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Rhodos – Insel vieler Kulturen

Rhodos – Insel vieler Kulturen

Schon die Bilder die wir bei der Einfahrt unseres Schiffes aufnehmen konnten, zeigen, dass wir an diesem Tag ein wunderschönes Wetter bekommen sollten.

Rhodos – das hatte für mich und meine Frau immer den Klang einer Insel der Reichen. Warum? Als Kind ist meine Frau mit ihrer Familie eigentlich nie in Urlaub gefahren, ich bin mit meinen Eltern auch erst im jugendlichen Alter „gereist“.

Dieser Brunnen steht im antiken Mandraki-Hafen von Rhodos, direkt vor der „Kirche der Evangelismos“, was so viel wie Verkündigung heißt.
Es gibt aber auch eine schöne Geschichte dazu, die nach Italien führt. 1911 war in Turin Weltausstellung, sie wissen, dass ist so, wie seinerzeit die EXPO in Hannover, wo viele Länder Pavillons haben und sich der Welt zeigen möchten. Italien stellte eine auf 50% verkleinerte Kopie eines Brunnens der italienischen Stadt Viterbo, auch „Stadt der Brunnen“, aus. Der Original Brunnen, Fontana Grande, stammt aus dem Jahr 1212. Am Ende der Expo kaufte ein Italiener den Brunnen für seine Villa in Rom. Später aber erwarb ihn das Ministerium für Bildung und brachte ihn nach Rhodos. Damit wollte man zeigen, dass sich auf Rhodos auch viele Steinmetze und Handwerker aus der Heimatstadt des Brunnens beim Aufbau des Großmeisterpalastes und anderer Gebäude in Rhodos engagiert hatten.

Aber nie in ferne Länder, sondern höchstens zu Verwandten in den Harz, oder mal nach Bayern. Und da waren bei uns beiden aber immer Schulkameraden oder Bekannte, die nach Capri oder Rhodos fuhren. Von dem, was danach an Erzählungen kam, musste man den Eindruck gewinnen, die Betreffenden hätten den Luxus pur erlebt, ähnlich heute einer Weltreise. Vielleicht habe ich es als Kind auch nur so wahrgenommen, weil da von fremden Welten erzählt wurde. Neid war eigentlich nie dabei, nur war mir schon klar, dass ich im Leben mir so etwas Exklusives nie leisten würde.

Während ich auf die Geschichte von Rhodos eingehe, hier schon ein paar Bilder der sehr schönen Altstadt, mit Geschäften, die laut Führerin zu dieser Jahreszeit extra für uns Touristen öffneten und sofort nach Abfahrt des Schiffes wieder schlossen. Wir haben dort nachmittags ausführlich geschaut und auch einige Mitbringsel gekauft.

Aus diesem Grunde hatten wir auch unheimlich hohe Erwartungen, als wir 2012 mit dem Kreuzfahrtschiff für einen Tag in Rhodos anlegten und eine offizielle Führung buchten, um ja nichts zu verpassen.

Ich möchte hier jetzt schon einmal mit den Erwartungen aufräumen, die wahrscheinlich nur der Vorstellung der „fremden Welt außerhalb Deutschlands entsprang“.

Wie Sie an unseren Bildern sehen, ist Rhodos eine sehr schöne Insel, doch von Luxus keine Spur. Im Gegenteil, die Bewohner haben schon ganz ordentlich zu kämpfen, um den Kopf über Wasser zu halten. Dennoch waren die, die wir kennenlernten sehr offen, nett und freundlich zu uns, weshalb wir uns schon etwas für unsere Mitreisenden schämten, die zwar die Insel sehen, aber bloß kein Geld ausgeben wollten.

Das richtige Wetter um faul in der Sonne zu liegen.

Frei nach dem Motto, die können doch froh sein, dass wir kommen aber Nepp kaufen, auf gar keinen Fall. Das ging so weit, dass einige über Mittag aufs Schiff zurückgingen, weil ja Essen auf dem Schiff inklusive war, und dann nach dem Essen wiederkamen, um durch die Gassen zu streifen. Doch dazu im Folgenden mehr.

Rhodos ist die viertgrößte griechische Insel in der Ägäis und liegt etwa 18 Kilometer südwestlich der Türkei. Die Hauptstadt, die ebenfalls Rhodos (früher Rodos) heißt, ist eine antike Stadt mit einer Stadtmauer und wird von vielen Zivilisationen geprägt, die sich hier niedergelassen haben.

