Schultze mit tz

Weimar Perle der Klassik

Tja, warum Weimar?

Nachdem wir Wittenberg und Moritzburg bei Dresden bereits besichtigt haben, und dabei viel Überraschendes über die deutsche Vergangenheit erfuhren, wollten wir unsere Kurztrips in den Osten fortsetzen. Da bot sich Weimar mit seinen Geschichten über Goethe, Schiller, Herder, Bach und Liszt geradezu an. Wo sonst kamen innerhalb kürzester Zeit so viele berühmte Zeitgenossen einer Epoche zusammen, wie in Weimar von der Mitte des 18., bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts? Auch als Weimarer Klassik (ca.1786-1832) bekannt.

Der Beginn der Weimarer Klassik war sicherlich die Berufung von Christoph Martin Wieland als „Prinzenerzieher“ der beiden Söhne der verwitweten Herzogin Anna Amalie von Sachsen-Weimar-Eisenach im Jahre 1772. Danach folgten die anderen drei Dichter.

Die Bronzestatue von Johann Gottfried Herder wurde durch den Künstler Ferdinand von Müller gegossen und an Herders 103. Geburtstag im August 1850 eingeweiht. Das Werk zeigt Herder stehend in geistlichem Gewand. Die rechte Hand ist aufs Herz gelegt. Es ist das erste Monument, das zur Erinnerung an die Weimarer Klassiker errichtet wurde. Auf den Seiten des aufgeschlagenen Buches in Herders Händen stehen die Worte „Licht, Liebe, Leben“, Herders Wahlspruch.

Hier nur die Personen, auf die man bei Besichtigungen in Weimar immer wieder trifft und die Daten, zu welcher Zeit sie ihre Spuren in der Stadt hinterließen:

Als erstes das „Viergestirn“

Christoph Martin Wieland (1772 bis † 20. Januar 1813), Dichter
Johann Wolfgang von Goethe (1775 bis † 22.3.1832), Dichter, Naturforscher, Politiker
Johann Gottfried Herder (1776 bis † 18. Dezember 1803), Philosoph, Dichter
Friedrich Schiller (1799 bis † 9. Mai 1805), Dichter, Historiker, Philosoph

Denkmal, Denkmalsockel und das Gitter wurden durch Spenden finanziert. Daher auch die Inschrift am Denkmalsockel: VON DEUTSCHEN ALLER LANDE.

und als Sponsoren oder Mäzene, wie man heute sagen würde:
Anna Amalia (1739–1807), Herzogin
Carl August (1757–1828), Großherzog Sohn von Anna Amalia

Aber auch auf weitere „Große“ trifft man in Weimar:
Johann Sebastian Bach (1703 und 1708-1717), Komponist, Organist, Kapellmeister
Franz Liszt (1843–1886 unregelmäßig), Komponist, Pianist, Kapellmeister
Walter Gropius (1919-1925 in Weimar), Architekt, Gründer des Bauhauses

Also Gründe genug, einmal ein paar Tage im Januar 2020 in Weimar zu verbringen.

Wir hatten unser Zimmer im Hotel Leonardo gebucht. Zwar etwas außerhalb, aber direkt mit Bushaltestelle vor der Tür. Drei Haltestellen, also fünf Minuten weiter am Wielandplatz aussteigen und man ist genau da, wo die Weimarer Klassik anfängt. Am Frauenplan, wo Goethes Wohnhaus steht. Hier möchten wir unseren Rundgang beginnen.

Wieland-Denkmal

Der Bildhauer Hanns Gasser (1817–1868) entwarf das Wieland-Denkmal, das anlässlich des 100. Geburtstages von Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach am 4. September 1857 eingeweiht wurde. Das muss Stress gewesen sein, denn nachmittags wurde auch noch das Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Theater enthüllt

Ach ja, Wielandplatz ist der, wo auch das Denkmal von Christoph Martin Wieland, dem „Fürstenerzieher“ steht. Er gehörte nicht nur zum Viergestirn Weimars, sondern war auch ein bedeutender Schriftsteller zur Zeit der Aufklärung in Deutschland.

Das Hansahaus am Wielandplatz wurde 1905 erbaut. Es ist mit seinen geschwungenen Formen, Balkonen und Erkern sowie der reich gestalteten Dachzone ein typischer Bau des um die Jahrhundertwende entstandenen Jugendstils

Nachdem er 1772 von der verwitweten Anna Amalia geholt wurde, war er Hofrat, um davon leben zu können und konnte sich nachdem Herzog Carl August ihn nicht mehr benötigte als Schriftsteller und Verleger betätigen. 1798 kaufte er von dem verdienten Geld etwas außerhalb von Weimar ein gut, wo er seinen Lebensabend verbringen wollte. Doch wie sagt man: „Leute die Pläne machen sind die, über die Gott am meisten lacht“. So musste er 1803, nachdem seine Frau starb und er dadurch unerwartet finanzielle Probleme bekam, das Gut wieder verkaufen und nach Weimar zurückziehen.

Torhaus am Frauenplan

Er starb 1813 und wurde in der Gegend seines Gutes, neben seiner Frau beerdigt.

Wenn man über die Kreuzung Richtung Goethehaus geht, sieht man rechts ein Torhaus. 1821 wurde das alte Frauenthor abgerissen, weil die Straße dadurch zu sehr beengt wurde. Dennoch wollte man auf Einnahmen nicht verzichten. Also baute man dieses Torhaus für eine „neue Chaussee- und Stadtpflastergeld-Einnahme“. Dafür gab Goethe, dessen Garten bis an die Ecke reichte, unentgeltlich ein Stück Garten ab. Weil er das Grundstück aber kostenfrei abgab, bestand er darauf, dass das Torhaus zu seinem Garten keine Fenster bekam. So erzählte es unser Stadtführer. Um das auszuhandeln traf Goethe sich von Januar bis Anfang April 1821 achtmal mit dem zuständigen Architekten Coudray. Doch nun aber weiter.

 

Heutiger Museumszugang: ganz links am Bildrand

Goethehaus am Frauenplan

Der Name kommt von einer alten Marienkapelle mit Namen „Zu unserer Lieben Frauen“, die sich damals vor der Stadtmauer befand. Allerdings nur bis zur Reformation dann abgerissen wurde.

Der mittlere Eingang, früher der Haupteingang, ist aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Direkt dort steht das Haus, in das Goethe 1782 zog und das er bis zu seinem Tode 1832 bewohnte. Erst war er Mieter, dann, nachdem die Herzogliche Kammer im Auftrag des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach 1792 das Haus erwarb und der Herzog es Goethe 1794 schenkte, Eigentümer. Die Schenkung war erst mündlich, 1801 dann schriftlich und richtig übereignet wurde es im im Jahr 1807. Übrigens erzählte uns unser Stadtführer eine interessante Anekdote.

Goethes Arbeitszimmer. Er soll sein Arbeitszimmer grün gestrichen haben, weil es für das Auge besonders stimulierend gewesen sei und er sich dort am meisten aufgehalten habe. Auf dem großen Tisch in der Mitte des Raumes liegt ein Kissen: Auf dieses konnte Goethe seine Arme stützen, wenn er längere Zeit las

Und zwar lebte Goethe ja zu Anfang, also 1776, in einem Gartenhaus an der Ilm. Schön gelegen, offiziell gekauft, aber in Wirklichkeit auf lau bekommen und umgebaut für ihn.

Junozimmer, nach dem dort aufgestellten Abguss der Juno Ludovisi, den Goethe 1823 vom Staatsrat Schultz in Berlin geschenkt bekam. Das Junozimmer diente als Empfangs- und Musiksalon

 

Doch irgendwann soll seine Mutter beim Fürsten interveniert haben. „Es ginge doch gar nicht, dass ihr berühmter Junge, den sie noch „Hätschelhans“ nannte, immer noch in so einem einsam gelegenen Gartenhaus wohne und keine ordentliche Bleibe in Weimar habe.“ Na der Brief scheint doch gewirkt zu haben.

