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Martin Luther und seine Zeit

Martin Luther und seine Zeit!?

 

Martin Luther war nicht in Osnabrück, doch die Reformation zeigte dennoch Wirkung.

Hier nun etwas aus dem Leben Luthers. Wenn Sie Wittenberg und die Anfänge der Reformation interessieren, dann können Sie einmal unter diesem Link schauen.

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Seine Vorfahren waren Bauern, aber sein Vater hatte es bereits vom Bauern zum Bergmann, Teilhaber einer Kupfererzmine und Ratsherr gebracht.

Luther besuchte erst Schulen in Mansfeld, später durfte er die Magdeburger Domschule besuchen.

Dom- und Klosterschulen –sie entstanden seit dem 5. Jahrhundert – waren die einzige Möglichkeit für Kinder im Mittelalter etwas zu lernen.

Aber auch hier lernte man nur die Grundfertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Singen und meistens als Sprache Latein. Überhaupt standen die Bibel und Heiligenlegenden im Mittelpunkt der Bildung. Eine  höhere Bildung erhielten nur die wenigsten, sie mussten schon Eltern mit Geld haben, oder sehr schlau sein, damit sie für höhere Ämter in Frage kamen.

Martin Luther studierte anschließend in Erfurt die sieben freien Künste. Die sieben freien Künste setzten sich aus dem „trivium, dem Dreiweg“, dazu gehörten Grammatik, Rhetorik und Dialektik und dem „Quadrivium, dem Vierweg“, mit Arithmetik (Zahlenlehre), Musik, Geometrie und Astronomie zusammen.

Der Unterricht war aber meist nur ein auswendig lernen, direkten Unterricht gab es nicht. Mädchen konnten nur etwas lernen, wenn sie Nonnen wurden. Dann lernten sie im Kloster lateinische Texte, Singen, Nähen und Sticken.

 

Martin Luther

Ab 1501 studierte Luther Philosophie und machte seinen Magister.  Das anschließende Studium der Rechtswissenschaften brach er 1505 ab. Grund dafür, so besagt eine Anekdote war ein Gewitter, das ihn auf dem Rückweg von seinen Eltern nach Erfurt überraschte und immer unheimlicher Ausmaße annahm. Ein Blitz schlug direkt neben ihm ein.

Die Tür mit den Geboten Luthers

Er litt Todesangst vom Blitz erschlagen zu werden und rief die Heilige Anna um Hilfe an: „Heilige Anna hilf mir! Lässt du mich leben will ich ein Mönch werden.“ Er stand zu seinem Gelübde und trat als Mönche 1505 in den Augustiner-Eremitenorden Erfurt ein, einer der strengsten Orden, obwohl sein Vater wollte, dass er als städtischer Beamter Karriere macht.

Luther muss in dieser Gewitternacht wohl wirklich den Tod vor Augen gesehen haben. Später, 1521 bekannte er: „Ich bin nicht gern und nicht mit Eifer Mönch geworden, viel weniger des Bauchs wegen, sondern da mich eine Angst und Todesschreck unversehens überfiel, tat ich ein erzwungen Gelübde.“

Zwei Jahre danach 1507 hatte er es geschafft und wurde Priester, nicht zuletzt wegen seiner vorbildlichen Lebensführung. Er studierte an der neuen von Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen gegründeten Universität in Wittenberg Theologie, gefördert von seinem Beichtvater Johann von Staupitz, Generalvikar der Kongregation, der das enorme Potential des jungen Luther erkannte. 1508 wurde er Professor für Moraltheologie in Wittenberg.

1512 wurde er zum Doktor der Theologie und durfte danach selber Vorlesungen halten. Während einer Reise nach Rom 1510 bekam er den Sittenverfall dort mit. Er, der dort selber als Buße an der Generalbeichte teilnahm und auf Knien die „Heilige Treppe“ am Lateran hinaufrutscht und sogar Ablassbriefe kauft, damit seinen Großeltern Sünden erlassen werden, konnte nicht akzeptieren, dass die katholische Kirche derart verweltlicht war, dass der Papst und die Bischöfe wie Fürsten in Prunk und Pracht lebten. Geld dafür bekam man aus dem Verkauf von Kirchenämtern und Ablassbriefen. Das Volk kaufte die Ablassbriefe, um von Sünden freigesprochen zu werden und sich somit im Jenseits die Höllenstrafen zu ersparen, bzw. die Zeit, die man zum Büßen der Sünden im Fegefeuer verbringen müsste.

