Schultze mit tz

Sehenswürdigkeiten Teil 3 Löwenpudel bis Krahnstraße

Jetzt haben Sie schon zwei Teile geschafft. Im 1. Teil sahen Sie die Sehenswürdigkeiten vom Heger Tor bis zur Vitischanze. In Nummer 2 dann den Weg von der Angersbrücke bis zum Dom.

Dieser 3. Teil beginnt nun beim „Löwenpudel“ und führt über das Rathaus, den Markt und der Altstadt dann bis zur Krahnstraße. Ich hoffe, Sie sind gut zu Fuß, dann geht es jetzt mal los.

Als erstes aber mal ein Kunstobjekt, das 2017 verblüffte:

Wenn man dieses Wirrwarr an Klebefolien sieht, würde man nicht glauben, dass sie einen Sinn ergeben. Das ist schon eine sehr aufwändige Sisyphos-Arbeit. In der Perspektive aber absolut verblüffend.

 

Der Künstler der „Vier blauen Kreise“ heißt Felice Varini und ist Schweizer. Auf dem Bild oben sehen Sie, dass man den Eindruck hat, als wehen blaue Bänder ohne besonderen Sinn in der Gegend herum.

Es gab einen Punkt, an dem man sein Werk vollständig sehen konnte. Der Standort, an dem alle 4 Kreise zu sehen sind, war neben dem Löwenpudel. Hier können Sie einen Bericht zur Kunsthalle Osnabrück lesen, die damals auch für diese Aktion verantwortlich war.

Doch nun weiter auf unserer Tour der Sehenswürdigkeiten. Wir verließen in Teil 2 den Dom und gingen weiter in Richtung Altstadt, dabei kommen wir jetzt an einem Denkmal vorbei, das etwas eigenartig aussieht, dem

Löwenpudel

Ist Ihnen das auch schon mal passiert: Sie sagen etwas und wissen eigentlich schon direkt nach dem Aussprechen, dass es falsch war und wahrscheinlich wie ein Bumerang zurückkommt. Warum soll es Herrschern da anders gehen. Ich beginne erst einmal mit der Sage, um dann auf die Realitäten zu kommen.

Karl der Große soll wütend auf die Osnabrücker gewesen sein, weil die sich während seiner Abwesenheit, es war die Zeit der Sachsenkriege, bei Wittekind angebiedert hatten. Wittekind, bzw. besser Widukind, so muss man wissen war der Erzfeind von Karl dem Großen, weil er die Aufstände der heidnischen Sachsen gegen die Franken anführte. Karl der Große schlug ihn zwar, aber beste Freunde wären die nie geworden.


Der Grund für den Namen Löwenpudel weiß auch niemand. Eigentlich hieß das Bildnis „steinerner Löwe“ oder „Löwenstein“ und wurde zum ersten Mal erwähnt im Jahr 1331.

Auf jeden Fall schwor Karl der Große, um Osnabrück für den Treuebruch Einen mitzugeben, dass er dem ersten Lebewesen, das ihm in Osnabrück entgegenkäme, den Kopf abschlagen würde. Es kam, wie es kommen musste. Wittekind hatte schon Fersengeld gegeben und sich ins Nettetal abgesetzt. Die Osnabrücker waren Hasenfüße und fürchteten die Rache Karls. Heute würde man sagen, sie waren Warmduscher und trauten sich nicht ihm gegenüberzutreten. Nur seine Schwester kam ihm entgegen, um Gnade für die Bürger zu erbetteln.

Karl flehte zum Himmel, denn der konnte doch schlecht seine Schwester erschlagen. Und tatsächlich, der Pudel seiner Schwester war schneller, kam auf ihn zu und leckte seine Hand. Er tötete den Hund und musste für seinen Schwur keinen Menschen töten. (Na ja, ich möchte nicht in seiner Haut gesteckt haben, als die „buckelige Verwandtschaft“ ihn für den Hundemord lang machte). Die dankbaren Bürger ließen dann den Steinmetz das Bild des Hundes in Stein hauen. Der war ja auch wirklich heldenhaft wie ein Löwe, auch wenn ihm das sicherlich nicht bewusst war, der wollte nur spielen. Und nun steht der Löwenpudel direkt vor dem Dom St. Petrus.

Soweit die Sage. Wie alle Sagen ist sie schlüssig, entbehrt aber wohl jeder Grundlage, denn Pudel gab es in Deutschland erst im 19. Jahrhundert. Vielleicht ist das aber auch ein direkter Hinweis auf die wirkliche Entstehungszeit der Sage.

Die Platte sagt eigentlich alles aus.

Das Denkmal von Lukas Memken (1860-1934) zeigt einen sitzenden Löwen, der ein wenig nach Pudel aussieht. Übrigens ist das Original, obwohl es wahrscheinlich auch nur eine frühere Nachbildung ist, im kulturhistorischen Museum. Vor dem Dom steht eine Nachbildung aus dem Jahre 1929.

Das Standbild hat vielleicht mit dem Gogericht – dem Vorläufer des heutigen Amtsgerichtes – zu tun. Das hatte den Löwen als Zeichen und tagte an der Stelle wo der Löwenpudel steht. Das Gogericht war zuständig für den nördlichen Teil des jetzigen Landkreises Osnabrück für die nicht-adelige ländliche Bevölkerung als erste Instanz in Zivilsachen und Untersuchungsgericht in Kriminalfällen.

Am 23.11.1171 erhielt die Stadt durch eine Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossa das eigene Gewohnheitsrecht. Man brauchte dann in der ersten Instanz – das wäre heute das Amtsgericht – keine auswärtigen Richter mehr kommen zu lassen. Diese Genehmigung nennt man Kaiserprivileg und es ist der Anfang einer Rechtsprechung vor der eigenen städtischen Gerichtsbarkeit. Überhaupt durfte danach kein Osnabrücker mehr vor ein auswärtiges Gericht geladen werden, es galt das „Osnabrücker Recht“ und die Gerechtigkeit des Kaisers. Die Urkunde ist heute im Rathaus zu besichtigen.

Im Internet habe ich auch einen Hinweis auf Herzog Heinrich dem Löwen gefunden, dass ist wohl der aus Braunschweig. Auch er soll Osnabrück die Gerichtsbarkeit verliehen haben.

Möserdenkmal

Justus Möser war ein deutscher Jurist, Staatsmann, Literat und Historiker. Das Denkmal war früher von einem Gitter umgeben.