Büstenzimmer, die Brücke zwischen Vorder- und Hinterhaus. Hier der Torso des Ilioneus

Der letzte Enkel Goethes vermachte das Haus 1885 dem Weimarischen Staat incl. Goethes umfangreichen Sammlungen. Bereits zu dem Zeitpunkt wurde es Goethe-Nationalmuseum. Heute gehören zum Goethe-Nationalmuseum das gesamte Wohnhaus, der Garten mit Wirtschaftsgebäuden und ein Erweiterungsbau.

Urbinozimmer, dieser Gesellschaftsraum wurde 1885 erstmals rekonstruiert. Der Name kommt von einem Bild eines Herzogs von Urbino, das Goethe aus Italien mitbrachte

Wir haben das Haus besichtigt und ein paar Bilder gemacht, die möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Allerdings haben wir auf Malta mit der Casa Rocca Piccola eine schönere und umfangreicher eingerichtete Villa gesehen. Aber dennoch, bilden Sie sich Ihre Meinung selber.

Das Kleine Esszimmer
War die Familie Goethe unter sich, so wurden hier gemeinsam die Mahlzeiten eingenommen.
Links steht der Mappenschrank. In ihm bewahrte Goethe Zeichnungen und Kupferstiche auf

Im Vorderhaus befinden sich die repräsentativen Wohnräume sowie Sammlungszimmer Goethes. Im Hinterhaus lagen zu Goethes Zeiten die Wirtschaftsräume, Stallungen, Kutschenremise, sowie die privaten Arbeits-, Aufenthalts- und Schlafräume des Dichters und seiner Familie. Dazwischen war eine Hofdurchfahrt. Man konnte auf einer Seite ein- und auf der anderen wieder rausfahren.

 

 

 

Grundlage dieses historischen Brunnens war ein alter hölzerner Ziehbrunnen aus dem Mittelalter, der 1821 als erster Brunnen Weimars eine achteckige, grüngestrichene Eisenfassung erhielt. In Weimar ist er damit die erste gusseiserne Brunnenanlage

Goethebrunnen

Auf der Säule finden sich die Initialen CA von Erzherzog Carl August sowie eine Krone, auf der Rückfront der Säule umrahmt von einem Eichenlaubkranz die Jahreszahl 1822

Gegenüber des Goethehauses ist der Goethebrunnen, der so wie er heute ist, aus dem Jahre 1822 stammt. Brunnen waren zu dieser Zeit von großer Bedeutung für die Wasserversorgung der Bevölkerung. Erst 1882-84 wurde ein Leitungssystem installiert, über das auch private Grundstücke und Haushalte versorgt wurden. Bis dahin mussten sich die Bürger aus den öffentlichen Brunnen bedienen. Wie ein Brief Goethes beweist, beobachtete er das Treiben am Brunnen vor seinem Haus mit regem Interesse. Jedes Jahr am 28. August, das ist Goethes Geburtstag, werden hier die Abiturienten des Goethegymnasiums getauft.

Der wasserspeiende Delfin ist mit einem Dreizack ausgearbeitet

Wenn man geradeaus weitergeht, läuft man direkt auf den „Gasthof zum Weißen Schwan“ zu, Goethes Lieblingsrestaurant aus dem Jahre 1569. Hier brachte er auch seine Gäste unter. Er soll einmal an einen Freund geschrieben haben: „Der weiße Schwan begrüßt dich jederzeit mit offenen Flügeln“. Er saß selber immer gleich neben dem Ausschank.

Goethe Statue im Gasthaus zum Schwan

Das Gasthaus profitierte zu der Zeit auch vom Handelsverkehr, der immer dran vorbei musste und dann natürlich auch dort einkehrte.

 

Links daneben ist ein Gebäude, in dem von Herbst 1787 bis Mai 1789 Schiller wohnte, der Kontakt zu und Unterstützung von Goethe wollte und daher seine Nähe suchte.

Im Eingangsbereich Gasthaus zum Schwan

Aber vergeblich, der ignorierte ihn damals noch. Könnte auch ein wenig Neid von Goethe gewesen sein, weil Schiller noch jung und voller Ideen war. Erst 1789 kam es zu einem ersten Treffen, allerdings nicht in Weimar, sondern in Rudolstadt. Übrigens kam Schiller erstmals 1785 nach Weimar. Goethe war aber gerade nach Italien geflüchtet und so reiste Schiller wieder ab.

Fürstenhaus

Wir gehen nun weiter rechts in die Puschkinstraße, die zum Fürstenhaus und dem Platz der Demokratie führt, in der heute die Musikhochschule Franz Liszt untergebracht ist.

Fürstenhof – Die heute sichtbaren Säulen sind bei einem Umbau 1892 erst angebracht worden, während es vormals lediglich Scheinsäulen gewesen waren

Früher war es ehemaliges Schloss und Parlamentsgebäude. Das Gebäude wurde 1770-1774 eigentlich für die Fürstliche Landschaftskasse gebaut. Doch gerade als es fertig war brannte das Weimarer Stadtschloss ab, worauf der Herzog Karl August das Gebäude bezog.

1956 erhielt die Hochschule ihren heutigen Namen „Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar“

Daher auch der Name Fürstenhaus. Früher wurde genauso gepfuscht, wie manchmal heute. So stürzte 1781 die Decke ein, weil billiges Material verbaut wurde. Später 1848-1920 war hier dann der Sitz des Parlamentes, danach bis 1933 der Thüringer Landtag, die im Nachhinein so genannte Weimarer Republik.

Carl August war der älteste Sohn des Herzogs Ernst August II. Konstantin (Herzog der beiden Staaten Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach) und dessen Ehefrau Anna Amalia, einer Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel

Heute nun wie gesagt die Musikhochschule. Rechts daneben dann das Verwaltungsgebäude der Hochschule. Übrigens sagte unser Stadtführer, dass das auffällige Säulenportal mit Balkon erst später gegen Ende des 19. Jahrhunderts davor gesetzt wurde, um das Haus fürstlicher aussehen zu lassen.

Davor steht ein Reiterstandbild Carl Augusts.

Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek

Blick auf die Anna Amalia Bibliothek

Direkt linker Hand kamen wir dann zur Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Gegründet wurde sie im Jahr 1691, als der Herzog Wilhelm Ernst seine eigenen 1400 Bücher öffentlich zugänglich machte. Dreißig Jahre später hatte sich der Bestand fast verzehnfacht.

Das historische Bibliotheksgebäude mit seinem berühmten Rokokosaal gehört seit 1998 zusammen mit anderen Weimarer Stätten der deutschen Klassik zum Weltkulturerbe der UNESCO

1766 wurden die Räume im Residenzschloss zu klein und man zog in das 1562-1569 erbaute Grüne Schloss um, wo man auch heute noch ist. Grünes Schloss werden Sie sich fragen, ist doch gar nicht grün. Unser Stadtführer erwähnte, dass das Gebäude seinerzeit ein Kupferdach hatte und somit besonders viel Grünspan darauf. Als Anna Amalias Sohn

Carl August 1775 volljährig wurde baute er die Bibliothek weiter aus. Ab 1797 war Johann Wolfgang von Goethe mit einem Kollegen – Christian Gottlob Voigt – mit der Aufsicht betraut. Goethe war bis zu seinem Tode 1832 für 35 Jahre als Bibliothekar zuständig. In Goethes Amtsperiode verdoppelte sich der Buchbestand auf 80.000 Bände. Ihren heutigen Namen nach der großen Förderin erhielt sie allerdings erst 1991.

Der Rokoko-Saal, das Herzstück der Bibliothek, reicht über drei Geschosse

Schön ist der reich ausgestattete Rokokosaal. Man erzählte uns, dass auch heute noch Bücher eingesehen werden können. Aber nur noch vor Ort, man gibt nichts mehr außer Haus. Auf meine Frage hin, ob man dann tatsächlich Handschuhe anziehen muss, erklärte man, heute sei das erwiesenermaßen eher kontraproduktiv. Denn die weißen Stoffhandschuhe sorgen eher für Schäden. Seien doch viele Buchseiten aus textilen Fasern und die würden sich bei Kontakt mit den Handschuhen aufrauen. Es hat sich über die Zeit sowieso einiges geändert. Wir durften in den Rokokosaal. Das ging früher nicht, da war einfach am Anfang eine Glasscheibe, durch die man schauen durfte. Sollten Sie aber selber mal dort hin wollen, dann denken sie daran, vorher übers Internet Karten zu bestellen, weil am Tag nicht mehr als 100-120 Personen eingelassen werden. Im Januar reicht das wahrscheinlich, im Sommer kommen sie ohne Vorbestellung nicht klar. Übrigens ist im Rokokosaal das ganze Jahr über immer die gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das ist den alten Büchern geschuldet, die sonst dem Verfall preisgegeben wären.