Der Ablass sollte eigentlich eine Buße und Reue sein, wurde aber von der Kirche missbraucht, indem einfach ein Brief verkauft wurde, in dem der Gläubige die Bestätigung erhielt, dass im vergeben wurde. Es reisten regelrecht Ablassprediger durchs Land, die die Briefe verkauften. Mit dem Geld wurde zum Beispiel durch Papst Leo X auch der Petersdom in Rom bezahlt. Er wurde 1513 Papst und gab den Petersablass heraus, der den Bau des Doms finanzieren sollte. Auch in Deutschland gab es einen Kardinal, namens Albrecht, der die Kredite, mit denen er sein Amt gekauft hatte zurückzahlte, indem er den Petersablass durch den Dominikanermönch Johann Tetzel, einen Ablassprediger verkaufen lies. Dessen geflügelter Spruch war: „Sobald die Münz‘ im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“. Überhaupt agierten viele Ablasshändler wie Marktschreier.

Martin Luther in Wittenberg

Mit Papst Leo machte Kardinal Albrecht Halbe Halbe, er wurde seine Schulden los und der Papst bekam seinen Dom. Die Religion hatte damals halt eine unglaubliche Autorität und konnte den Menschen drohen.

Mit dem Ablasshandel und der Angst vor dem Fegefeuer, einer Läuterungsstation, die die Kirche beim Volk schürte wollte sich Luther nicht abfinden. Er unterrichtete seit 1514 Theologie an der Uni Wittenberg und war zugleich Prediger in der Wittenberger Stadtkirche. Viele Menschen seiner Region kamen aber nicht mehr zur Beichte zu ihm, sondern kauften lieber Ablassbriefe, vor allen den Petersablass. Als Reaktion auf den unglaublichen Sittenverfall der Kirche fordert er die Herrscher Europas, den Kaiser und den Papst auf, die christliche Kirche muss zu den Wurzeln Christi zurückkehren. Er forderte eine grundlegende Reform der Kirche und fordert damit den Papst heraus.

Luthers Schreibkammer in Wittenberg

Er veröffentlichte am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen, also Behauptungen gegen die Missstände der katholischen Kirche. Er sandte sie seinen kirchlichen Vorgesetzten. Er soll sie aber auch an die Schlosskirche genagelt haben. Bewiesen ist das nicht, ich habe mal gehört, die Tür sei aus Eisen gewesen, annageln also Blödsinn. Doch bei einer Führung in Wittenberg im Oktober 2017 hatten wir eine Führung, bei der uns der Stadtführer das ganz gut erklärte:

Für den Thesenanschlag gibt es tatsächlich keinen richtigen Zeugen, Philipp Melanchton berichtete zwar 1546 davon. Da war Luther aber bereits tot. Melanchthon kam auch erst 1518 nach Wittenberg, konnte den Thesenanschlag also nur vom Hören-Sagen kennen. Allerdings hat Luthers Sekretär Georg Rörer (1492-1557) in ein Exemplar des Neuen Testaments von 1940 geschrieben: „Am Vorabend des Allerheiligenfestes im Jahre des Herren 1517 sind von Doktor Martin Luther Thesen über den Ablass an die Türen der Wittenberger Kirchen angeschlagen worden.“ Er war ein enger Mitarbeiter Luthers, muss es also gewusst haben.

Übrigens stellt man sich das immer als eine tollkühne Tat vor, die verboten war und gegen Recht verstieß. Der Führer unserer Besichtigung erklärte uns, dass Teile der Uni auch in der Kirche waren und die Kirchentür als schwarzes Brett der Uni diente, an das vieles angeschlagen wurde. So revolutionär wie man heute glaubt war also die pure Tat des Anschlages nicht. Röwer schrieb von den Kirchen in der Mehrzahl. Auch dafür hatte unser Führer eine Erklärung. Die Statuen der Universität besagten, dass öffentliche Bekanntmachungen an den Kirchentüren angeschlagen werden mussten, also an allen.

Lutherbild am Denkmal Cranach d. Ä.

Aber auf jeden Fall, die Thesen wurden gedruckt und verbreiteten sich in Deutschland sehr schnell. Das war der Beginn der Reformation und somit dem deutschen Reformator Martin Luther. Ich glaube, Luther hatte die Spaltung der Kirche nicht gewollt, sondern wollte sie wirklich nur reformieren. Er war einfach der Meinung, dass Gott nicht wie die Kirche lehrt, ein mitleidsloser, strafender Gott ist. In seiner Studierstube im Wittenberger Klosterturm kam ihm die Vorstellung eines gnädigen Gott, vor dem sich der Mensch natürlich verantworten muss, der aber die Menschen dort abholt wo sie stehen. Er bewegt sich auf die Menschen zu und ist barmherzig. Er will den Menschen nicht vernichten, sondern liebt ihn.