In unmittelbarer Nähe zum Löwenpudel wurde am Platz der Großen Domsfreiheit am 12. September 1836 ein Denkmal für Justus Möser enthüllt. Geld für ein Denkmal war zwar keines da, aber dennoch wollte man ein Denkmal zu Ehren des 1794 verstorbenen großen Sohnes Osnabrücks.

Friedrich Drake (1805–1882) fertigte ein lebensgroßes Modell an, das dann in der Staatlichen Münze Berlin aus Metall gegossen wurde. Mit den Urkunden in seiner Hand möchte man auf die Verdienste Mösers zu Osnabrück hinweisen. Übrigens: Das Gewicht des Denkmals liegt bei 20 Zentner und kostete 5000 Taler.

Bischöfliche Kanzlei

Ehemalige Fürstbischöfliche Kanzlei, jetzt Bischöfliche Kanzlei, in Osnabrück

Das Gebäude wurde 1782-1785 gebaut und war eins der ersten Gebäude Osnabrücks im Klassizistischen Baustil. Es war seinerzeit Sitz der Regierung im Fürstbistum Osnabrück. Die Mitglieder reisten normalerweise dem jeweiligen Fürstbischof hinterher. Die Fürstbischöfe wollten zwar einen festen Sitz, den sollten aber immer die Stände der Stadt finanzieren (eigentlich genauso wie heute). So scheiterte mit seiner Forderung sowohl Bischof Heinrich iII von Sachsen 1578, wie auch Philipp Sigismund von Braunschweig 1597. So dauerte es bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts bis ein Gebäude möglich war. Allerdings war das 1652 schon wieder so baufällig, dass ein neues Gebäude her musste.

Schöne Treppe

Der Bischof gab zwar Geld, aber das reichte nicht, weshalb es sich weitere 127 Jahre verzögerte, bis 1779 der Grundstückskauf genehmigt wurde und ein paar Jahre mehr, bis das heutige Gebäude fertig war. Ein erster Entwurf wurde als zu teuer abgelehnt, der günstigere Entwurf wurde genommen, dann aber noch aus Kostengründen um zwei Seitenflügel ermäßigt.

Nach 1802 war es Land- und Justizkanzlei. 1896 kaufte das Bistum Osnabrück das Gebäude zurück und installierte in dem zweigeschossigen Sandsteinbau die Zentrale des römisch-katholischen Bistums.

Im Dreiecksgiebel ist das Wappen Friedrichs von York und die Wahlsprüche „Honi soit qui soit mal y pense (Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt) und „Dieu et mon droit“ (Gott und mein Recht), was der Wahlspruch britischer Monarchen ist.

Direkt nach Überquerung der Straße kommt der Marktplatz mit dem Ensemble aus Rathaus, Marienkirche, Stadtwaage und Bürgerhäusern. Fangen wir also erst einmal an mit dem

Markt

Der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz

Als man den Rathausneubau vornahm, kam es zu einer massiven Umgestaltung des Marktes, eine Baumaßnahme in einer Größenordnung, die vor 500 Jahren deutschlandweit einmalig war.
Es gab nur eine acht Meter breite Marktstraße, daraus schuf man eine dreieckige Freifläche. Dazu wurde auch der Friedhof vor der Marienkirche aufgelöst, alle Häuser, die den Blick auf das neue Rathaus versperrt hätten, wurden abgerissen.
Das sollte man heute mal angehen, da würde man vor lauter Protesten keinen Fuß auf die Erde bekommen. Die gegenüberliegende südliche Häuserzeile wurde um mehrere Meter nach hinten versetzt. So entstand ein großer freier Platz mit dem Rathaus als repräsentativen Bau, der noch heute besonders gut zur Geltung kommt.

Heute finden hier viele Veranstaltungen, wie z.B. das Steckenpferdreiten, der Weihnachtsmarkt, oder die Maiwoche statt. Da haben wir schon wieder das Steckenpferdreiten erwähnt. Was hat es damit auf sich? Das ist ein Brauch, der direkt mit dem Dreißigjährigen Krieg und dem Friedensvertrag zu tun hat und an den Friedensschluss 1648 erinnert. 1650, also zwei Jahre nach dem Friedensschluss, ritten Nürnberger Jungen zum Beauftragten des deutschen Kaisers Ferdinand III….

Der Bürgerbrunnen, um ihn gut zu erklären, habe ich an anderer Stelle Platz geschaffen. Schauen Sie einmal hier.

Doch das wird hier wahrscheinlich zu lang, deshalb dafür eine kleine Unterseite, auf der Sie alles genau nachlesen können. Klicken Sie dann einmal hier, und lesen Sie alles in einem neuen Fenster und wenn Sie das hinterher schließen, sind Sie wieder hier um weiter zu schauen, was es über Osnabrück noch so zu sagen gibt.

Die Bürgerhäuser mit ihren Treppengiebeln auf der Südseite sind aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Geht man an Richtung Krahnstraße vorbei, kommt man kurz nach der Bibliothek zum Platz des Westfälischen Friedens, wo der Bürgerbrunnen steht. Ja richtig, es ist praktisch ein Innenhof. Der Grund dafür wird noch erläutert.

Der Brunnen illustriert die wichtigsten Ereignisse Osnabrücks.

Sie können sich sicherlich vorstellen, wie umfangreich das bei einer so alten Stadt ausfällt. Außerdem gibt es auch noch die Geschichte zum Brunnen, denn der war nicht mal so einfach da hingestellt. Und weil wir zusätzlich noch viele viele andere Brunnen in Osnabrück haben, die ich nicht verschweigen möchte, habe ich alles Wissenswerte über die Brunnen auf einer Unterseite mit Bildern zusammengefasst. Ich weiß, ich strapaziere Ihre Zeit, aber wenn es sich doch lohnt, sollte Ihnen das Recht sein. Also hier einmal klicken. In diesem Bericht geht es dann gegenüber der Bürgerhäuser weiter mit der

Marienkirche oder St. Marien

Marienkirche neben dem Rathaus

Bereits im Jahre 800 soll sich an der Stelle ein hölzernes Gotteshaus befunden haben. Das hat man aus Grabfunden gedeutet, die an dieser Stelle gemacht wurden. Eine Saalkirche ist von 1173 mit dem Namen „Unserer Lieben Frau“ nachzuweisen, obwohl man auch glaubt, eine kleiner Saalkirche könnte hier auch bereits im 10. Jahrhundert gestanden haben.