Die Anna Amalia-Bibliothek war eine der ersten öffentlich zugänglichen Fürstenbibliotheken in Deutschland

Nun zu einem sehr traurigen Aspekt: Am 2. September 2004 brach im Dachstuhl des Hauptgebäudes ein Feuer aus, das die Feuerwehr im zweiten Geschoss des Rokokosaales aufhalten konnte. Dennoch war der Schaden sehr groß, weil erstens Löschwasser und die herunterfallende Decke sehr viel verwüsteten. Aber sich das Wasser auch mit Holzschutzmitteln, mit denen die Dachbalken gestrichen wurden vermischte, weshalb man selbst einigermaßen gut erhaltene Bücher erst davon befreien musste. Außerdem standen die Bücher sehr eng zusammen, weshalb oft die Ränder verbrand wurden. Wenn Sie sich für Bilder vor und nach dem Brand und heute interessieren, lege ich auf die rechte Spalte einen Link, bei dem Sie immer eine Sichtrichtung anmarkern können und sich dann den jeweiligen Zustand ansehen können. Das ist höchstinteressant, für Bücherliebhaber aber auch wahnsinnig deprimierend. Übrigens, wenn Sie sich vorstellen, man lässt die Bücher einfach trocknen und gut ist es, dann denken Sie falsch. Man hat die Bücher fachmännisch gefriertrocknen müssen, teilweise in Cellophanfolie eingewickelt, damit alles in Form blieb. Denn einfache Trocknung vernichtet ein Buch erst recht. Auch dazu lege ich mal einen interessanten Link auf die rechte Spalte. Insgesamt gingen 50000 Bände und 35 Gemälde aus dem 16. bis 18. Jahrhundert verloren, 62000 wurden stark beschädigt. In Euro lässt sich der Schaden kaum beziffern, aber es sollen mehr als 60 Millionen sein. Bis 2015 wurde restauriert und die Bibliothek aus privaten und öffentlichen Spenden bis 2007 wieder aufgebaut. Auch viele Bücher wurden gespendet, zum Teil genau die, die verloren gegangen waren, teilweise in der gleichen Auflage. Wir konnten uns eine Ausstellung „Restaurieren nach dem Brand“ ansehen, die ganz hervorragend Aufschluss gab, mit welchen sehr interessanten technischen Methoden diese Bücher erhalten wurden. Diese Besichtigung hat sich 100%ig gelohnt. Und hier noch ein ganz grandioser Link. Sie können hier nicht nur ein Bild vom Rokokosaal vor dem Brand sehen, sondern mehrere Standorte auswählen und um 360° drehen. Und im Vergleich ist hier ein Link, direkt nach dem Brand. Wenn Sie dann mal vor Ort sind, ist schon erstaunlich, wie wunderbar dort alles wieder aufgebaut wurde.

Bis vor kurzen war auch über diesen Link ein Vergleich Vor dem Brand, nach dem Brand und nach der Restaurierung zu sehen, mit dem Sie in den Ansichten hin- und herspringen konnten. Dieser Link funktioniert momentan nicht mehr, obwohl der direkte Vergleich einfach sehr interessant war. Ich lasse ihn in diesem Bericht dennoch in der Hoffnung drin, dass er wieder freigeschaltet wird. Also nicht wundern, warum hier eine nicht funktionierende Verbindung ist.

Der Genius ist eine männliche, geflügelte Gestalt, die zum Himmel strebt, um dort drei Kränze und eine Krone an die Unsterblichen zu übergeben. Auf Goethes Anweisung hin musste die Farbigkeit des Vorbildes entsprechend dem Zeitgeschmack lieblicher und natürlicher gemalt werden. 1805, als das Römische Haus umgestaltet wurde, kam das Bild in die Bibliothek, wo es noch heute hängt. Allerdings nach dem Brand neu nachgemalt.

Stadtschloss

Blick zum Haupteingang des heutigen Stadtschlosses mit Schlossturm, links neben dem Turm die Bastille

Nun ging es den Berg hinunter Richtung Stadtschloss. Da aber konnten wir nur einen kurzen Blick in den Innenhof werfen, weil das von 2018-2023 vollständig renoviert wird und momentan nicht zugänglich ist. Man will auch die Ausstellungsmöglichkeiten vollständig überarbeiten und spannender machen. Das Stadtschloss beherbergt das Schlossmuseum mit dem Ausstellungsschwerpunkt Malerei von 1500 bis 1900. Ursprünglich handelte es sich um eine mittelalterliche Wasserburg aus dem Ende des 10 Jahrhunderts. 1299 brannte die vermutlich größtenteils hölzerne Burg ab.

Die Ruine ging in den Besitz der Wettiner über, die hier eine neue Burganlage errichteten. Ein weiterer großer Brand dann 1424, bei dem auch große Teile von Weimar verbrannten. Sie wurde nun vollständig aus Stein wieder aufgebaut und 1439 bezogen. Aus dieser Zeit ist noch original der Hausmannsturm und der Torbau daneben in dem damals die Hofdamen wohnten.

Hier lebten die Ernestiner fast 400 Jahre lang durchgängig. Also seit Mitte des 16. Jahrhunderts und bis 1918 war das Schloss ständige Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar und Eisenach.  Die heutige Form geht auf 1789 und folgende Jahre zurück, weil ja nach einem Brand vollständig wieder aufgebaut werden musste. Der auf dem obigen Bild zu sehende Turm ist das einzig wirklich alte, originale am Schloss.

 Johann Sebastian Bach

Nur die den Parkplatz abtrennende Mauer weist noch auf das Bachhaus hin.

Auf dem Weg in Richtung Marktplatz fällt das Denkmal von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) auf. Er lebte neun Jahre in Weimar. Von 1708 bis 1717 war er Hoforganist, Violinist und Kapellmeister. In dieser Zeit schuf er einige seiner bekanntesten Kirchenkantaten. In Weimar kamen sechs seiner zwanzig! Kinder zur Welt und wurden in dem heute noch in der Herderkirche stehenden Taufbecken getauft.  Übrigens soll Bach als Entlohnung zusätzlich zum Geld, Getreide und Holz auch noch 30 Eimer Bier im Jahr bekommen haben. Wieviel das war?? Ein Eimer war ca. 64 Liter, also insgesamt 1920 Liter. Das klingt viel, aber zu damaliger Zeit war Wasser ungenießbar, sodass sogar die Kinder Bier und Wein zu trinken bekamen. Und bei so viel Kindern ist das schnell, „weggesoffen“, entschuldigen Sie den Ausdruck.

Als Johann Sebastian Bach Weimar verlassen wollte, um an den fürstlichen Hof von Köthen zu gehen, ließ Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1662-1728) ihn verhaften und für vier Wochen inhaftieren, um ihm Gelegenheit zu geben, seinen Plan zu überdenken. Bach zog aber dennoch um, nachdem der sächsische König August der Starke seine Freilassung erzwingen konnte. (Das ist der, von dem ich schon im Bericht über die Moritzburg geschrieben habe). Na ja, gab dann wohl auch keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit in Weimar. Das Denkmal was man ihm später widmete ist noch da, doch sein Wohnhaus, das gegenüber war ist inzwischen abgerissen. Das Grundstück ist heute Parkplatz des berühmten Hotels Elefant. Damit sind wir am Marktplatz angekommen.

Marktplatz

Links ist zuerst das Hotel Elephant, ein historisches Hotel, das bereits 1696 als Wirtshaus gebaut wurde, allerdings nur halb so groß wie heute. 1741 wurde es Poststation und damit als Hotel für Reisende ausgebaut.  Der Name, so wird in Weimar gemunkelt wurde vom Hotelgründer Andreas Barritig nach dem Hinterteil seiner Tochter Maria gewählt. Wenn das man nicht Mobbing ist. Alles was Rang und Namen hatte in Weimar, war auch dort zu finden. 1937 wurde das Hotel und angrenzende Nachbarhäuser abgerissen, 1938 neu und wesentlich größer wieder errichtet. Der Balkon, so sagt unser Stadtführer, soll nur für Adolf Hitler geschaffen worden sein, damit er dort Reden halten konnte. Thomas Mann soll der erste gewesen sein, der sich nach der Neueröffnung 1955 in das Gästebuch eintrug.