Luthers Thesen finden bei Papst Leo X, der das Geld aus den Ablassbriefen brauchte, kein Gefallen und er eröffnete 1518 in Rom einen Ketzerprozess. Der Mainzer Kardinal Albrecht hatte Luther in Rom angezeigt. Luther hatte aber in Kurfürst Friedrich der Weise aus Sachsen einen Fürsprecher. Der erreichte, dass das Verhör Luthers in Deutschland stattfand. Kardinal Cajetan verhörte Luther im Oktober 1518 auf dem Reichstag in Augsburg. Luther weigerte sich aber seine Thesen zu widerrufen, solange er nicht durch die Bibel wiederlegt würde. Seiner Verhaftung entfloh er. Später -1519- bestritt Luther den Führungsanspruch des Papstes und zweifelte die Unfehlbarkeit der Kirche an.   Er verfasste im Jahr 1520 seine drei Hauptschriften, in denen er ein Reformprogramm für die Kirche entwickelte: Reform des Papsttums und des kirchlichen Lebens, des Zölibats, der Messe und des Ablasswesens und Reform der Sakramente. Von den sieben Sakramenten der katholischen Kirche:

Taufe, Firmung, Eucharistie-Abendmahl, Beichte, Krankensalbung, Priesterweihe und Ehe ließ er nur noch die Taufe und das Abendmahl bestehen.

Im Juni 1520 wurde Luther der Ausschluss aus der Kirche angedroht, wenn er nicht innerhalb von 2 Monaten seine Behauptungen widerriefe. Luther verbrannte daraufhin am 20.12.1520 sein Exemplar des päpstlichen Schreibens, nachdem ein Vertreter der Kirche öffentlich Luthers Schriften verbrannt hatte. Er wurde dann am 3.1.1521 tatsächlich exkommuniziert, also von der Kirche ausgeschlossen. Das allerdings machte ihn erst richtig bekannt. Er durfte sich noch einmal auf dem Reichstag zu Worms rechtfertigen und hatte auch die Zusage und einen Schutzbrief Karl V. auf freies Geleit für 21 Tage. Doch nachdem er einen Widerruf erneut ablehnte und sich auf  die biblischen Texte berief, erließ der Kaiser nach Luthers Abreise rückwirkend das Wormser Edikt, die Verhängung der Reichsacht, also den Ausschluss aus der Gemeinschaft. Er war nun rechtlos, durfte also getötet werden, ohne dass der Täter dafür bestraft wurde. Seine Schriften wurden verboten, niemand durfte ihn beherbergen oder unterstützen. Er sollte dem Kaiser überstellt werden. Die Festnahme konnte aber nie erfolgen, weil immer mehr Landesfürsten sich der Reformation anschlossen. Auf seinem Rückweg wurde er am 4. Mai 1521 zum eigenen Schutz von Soldaten Friedrich dem Weisen entführt und auf die Wartburg bei Eisenach gebracht. Er soll erst einmal aus dem Rampenlicht, um die Angriffe von kirchlicher Seite abzuschwächen. Dort blieb er als „Junker Jörg“ bis zum 1. März 1522 und übersetzte in dieser Zeit innerhalb  von 11 Wochen das Neue Testament aus dem griechischen Urtext ins Deutsche. In einer hohen Auflage von 3000 Stück wurde Sie von Lucas Cranach und Christian Döring verlegt und war trotz hohen Preises sehr schnell vergriffen. Später folgte das Alte Testament, sodass die gesamte Bibel 1534 in volkstümlichem, also verständlichem Deutsch vorlag und somit vom einfachen Volk gelesen werden konnte. Der Buchdruck, 1450 erfunden tat ein Übriges zur Verbreitung der Lutherbibel. Während Luther auf der Wartburg war, gingen die reformatorischen Ideen in Wittenberg weiter. 1521 heirateten demonstrativ drei Priester. Luther steht in Briefkontakt zu den Reformatoren in Wittenberg.

Nachdem Luther 1522 die Wartburg verlassen hat, kehrt er am 6. März nach Wittenberg zurück. Dort kann er verhindern, dass die Reformbewegung ins Radikale abgleitet. Im Bauernkrieg verurteilte er die Gewalt der Bauern. Er stellt sich gegen die Bauern und auf die Seite der Fürsten. Nachdem der Bauernführer Thomas Müntzer und tausende Bauern niedergemetzelt wurden, fühlte er sich doch für ihren Tod verantwortlich. Luther führt in den Jahren Predigtreisen in ganz Mitteldeutschland durch. Er will den normalen Menschen das Evangelium erläutern und verkünden.