Ornament über der Tür von St. Marien

Und zwar brauchte man diese Kirche, weil durchreisende Kaufleute und andere fremdstämmige Bewohner nicht das Recht hatten auf dem Friedhof der Domburg bestattet zu werden. Außerdem hängt das wohl auch mit der Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Friedrich Barbarossa Ende des 12. Jahrhunderts zusammen. Man hatte nun eine sesshafte Gemeinschaft von Handwerkern und Kaufleuten und wurde dadurch eine Bürgerkirche. Die ausführliche Entstehungsgeschichte mit allen Bildern finden Sie auch hier wieder auf einer Unterseite.

Rathaus, Stadtwaage und Kirche St. Marien

Wenn Sie eine gute Aussicht lieben, sollten Sie sich die 190 Stufen antun, die auf den 79 Meter hohen Kirchturm führen. Dieser kann meist sonntags zwischen 11.30 und 13.00 bestiegen werden. Sie haben einen weiten Überblick über die ganze Osnabrücker Innenstadt mit allen Kirchtürmen. Neben der Marienkirche ist die

Stadtwaage

Ornament unter dem Giebel der Stadtwaage.

Sie stammt  aus dem Jahr 1532 und wurde im Zweiten Weltkrieg durch Brände vollständig zerstört. 1953 erfolgten eine Rekonstruktion und der Neuaufbau.

Ursprünglich war die Stadtwaage eine Möglichkeit zum Wiegen von Kaufmannsgütern, was mit einer Gebühr verbunden war.

Keine Ahnung, ob diese Waage oben an der Hauswand alt ist oder nur ein modernes Symbol sein soll, für die ehemalige Funktion des Gebäudes Stadtwaage.

Es war eine öffentliche Einrichtung und weil es im Mittelalter nicht überall einheitliche Maße und Gewichte gab, waren die Kaufleute verpflichtet zuerst ihre Güter zum Wiegen in die Stadtwaage zu bringen. Das sollte Betrug verhindern. Grundlage war das Stadt- und Marktrecht. Heute beherbergt die Stadtwaage das Standesamt. Direkt daneben finden Sie das

 

Rathaus des westfälischen Friedens

Osnabrücker Rathaus im Dezember 2016

Wie vorher geschrieben, lastete auf Osnabrück jahrzehntelang die Reichsacht, also die Ächtung. Verhängt wurde sie 1447 vom Kaiser wegen einer lang andauernden Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und der Stadt. Diese Ächtung konnte nicht nur über einzelne Personen verhängt werden, sondern auch über ganze Städte. Diese Städte waren dann „rechtlos“. Osnabrück wagte es nicht einmal einen Vertreter zum Hansetag nach Köln zu schicken und wurde deshalb für zehn Jahre ausgeschlossen. Ertwin Ertmann, ein Vertreter der Stadt schaffte es im Jahre 1470 n. Chr., durch eine „kleine Spende“ an einen kaiserlichen Abgesandten, diese aufheben zu lassen und Osnabrück auch wieder in die Hanse aufzunehmen. Ertmann war relativ jung in den Rat der Stadt gewählt worden und dann von 1477 bis 1504 Bürgermeister. In dieser Zeit begann er im Jahr 1487 n. Chr. den Bau des Osnabrücker Rathauses, erlebte aber das Ende der Bauarbeiten nicht mehr, weil er im Jahre 1505 n. Chr. starb.

Schriftzug über Eingang zum Friedenssaal

Das Rathaus im spätgotischen Stil wurde erst nach einem Vierteljahrhundert Bauzeit im Jahre 1512 n. Chr. äußerlich fertig.

Ein Buch im Friedenssaal für Besucher um sich einzutragen.

Bis dann die Inneneinrichtung 1575 n. Chr. komplett war, waren weitere 63 Jahre vergangen.

In Zusammenarbeit mit Münster wurde hier der Westfälische Friede fünf Jahre lang ausgehandelt, mit dem der 30jährige Krieg 1648 dann zu Ende ging. Davon zeugen heute noch die 42 Portraitgemälde der europäischen Gesandten, bzw. von Herrschern der damaligen Zeit, die im Friedenssaal hängen.

Ein paar der 42 Bilder im Friedenssaal. Alle irgendwie ähnlich

Achten Sie einmal auf die Bilder und sehen Sie sich die Personen genau an. Was fällt Ihnen auf.

Sonnenkönig Ludwig XIV (1638-1715)

Die Darstellungen sind sich alle sehr ähnlich. Das kann einerseits daran liegen, dass die Aristokratie untereinander verwandt war, wahrscheinlicher ist aber sicherlich, dass die Bilder erst später gemalt wurden, als bereits alle abgereist waren, und der oder die Maler gar nicht genau wussten, wie einzelne Gesandte aussahen und dadurch vielleicht das „Grundanlitz“ immer irgendwie gleich ist. Das ist nur eine Annahme von mir, liegt aber irgendwie auf der Hand.

Königin Christine von Schweden (1626-1689)

Weil der Westfälische Friede etwas umfangreicher ist, habe ich ein paar Fakten auf eine andere Seite ausgelagert. Und hier finden Sie Infos zu den Steckenpferdreitern.

Das Auffälligste im Friedenssaal ist der große Leuchter, der von der Decke hängt. Er ist aus dem 16. Jahrhundert und zeigt das mittelalterliche Bild der Welt. Er stellt die Erdscheibe dar, über der sich an schlanken Stangen Sonne und Mond zeigen.

Das Osnabrücker Rad am Leuchter

Die oberste Ebene stellt das Paradies mit Adam
und Eva dar. Die zweite Ebene zeigt dann Sonne, Mond und Sterne.

Darunter befinden sich vier Figuren, die Mutter Gottes mit dem Jesuskind und drei Männer, die einen Teil des Osnabrücker Rates symbolisieren.

Man vermutet es sind Darstellungen der Weisheit, der Gilde und der Wehr. Erklärung dazu etwas tiefer in diesem Text. Der Leuchter sollte, so las ich, zeigen, dass sich der Rat in seinem Handeln nur Gott und keinem anderen Herren verpflichtet fühlte.

Ein paar Räume weiter ist die kleine Ratskammer, dort hängen dann Bilder der Fürstbischöfe, die lange die Geschicke der Stadt lenkten.