Marktplatzes und Zentrum war früher der Herderplatz. Der Marktplatz hingegen war ein Ritterturnierplatz, was auch seine Größe von 70×70 Metern begründet. Mit Ausdehnung der Stadt gegen 1300 wurde aber der heutige Marktplatz der Mittelpunkt Weimars. Die Gestaltung wie er heute ist, kam erst im 16. Jahrhundert mit der ersten Pflasterung und den Neubauten der Renaissance. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Platz auf der Nordseite mit der Hof-Apotheke, und der Ostseite mit dem Stadthaus und Cranachhaus stark zerstört. Es wurde lange Zeit alles als Brache liegengelassen. Ein Wiederaufbau der Ostseite erfolgte erst im Jahr 1968. Die Nordseite 1988. Beides aber recht originalgetreu, so dass wir gar nicht merkten, dass alles recht neu ist. Direkt vor der Hofapotheke fällt sofort ein Brunnen auf. Er wird als Neptunbrunnen bezeichnet und ist der älteste Brunnen Weimars.

Das achteckige Becken ist aus Sandstein und trägt die lateinische Beschriftung OUOS EGO, was soviel wie „Euch werd ich…“ bedeutet. Heute würde man wahrscheinlich „du mich auch“ sagen.

Jedenfalls das „Wasserloch“ dort ist es, wurde doch dort schon 1540 Wasser geschöpft. 50 Jahre später kam ein Brunnen mit steinernem Löwen dorthin. erst im Jahr 1774 wurde der Löwe durch eine Neptunsfigur ersetzt.

Das Cranachhaus ist ein denkmalgeschützter Renaissance-Bau aus dem Jahr 1549. Es wurde wie sein nahezu identisch aussehendes Nebengebäude von Nikolaus Gromann für den herzoglichen Kanzler Christian Brück erbaut. Im 16. Jahrhundert lebten hier die Maler Lucas Nach Cranach dem Ältere und sein Sohn Lucas Cranach der Jüngere, ist das Haus benannt. Heute ist dort das Theater im Gewölbe etabliert.

Die Hof-Apotheke im Hintergrund wurde zuerst im 15. Jahrhundert für Jacob Schröter, den damaligen Bürgermeister Weimars, errichtet. Etwa 1567 zog mit Lorenz Kreich der erste Apotheker in das vormalige Bürgermeisterhaus, weswegen die Hof-Apotheke im Jahr 2017 ihr 450-jähriges Jubiläum feierte. Übrigens soll nach alten Unterlagen Herzog Carl August hier Hämorridenpulver gekauft haben. Bereits 1946 beantragte der Apotheker Walter Hoffmann nach dem 2. Weltkrieg den Wiederaufbau seiner Apotheke, doch der Rat der Stadt verweigerte die Genehmigung. So war bis 1988 auf der Seite eine Rasenfläche. Es war sogar einmal angedacht diese Marktseite mit Plattenbauten wieder aufzubauen, was zum Glück nicht geschah. Nach der Zwangspause gelang es Christian Hoffmann 1993 die Apotheke am alten Standort wieder aufzumachen, denn die Nordzeile des Marktplatzes wurde wieder aufgebaut und vier Bürgerhäuser, darunter die Hof-Apotheke, weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Wenn man den Marktplatz überquert, kommt man über ein paar engere Gassen zur Herderkirche.

Herderkirche – Herderdenkmal

Eigentlich heißt sie ja „Stadtkirche St. Peter und Paul“. Die bezeichnet allerdings kaum einer so, sondern als Herderkirche.Der Grund? Der Humanist und Geschichtsphilosoph Herder war von 1776 bis 1803 Hofprediger, weshalb der spätgotische Bau im Volksmund allgemein Herderkirche genannt wird. Auch der Töpfermarkt, an dem die Kirche steht, ist heute der Herderplatz.

Das große Wappen an der Seitenschiffempore weist darauf hin, dass die Kirche für ca. 70 Jahre die fürstliche Grablege der in Weimar residierenden ernestinischen Wettiner war.

Nun zur Kirche: Sie wurde ca. 1500 als gotische Hallenkirche gebaut. Der hohe Spitzhelm stammt allerdings aus einer älteren Zeit und wurde integriert. Urkundlich belegen kann man Vorgängerbauten aus dem Jahr 1245-1249, also der Zeit der Stadtgründung. Bereits 1299 zerstörte ein Feuer das Gebäude, es blieben nur die Fundamente. Wiederaufgebaut wurde die Kirche beim Stadtbrand 1424 wieder schwer beschädigt. Wie schon geschrieben, geht die heutige Form dann auf die Spätgotik um 1500 zurück. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden innen starke barocke Veränderungen vorgenommen. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche Februar 1945 stark beschädigt. Das hohe Steildach wurde total zerstört, das Innere stark beschädigt. Von 1948-1953 erfolgte der Wiederaufbau, zu dem sogar Thomas Mann das Preisgeld in Höhe von 20000 Mark spendete, dass er 1949 für den Goethepreis bekam. Mit 16000 Mark konnte noch im selben Jahr der Dachstuhl fertiggestellt werden. Die wichtigste Sache, war man doch in der Kirche, wie unser Führer sagte, nach oben völlig offen und der Witterung ausgesetzt. Die Einweihung erfolgte am 14.6.1953, obwohl die Restaurierung der Innenausstattung noch bis 1977 dauerte. 2009 kam dann das Problem mit den Glocken. Das Hauptgeläut bestand aus vier Glocken. Im Ersten Weltkrieg wurden im ersten Weltkrieg für die Rüstung eingeschmolzen. Die vierte, die alte Marienglocke gab man 1922 in Zahlung um vier neue Glocken dafür zu bekommen. Allerdings waren die dann natürlich nur aus Eisen und sollen nicht so toll geklungen haben. Man gab ihnen eine Lebensdauer von 80 Jahren, die sie auch so ziemlich erreichten. Eisen bzw. Stahl so sagte unser Kirchenführer hat das Problem kleine Risse zu bekommen und durch Feuchtigkeit und Temperaturwechsel werden dann die Glocken irgendwann gesprengt. So mussten 2009 neue her. Durch Spenden konnten drei neue Glocken gegossen und am Reformationstag 2009 in Dienst genommen werden. Sie heißen Luther (Ewigkeitsglocke), Herder (Friedensglocke) und Bach (Taufglocke).

Am 8. März 1714 wurde Carl Philipp Emanuel als zweiter überlebender Sohn von Johann Sebastian und Maria Barbara Bach geboren. Außer dem Taufbecken in der erinnert Weimar eigentlich nichts mehr direkt an ihn.

2010-2016 erfolgte eine umfassende Restaurierung der Kirche. Es musste u.a. eine Fußbodenheizung und die Temperierung der Wände her, um ein Raumklima zu schaffen, dass dem Altar, den Epitaphien, dem gesamten Innenraum weniger zusetzen wird. Außerdem wurden die Fenster hinter dem Altar spezialverglast, um kein UV-Licht auf die Bilder des Altars fallen zu lassen, die vorn nur eine Woche im Jahr zu Ostern gesehen werden können, wenn der Altar zugeklappt ist. Außerdem wurden die Innenfarben, die vorher sehr bunt waren, an die Weimarer Klassik angepasst. Rechter Hand vor dem Altar steht ein Taufbecken. Das, so erzählte man uns, sei eines der wenigen wirklich spätgotischen Teile der Kirche.  In diesem Becken wurden sogar alle sechs Kinder von Johann Sebastian Bach getauft, der hier häufig musiziert hat.

Vor dem Altar fällt vor allem ein Doppelgrabstein ins Auge.