Über 4500 Jahre minoischer, griechischer, römischer, persischer, arabischer, türkischer und italienischer Kultur vereinen sich in Rhodos zu einem faszinierenden Miteinander der Geschichte, Kunst, aber auch der Unterhaltung, einer einzigartigen Küche und nicht zuletzt einer sehr schönen Landschaft.

Rhodos ist die Insel der „Sonnengötter“: Der Sage nach wurde sie von Helios entdeckt, der die Insel zu seiner Braut machte und ihr das „Geschenk des Lichts und der Üppigkeit“ überbrachte. Erobert, geplündert, befestigt und besiedelt von Menschen, die ihre Schönheit und strategische Lage zu schätzen wussten, ist Rhodos daran gewöhnt, immer wieder neue Gäste willkommen zu heißen. Eine Insel, die von so vielen verschiedenen Kulturen besetzt und immer wieder geplündert wurde, hat natürlich von jeder Kultur etwas mitbekommen, allerdings wurden Schätze  und Werte natürlich immer wieder genommen.

Das merkt man natürlich auch bei den Denkmalen, die wir besichtigt haben.

Mit unserer Fremdenführerin hatten wir es gut getroffen. Sie hat uns nicht nur vieles gezeigt und Interessantes erzählt, sondern sprach auch über das aktuelle Leben und die Schwierigkeiten, die die Bevölkerung hätte, um die vielen Monate des Jahres ohne Touristen zu überstehen. Die Insel lebt fast ausschließlich durch den Tourismus.

Sie fand auf Filerimos schon im Januar wilde Narzissen, die sehr stark dufteten. Ein Dank von dieser Stelle an sie.

Wer Arbeit hat, arbeitet die 7-8 Monate im Jahr wo der Tourismus läuft, 14-16 Stunden. Sonntage und Feiertage werden durchgearbeitet, weil man viel Geld verdienen muss, um die fünf Wintermonate, in denen man arbeitslos ist, zu überbrücken. Um das eigene Haus, dass aufgrund der Feuchtigkeit im Winter, oft gestrichen werden muss, kann man sich erst dann kümmern. Exotischer Urlaub ist für die Griechen Deutschland oder Österreich, so erzählte sie, um Mal Schnee zu sehen. Auf Rhodos sind die niedrigsten Jahrestemperaturen 7° C. Wir hatten bei unserem Besuch am 26.1.2012 ca. 15° C.

Die Treppe rauf zu Filerimos war noch geschlossen, weshalb wir erst den mit Zypressen gesäumten Kreuzweg bis zum großen Kreuz gingen.

Schnee gibt es nur alle 20 Jahre. Wenn es Mal schneit, wird nicht gearbeitet und alle Schulen fallen aus, weil alle Bewohner Rhodos‘ auf den nächsten Berg fahren, um sich den Schnee anzugucken. Schöne Vorstellung. Nun kamen wir auch mit dem Reisebus an unserem ersten Besichtigungsort an:

Am Ende des Kreuzweges und gegenüber dem Eingang zum Kloster und der Ausgrabungsstätte führt eine Allee (der Kreuzweg Golgatha) zu diesem 15 Meter großen Kreuz aus Beton, das 1992-1994 errichtet wurde. Im Inneren des Kreuzes könnte man früher nach oben gehen, durfte aber keine Platzangst haben. Nicht nur für Touristen ist dieses Kreuz interessant. In den waldbrandgefährdeten Monaten wird hier aufgrund des Weitblicks eine Feuerwache organisiert.

 

Die archäologischen Stätten von Filerimos, etwa 10 Kilometer von Rhodos Stadt entfernt. Es sind auf einem Hügel gelegene Ausgrabungsstätten mit Ruinen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und einem malerischen Weg zum westlichsten Aussichtspunkt des Hügels.

Filerimos heißt ein ca. 267 Meter hoher Hügel, der seinen Namen von einem Mönch hat.