Im Oktober 1524 beendete Luther sein Mönchsleben und heiratet ein Jahr später am 13.6.1925 Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne aus dem Kloster Nimbschen bei Grimma, mit der er sechs Kinder hatte.

Luthers Frau, eine Frau, die aus dem Rahmen fällt. Schöne Darstellung des Künstlers.

Sie ist 16 Jahre jünger als er und führt dann den Haushalt, in dem nicht nur seine Familie lebte, sondern ab 1529 auch die sechs Kinder seiner Schwester und sogar Studenten, die für Unterkunft zahlten. Kurz zu Katharina von Bora, sie wurde 1499 als Tochter eines verarmten Adligen geboren und durfte bereits 1504 die Klosterschule in Brehna bei Halle Saale besuchen. Schon mit 9 Jahren tritt sie in das Kloster Nimbschen ein und legt 1515 das Gelübde ab. Sie wird so früh wie es überhaupt möglich ist Nonne. Warum Sie Ostern 1523 mit mehreren Nonnen aus dem Kloster flieht ist nicht so ganz ersichtlich. Allerdings soll Luther ihr als Hilfe einen Wagen geschickt haben, auf dem Sie sich mit den anderen Nonnen verstecken konnte. Später vermittelte Luther den geflohenen Nonnen sogar Ehemänner aus Wittenberg. Auch Katharina wollte erst einen Studenten, Sohn einer Nürnberger Patrizierfamilie heiraten, doch trotz Luthers Vermittlung waren die Eltern des Studenten nicht bereit der Ehe mit einer geflüchteten Nonne zuzustimmen. So kam Katharina dann mit Luther zusammen.

All die Jahre predigte und lehrte er weiter. Außerdem machte er Reisen, um die Arbeit der Pfarrer zu begutachten. Der 1. Reichstag zu Speyer im Jahr 1526 gab den Protestanten die Möglichkeit, ihre Reformen durchzuführen. Luther erscheint auf den Reichstagen nicht, weil seine Ächtung immer noch rechtsgültig ist. Er lässt sich durch Melanchthon vertreten und informieren. Nachdem Luther 1528 einen Kriegsausbruch verhindert, bildet sich 1530 der Schmalkaldische Bund, eine Verteidigungsbündnis gegen die katholischen Länder.

Der Disput bzw. der konfessionelle Krieg mit Karl V. konnte nie geführt werden, weil der durch außenpolitische Konflikte immer wieder anderweitig beschäftigt war. Seine Lehrtätigkeit an der Uni Wittenberg beendete er bei der letzten Vorlesung mit dem Satz: „Ich bin schwach, ich kann nicht mehr.“

Martin Luther starb am 18. Februar 1546 in Eisleben, nachdem er Erbstreitigkeiten der Grafen von Mansfeld schlichten wollte. Nach langen erfolgreichen Verhandlungen starb er morgens um 3 Uhr. Seine letzten Worte sollen „Wir sind Bettler, das ist wahr …“ gewesen sein. Sein Leichnam ist in der Schlosskirche in Wittenberg begraben.

Damit konnte er dann den Ausbruch des Schmalkaldischen Krieg (1546/47) nicht mehr verhindern, der den Protestanten durch eine Niederlage gegen den Kaiser 1547/48 einen herben Rückschlag einbringen. Es wird einige Jahre dauern, bis man wieder Erfolge verbuchen kann.

Sprüche von Luther, oder auch nicht:

„Wenn ich den Teufel nicht mit ernsten Worten und mit der Schrift in die Flucht schlagen konnte, habe ich ihn oft verjagt durch Possenreißerei.“

„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
(er liebte zwar Bäume, aber dieser Satz ist nicht belegbar. Man vermutet, dass in der Not des Zweiten Weltkrieges Verzweiflung und Hoffnung dazu führten, Luther diesen Ausspruch in den Mund zu legen.)

„Wer singt, betet doppelt.“

„Ich, Doktor Martinus, bekenne mit dieser meiner Hand­schrift, dass ich mit dem Teufel, Papst und allen meinen Feinden gar eines Sinns bin. Denn sie wollten gerne fröhlich sein, dass ich gestorben wäre, und ich gönnte ihnen von Herzen solche Freude und wäre wohl gern gestorben zu Schmalkalden, aber Gott hat noch nicht solche Freude wollen bestätigen.“
(Das schrieb er, als ein Gerücht über seinen Tod im Land umgegangen war, in einem „Brief von seinem Begräbnis“) tja, Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

 

Falls Sie die Thesen nachlesen wollen, finden Sie die hier.

 

 

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