Das 1555 entstandene Doppelgrab von Herzog Johann Friedrich I. dem Großmütigen und seiner Gemahlin Sibylle auch als Fürstengrab bekannt. Friedrich I. (geb. 1503) und seine Gemahlin Sibylle von Jülich-Cleve-Berg (geb. 1512) verstarben beide in Weimar im Jahr 1554 innerhalb von 12 Tagen. Zusammen mit dem Altarbild schon eine großartige Würdigung.

Herzog Johann Friedrich I. war ein  religiöser Eiferer der die Reformation durchzusetzen versuchte. Verheiratet war Johann Friedrich seit 1526 mit Sibylle von Jülich-Kleve-Berg. Seine Beharrlichkeit bei der Einführung des evangelischen Glaubens stieß bei Kaiser Karl V. auf Widerstand. Am 20. Juli verhängte der Kaiser die Reichsacht über den Kurfürsten, verhinderte aber nicht den weiteren Kampf für die Reformation. Der Kurfürst führte persönlich den Feldzug an.
Nach anfänglichen Erfolgen bei der späteren Rückeroberung seines Landes wurde er 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Dagegen gingen andere Kurfürsten an, so dass er zwar begnadigt wurde, aber auf seine Kurfürstenwürde verzichten musste. Er verlor zwei Drittel seines Landbesitzes. Trotz Haftverschärfungen machte er beim Glauben aber keine Zugeständnisse. Erst nachdem sich Kurfürst Moritz von Sachsen gegen seinen Kaiser wandte, kam Johann Friedrich 1552 frei. Er durfte sich nur noch „geborener Kurfürst“ nennen. Am 3. März 1554 ist er in Weimar gestorben.

Söhne von Herzog Johann Friedrich I. dem Großmütigen und seiner Gemahlin Sibylle

Seine Söhne ehrten ihn später mit einem sehr wertvollen dreiteiligen Flügelaltar, der ca. aus 1555 stammt. Er soll von Lucas Cranach d. Ä. gedanklich vorbereitet, aber von seinem Sohn Lucas Cranach d. J. verwirklicht worden sein. Bei unserer Führung erzählte man uns, dass entgegen den bisherigen Meinungen aufgrund von Infrarotaufnahmen nachgewiesen werden konnte, dass auch die Vorskizze unter der Bemalung eindeutig vom Jüngeren Cranach ist und nicht vom Vater. Dieses Altarbild ist ein Bild der Reformation. Nicht nur, dass Luther mit auf dem Bild ist, sondern auch Lucas Cranach d. Ä. und Johannes der Täufer, der eigentlich nicht so oft auf solchen Gemälden abgebildet wird Unser Führer erklärte uns wirklich jede Einzelheit, was trotz der Ausführlichkeit sehr interessant war. Ich hoffe, ich bekomme noch alles so weit zusammen. Hier erst einmal das Bild als Ganzes:

Der Altar wurde anlässlich des Todes des ernestinischen Herrschers Johann Friedrich I., genannt der Großmütige, und seiner Gemahlin Sibylle von Cleve im Jahr 1554 von deren drei Söhnen gestiftet und 1555, zwei Jahre nach dem Tod Cranach d. Ä., unter der Leitung Cranach d. J. fertiggestellt. Die Eltern sind auf der linken Tafel, die Söhne auf der rechten Tafel dargestellt.

Vertreibung aus dem Paradies?

Im oberen Teil links wird Adam in Stellvertretung des Menschen aus dem Paradies vertrieben.

Verkündigung des Engels?: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“

Ganz oben rechts der Engel, der den Hirten das Christuskind mitteilt.

Etwas darunter scheint es Schlangen zu regnen.

Vielleicht ein Hinweis auf die 10 Plagen in der Bibel. Noch tiefer, rechts neben den Beinen Christus werden die 10 Gebote verkündet.

Die zehn Plagen?

Mittig wird Jesus am Kreuz dargestellt. Wenn man genau hinsieht, trifft ein Blutstrahl der Gnade aus Jesus` Wunde Cranach d. Ä., der hier stellvertretend für den normalen Menschen steht.

Reinwaschung des Menschen durch das von Christus vergossene Blut?

Hier könnte man sehen, dass das Blut Christi den Menschen von Sünden freiwäscht. Luther zeigt den Menschen die Bibel, die bereits übersetzt ist und somit von jedem gelesen werden kann. Er zeigt auf die gleiche Weise wie Moses in der Mitte auf das Gesetz weist, auf das Evangelium. Luther der neue Prophet.

Luther zeigt auf die übersetzte Bibelm dort ist zu lesen „Das Blut Jesu Christi reinigt uns von allen Sünden“. Johannis der Täufer deutet auf Jesus und Lamm Gottes.

Die Figur Johannes des Täufers, mit dem Lamm zu seinen Füßen, zeigt mit der einen Hand auf Jesus, der stellvertretend für den normalen Menschen gekreuzigt wurde und deutet so auf seine eigenen prophetischen Worte hin: “Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“

Auferstehung und Überwindung des Teufels

Mit der anderen Hand zeigt er auf das Lamm Gottes. Und vorn links die Auferstehung Christi, der den Teufel mit Füßen tritt. Um keine theologische Diskussion zu riskieren: Das ist meine eigene Wahrnehmung, jeder andere kann das natürlich anders interpretieren.

Epitaph für Herzog Johann III. von Sachsen, gest. 1605, 2. Sohn des Herzogs Johann Wilhelm, seine Gemahlin Dorothea Maria von Anhalt, gest. 1617, und für deren 12 Kinder

Der Altar war ab 1940 ausgelagert und entging so der Zerstörung durch die Luftangriffe auf Weimar. Nun möchte ich noch auf ein paar der Grabmale eingehen, die in der Kirche zu sehen sind. Das größte ist das für Herzog Johann III. von Sachsen und seiner Frau Dorothea Maria von Anhalt und deren 12 Kinder. Schon gewaltig die Darstellung. Die Beschreibung unseres Kirchenführers war schon sehr ergiebig:

Das Grabmal wurde 1617 von einem Sohn des herzoglichen Paares im Todesjahr der Mutter aufgestellt. Erst einmal wies er darauf hin, dass nicht mehr das herzogliche Paar das Mittelfeld des Epitaphs einnimmt, sondern ein biblisches Geschehen, was früher immer wichtig war. Das zeigt eine Änderung durch den Barock an.
Die Toten sind nur noch Zuschauer der dargestellten Szenen.

„Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“ 

Es wird ein Portal mit vier Säulen dargestellt, das in die Taufkapelle führt. Die 10 knienden Kinder des Herzogs schauen nach Westen. Es sind die Söhne und traditionell soll es so sein, dass die immer in die gleiche Richtung wie der Vater blicken. Die zwei kleineren Kinder sind wohl zwei totgeborene Söhne. Den Herzog sieht man mit dem elften Sohn in der rechten Nische darüber. Übrigens sind unter den Söhnen kleine Schrifttafeln mit Namen angebracht. Die Töchter nehmen normal die Blickrichtung der Mutter ein. Hier ist die Herzogin in der linken Nische mit der einzigen Tochter des Paares vor sich, die aber erst nach dem Tode des Herzogs geboren wurde.

Direkt mittig im Grabmal ist die Gethsemane-Szene dargestellt.
Da sitzen die schlafenden Jünger. Petrus und Johannes, während Jakobus an den Rücken des Johannes gelehnt ist. Über Johannes und Petrus der betende Christus und ein Engel mit Kreuz. Ganz oben soll der auferstandene Jesus zu sehen sein, wahrscheinlich mit den Hütern des Grabes, die aber auch schlafen und nichts mitbekommen. Man hat sich früher schon wahnsinnig viel Mühe gegeben, um möglichst viel in solchen Grabmalen darzustellen. Um nicht zu umfangreich zu werden, ein paar kleinere Epitaphen noch auf der rechten Seite.

Doch nun erst einmal zum Ausgang und wenn Sie um die Kirche herumgehen, sehen Sie nicht nur Herders Wohnhaus und eine Schule, sondern auch an der Kirche eine Lutherbüste mit der Jahreszahl 2017. Wir fragten uns, warum man dort in der heutigen Zeit noch eine Büste aufstellt, Im Internet fand ich die Erklärung.