Die Johanniter-Kirche „Kirche Unserer Lieben Frau“ besteht aus vier Kapellen und einem Kloster. Das Kreuz als Relief ist das Symbol der Kreuzritter. Sie wurde 1480 erbaut und während der italienischen Besatzungszeit vollständig restauriert.
Die Kirche wurde ebenso wie das Kloster von den Italienern restauriert. untypisch für Rhodos ist der Grundriss einer Kuppelkirche. D.h. in einem Quadrat ist ein griechisches Kreuz. Auf 4 Säulen, die zum Teil noch vorhanden sind, erhob sich die Kuppel.

Er hatte angeblich eine Ikone der Jungfrau Maria dabei, die von einem Evangelisten gemalt wurde. Auf seinem Weg aus Jerusalem machte er halt und ließ sich dann hier nieder.  Der Name setzt sich dann aus dem altgriechischen philos für Freund und erēmos für einsam zusammen, also „Freund der Einsamkeit“.

Die Muttergottes vom Berg Philermos ist eine Marienikone. Man vermutet, dass sie um 1200 im byzantinischen Raum entstand. Die Ritter des Johanniterordens kamen nach ihrer Vertreibung aus Palästina und Syrien bzw. den Kreuzfahrerstaaten (Königreich Jerusalem, Fürstentum Antiochia, Grafschaft Edessa und Grafschaft Tripolis) 1291 erst nach Zypern und dann 1309 nach Rhodos.
In der Zeit, in der sie auf Rhodos waren, verehrten Sie diese Rhodos-Ikone als Gnadenbild, erst in einer Kapelle, zwischen 1490 und 1522 im Ordenshaus auf dem Berg Philermos. Als sie dann 1523 durch die Osmanen von Rhodos vertrieben wurden nahmen Sie die Ikone als Heiligtum des Ordens mit und ließen sich 1530 auf Malta nieder, wo dann auch die Bezeichnung Malteserorden entstand. 1799 kam die Ikone erst nach St. Petersburg, 1917 während der Oktoberrevolution nach Dänemark, später dann nach Montenegro. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt sie als verschollen und wurde 1996 in einem Kloster in Montenegro wiederentdeckt. Heute steht das Original im Nationalmuseum von Montenegro. Im Jahr 2000 wurde eine Kopie angefertigt, die der Malteserorden erhielt.

Vor dem Kloster sieht man die Grundmauern und Säulenstümpfe eines Athenetempels, aus der Zeit um 5 v. Chr., zerstört durch Erdbeben. Auf dessen Überresten bauten Christen im 5. und 6. Jahrhundert eine Basilika. Dafür benutzten sie zumeist Steinquadern des Tempels.

Das trifft es auch sehr gut. Denn auf dem Weg zum Berg sind uns keine Menschen begegnet, oben war unsere Gruppe auch ziemlich allein.

Dieser Mönch baute im 13. Jahrhundert eine Kapelle, die später erweitert wurde zu Kloster und Kirche.

Das Kloster ist heute nicht mehr bewohnt und dient nur noch den Touristen als Anziehungspunkt. Es gibt viele verschiedene Bauformen im Kloster weil es mehrfach zerstört und wieder aufgebaut wurde.

Von der frühchristlichen Kirche ist dieses in den Boden eingelassene, kreuzförmige Taufbecken erhalten, das mit Marmorplatten ausgelegt wurde und sich in der früheren Taufkapelle befindet.

Zuletzt ca. 1915 durch die Italiener. Ursprünglich gebaut wurde es von der griechisch-orthodoxen Kirche. Als die Johanniter im 13. Jahrhundert die Insel als Heimat reklamierte, wurde das Kloster katholisch wieder aufgebaut. Die Türken zerstörten das Kloster Anfang des 16. Jahrhunderts, dann kamen die Italiener und bauten ein drittes Mal auf.

Pfauen sind die unüberhörbaren Haustiere auf dem Berg Filerimos. Sie sind kaum fähig zu fliegen, aber können gut Klettern. Unsere Führerin sagte, ein Angestellter hätte 2009 3 Stück mitgebracht, daraus waren 2012 schon 70 geworden. Also sehr fruchtbar die Tiere.

Im Kloster sieht man nur noch wenig, da sind zum einen die kleinen Mönchzellen, einen Innenhof davor, wo im Sommer noch Hochzeiten gefeiert werden, und die Mosaike der Apostel neben jedem Eingang einer Mönchzelle.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Ort Filerimos die wechselvolle Zeitgeschichte auf Rhodos am besten zeigt. Nirgendwo anders wird so klar, wie sehr jede Besatzungsmacht ihre Merkmale auf der Insel zurückließ. Von den Anfängen in der Antike über die Johanniter, die türkischen Besetzer, Italiener und zuletzt die Deutschen im zweiten Weltkrieg.

