Tja, warum Weimar?
Nachdem wir Wittenberg und Moritzburg bei Dresden bereits besichtigt haben, und dabei viel Überraschendes über die deutsche Vergangenheit erfuhren, wollten wir unsere Kurztrips in den Osten fortsetzen. Da bot sich Weimar mit seinen Geschichten über Goethe, Schiller, Herder, Bach und Liszt geradezu an. Wo sonst kamen innerhalb kürzester Zeit so viele berühmte Zeitgenossen einer Epoche zusammen, wie in Weimar von der Mitte des 18., bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts? Auch als Weimarer Klassik (ca.1786-1832) bekannt.
Der Beginn der Weimarer Klassik war sicherlich die Berufung von Christoph Martin Wieland als „Prinzenerzieher“ der beiden Söhne der verwitweten Herzogin Anna Amalie von Sachsen-Weimar-Eisenach im Jahre 1772. Danach folgten die anderen drei Dichter.
Hier nur die Personen, auf die man bei Besichtigungen in Weimar immer wieder trifft und die Daten, zu welcher Zeit sie ihre Spuren in der Stadt hinterließen:
Als erstes das „Viergestirn“
Christoph Martin Wieland (1772 bis † 20. Januar 1813), Dichter
Johann Wolfgang von Goethe (1775 bis † 22.3.1832), Dichter, Naturforscher, Politiker
Johann Gottfried Herder (1776 bis † 18. Dezember 1803), Philosoph, Dichter
Friedrich Schiller (1799 bis † 9. Mai 1805), Dichter, Historiker, Philosoph
und als Sponsoren oder Mäzene, wie man heute sagen würde:
Anna Amalia (1739–1807), Herzogin
Carl August (1757–1828), Großherzog Sohn von Anna Amalia
Aber auch auf weitere „Große“ trifft man in Weimar:
Johann Sebastian Bach (1703 und 1708-1717), Komponist, Organist, Kapellmeister
Franz Liszt (1843–1886 unregelmäßig), Komponist, Pianist, Kapellmeister
Walter Gropius (1919-1925 in Weimar), Architekt, Gründer des Bauhauses
Also Gründe genug, einmal ein paar Tage im Januar 2020 in Weimar zu verbringen.
Wir hatten unser Zimmer im Hotel Leonardo gebucht. Zwar etwas außerhalb, aber direkt mit Bushaltestelle vor der Tür. Drei Haltestellen, also fünf Minuten weiter am Wielandplatz aussteigen und man ist genau da, wo die Weimarer Klassik anfängt. Am Frauenplan, wo Goethes Wohnhaus steht. Hier möchten wir unseren Rundgang beginnen.
Wieland-Denkmal
Ach ja, Wielandplatz ist der, wo auch das Denkmal von Christoph Martin Wieland, dem „Fürstenerzieher“ steht. Er gehörte nicht nur zum Viergestirn Weimars, sondern war auch ein bedeutender Schriftsteller zur Zeit der Aufklärung in Deutschland.
Nachdem er 1772 von der verwitweten Anna Amalia geholt wurde, war er Hofrat, um davon leben zu können und konnte sich nachdem Herzog Carl August ihn nicht mehr benötigte als Schriftsteller und Verleger betätigen. 1798 kaufte er von dem verdienten Geld etwas außerhalb von Weimar ein gut, wo er seinen Lebensabend verbringen wollte. Doch wie sagt man: „Leute die Pläne machen sind die, über die Gott am meisten lacht“. So musste er 1803, nachdem seine Frau starb und er dadurch unerwartet finanzielle Probleme bekam, das Gut wieder verkaufen und nach Weimar zurückziehen.
Er starb 1813 und wurde in der Gegend seines Gutes, neben seiner Frau beerdigt.