In der Schatzkammer, mit einer schmiedeeisernen Tür, gegenüber dem Friedenssaal, finden Sie den Kaiserpokal und die älteste Schützenkette der Welt. Beide aus dem 13. Jahrhundert. Auch eine Kopie des Friedensvertrages von 1648 ist hier zu sehen, genauso wie viele andere Urkundenkopien.

Der große Leuchter im Friedenssaal des Rathauses

In der ersten Etage ist ein Stadtmodell zu sehen, dass nach einem Stadtplan von 1633 gebaut wurde. Wenn man Osnabrück ein wenig kennt und einzelne Ecken zuordnen kann, ist dort ein guter Vergleich möglich von heute zur Zeit des 30-Jährigen-Krieges. Interessant auch die Petersburg, von der heute nur noch ein Straßenname geblieben ist.

Sie wurde 1628 von Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg als eigene Residenz errichtet. Er war seit Oktober 1625 Bischof von Osnabrück. Osnabrück war im Glaubenskrieg neutral, Franz Wilhelm versuchte aber mit der katholischen Liga zusammen die Gegenreform auch mit Gewalt durchzusetzen. Osnabrücker mussten beim Aufbau der Petersburg Zwangsarbeit leisten, rächten sich später damit, dass die Burg noch vor dem Westfälischen Frieden von ihnen zerstört und eingeebnet wurde.

Leider spiegelt die Glasabdeckung Stadtmodells sehr stark, so dass Fotos davon kaum möglich sind.

Die Petersburg, die es nur für relativ kurze Zeit gab

Außerdem finden Sie in der ersten Etage Informationen zu den acht Partner- und drei Freundschaftsstädten, mit denen Osnabrück besondere Verbindungen hat, und versucht den kulturellen Austausch zu fördern.  Wenn Sie mehr zu diesen Städten erfahren möchten, dann schauen Sie sich doch die Übersicht auf diesem Link einmal an.

Treppe vom Rathaus, hier findet auch das Steckenpferdreiten statt

Am Rathaus fällt von außen besonders das extrem hohe Walmdach auf und am dessen unteren Ende sechs Türmchen. Außerdem die Freitreppe von 1846 n. Chr., die von beiden Seiten zur Eingangstür des Rathauses mit seiner extravaganten bronzene Türklinke führt.

Sie wurde von Fritz Szalinski (1905-1978) geschaffen und zeigt das Rad mit sechs Speichen aus dem Stadtwappen, eine große Taube und die Inschrift Friede 1648 als Jahr des Westfälischen Friedens.

Deckenleuchter in der 1. Etage

Die „Friedensklinke“ öffnet die Tür zum Rathaus. Ach übrigens: Das Rad auf der Türklinke könnte man auch damit deuten, dass das Rad als Symbol für den „Wagen Gottes“ steht und damit auf die Kirchengeschichte des Bistums Osnabrück hinweisen soll.

 

Strahlendblauer Himmel. Die Rathaustreppe, die man auf diesem Bild sieht, stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie ist anders als die ursprüngliche Treppe, oben wie eine Kanzel gebaut, damit dort zu besonderen Anlässen Reden gehalten werden konnten.

Tür des Rathauses. Die ursprüngliche Rathaustür ist heute noch erhalten. Anhand der Jahresringe konnte man feststellen, dass der Baum, von dem das Holz der Tür stammt, um oder nach 1494 gefällt wurde.

Sie ist aber auch eine Skulptur die durch den starken Kontrast der Holztür zur gold schimmernden Plastik auffällt.
Wenn man genau hinsieht, ähneln sich die Körperform der Taube und die Verzierungen an der Tür.

Übrigens war die Treppe vor 1846 aus Holz und konnte bei Gefahr eingezogen werden. Heute bekommt die Treppe besonders viel Aufmerksamkeit, wenn am 25. Oktober die Grundschüler der 4. Klassen als Steckenpferdreiter auf der einen Seite hochreiten, oben ihre Brezel erhalten und auf der anderen Seite wieder runterreiten.

Kurz noch ein Einschub: Wer war eigentlich im Mittelalter „Der Rat der Stadt“?

Der Rat der Stadt Osnabrück war aus den Schöffen des Burgerichts hervorgegangen, das die Bürger dem Bischof 1225 zur Hälfte abgekauft hatten. An der Spitze der Schöffen stand zunächst ein Schöffenmeister, aus dem sich später das Amt des Bürgermeisters entwickelte. Der erste Osnabrücker Bürgermeister wurde 1275 gewählt. Die Zusammensetzung des Osnabrücker Rates veränderte sich im Laufe der Jahre immer wieder. Zunächst gab es nur einen Bürgermeister und 12 Ratsmitglieder. Mit der Zeit kamen jedoch immer mehr dazu. Doch wie war er dann endgültig zusammengesetzt?

Die Türklinke am Rathaus von vorn …

Zuerst einmal waren da 16 Ratsherren, zu denen auch zwei Bürgermeister der Altstadt und einer für die Neustadt zählten. Dann gab es die sogenannte „Weisheit“, das waren ehemalige Ratsmitglieder. Also so eine Art Ältestengericht. Dazu kamen 22 Gildemeister der Handwerker und 16 Wehrgeschworene, die aus der übrigen Handwerkerschaft kamen. Das waren Handwerker wie Tischler, Maurer oder Leinenweber, sie gehörten in Osnabrück keinen Gilden an, standen aber im

…und von innen. Schon ein richtig großes Schloss

Gegensatz zu den selbstständigen Gilden unter direkter Aufsicht des Rats. Ihre Gemeinschaft wurde als „Wehr“ bezeichnet. Die Gilde und die Wehr bildeten die „Gemeinheit“. Alle zusammen traten aber nur bei ganz wichtigen Dingen an, die eigentliche tägliche Arbeit machte der „Engere Rat“, also die drei Bürgermeister, der älteste Ratsherr, dazu ein weiterer Ratsherr und je zwei Vertreter von Gilde und Wehr, dazu zwei juristisch gebildete Beamte. Da fragen Sie sich sicherlich, ob jeder irgendwie in den Rat kommen konnte? Theoretisch ja! Klar, jetzt kommt ein aber…

… einem Ratsherrn war es verboten, während er sein Amt ausübte weiter seinem Beruf nachzugehen. Geschickt, oder? Damit konnte ein normaler Handwerker wohl kaum im Rat sitzen, wovon sollte er denn leben. Und gerade deshalb gab es diese Regelung, man wollte die „normalen“ Leute und Handwerker gar nicht mit drin haben. Ausnahme war nur ein Goldschmied, der durfte weiter ein Bankiersgeschäft ausüben. Die führenden Familien der Stadt waren wohlhabende Kaufleute, wie Tuch- und Weinhändler, die hatten halt ihre Leute, die für Wohlstand sorgten und konnten dann im Rat über alle Belange mitbestimmen. Häufig waren Sie auch Kreditgeber der Stadt und verdienten an Dingen, die sie selber beschließen konnten. Das ähnelt stark der Politikergarde von heute, oder? Frei nach dem Motto: „Und was wird aus mir?“.