12 Apostel-Bilder (Namen scheinen auf Griechisch in den Bildern zu stehen) und 2 „Jesus-Bilder“. Hier eine kleine Auswahl. Aber nicht täuschen lassen. Diese Mosaike sollen relativ neu sein.

Für uns ging es jetzt weiter zum Großmeisterpalast in der Stadt Rhodos.

Großmeisterpalast

Die Befestigung von außen. Der Palast, der mehr einer Festung ähnelt, hat die Maße 80 x 75 m.

Die Außenmauern entsprechen noch dem mittelalterlichen Stil.

Der ist direkt in der Altstadt, am höchsten Punkt von Rhodos. Er diente als byzantinische Zitadelle und Festung. Dort wohnte der höchste Ritter des Ordens. Bestimmt wurde die gesamte Geschichte Europas des Mittelalters, deren Herrscher und auch der Johannitern eigentlich von der Kirche. Die ersten Ritterorden sind während der Kreuzzüge entstanden und dienten als Schutz und Geleit für Pilger, die ins Heilige Land wollten und wurden zum Schutz gegen den Islam gegründet. Sie wollten Pilger gegen äußere und innere Feinde der Christenheit verteidigen. Die Ritterorden lebten in Armut, Gehorsam und Keuschheit und dienten außerdem karitativen Aufgaben. Um einem Ritterorden beizutreten musste man die adelige Abstammung nachweisen, oder Priester sein.

Der Johanniterorden, der später Malteserorden genannt wurde, gründete sich 1048 n. Chr. angeblich durch den heiligen Johannes, der aus Jerusalem kam. Der Orden wurde aber erst 1113 vom Papst bestätigt. Aber erst 1130, als seine Ritter zum Schutz von Pilgern Burgen übernahmen und zu Grundherren wurden, wandelte er sich vom Hospital- zum Ritterorden. Dafür suchten sie sich meist dem Ritterstand angehörige Adelige.

Durch das Tor kommt man in den von Arkaden umgebenen Innenhof, der von mächtigen Mauern eingeschlossen wird. Im Erdgeschoss wurden Lebensmittel und Waffen gelagert, im oberen Geschoss waren die Palasträume. Nach oben führt eine große Freitreppe zu den Sälen im Obergeschoss.

Der Großmeisterpalast auf Rhodos wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts gebaut, als die Johanniter auf die Insel kamen und eine Residenz benötigten. Man brauchte einfach einen strategischen Standort, um Pilgerreisen nach Jerusalem zu organisieren. Auffällig ist die Außenfassade aus rotem Kalksandstein.

Auf Rhodos blieben die Johanniter bis 1522, ehe Sie nach der Eroberung von Rhodos durch Suleiman den zweiten nach Malta fliehen mussten.

Der Großmeister wird von den einzelnen Abteilungen des Ordens gewählt. Meist lebten diese, man nennt sie wohl Ritter-Zungen (das sind landsmannschaftliche Gliederungen innerhalb des Ordens), in der Nähe des Großmeisterpalastes. In Rhodos in den Herbergen die entlang der Ritterstraße waren. Übrigens eine Anekdote erzählt, dass die Insel Rhodos von einem Johannitermönch mit Spitznamen „Drachentöter“ von einem Ungeheuer befreit wurde und die Johanniter damit den Besitzanspruch an der Insel bekamen. Aber erst nachdem der Papst den Anspruch anerkannte, war der Großmeister als Stadthalter möglich.

Marmorstatuen des 1. Jhd. v. Chr. von der Insel Kos zieren die Arkaden des Innenhofes.

Noch eine Info, die wir bekamen: Die acht Zacken des Johanniter Kreuzes im Mauerwerk vom Kloster Filerimos sollen den Ritter-Zungen entsprechen. Also acht Zacken, für acht Abschnitte der einzelnen Herkunftsländer der Ritter. Denn es gab Ritterorden in Deutschland, Frankreich, Fürstentum Aragon, Italien, der Provence, England, aus der Auvergne und aus Kastilien.

