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San Michele Friedhofsinsel Venedigs

San Michele,

Durch das große schmiedeeiserne Tor schaut man auf Venedig. Von der Stimmung her  kann man „hier der Tod, dort das Leben“ spüren

auch „Insel der Toten“ genannt, ist eine Insel in der Lagune von Venedig, auf halbem Wege zwischen Venedig und Murano. Auf ihr befindet sich der gleichnamige Friedhof von Venedig. Die Insel ist annähernd rechteckig und hat eine Länge von 460 Meter, eine Breite von 390 Metern und einer Fläche von 17,6 Hektar und wurde im 19. Jahrhundert durch eine Aufschüttung mit einer weiteren Insel zusammengelegt und vergrößert.

Eine simple aber sehr schöne Jesusdarstellung

Der Friedhof wurde auf Geheiß Napoleons eingerichtet, der 1804 befahl, einen Zentralfriedhof außerhalb der Stadt anzulegen. Das ging dann im Falle Venedigs nur auf einer Insel. 1808 begannen die Planungen, zogen sich aber Jahrzehnte bis in die 1840iger Jahre hin. Außer dem Friedhof befindet sich auf der Insel nur noch die Coducci Chiesa di San Michele in Isola, die wohl erst Renaissance-Kirche Venedigs aus dem 15. Jahrhundert.

Der Architekt Annibale Forcellini erweiterte ab 1858 die Friedhofsinsel mit dem Kloster aus dem 13. Jahrhundert. Forcellini wählte für die Gestaltung eine sehr klare  Linie. Vor dem Kloster wurde ein halbmondförmiges Gebeinhaus errichtet und von dort aus ein quadratisches Raster der Grabfelder als Struktur der Insel.

Es gibt eine streng nach Konfessionen aufgeteilte Ordnung der älteren Friedhofsgebiete auf deren protestantischen Teil sehr viele Gesandte nordischer Länder bestattet liegen. Weitere Gruppen sind: katholisch, griechisch, evangelisch, Gräber für Kinder, Gräber für Militärangehörige (sofort erkennbar an der kleinen italienischen Flagge an jedem Grab).

Sehr beeindruckend war die bunte Farbenpracht der Gräber im Februar, auch wenn es sich nur um künstliche Blumen handelte. An vielen Gräbern sahen wir sogar Stromanschluss, so dass die Lichter elektrisch betrieben werden können.

Gegründet wurde der Cimitero di San Michele um die vielen Friedhöfe auch aus hygienischen Gründen aus dem Stadtgebiet Venedigs zu verdrängen und die überhandnehmenden wilden Begräbnisse unter den Straßenbelägen der Stadt zu unterbinden. Auf Grund von vielen Epidemien hatten Friedhöfe bis dahin den Ruf  unhygienischer und unglückbringender Orte. Daher wurden viele Friedhöfe einfach ausgelagert.

Auf dem in der Form eines griechischen Kreuzes angelegten Friedhof von San Michele kann man auch viele prominente Gräber besichtigen. So liegen auf dem Cimitero di San Michele Stars wie Ermanno Wolf-Ferrari, Luigi Nono und Igor Stravinsky begraben. Die Hauptachsen werden von alten, hohen Zypressen umsäumt. Die einzelnen Grabfelder sind durch Mauern abgetrennt. In diesen Mauern sind die Urnengräber (Columbarien) untergebracht.

Die Insel hat mit Platzmangel zu kämpfen. Für ein Familiengrab auf der Insel muss man tief in die Tasche greifen. Rund 50 000 Euro kostet das Grabhäuschen, mit dem die strengen architektonischen Vorschriften für den historischen Friedhof berücksichtigt werden müssen; damit erwirbt man das Ruherecht auf 100 Jahre. Einzelgräber werden aufgrund des Platzmangels  hingegen schon nach zehn Jahren exhumiert und  in sogenannte Beinhäuser (Ossuarien) umgebettet, in denen sich die Überreste oft meterhoch stapeln. Diese befinden sich auf der Nordseite.

Einst überführten Gondoliere in pompös schwarz dekorierten Booten die Särge. Die Gondeln bekamen dafür ein schwarzes Verdeck aufgesetzt. Der Leichenzug gestaltete sich als eine Parade von schwarzen Gondeln. Wo die Familientradition es verlangt, wird der Sarg auch heute noch auf der Gondel nach San Michele gefahren. Doch ein solches Begräbnis gibt es höchstens zehnmal im Jahr. Venedigs Tote fahren längst, genau wie die Lebenden, mit dem Motorboot. Heute bringen motorisierte Bestattungsboote –  von der städtischen Müllabfuhr – die Verstorbenen nach San Michele.

Auf der Insel gibt es 11 ständige männliche Bewohner, die für die Pflege zuständig sind.

Doch der Platz blieb knapp. 1998 erhielt der Architekt David Chipperfield den Auftrag für weitere 15000 Grabstätten. Es entstanden im östlichen Teil der Insel eine Kapelle, ein Krematorium, Columbarien und eine Rasenfläche. David Chipperfields „Haus der Toten“ gewann den Wettbewerb mit einem absolut neuen Gesamtkonzept. Nach 10 Jahren Bauzeit konnte gerade einmal der erste Teil des Entwurfs errichtet werden. Die Erweiterung betrifft eine Fläche von 60.000 m2 und kostet ca. 25 Mio. Euro. Die Arbeiten von David Chipperfield Architekten sind aber noch nicht abgeschlossen. Seine kalten grauen Basalt-Neubauten überzeugen aber anscheinend nicht alle Venezianer, jedenfalls kann man es so im Internet lesen. Nach einem schönen Aufenthalt fuhren wir mit dem Vaporetto weiter nach Murano, der Glasbläserinsel.

Die Bilder dazu finden Sie hier. Falls Sie unseren Bericht zu Venedig noch nicht gesehen haben, kommen Sie mit diesem Link dahin.

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