Weimar und seine Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) gehören zu den weltweit bekannten Lutherstätten. Deshalb haben sich einige Einwohner zusammengetan und Spenden gesammelt, um das mit einem Denkmal nach außen auch zu zeigen. Der Künstler Wieland Förster hat zu diesem Zweck eine bronzene Lutherbüste geschaffen, die am Reformationstag  2017, dem 500sten Jahrestag des Reformators, auf dem Herderplatz aufgestellt wurde. Nachdem wir uns noch den Donndorf-Brunnen angesehen haben, sind wir zurückgegangen über den Marktplatz in die Schillerstraße, wo früher die Stadtbefestigungen gestanden haben.

Innen haben wir nicht besichtigt, weil wir in Kommentaren häufig lasen, dass im Gegensatz zum Goethehaus, das Schillerhaus recht kärglich möbliert wäre

Von der Seite, das Haus daneben gehört noch zum Schillermuseum

Schillerhaus

Dort kamen wir zuerst zum Schillerhaus. Das wurde bereits 1777 von einem Kaufmann errichtet. Es war ein schlichtes Weimarer Bürgerhaus. Schiller kaufte das Haus 1802 und zog nach vielen Umbauarbeiten mit der Familie ein. Seinem Verleger schrieb er, er habe „einen alten Wunsch realisiert, ein eigenes Haus zu besitzen“ und „denke hier zu leben und zu sterben“. Er musste sich allerdings hoch verschulden, um die Kaufpreis von 4200 Talern aufzubringen. Mit Umbaukosten brauchte er 8000 Gulden. Er bat seinen Verleger um 2600 Gulden Vorschuss, weitere 2000 Reichstaler lieh er vom Kammergutspächter gegen Hausverpfändung. Er schaffte es tatsächlich als er 1805 starb, seiner Familie das Haus schuldenfrei zu hinterlassen. Allerdings starb er an einer vor Jahren übergangenen Lungenentzündung und an Überarbeitung. Hoffentlich war die Überarbeitung nicht allein den Kosten des Hauses geschuldet.

Unser Stadtführer sagte, das Haus so schnell abzuzahlen wäre schon eine Leistung. War es zu damaliger Zeit doch sehr schwer Manuskripte zu verkaufen. Zum einen, gab es nicht viele Menschen die lesen konnten, zum anderen kauften Verleger wenn überhaupt, nur Schriften von bekannten Schriftstellern und zahlten dann auch nur Festpreise, um an den veröffentlichten Stückzahlen selber zu verdienen. Goethe war Ende des 18. Jahrhunderts bekannt, Schiller noch nicht so ganz. Dennoch schaffte er es.

Dargestellt wird ein Bauer in altdeutscher Tracht, der zwei Gänse unter dem Arm trägt.

Gegenüber dem Schillerhaus steht der im Jahr 1864 aufgestellte Gänsemännchenbrunnen. Er ist eine verkleinerte Kopie des wohl meist kopierten Brunnens Deutschlands, des Nürnberger Gänsemännchenbrunnens, der um das Jahr 1550 geschaffen wurde.

Johann Wolfgang von Goethe war mehrmals in Nürnberg, um Kunstgegenstände zu kaufen. Dabei bat er auch um eine Kopie des Gänsemännchens in Form eines Tonabgusses. Das muss geklappt haben, denn im Juli 1814 bedankte er sich mit den Worten: „Ernstlich Dank für den Entenmann, welcher glücklich angekommen ist„. Die Figur verkörperte für Goethe die Kunst des 16. Jahrhunderts. Später, im Jahr 1846 erhielt auch die Großherzogin Maria Pawlowna einen Abguss der Figur. Nachdem Sie gestorben war, wollten die Bürger ihr einen Brunnen errichten und ihr Bronzeabguss war die Vorlage für die Brunnenfigur.

Der Gänsemännchenbrunnen wurde 1864 nach einem Entwurf von Oberbaudirektor Friedrich Streichhan aufgestellt..

Weimarhaus

Einst an einer Tafelrunde Carl August, Anna Amalia, Schiller, Herder und anscheinend Wieland. Nur Goethe fehlt. Nach dem fragt der Fürst nämlich im Dioramen

Ein Stück die Schillerstraße hoch ist das Weimarhaus. Vorn ein kleiner Laden mit Geschenkartikeln, hinten über mehrere Räume, ein privates Museum, das die Geschichte Weimars mit Dioramen, Wachsfiguren, Licht und Ton von der Steinzeit bis zur Weimarer Klassik darstellt. Gut gemacht, aber erwarten Sie nicht zu viel. Rechts eine wichtige Szenerie. Nach der Niederlage Preußens, in der Doppelschlacht von Jena und Auerbach 1806 wurde Weimar  als Verbündete der Preußen, von französischen Soldaten geplündert, weil es sich weigerte Napoleons Rheinbund beizutreten. Napoleon kam auch ins Weimarer Schloss, wo sich ihm Maria Pawlowna, Frau des Fürsten Carl August ihm entgegenstellte und fragte, ob er wisse, dass der Schwager des Fürsten der Zar Russlands sei, also ihr Bruder. Daraufhin untersagte Napoleon weitere Plünderungen, wahrscheinlich um nicht gleich auch noch Russland gegen sich zu haben.

Politisch war ihre Anwesenheit in Weimar also von großer Bedeutung, denn dadurch verbündete sich das verarmte Herzogtum mit der russischen Zarendynastie der Romanows und somit mit einer der reichsten und mächtigsten Familien Europas.

Goethe- Schillerdenkmal

Nun kommt man am Ende der Schillerstraße zum Theaterplatz und einem Denkmal, bei dem sich zeigt, dass man früher sehr gerne alles so zu Recht rückte, bis jeder zufrieden wahr. Worum es geht? Um das Goethe/Schillerdenkmal. Feierlich enthüllt wurde es zum 100. Geburtstag von Herzog Carl August am 4. September 1857. Doch bis es eingeweiht werden konnte, ging viel Streit ins Land, denn jeder wollte in das Denkmal etwas anderes einbringen. Die Planungen begannen 30 Jahre vorher, ja nicht nur der Berliner Flughafen brauchte ewig, auch so ein eher simples Denkmal. Das Denkmalkomitee wurde also 1827 gegründet, nur der Berliner Bildhauer Daniel Rauch lieferte erst 1849 ein Modell, weil man sich über die Klamotte die beider „Helden“ tragen sollte nicht einig wurde. König Ludwig I. von Bayern lehnte eine antike Tracht ab, mit der das Komitee einverstanden war. Der aber sollte für die Kosten aufkommen. Er wollte auch für beide einen Lorbeerkranz und weil er zahlte auch das Gießen des Denkmals in München. Nachdem selbst der König von Preußen Friedrich Wilhelm IV. nicht vermitteln konnte, ging der Auftrag 1852 an den Bildhauer Ernst Rietschel. Dessen Model ging mit folgender Begründung an König Ludwig:

„Bei der Auffassung der beiden Individualitäten Goethes und Schillers verbunden als Gruppe zu einem Monument habe ich geglaubt in Goethe die selbstbewusste Größe und klare Weltanschauung in möglichst ruhiger und fester Haltung, sowie Schillers kühnen, strebenden, idealen Geist durch mehr vorstrebende Bewegung und etwas gehobenen Blick zu charakterisieren … Goethe, 10 Jahre älter als Schiller, also früher im Besitze seines Ruhms, hält den Kranz fest, den er als Symbol der Poesie und des Ruhmes oder der Unsterblichkeit errungen oder den ihm die Nation gereicht, Schiller, seiner hohen Bedeutung sich bewusst, fasst zugleich hinein.“

Es gingen aber noch einige Briefe hin und her, bis der am Ende sehr verärgerte Künstler endlich seinen Entwurf durchsetzen konnte. Dennoch bleiben ein paar Ungereimtheiten. War doch Goethe nur 1,66 Meter groß und Schiller ca. 1,90 Meter. Das kommt beim Kunstwerk irgendwie gar nicht raus. Außerdem ist Schiller – verzeihen Sie das einem Verkäufer von Bekleidung – ein wenig nachlässig, eher schlampig angezogen.