Einer der Säle im Großmeisterpalast

Das heutige Aussehen ist nur ein Nachbau und Umbau gemäß der Vorstellung, die man vom Aussehen des Palastes im 14. Jahrhundert hatte. Denn man muss berücksichtigen, dass Paläste nach der Eroberung eigentlich immer „entweiht“ und dann dem Bedarf des Erobernden angepasst wurden. Da bleibt von der Ursprünglichkeit nicht viel übrig.

Eine eigentümliche Statue. Ohne Gesicht. Unsere Führerin sagte, das war Absicht, man konnte dann je nach gerade herrschenden eben das Gesicht neu gestalten. Das soll also eine Sparmaßnahme gewesen sein oder einfach eine Möglichkeit für den Eroberer, den vorherigen Besitzer des Gebäudes auszulöschen. Ob das stimmt.

Der Sultan hatte nämlich nach der Eroberung im Jahr 1522 in der Kirche des Palastes immer Schießpulver gelagert, der Rest diente als sehr berüchtigtes Gefängnis bzw. teilweise als Stall. Im Jahr 1856 gab es eine, durch Blitzschlag ausgelöste, verheerende Explosion, wo viele Teile des Palastes zerstört wurden und 800 Menschen ums Leben kam. Grund waren die riesigen Mengen an Schießpulver, das dort seit der Belagerung von 1522 gelagert wurde und über die lange Zeit einfach in Vergessenheit geraten war.

Bei der gewaltigen Explosion waren auch Teile der Stadt, der Ritterstrasse und des Großmeisterpalastes zerstört worden.

In der Zeit von 1912-1943 war Rhodos unter italienischer Herrschaft. Erst in den 1930iger Jahren begannen die Italiener unter Mussolini mit dem Wiederaufbau und wurden damit 1940 fertig. Dort sollte eigentlich die Residenz des italienischen Königs Victor Emmanuel III entstehen und später die Sommerresidenz für Mussolini, was der Zweite Weltkrieg am Ende verhinderte. Es gab beim Wiederaufbau der Italiener viel Kritik, weil z.B. Bodenmosaike verwendet wurden, die historisch nicht belegt sind.

Ob das auch Original aus der Erbauerzeit ist, dann war man seiner Zeit lichttechnisch extrem voraus.

Die italienischen Baumeister hatten nämlich nicht den Ehrgeiz, möglichst originalgetreu wiederaufzubauen.

So wurde ein zusätzliches, vorher nicht vorhandenes Geschoß eingezogen, und die Grundfläche auf das eineinhalbfache der ursprünglichen Fläche vergrößert. Original erhalten ist das Eingangsportal mit Spitzbogentor und den zwei mächtigen steinernen Rundtürmen..

Die Inneneinrichtung der Räume entspricht nicht der Ritter-Einrichtung des 14. Jh. Doch die Fußbodenmosaiken in den Sälen aus schwarz-weißen und farbigen Kieseln vom 2. und 3. Jh. aus Kos gehören zu den eindrucksvollsten und schönsten Mosaiken der Antike und sind sicherlich wertvoll.

Heute ist im Palast ein historisches Museum in dem einige römische und griechische Skulpturen zu sehen sind. Dabei können 18 der fast 300 Räume besichtigt werden. Erwähnenswert ist eine Kopie der berühmten Laokoon-Gruppe die auch im Vatikanischen Museum in Rom zu sehen ist. Sie stellt den Todeskampf des trojanischen Priesters und seiner Söhne gegen die Schlange des Poseidons dar. Doch vieles ist ein Sammelsurium an Ausstellungsstücken, die eigentlich keinen roten Faden haben oder auch nur irgendwie zusammengehören.

Die könnte auch chinesisch sein. aber eine tolle Nische.

Da sind Renaissance Stühle und Muranoleuchter, sowie Marmorbüsten, die nichts mehr mit dem Ritterorden zu tun haben. Selbst die Mosaikböden des Obergeschosses sind von der griechischen Insel Kos und waren im historischen Palast nie zu finden.

Das ist aber wie unsere Führerin sagte, kein Wunder, hat doch jeder Eroberer geplündert und hinterher wenig zurückgelassen. Erinnert mich eigentlich an das Finanzamt und „Vater Staat“ von heute.