 

Kaiser Sigismund

1368 – 1437

Friedrich II.

1194 – 1250

Rudolf von Habsburg

1218 – 1291

Wilhelm I.

1797 – 1888

Karl der Große

747 – 814

 

Über dem Eingang des Rathauses sind die Statue Karls des Großen und 8 Kaiser Plastiken.
Warum sich jedoch eine Statue des preußischen Königs und späteren deutschen Kaisers Wilhelm I. an der Rathaus-Fassade befindet, ist unklar. Vielleicht waren die Plastiken ein Geschenk des preußischen Machthabers Wilhelm I. Die ursprünglichen Figuren sind allerdings nicht mehr vorhanden. Sie wurden im 19. Jahrhundert gegen neue ausgetauscht.

Karl der Große war als Einziger auch bei den ersten Statuen dabei. Alle anderen Herrscher haben der Stadt verschiedene Privilegien und Rechte verliehen. Früher sollen auch an den Seiten des Rathauses Figuren gehangen haben. Man kann heute an Farbveränderungen noch die Stellen erkennen, wo sie früher hingen.

Friedrich I. Barbarossa

1122 – 1190

Arnulf

850 – 899

Maximilian I.

1459 – 1519

Ludwig der Bayer

1282 – 1314

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, im September 1944, wurde das Rathaus getroffen, so dass es ausbrannte. Von den Grundmauern aus, wurde es wieder aufgebaut. Weil vorher vieles ausgelagert war, gab es kaum Verluste bei der Einrichtung und den Kostbarkeiten.

Jetzt geht der Weg weiter zur

Bierstraße

wo noch etliche sehr alte und prachtvolle Gebäude erhalten sind. Diese Häuser zeigen heute noch, in welchem Wohlstand seine Erbauer, meist Kaufleute lebten. Der Wohlstand kam Großteils durch Leinwand- und Tuchhandel. Osnabrücker Leinen war weit über Osnabrück bekannt. Durch die Straßen der Altstadt strebten damals von Pferden und Ochsen gezogene, leinenbeladene Planwagen dem Marktplatz zu.

Hausnummer 24 Hotel und Restaurant Walhalla

Gasthof Walhalla auf einer sehr alten Postkarte

Beginnen möchte ich mit der Hausnummer 24, dem heutigen Hotel Walhalla. Früher hieß es Ratsschänke. Wer schon mal in der Nähe von Regensburg die Walhalla besichtigt hat, der weiß, der Name deutet auf einen Ruheort gefallener Kämpfer hin, jedenfalls in der nordischen Mythologie. Ruheort trifft es, ist doch das Walhalla eines der besten und ältesten Hotels der Stadt und das unter Denkmalschutz stehende barocke Gebäude ein absolutes Kleinod.

Erbaut von Gerichtsvogt Gerdt Hendrich Meuschen im Jahre 1690.

Gebaut wurde das Fachwerkhaus vom Gerichtsvogt Gerdt Hendrich Meuschen im Jahre 1690. Er hatte als Vorfahren den Besitzer der Hirschapotheke, der bereits 1545 seine Konzession erhielt.

Meuschen brachte über dem Eingangsportal ein Medaillon und die Familienwappen von sich und seiner Frau an.

Die Engel, die das Wappen halten habe ein Spruchband mit der Inschrift „Dominus Providebit“, was bedeutet: „Der Herr wird vorsorgen“.

Johannes

Lukas

Jesus Christus

Markus

Matthäus

Außerdem sind geschnitzt Jesus Christus und die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu sehen.

Das Spruchband am Querbalken besagt:  „In Allen Ruffe GOTT, den AllerHöchsten, an.Daß ER dein Thun gelingen Und nich Fehlen Lasse. SPRACH AM 37.GAP“ „Befiehl dem HERRN deine Wege Und Hoffe Auff Ihm,ER wirdß Wohl Machen. Psalm AM 37. VERS“ „Mit GOTT dein Sach tuh fangen an , So wirdß ein Guten Forthgang Han“ bzw. „Anno Christi 1690“.

Inschriften der Balken Hotel Walhalla

Hübsch und besonders ist der auf einem Kochkessel hockende Teufel mit seiner Großmutter, die stammen aber aus den 30iger Jahren.

Der Teufel auf „heißen Kohlen“

Der Vorgängerbau, wahrscheinlich aus dem Jahr 1530, wurde entweder  beim Stadtbrand 1613 vernichtet oder vom Bauherren abgerissen. Die Kinder und Enkelkinder Meuschens hatten teilweise mit dem Weinhandel zu tun, weshalb 1740 dort auch eine Weinstube eingerichtet wurde.

Sie sollten die Küche des Walhallas ruhig einmal ausprobieren, es lohnt sich

Und so nah wie das Rathaus war, kamen natürlich die Honoratioren der Stadt vorbei. Selbst Justus Möser, einer der berühmteren Osnabrücker, gehörte im 18. Jahrhundert zu den Gästen. 1820 wurden erstmals Fremdenzimmer eingerichtet.

Das Walhalla blieb bis zum Jahr 1846 in Familienbesitz der Familie Jäger, Tochter des Bauherren Meuschen und der Familie Tenge, Enkelin des Bauerherren. Erst ab 1846 wechselten die Besitzer. Von 1876 bis 1971 war dann wieder eine Familie, diesmal Grabe, tonangebend. Der Zweite Weltkrieg sorgte 1944 mit Brandbomben für Schäden im Dachgeschoss.

Eingangstür

Das Gebäude konnte gerade noch gerettet werden. 1985/86 wurde das Walhalla Bierstraße 24 und Kleine Gildewart 12 von einem neuen Käufer grundlegend saniert. In den Jahren danach konnten durch glückliche Fügung zwei Häuser der Heger Straße 21 und der Kleine Gildewart 10, eines davon aus dem Jahre 1616, hinzugekauft werden. Auch in den letzten Jahren konnte immer mehr erweitert werden, so dass das Walhalla heute 66 Zimmer mit 100 Betten hat und ein wirkliches Schmuckstück geworden ist.