Zwei Knöpfe stehen an der Weste auf, alles sieht ein wenig zerknittert aus. Hinten fehlt sogar ein Knopf. So gar nicht das Aussehen eines Adligen, denn Schiller wurde am 16. November 1802 in den Adelsstand erhoben.

Na ja, auf jeden Fall hatte sich König Ludwig I. durchgesetzt, das Denkmal wurde in München aus Bronze gegossen und in Einzelteilen nach Weimar transportiert. Es ist über 3 Meter hoch und steht zudem auf einem 2,50 Meter hohen Sockel. Übrigens kann man hier das Bibelzitat „Schwerter zu Pflugscharen“ umwandeln in „Kanonen zu Denkmälern“. Denn es wurden eroberte türkische Kanonen eingeschmolzen. Auf jeden Fall waren die Weimarer begeistert über die beiden in Bronze gegossenen Dichter. Kopien stehen auch in vier Städten der USA, gestiftet von deutschen Einwanderern.

Das Deutsches Nationaltheater Weimar trägt seinen Namen seit 1919. Zuvor hieß es lange Zeit Hoftheater, dann kurze Zeit Landestheater

Hinter dem Denkmal ist das Weimarer Theater, besser das Deutsche Nationaltheater.

Dort stand 1791 noch ein anderes Gebäude, das ehemalige Kommödienhaus. In jenem Jahr zog das Weimarer Hoftheater ein – erster Intendant wurde natürlich der Dichter Johann Wolfgang von Goethe, er war damals schon Symbol des deutschen Dichter- und Denkertums. Goethe gelang es in den 26 Jahren seiner Intendantur, der Schauspielerei Anerkennung zu verschaffen. Von Weimar aus eroberten dann auch die Stücke des Dramatikers Friedrich Schiller die Bühnen der Welt; das Theater wurde zu einem der Wahrzeichen Weimars. Da das Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts den Anforderungen sowohl nach Größe, als auch Bausubstanz nicht mehr genügte, wurde 1907 ein neues Theatergebäude entworfen. Das Theater wurde im Januar 1908 am Standort des ehemaligen Weimarer Hoftheaters fertiggestellt und der Öffentlichkeit übergeben.
1919 tagte hier die Deutsche Nationalversammlung, um die erste demokratische deutsche Verfassung zu beschließen, die dann auch tatsächlich in Kraft trat: die Weimarer Republik war geboren. Allerdings wurde der Begriff „Weimarer Republik“ erst sehr viel später für die Zeit benutzt.  Überhaupt wurde Weimar für den Beschluss der Verfassung nur gewählt, weil so ziemlich jede politische Richtung mit der Stadt leben konnte. Alle anderen Standorte wäre von irgendwem aus den verschiedensten Gründen abgelehnt worden. Berlin weil Unruhen die Unabhängigkeit und Sicherheit der Abgeordneten gefährdeten, Erfurt weil es im Angriffsfall schlechter zu verteidigen gewesen wäre.
Das Theater wurde somit zum Symbol der jungen Republik. Nach dem zweiten Weltkrieg wird das zerbombte Deutsche Nationaltheater Weimar als erstes Theater im ganzen Land wieder aufgebaut. Wenn man jetzt durch die Einkaufsstraße weiter Richtung Goetheplatz geht, kommt man kurz bevor man den Platz erreicht zu einer mobilen Würstchenbude. Die darf nicht unerwähnt bleiben, haben wir dort doch die leckerste Thüringer Bratwurst gegessen. Tja Goetheplatz heißt das Verkehrszeitrum Weimars erst seit ca. 150 Jahren. Davor hieß er Karlsplatz und war nur mit einigen Scheunen bebaut, weil dort der Viehmarkt abgehalten wurde. Bekannt war der Platz auch unter „Alter Schweinemarkt“. Erst 1797 wurden durch einen Brand die Scheunen zerstört und man begann mit Goethe zusammen den Platz zu verschönern. 1799 wurde die Löwenapotheke, 1803 der Russische Hof gebaut.

Nun kann man am Goetheplatz eigentlich mit dem Bus in jede Richtung fahren. Wir wollen aber erst noch ein Stückchen weiter.

Nach 50 Metern ist auf der linken Seite ein Gebäude der Post und rechts der Kasseturm. Er ist einer von zwei Türmen, die die Reste der ehemaligen Stadtbefestigung darstellen. Der zweite ist in der Anna-Amalia-Bibliothek integriert. In der ersten Etage des Kasseturms waren Kanonen in Schießscharten verteilt. Im 15. Jahrhundert errichtet, erhielt er seine heutige Form ca. 1850. Man hatte 1770 angefangen den Turm bewohnbar zu machen. Zu der Zeit bekam er auch sein Spitzdach und die Zinnen verschwanden. Und warum Kasseturm? Ja schon wie der Name sagt, hier hat jemand kassiert. In diesem Fall die fürstliche Finanzbehörde nach dem Brand des Stadtschlosses 1774. Danach folgten mehrere andere Behörden. Von 1930 bis 1961 wurde dort sogar Obst und Gemüse gelagert, bzw. diente er im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzkeller. Seit der Wende sind dort gelegentlich Veranstaltungen und der Studentenklub Kasseturm. Wir gehen aber noch ein bisschen weiter und kommen zur Jakobskirche.

Jakobskirche

Sie wurde als Pilgerkirche gebaut, liegt sie doch am Weg nach Santiago de Compostela, dem Jakobsweg. Daran liegt anscheinend fast alles. 1168 wurde die erste Kirche hier geweiht, musste allerdings 1535 bereits weg finanzieller Not geschlossen werden. Danach wurde dort Korn gelagert. 1712 wurde sie baufällig abgerissen, aber wieder neu aufgebaut, sie wurde 1728 erst Garnisonskirche und dann 1774 Hofkirche. Ja wieder 1774, denn da brannte ja die Schlosskapelle mit dem Schloss zusammen ab. Übrigens heirateten hier am 19. Oktober 1806 Goethe und seine Frau Christiane Vulpius, die er immer „Bettschatz“ nannte und mit der er vorher 18 Jahre zusammenlebte. Sie hatten sich am 12. Juli 1788 kennengelernt, da war Christiane Vulpius 23 Jahre, Goethe beinahe 39.
Die Trauung fand im engsten Familienkreis statt. Nur ihr bereits 16-jähriger Sohn August und dessen Hauslehrer waren dabei,
Aber er heiratete nicht so ganz freiwillig, denn während sich Goethe vor den am 14. Oktober vorstürmenden und plündernden Truppen Napoleons im Keller versteckt  haben soll, stellte sie sich ihnen mutig in den Weg und verhinderte so eine Plünderung von Goethes Haus am Frauenplan. Das war der Zeitpunkt, wo Goethe anscheinend merkte, was er an ihr hatte und dass sie es nicht verdient hatte aufgrund ihrer einfachen Herkunft von den Weimarern als Blumenmädchen verhöhnt und nicht anerkannt zu werden. Denn Sie hatte in einer Fabrik Kunstblumen hergestellt. Er schrieb am 17. Oktober 1806 an den Hofprediger von Weimar und bat mit folgenden Worten um eine schnelle Trauung:
Dieser Tage und Nächte ist ein alter Vorsatz bey mir zur Reife gekommen; ich will meine kleine Freundin, die so viel an mir gethan und auch diese Stunden der Prüfung mit mir durchlebte, völlig und bürgerlich anerkennen als die Meine.“
Sagen Sie mir würdiger geistlicher Herr und Vater wie es anzufangen ist daß wir sobald möglich, Sonntag, oder vorher getraut werden. Was sind deßhalb für Schritte zu thun? Könnten Sie die Handlung nicht selbst verrichten, ich wünschte daß sie in der Sacristey der StadtKirche geschähe.
Geben Sie dem Boten wenn er Sie trifft gleich Antwort. Bitte!
Der Originalbrief befindet sich im Goethe- und Schiller-Archiv, Sign. GSA 21/434,2
Keine Woche später führte er also diese zupackende Frau, die auch lebensfroh und humorvoll gewesen sein soll zum Altar. Sie war anscheinend genau das, was der Dichterfürst brauchte.
Noch eine Anekdote: Wenn Goethe Freunde, wie zum Beispiel Schiller zu Hause bewirtete, bekamen sie die Frau des Hauses nicht zu Gesicht. Denn es wäre unsittlich gewesen mit Goethes „Bettschatz“ am Tisch zu sitzen.