Das wir die Straße heute so sehen, wie sie zur Zeit der Ritter existierte, verdanken wir den Italienern. Als nämlich die Kreuzritter 1523 flohen, zogen reiche türkische Familien dort ein. Sie bauten hölzerne Erker vor die Häuser, wie es ihrem Stil entsprach. Die wurden aber durch die Italiener in der Besatzungszeit abgerissen und die Häuser somit in den Originalzustand gebracht. Heute sind in der Straße Büros und zum Teil internationale Botschaften untergebracht.

Wir verlassen nun den Großmeisterpalast und gehen über die recht unscheinbare ca. 250 Meter lange Ritterstraße (Odos Ippoton) in die Altstadt von Rhodos, die von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt ist. Wie der Name Ritterstraße schon sagt, haben dort im 14. Und 15. Jahrhundert die Ordensritter residiert. Zu beiden Seiten der Gasse waren schlichte Herbergen für die einzelnen Landsmannschaften die aus den unterschiedenen Königreichen Europas dem Johanniterorden dienten. Sie empfingen, feierten Feste und speisten dort gemeinsam und hielten ihre Versammlungen ab. Gewohnt haben sollen sie allerdings in Privaträumen in Rhodos. Über den Portalen findet man noch die Wappen der Großmeister und die an den Fassaden angebrachten Tafeln erklären, welcher Landsmannschaft die Herberge zugeordnet war. Leider hatten wir während der Führung nicht genug Zeit, um von den Fassaden mehr Bilder zu machen. Übrigens ist die Ritterstraße die einzige vollständig erhaltene Wohnstraße Griechenlands aus dem 16. Jahrhunderts. Sie wurde seinerzeit auf einer antiken Straße erbaut.

Hier laufen wir genau in Richtung der osmanischen Süleyman-Pascha-Moschee. Sie wurde 1523 durch Sultan Süleyman I. gebaut, nachdem die osmanischen Streitkräfte Rhodos einnahmen. Der heutige Komplex stammt allerdings aus dem Jahr 1808. Unser Aufenthalt war leider aber nicht lang genug, um den Bereich noch zu besichtigen. Vielleicht später einmal aufs Neue.

Schon erstaunlich, dass auf der Ritterstraße, auf der wir laufen, im Mittelalter die mächtigsten der Ritter entlang schritten.

Allerdings waren nicht alle Ritter von hohem Adel. In Frankreich wurden häufig auch Großgrundbesitzer zum Ritter geschlagen. Wie schon oben geschrieben, kamen die Ritter des Johanniter Ordens aus acht verschiedenen Fürstentümern in Europa. Hier noch einmal die einzelnen Gesandtschaften:

Es gab einen Ritterorden aus Deutschland, Ritter aus Frankreich, Ritter der Johanniter aus dem Fürstentum Aragon (das ist im Nordosten Spaniens), Ritter aus Italien, Ritter aus der Provence, (Südostfrankreich), Ritter aus England, Ritter aus der Auvergne (Zentralfrankreich) und Ritter aus Kastilien (etwa in der Mitte von Spanien).

Es gab aber auch andere Ritterorden als die Johanniter. Es sollen ca. ein Duzend gewesen sein. Übrigens hört man oft auch den Ausdruck Kreuzritter. Die Ritter trugen ein Kettenhemd,  Blechrüstungen kamen erst im späten Mittelalter auf, weil sich die Waffen änderten. Auf dem Rücken hatten sie ein rotes Kreuz. Das zeigte, dass sie die betenden Mönche des Ordens sind.

Doch dann endete die Ritterstraße an der Stadtmauer in Richtung der Hafenseite und wir konnten noch durch die Gassen schlendern und einige Geschäfte ansehen. Am Anfang dieses Berichtes habe ich dazu schon Bilder gezeigt. Eines muss ich aber noch sagen, die Mentalität der Kreuzfahrtteilnehmer ging mir schon ein wenig gegen den Strich.

Hier sieht man nicht die Touristen auf dem Rückweg zum Schiff, sondern einige, die zum Mittagessen aufs Schiff gingen, weil dort alles incl. ist. Ich habe selber gehört, dass die meisten danach wieder zum Bummeln in die Altstadt wollten.

Es wurde möglichst wenig Geld ausgegeben, wenn jemand etwas kaufte, wurde von anderen Mitfahrern nur von Nepp und Kitsch gesprochen und dass man das nicht unterstützen wollte. Ähnlich hatte ich das auch schon in Marokko und Tunesien erlebt. Wenn man die Infrastruktur eines Landes oder einer Sehenswürdigkeit in Anspruch nimmt, dann sollte man auch bereit sein, den Einwohner eine Verdienstmöglichkeit zu geben.