Wer das Bündel an Häusern von außen gesehen hat, erwartet innen kleine, verwinkelte Räume, die vom Zuschnitt nicht in die heutige Zeit passen. Doch drinnen erleben Sie dann eine Überraschung. Zwar ist die Aufmachung historisch gediegen, doch zudem modern großzügig angelegt. Das haben sicherlich auch die prominenten Gäste der letzten Jahre mitbekommen. Das geht von Schwedens Königin Silvia über den Dalai Lama bis zu den Königshäusern Norwegens, Dänemarks, Belgiens, den Niederlanden und Spanien.

Trauen Sie sich einfach auch mal hinein. Allein das Restaurant ist mit seinem Angebot ein absolutes Muss. Über diesen Link können Sie Näheres erfahren oder Sie sehen sich über diesen Link einfach mal die Speisekarte an und bekommen schon einmal Appetit.

Die Hausnummer 7 der Bierstraße, auf Höhe der Dominikanerkirche, ist dann eines der „Steinwerke“ .

Viele Wege, die wir heute benutzen gab es bereits im Mittelalter. Der Erbauer dieses Steinwerks baute unmittelbar an einer Kreuzung zweier bedeutender Handelswege.

Blick von der Bierstraße aus.

Denn genau an der Kreuzung war das Natruper Tor und um eine Verbindung der heutigen Straßen zu den damaligen Handelswegen herzustellen, einmal folgende Fakten:

Der Erbauer des Steinwerks in der Bierstraße 7 aus dem Jahre 1180, und damit dem ältesten normalen Gebäude Osnabrücks, war ein sehr wohlhabender Kaufmann.

Die heutige Bierstraße war damals der Weg nach Minden, die heutige Natruper Straße führte nach Lingen im Emsland. Das beides war die west-östliche Fernhandelsstraße. Der Wall in Richtung Hasetor führte nach Bremen und der Wall Richtung Stadthalle nach Rheine und Münster. Das war die Nord-Süd Verbindung. Von der Kreuzung der beiden Wege war das Steinwerk Bierstraße 7 direkt zu sehen.

Steinwerk hört sich heute nach etwas besonderem an, stimmt aber nicht. Das heißt nur, dass das Haus gänzlich aus Stein ist. Dort konnten Kaufleute ihre Waren feuersicher lagern und das war bei diversen Stadtbränden sehr wichtig. Bei diesem Haus war der Keller und die zwei Obergeschosse Lager und das etwas höher liegende Erdgeschoss Wohnraum.

Erstmals wurde ein Steinwerk im Jahre 1177 erwähnt. Was bedeutet Steinwerk? Das sind Gebäude, die häufig hinter einem Fachwerkhaus angebaut waren und auch von dort einen direkten Zugang hatten.

Meistens wurden sie mit eineinhalb Kellergeschossen gebaut. Diese Keller und auch die Ober- und Dachgeschosse waren von vornherein als Speicher gedacht, während im Erdgeschoss auch gewohnt wurde.

Auf der Giebelseite hat das Haus eine sehr aufwändige Gestaltung mit den spätromanischen Mittelsäulen der Fenster.

Der Eingang ist oft etwas höher gelegen, um gut verteidigt werden zu können. Im Dach hat man häufig mit gemauerten Gewölben gearbeitet.

Entstanden sind die Steinwerke eigentlich, weil in einer mittelalterlichen Stadt, mit Schmieden und sonstigen Herstellungsbetrieben, die immer auch mit Feuer arbeiteten, die Brandgefahr natürlich groß war. Also baute man Steinwerke, mit extrem dicken Wänden, teilweise mehr als 2 Meter Dicke und häufig sehr wenigen Öffnungen. An so einem Bau musste das Feuer erst einmal sehr lange „knabbern“, ehe etwas passierte.

Dafür war sogar das Dachgeschoss mit einem steinernen Gewölbe ausgestattet. Dazu muss man wissen, dass im Mittelalter die normalen Häuser überhaupt nicht aus Stein, sondern aus Holz waren und sogar im Dach mit Stroh gedeckt. Heute existieren in Osnabrück noch ca. 20 Steinwerke, im Mittelalter gab es wohl derer 200. Das Steinwerk ist ungefähr 1180 n. Chr. erbaut.

Jedenfalls gingen dahin die Schätzungen. Heute ist in dem Steinwerk ein städtisches Büro für Denkmalpflege untergebracht.

Doch an der Bierstraße 7 fand man bei Ausgrabungen vor ein paar Jahren einen Münsteraner Silberpfennig und glaubt durch Beschaffenheit, Alter und Fundort auch 1180 n. Chr. ins Auge nehmen zu können. Schauen Sie sich die Gebäude einmal an, sie sind durch mehrere Brände gegangen, aber dennoch haben sie noch ihre ursprüngliche Optik.

Von der Lagerfunktion zeugt auch die mannshohe Ladeluke unter dem Giebel.

Überhaupt ist Osnabrück so etwas wie die Hochburg der Steinwerke in Norddeutschland.

Nun gehen wir wieder zum Walhalla zurück.. Die Bierstraße geht dann in die Krahnstraße über. Auch hier gibt es ein besonders Haus. Die

Krahnstraße 1

Krahnstraße 1 (Ehemals Restaurant La Vie)