Wenn man über die Kreuzung Richtung Goethehaus geht, sieht man rechts ein Torhaus. 1821 wurde das alte Frauenthor abgerissen, weil die Straße dadurch zu sehr beengt wurde. Dennoch wollte man auf Einnahmen nicht verzichten. Also baute man dieses Torhaus für eine „neue Chaussee- und Stadtpflastergeld-Einnahme“. Dafür gab Goethe, dessen Garten bis an die Ecke reichte, unentgeltlich ein Stück Garten ab. Weil er das Grundstück aber kostenfrei abgab, bestand er darauf, dass das Torhaus zu seinem Garten keine Fenster bekam. So erzählte es unser Stadtführer. Um das auszuhandeln traf Goethe sich von Januar bis Anfang April 1821 achtmal mit dem zuständigen Architekten Coudray. Doch nun aber weiter.
Goethehaus am Frauenplan
Der Name kommt von einer alten Marienkapelle mit Namen „Zu unserer Lieben Frauen“, die sich damals vor der Stadtmauer befand. Allerdings nur bis zur Reformation dann abgerissen wurde.
Direkt dort steht das Haus, in das Goethe 1782 zog und das er bis zu seinem Tode 1832 bewohnte. Erst war er Mieter, dann, nachdem die Herzogliche Kammer im Auftrag des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach 1792 das Haus erwarb und der Herzog es Goethe 1794 schenkte, Eigentümer. Die Schenkung war erst mündlich, 1801 dann schriftlich und richtig übereignet wurde es im im Jahr 1807. Übrigens erzählte uns unser Stadtführer eine interessante Anekdote.
Und zwar lebte Goethe ja zu Anfang, also 1776, in einem Gartenhaus an der Ilm. Schön gelegen, offiziell gekauft, aber in Wirklichkeit auf lau bekommen und umgebaut für ihn.
Doch irgendwann soll seine Mutter beim Fürsten interveniert haben. „Es ginge doch gar nicht, dass ihr berühmter Junge, den sie noch „Hätschelhans“ nannte, immer noch in so einem einsam gelegenen Gartenhaus wohne und keine ordentliche Bleibe in Weimar habe.“ Na der Brief scheint doch gewirkt zu haben.
Der letzte Enkel Goethes vermachte das Haus 1885 dem Weimarischen Staat incl. Goethes umfangreichen Sammlungen. Bereits zu dem Zeitpunkt wurde es Goethe-Nationalmuseum. Heute gehören zum Goethe-Nationalmuseum das gesamte Wohnhaus, der Garten mit Wirtschaftsgebäuden und ein Erweiterungsbau.
Wir haben das Haus besichtigt und ein paar Bilder gemacht, die möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Allerdings haben wir auf Malta mit der Casa Rocca Piccola eine schönere und umfangreicher eingerichtete Villa gesehen. Aber dennoch, bilden Sie sich Ihre Meinung selber.
Im Vorderhaus befinden sich die repräsentativen Wohnräume sowie Sammlungszimmer Goethes. Im Hinterhaus lagen zu Goethes Zeiten die Wirtschaftsräume, Stallungen, Kutschenremise, sowie die privaten Arbeits-, Aufenthalts- und Schlafräume des Dichters und seiner Familie. Dazwischen war eine Hofdurchfahrt. Man konnte auf einer Seite ein- und auf der anderen wieder rausfahren.
Goethebrunnen
Gegenüber des Goethehauses ist der Goethebrunnen, der so wie er heute ist, aus dem Jahre 1822 stammt. Brunnen waren zu dieser Zeit von großer Bedeutung für die Wasserversorgung der Bevölkerung. Erst 1882-84 wurde ein Leitungssystem installiert, über das auch private Grundstücke und Haushalte versorgt wurden. Bis dahin mussten sich die Bürger aus den öffentlichen Brunnen bedienen. Wie ein Brief Goethes beweist, beobachtete er das Treiben am Brunnen vor seinem Haus mit regem Interesse. Jedes Jahr am 28. August, das ist Goethes Geburtstag, werden hier die Abiturienten des Goethegymnasiums getauft.
