. Es werden Szenen gezeigt aus Landwirtschaft und Jagd. Das Ziel des Mosaiks ist wohl, Julius in all seinen Facetten zu zeigen, incl. der Kleidung seiner Diener.

Es werden aber noch lange nicht alle Mosaike ausgestellt. Vieles ist noch im Lager, man spricht von 15000 Stück, während nur 6000 Stück ausgestellt werden. Ich muss allerdings sagen, die Mosaike beeindruckten mich nicht so stark, wie die Deckenmalereien.

Jahreszeitenmosaik aus La Chebba (130-150 n. Chr.). Mittig Neptun auf einer Quadriga und in den Ecken die vier Jahreszeiten. Neptun gilt als Symbol der Fruchtbarkeit.

 

Der Reichtum des römischen Afrika basierte auf Landwirtschaft. So wundert es nicht, dass die vier Jahreszeiten eine Darstellung der verschiedenen Phasen der landwirtschaftlichen Arbeiten ist.

Viele werden sagen: „Kunstbanausen“, doch die bunten Decken hätte ich stundenlang ansehen können. Entscheiden Sie für sich, was mehr beeindruckt. Und nun könnten Sie von hieraus auch auf unsere Tunisseite zurück.

Das Museum hat anscheinend auch viele junge Besucher. Hier eine Gruppe, die mit uns zusammen da war.

 

 

 

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