Heute ist das Haus als Restaurant „la vie“ bekannt, obwohl das Restaurant im Juli 2018 von einem Tag auf den anderen geschlossen wurde. Ab Oktober 2021 ist dort das „Leysieffer Haus der Genusskultur“ angesiedelt. Älteren ist das Gebäude auch als Haus Tenge ein Begriff, ein im klassizistischen Stil errichtetes Wohnhaus. Dahinter ist auch eines der Steinwerke, die ich zuvor schon beschrieb. Erbaut wurde es 1813 das Haus Tenge von Ernst Friedrich Tenge (1759-1824). Er gehörte wie seine Familie zu den hochangesehen Bürgern Osnabrück. Waren Sie doch Kaufleute, Leinen- und Weinhändler, hatten eine Brauerei und saßen im Rat der Neustadt. Sie waren Nachfahren eines Schmieds namens Johann Tenge, der 1572 aus Ibbenbüren kam. Also eine Familie mit zeitlich langer Historie. Der Bauherr Ernst Friedrich Tenge heiratete 1786 die Tochter eines wohlhabenden Osnabrücker Tuchhändlers. Tenge kam zu einem Vermögen, weil er zu einer Zeit mit Rohtabak handelte und auch Bestände hatte, zu der aufgrund von Napoleons Verfügungen eine Einfuhr nicht möglich war. Tenge kaufte Krahnstraße 1 und 2 und baute unter Erhaltung des rückwärtigen Steinwerks ein Wohn- und Geschäftshaus. Unten waren Verkaufsräume, im ersten Stock ein repräsentativer Bankettsaal, der einzige, der in Osnabrück noch erhalten ist und darüber die Wohn- und Lagerräume. 1879 wurde es verkauft, eine Familie David handelte dort mit Damen- und Herrenkonfektion. Die Familie wurde dann im Nationalsozialismus zum Verkauf gezwungen.

Das Tengehaus

Ein Angehöriger erhielt das Haus aber nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurück und verkaufte 1960 an Wilhelm Dopjans, der es grundlegend renovierte. Später war Mieter ein Einrichtungshaus aus Münster. Danach betrieb auch der Eigentümer, nachdem der ursprüngliche Zustand hergestellt wurde, dort ein Möbelhaus. In den neunziger Jahren zog das Restaurant „la vie“, das vorher gegenüber des Heger Friedhofs war, dorthin um. Doch nun machen wir einen Schlenker durch die Altstadt und gehen zwischen Walhalla und Haus Tenge in die Heger Straße.

Traditionskneipe Olle Use

Als erstes treffen wir hier auf eine ganz alt eingesessene Kneipe, das Olle Use. Der Name ist ein alter Begriff aus dem Schnatgang (werde ich auf anderer Seite erklären) in Osnabrück. Er heißt so viel wie „Alles unser“ und wird ausgerufen wenn die Laischafter von Grenzstein zu Grenzstein ziehen. Also so ähnlich wie ein Bekenntnis, wie stolz man darauf ist, dass einem alles gehört. Die Kneipe ist so etwas wie eine Traditionsgaststätte. Genau der Typ Gastronomie, der es in letzter Zeit wieder schwer hatte. Der bisherige Inhaber -die Stadt Osnabrück- wollte verkaufen und nach einiger Zeit fand sich der Besitzer des Walhallas als Käufer. Das macht ja auch Sinn, sind die Toilettenanlagen beider Immobilien doch unmittelbar

Heger Straße 20

nebeneinander gebaut. Mit einem Durchbruch und neuem Konzept möchte man das Olle Use auf stabile Beine stellen und somit zukunftsfit machen. Wir drücken die Daumen. Ein paar Meter weiter ist die Heger Straße 20 mit einem schön geschnitzten und bemalten Eingang.

Geschnitzter Giebel

Es hat den Brand von 1613 genauso überstanden, wie den Zweiten Weltkrieg. Es ist ein doppelstöckiges Haus mit einer Inschrift im vorstehenden ersten Stock, dort steht auch als Baudatum 1600 und über der Eingangstür links und rechts des Wappens. Die Inschriften lauten:

Godt Allein Durch den Fromde(n) Man Hat mich wedder gehulfen an * Wen ehr die gunstt
nicht had vorrlehn. Wher Ich gewesen vill zu Licht. * S(oli) D(eo) G(loria)

und Wo Godt zu hau/se nit gibt sei(n) gunstd)So arbeit Jedem W[…….]

frühere Gaststätte Tränke

Weiter geht es bis zur Ecke Heger Straße und Marienstraße. Dort war zuletzt eine Pizzeria, die mittlerweile geschlossen hat und 8 Jahre lang die Kneipe „Bull’s Head“ und davor die Kneipe, die auch mir, als „Nichtstrinker“ noch bekannt ist, die „Tränke“.

Heger Tor von hinten

Damit macht die Heger Straße einen kleinen Schlenker zur Marienstraße. Rechter Hand kann man das Heger Tor von hinten sehen.

 

Osnabrücker Bürgerhaus

 

In der Marienstraße kommen wir auf der rechten Seite erst zu einem Haus, das das Schild an der Wand wie folgt beschreibt: Osnabrücker Bürgerhaus von 1587 in seltener Kombination aus Giebelhaus und traufenständigem Teil in Fachwerk und zwei starken Wände.

Weinkrüger

Und danach dann das Haus Marienstraße 18 in dem der Weinkrüger Wein und Speisen in schönem Ambiente anbietet.

Eingangstür

Dieses Haus stammt ursprünglich nicht aus Osnabrück, wurde nur hier wieder aufgebaut.

Der Weinkrüger von hinten gesehen

Es ist ein Dreiständer Bürgerhaus (eine besondere Art Fachwerkkonstruktion) und wurde 1692 in Bramsche erbaut.

Schon damals galt es als Besonderheit, bzw. sogar als im Raum Osnabrück einzigartig,

Man baute in Bramsche ab und in Osnabrück wieder auf und ist fast originalgetreu. Allerdings hat man sich auch in die Hand des Amtes für Denkmalschutz gegeben. Jetzt sind wir wieder auf der Krahnstraße und es kann dort weitergehen.

 

 

Das Eckhaus Marienstraße/Krahnstraße ist

Krahnstraße 4

Krahnstraße 4 in Osnabrück

Sie ist ein 1533 erbautes Bürgerhaus und damit das älteste, noch erhaltene Haus Osnabrücks. Eine Inschrift steht auf der Fassade, die auch heute, mehr als 480 Jahre später, noch seine Geltung hat: „Müh‘ und Arbeit sind umsunst, so Du nicht hast auch Gottes Gunst“.