Wenn man geradeaus weitergeht, läuft man direkt auf den „Gasthof zum Weißen Schwan“ zu, Goethes Lieblingsrestaurant aus dem Jahre 1569. Hier brachte er auch seine Gäste unter. Er soll einmal an einen Freund geschrieben haben: „Der weiße Schwan begrüßt dich jederzeit mit offenen Flügeln“. Er saß selber immer gleich neben dem Ausschank.
Das Gasthaus profitierte zu der Zeit auch vom Handelsverkehr, der immer dran vorbei musste und dann natürlich auch dort einkehrte.
Links daneben ist ein Gebäude, in dem von Herbst 1787 bis Mai 1789 Schiller wohnte, der Kontakt zu und Unterstützung von Goethe wollte und daher seine Nähe suchte.
Aber vergeblich, der ignorierte ihn damals noch. Könnte auch ein wenig Neid von Goethe gewesen sein, weil Schiller noch jung und voller Ideen war. Erst 1789 kam es zu einem ersten Treffen, allerdings nicht in Weimar, sondern in Rudolstadt. Übrigens kam Schiller erstmals 1785 nach Weimar. Goethe war aber gerade nach Italien geflüchtet und so reiste Schiller wieder ab.
Fürstenhaus
Wir gehen nun weiter rechts in die Puschkinstraße, die zum Fürstenhaus und dem Platz der Demokratie führt, in der heute die Musikhochschule Franz Liszt untergebracht ist.
Früher war es ehemaliges Schloss und Parlamentsgebäude. Das Gebäude wurde 1770-1774 eigentlich für die Fürstliche Landschaftskasse gebaut. Doch gerade als es fertig war brannte das Weimarer Stadtschloss ab, worauf der Herzog Karl August das Gebäude bezog.
Daher auch der Name Fürstenhaus. Früher wurde genauso gepfuscht, wie manchmal heute. So stürzte 1781 die Decke ein, weil billiges Material verbaut wurde. Später 1848-1920 war hier dann der Sitz des Parlamentes, danach bis 1933 der Thüringer Landtag, die im Nachhinein so genannte Weimarer Republik.
Heute nun wie gesagt die Musikhochschule. Rechts daneben dann das Verwaltungsgebäude der Hochschule. Übrigens sagte unser Stadtführer, dass das auffällige Säulenportal mit Balkon erst später gegen Ende des 19. Jahrhunderts davor gesetzt wurde, um das Haus fürstlicher aussehen zu lassen.
Davor steht ein Reiterstandbild Carl Augusts.
Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek
Direkt linker Hand kamen wir dann zur Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek. Gegründet wurde sie im Jahr 1691, als der Herzog Wilhelm Ernst seine eigenen 1400 Bücher öffentlich zugänglich machte. Dreißig Jahre später hatte sich der Bestand fast verzehnfacht.
1766 wurden die Räume im Residenzschloss zu klein und man zog in das 1562-1569 erbaute Grüne Schloss um, wo man auch heute noch ist. Grünes Schloss werden Sie sich fragen, ist doch gar nicht grün. Unser Stadtführer erwähnte, dass das Gebäude seinerzeit ein Kupferdach hatte und somit besonders viel Grünspan darauf. Als Anna Amalias Sohn
Carl August 1775 volljährig wurde baute er die Bibliothek weiter aus. Ab 1797 war Johann Wolfgang von Goethe mit einem Kollegen – Christian Gottlob Voigt – mit der Aufsicht betraut. Goethe war bis zu seinem Tode 1832 für 35 Jahre als Bibliothekar zuständig. In Goethes Amtsperiode verdoppelte sich der Buchbestand auf 80.000 Bände. Ihren heutigen Namen nach der großen Förderin erhielt sie allerdings erst 1991.