Schönes Bild, die junge Generation warb vorn um Kunden, die Alten lassen es sich hinten gut gehen. Wenn ich das später in der Rente auch machen kann.

Denn häufig tut man ihnen Unrecht. Wir sind zum Beispiel in einem Geschäft für Tischdecken, Klöppelei, Stickerei gewesen und haben dort sehr wertige Mitbringsel kaufen können. Die Familie zeigte uns alles mit einer Freundlichkeit und Herzlichkeit, die in Deutschland nicht mehr oft vorkommt. Die Oma saß im Hintergrund und bestickte die Decken. Die Freude, dass wir dann tatsächlich etwas kauften – anscheinend kannte man das nicht – war überschwänglich. Alle drückten uns die Hand, es wurde auf 3 Decken noch gratis eine dazugelegt und uns ein Tee angeboten. Und das nicht, weil wir Reichtümer dort ließen.

Nachdem wir noch etwas bummelten, hieß es dann auch für uns Abschied nehmen. Wir hätten sicherlich noch einen Tag mindestens gebraucht um alles zu sehen. Aber das ist halt die Krux einer Kreuzfahrt man sieht zwar viele verschiedene Orte, aber meist nicht lang genug.

Denn die gekauften Tischläufer kosteten zusammen gerade einmal 25 Euro. Wenn man aber bedenkt, dass die Geschäfte der Stadt Ende Januar nur für die Zeit aufmachten, wo das Kreuzfahrtschiff anlegte, dann muss man das auch honorieren und den Händlern wenigstens die Chance geben, etwas für den Lebensunterhalt zu verdienen. Ich hoffe, meine offenen Worte tragen dazu bei, mal nachzudenken, wie lange man den Kreuzfahrttourismus aufrecht erhalten kann, wenn man im besuchten Land nichts ausgibt!?

Eines noch:

In die Altstadt kommt man durch sieben große Tore und ein paar kleine. Einige von ihnen existieren seit der Herrschaft der Ritter, andere wurden später durch die Italiener geöffnet, um dem Verkehr Herr zu werden:

Das Tor durch das wir gingen war glaube ich das Thalassini (Seetor), das Imposanteste von allen, erbaut 1478, mit zwei Türmen links und rechts zur Verteidigung gegen die Belagerer. Sie sehen die beiden großen Türme, die es einrahmen auf dem Bild links.

Es gibt aber auch noch diese großen Tore:

Saint Paul  / Eleftheria  / Amboise  / Heiliger Athanasius / Johannes-Tor oder Koskinou-Tor und Akándia und die kleineren wie das Tor von Panagia (Jungfrau Maria) / Tarsana Gate (oder Werfttor) / Arnaldo Tor und das Katharinentor oder Mühlentor.

Hier noch einmal ein Blick vom Schiff auf die Stadt. Es fallen sofort die mächtigen Stadtmauern auf. Beim Bau der Mauern wurde ein unheimlicher Aufwand getrieben, um sich gegen den türkischen Feind zu schützen. Die Mauer ist ca 5 km lang und stellenweise 12 Meter dick. Es dauerte zwei Jahrhunderte sie zu bauen und verstärken. Anfangs, als die Johanniter 1309 Rhodos eroberten änderten sie die vorhandene Byzantinische Festungsmauer nur wenig. Nach dem großen türkischen Angriff 1480, der nur mit Mühe abgewandt werden konnte und einem Erdbeben im Jahr danach, erneuerte der Großmeister Pierre d’Aubusson die Mauer vollständig. Er ließ die besten Festungsbauer Europas auf die Insel kommen, verstärkte sie und erhöhte die innere Mauer bis zu 20m Höhe über den Wallgraben. Oben kam eine 4 Meter breite Brüstung drauf, die zwischen den Zinnen Platz lies, für riesige Kanonen. Dennoch verlor man die Stadt 1522/23 an die Türken. Kein Wunder, kamen die doch mit 400-700 Schiffen und 100000-200000 Kriegern. Dem standen 500 Ritter, 1500 Söldner und schlecht ausgebildete Bevölkerung entgegen. Da bringt auch die beste Mauer nichts.

 

 

 

 

 

 

 

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