Christine von Goethe starb schon 1816 an schwerer Krankheit, vermutlich an einem Gehirntumor. Bei der Beerdigung auf dem Josephsfriedhof war Goethe nicht anwesend, wie er allem, was mit Tod zu tun hatte zeitlebens aus dem Weg ging. Goethes Inschrift auf ihrem Grabstein ist: „Du versuchst, o Sonne, vergebens, Durch die düstren Wolken zu scheinen. Der ganze Gewinn meines Lebens Ist, ihren Verlust zu beweinen.“ Das zeugt schon von großer Trauer.

Außerdem konnte Goethe nur in der Sakristei getraut werden, denn die Kirche war ja nicht frei, sondern zu der Zeit Lazarett für verwundete Soldaten der Schlacht von Jena und Auerstedt. Schon die Taufe des gemeinsamen Kindes wurde in der Sakristei vorgenommen, weil ein uneheliches Kind aufgrund der damaligen Moral nicht in der Kirche getauft werden durfte. Daher tat man einfach so, als ob die Sakristei nicht zur Kirche gehörte.

1817 bekam die Kirche erhielt den heutigen Kanzelaltar mit der segnenden Christusfigur. Touristen haben wir dort nicht gesehen, obwohl man auf den Kirchturm steigen konnte, um einen Rundumblick über Weimar zu haben. Bilder sehen Sie rechts.

Doch Christiane von Goethe ist nicht das einzige Grab auf dem Friedhof. Auch Lucas Cranach d. Ältere hat dort die letzte Ruhe gefunden. Er war Künstler der Reformationszeit und guter Freund von Luther.

Um 1712/13 ließ sich der Landrentmeister Christoph Jenichen auf dem Jakobskirchhof eine Begräbnisstätte, bestehend aus einem unterirdischen Gruftgewölbe und pavillonartigen Aufbau, errichten. 1742 ging sie in den Besitz des fürstlichen Landschaftskasse-Direktoriums über. Daher stammt die Bezeichnung „Kassengewölbe“. Mit der Umbettung der Friedrich Schiller zugeschriebenen Gebeine verlor das Kassengewölbe an Bedeutung. Der Friedhof verfiel. 1854 wurde das mittlerweile zerfallene Gruftgewölbe verfüllt und der Pavillon abgerissen. Heute sehen Sie nur noch eine Rekonstruktion von 1927, die sich über den alten Grundmauern erhebt. Im Inneren des Kassengewölbes befinden sich Steintafeln mit den Namen der Bestatteten, darunter Louise von Göchhausen, die Hofdame der Herzogin Anna Amalia.

Wissen Sie, wo Schiller begraben ist? In der Fürstengruft auf dem Historischen Friedhof? Nein, das glaubten viele. Warum nicht, schreibe ich auf einer Unterseite. Aber hier auf dem Jakobsfriedhof liegt er wirklich. Und zwar im Kassengewölbe, das hinten in der Ecke des Friedhofs steht. Dieses Gewölbe war dazu angelegt, Weimarer, die zwar angesehen waren, aber keine eigenes Familiengrab haben, zu beerdigen. Man muss sich das als eine Art Massengrab vorstellen. Obwohl man versucht hat, Schillers Gebeine dort „herauszusuchen, zu retten und edler zu beerdigen“, muss er da immer noch liegen. Moderne DNA Untersuchungen fanden heraus: Die Leichenfledderei war nicht erfolgreich. Also leise sein, wenn Sie in die Nähe des Kassengewölbes kommen. Und die ganze Geschichte der Knochensuche dann auf der Unterseite zum Historischen Friedhof, also hier! Doch vorher fahren wir noch vom Goetheplatz ein paar Haltestellen, bis zur Bauhaus Uni, von wo man weiterlaufen kann zum Historischen Friedhof. Die Bilder der Uni daher noch auf dieser Seite. Das Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar wurde nach Plänen von Henry van de Velde errichtet und war 1919 der Gründungsort des Bauhauses. 1902 bereits reformierte Henry van de Velde mit werkstattorientiertem und praxisnahem Unterricht die kunstgewerbliche Ausbildung. Seine Arbeit bildete damit die Grundlage für die Lehre am Bauhaus, das sich 1919-25 dort befand. Allerdings musste Van de Velde 1914, also während des 1. Weltkriegs zurücktreten.

Quelle dieses Bildes: © Bauhaus-Universität Weimar Fotograf: Tobias Adam. Das Gebäude wurde 1904 bis 1911 nach Plänen von Henry van de Velde für die »Großherzogliche-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar« errichtet und zwischen 1919 und 1925 vom »Staatlichen Bauhaus zu Weimar« genutzt. Heute ist es Sitz der Fakultät Kunst und Gestaltung und Lehrgebäude der Bauhaus-Universität Weimar.

Wie unser Stadtführer erwähnte, war der Grund die zunehmende Ausländerfeindlichkeit. Van de Velde verließ 1917 Deutschland und ging in die Schweiz, wohin ihm seine Familie im November 1918 nachfolgte. Er hatte teilweise als Angehöriger einer „kriegsgegnerischen Nation“ (Belgien) politischen Druck zu ertragen. So musste er sich angeblich zeitweise mehrmals täglich bei der Polizei in Weimar melden, obwohl er einen deutschen Pass besaß .Er konnte noch Einfluss nehmen, damit Gropius, 1919 der Gründer des späteren Bauhauses, seine Nachfolge antrat, zog sich aber dann nach Holland und Belgien zurück. Gropius übernahm nicht nur die von Van de Velde 1904 bis 1911 errichteten Kunstschulgebäude, sondern auch Reste der Ausbildungswerkstätten, Maschinen, Werkzeuge und Materialien.
Unser Stadtführer erzählte uns weiter, dass das Bauhaus immer sehr stark mit Weimar in Verbindung gebracht wird, obwohl es eigentlich im weitesten Sinne nur 15 Jahre in Weimar angesiedelt war und dann nach Dessau ging.

Der im Jahre 1906 nach Plänen von Henry van de Velde errichtete Südflügel des Van-de-Velde-Baus. Zwischen der Schließung der Kunstgewerbeschule im Jahre 1915 und dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 unterlag das Gebäude vielerlei Nutzungen

Zwar ist das Bauhaus gestalterisch sehr aktiv gewesen und hat viele Entwürfe gemacht, doch hat sich das nie in Gewinnen niedergeschlagen.

Es gab nicht genug Kapital, um die Werkstätten vernünftig auszustatten. Hinzu kam die horrende Inflation in den 20er Jahren. Als dann die Landesregierung Thüringen zum Teil aus der Finanzierung ausstieg beschloss man 1925 den Umzug nach Dessau.

An dieser Stelle wollen wir unsere Stadtführung dann beenden. Eine Unterseite haben wir hier noch zum Historischen Friedhof gemacht.

Natürlich haben wir das alles nicht allein in den drei Stunden mit unserem gebuchten Stadtführer abgelaufen, sondern auch am Tag vorher und hinterher. Dennoch können wir den Mann nur empfehlen. Also wenn Sie mal nach Weimar kommen sollten Sie eine Führung mit Lutz Rummel buchen. Buchung geht über diesen Link.

Überhaupt möchten wir an dieser Stelle Links zu unserem Hotel Leonardo Weimar, zum Weimarer Stadtplan und zu dem genialen „StadtVERführer“ Buch setzen. Für Infos anders als von Wikipedia, war der einfach genial zusammengestellt und eine hervorragende Ergänzung zu unserem Stadtführer aus Fleisch und Blut. Als letztes noch ein Hinweis zur Führung in der Herderkirche, die finden Montags und Freitags um 14 Uhr statt, Infos finden sie hier. Und der Herr, der uns da soviel über die Kirche erzählte war genial,wusste eigentlich alles und gab sich mit unserer 4er Gruppe Mühe, als ob wir 20 Leute waren. Kompetent und wirklich sehr informativ. Leider habe ich seinen Namen vergessen. Sollte der Herr diese Zeilen einmal lesen, kann er sich gerne melden, dann füge ich seinen Namen noch mit ein.