Grundsteinlegung 1533

Den Haustyp nennt man Ackerbürgerhaus, weil es von Leuten gebaut wurde, die hauptsächlich von der Landwirtschaft lebten. Im Haus selber musste also Platz sein, um zu wohnen, das Vieh zu stellen und Getreide und Ähnliches zu lagern. Deshalb hatten die Häuser meist eine große Diele, die über zwei Etagen ging, damit Fuhrwerke reinfahren und ausladen konnten. Unten standen die Nutztiere und es wurde Feuer gemacht. Im zweiten Stockwerk wurde geschlafen und im Speicher ganz unter dem Dach war das Getreide und andere Erzeugnisse. Um die dort hoch zu bekommen, war an der Fassade ein Kran angebracht. Übrigens hat da auch die Krahnstraße ihren Namen her. Auch wenn von den Ackerbürgerhäusern nur wenige übrig geblieben sind. Dieses Haus hat den Stadtbrand von 1613 genauso überlebt, wie den großen Brand in der Bierstraße Ende des 19. Jahrhunderts und sogar das Bombardement am Ende des Zweiten Weltkriegs im September 1944. Während das Nachbargebäude durch eine Bombe vernichtet wurde, die im Keller explodierte und viele Tote verursachte, blieb dieses Haus, bis auf Risse, von Schäden verschont. Das alte Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert beherbergte während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden von 1648 den spanische Gesandten

Laer Osnabrück

Heute gehört das Haus immer noch der Familie Läer, die es 1903 kaufte. Damals war der Eigentümer Johannes Laer, der erste Konditormeister Osnabrück, heute ist es Ulrich Läer, der hier bis 2019 in dritter Generation eine Bäckerei und Konditorei betrieb. Nach 115 Jahren Tradition gab er das Cafe in neue Hände. Jetzt unter dem Namen „Sophie“, will der neue Inhaber aber dennoch mit Handwerkskunst und hochwertigen Zutaten, oft in Bioqualität, weiter auf Qualität und Erstklassikkeit setzen.

Ein paar Hausnummern weiter auf derselben Seite ist der Weinhändler Fohs im Haus

Krahnstraße 7

Haus Willmann

Edle Schnitzereien, heute würde man das nur aufmalen.

Es ist ein zweistöckiges Fachwerkhaus, mit doppelstöckigem Giebel, erbaut 50 Jahre später, als die Nummer vier, nämlich im Jahr 1586.Dennoch das älteste Fachwerkhaus Osnabrück.

Erbaut 1586

Bekannt auch unter dem Namen „Haus Willmann“. Dieses Haus hat viele Inschriften und Verzierungen. Rosetten, Lilie, Engelskopf (der sollte die Bewohner schützen) und ein Löwe sind nur ein paar der Gestaltungen. Achten Sie einmal auf die Mitte der Fassade.

Ein Zeichen, dass das Haus zur Aussteuer für eine Frau gehörte???

Da sehen Sie den Sündenfall im Paradies. Weil sonst so ein Motiv nur auf dem bräutlichen Hausrat zu finden ist, geht man davon aus, dass das Haus für ein neuvermähltes Paar gebaut wurde. Das Haus selber ist ein Handelshaus, hat also auch eine mehr als fünfeinhalb Meter hohe Diele, ähnlich dem Ackerbürgerhaus der Krahnstraße 4, doch haben hier keine Tiere gelebt.

Heute ist in dem Haus eine Weinhandlung zu finden.

Stattdessen wurden von der Diele aus mit Seilwinden die Waren nach oben gezogen.

Hier nun die Holzschnitzereien, die wohl der Renaissance zuzuschreiben sind:
Wo godt nycht sulvest Dat huss uprychtet · unde schaffet alle dynck dary(n)ne · CXXVI · PS Wat mir de leve Gott tofogt.An den mich alle tith  genogt.
Wir bouwen alle veste.Sint doch nicht wen frombde geste.Wen dar wi Ewich sollen sijn.Dar denken Wir gar wenich hin. Gelich als dorch eines sünd.De doet in de welt ist komen geswind.So ist dorch eines Gerechticheit.Wedderum gebracht gebracht de Salicheit.ROM: 5 · A(nn)o · 1 · 5 · 8 · 6 ·RENOVATUM ANNO DOMINI 1891

Ein Engel schützt das Haus

Die Handwerker, die die Schnitzwerke ausführten sind leider heute unbekannt. Vielleicht sind einige der Schnitzelemente Meisterzeichen, das lässt sich aber bis heute nicht direkt zuordnen.

Schöner geschnitzter Giebel

 

 

Nun sind wir schon so weit gekommen, da möchte ich Ihnen auch die nächtlichen Bilder der Krahnstraße zwischen Bierstraße und Nikolaiort nicht vorenthalten. Im Dezember putzten sich alle Häuser und Geschäfte heraus und beleuchteten die ganze Straße sehr stimmungsvoll. Ansonsten sehen Sie im 4. Teil der Stadtführung die Strecke Katharinenkirche bis in die Neustadt.

Die Bilder also hier einmal ohne Kommentar und unheimlich romantisch.

 

Walhalla mit Blickrichtung Dielingerstraße

Kurz vor dem Nikolaiort mit Blick Richtung Dielingerstraße

Krahnstraße Richtung Nikolaiort

Dielingerstraße Richtung Theater

Haus Prelle Shop Ecke Dielingerstraße

Krahnstraße mit Blick in Marktrichtung

Haus Willmann Krahnstraße 7

2 Kommentare zu “Sehenswürdigkeiten Teil 3 Löwenpudel bis Krahnstraße

  1. Leni

    “ Ich komm zum Glück – aus Osnabrück “

    so schöne Bilder, bin immer wieder verliebt im meine Stadt.
    Vielen lieben Dank für die herrlichen Fotos und die gut ausgearbeiteten Erklärungen und Texte.

    Tipp: Einmal über den Gertrudenberg. Die Gebäude der „Heil- und Pflegeanstalt 1868 “ bieten erstaunliches an Fotomaterial,
    wenn man das Opkektiv auch mal in verborgene Winkel hält.

    Liebe Grüße Leni
    freu mich schon auf die nächte Fotostrecke

    1. admin Autor des Beitrags

      Guten Morgen Leni,
      wir freuen uns immer, wenn auch andere unsere Begeisterung für Bilder und geschichtliche Infos unserer Stadt teilen.
      Ihren Tipp mit dem Gertrudenberg werde ich aufgreifen und irgendwann im Sommer verwirklichen, wenn wir auch mit unserem Bekleidungsgeschäft aus den Aufregeungen und den teils recht aufwändigen Arbeiten aus dem gröbsten raus sind. Dann kann ich mich vielleicht Sonntags auch mal wieder meinem Fotografiehobby widmen. Noch eines: Asche über mein Haupt, aber ich bin noch niemals am Gertrudenberg gewesen. Schon deshalb werde ich das mal machen.
      Vielen Dank für Ihren Kommentar und bleiben Sie gesund
      Gruß Frank

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