Schön ist der reich ausgestattete Rokokosaal. Man erzählte uns, dass auch heute noch Bücher eingesehen werden können. Aber nur noch vor Ort, man gibt nichts mehr außer Haus. Auf meine Frage hin, ob man dann tatsächlich Handschuhe anziehen muss, erklärte man, heute sei das erwiesenermaßen eher kontraproduktiv. Denn die weißen Stoffhandschuhe sorgen eher für Schäden. Seien doch viele Buchseiten aus textilen Fasern und die würden sich bei Kontakt mit den Handschuhen aufrauen. Es hat sich über die Zeit sowieso einiges geändert. Wir durften in den Rokokosaal. Das ging früher nicht, da war einfach am Anfang eine Glasscheibe, durch die man schauen durfte. Sollten Sie aber selber mal dort hin wollen, dann denken sie daran, vorher übers Internet Karten zu bestellen, weil am Tag nicht mehr als 100-120 Personen eingelassen werden. Im Januar reicht das wahrscheinlich, im Sommer kommen sie ohne Vorbestellung nicht klar. Übrigens ist im Rokokosaal das ganze Jahr über immer die gleiche Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das ist den alten Büchern geschuldet, die sonst dem Verfall preisgegeben wären.
Nun zu einem sehr traurigen Aspekt: Am 2. September 2004 brach im Dachstuhl des Hauptgebäudes ein Feuer aus, das die Feuerwehr im zweiten Geschoss des Rokokosaales aufhalten konnte. Dennoch war der Schaden sehr groß, weil erstens Löschwasser und die herunterfallende Decke sehr viel verwüsteten. Aber sich das Wasser auch mit Holzschutzmitteln, mit denen die Dachbalken gestrichen wurden vermischte, weshalb man selbst einigermaßen gut erhaltene Bücher erst davon befreien musste. Außerdem standen die Bücher sehr eng zusammen, weshalb oft die Ränder verbrand wurden. Wenn Sie sich für Bilder vor und nach dem Brand und heute interessieren, lege ich auf die rechte Spalte einen Link, bei dem Sie immer eine Sichtrichtung anmarkern können und sich dann den jeweiligen Zustand ansehen können. Das ist höchstinteressant, für Bücherliebhaber aber auch wahnsinnig deprimierend. Übrigens, wenn Sie sich vorstellen, man lässt die Bücher einfach trocknen und gut ist es, dann denken Sie falsch. Man hat die Bücher fachmännisch gefriertrocknen müssen, teilweise in Cellophanfolie eingewickelt, damit alles in Form blieb. Denn einfache Trocknung vernichtet ein Buch erst recht. Auch dazu lege ich mal einen interessanten Link auf die rechte Spalte. Insgesamt gingen 50000 Bände und 35 Gemälde aus dem 16. bis 18. Jahrhundert verloren, 62000 wurden stark beschädigt. In Euro lässt sich der Schaden kaum beziffern, aber es sollen mehr als 60 Millionen sein. Bis 2015 wurde restauriert und die Bibliothek aus privaten und öffentlichen Spenden bis 2007 wieder aufgebaut. Auch viele Bücher wurden gespendet, zum Teil genau die, die verloren gegangen waren, teilweise in der gleichen Auflage. Wir konnten uns eine Ausstellung „Restaurieren nach dem Brand“ ansehen, die ganz hervorragend Aufschluss gab, mit welchen sehr interessanten technischen Methoden diese Bücher erhalten wurden. Diese Besichtigung hat sich 100%ig gelohnt. Und hier noch ein ganz grandioser Link. Sie können hier nicht nur ein Bild vom Rokokosaal vor dem Brand sehen, sondern mehrere Standorte auswählen und um 360° drehen. Und im Vergleich ist hier ein Link, direkt nach dem Brand. Wenn Sie dann mal vor Ort sind, ist schon erstaunlich, wie wunderbar dort alles wieder aufgebaut wurde.
Bis vor kurzen war auch über diesen Link ein Vergleich Vor dem Brand, nach dem Brand und nach der Restaurierung zu sehen, mit dem Sie in den Ansichten hin- und herspringen konnten. Dieser Link funktioniert momentan nicht mehr, obwohl der direkte Vergleich einfach sehr interessant war. Ich lasse ihn in diesem Bericht dennoch in der Hoffnung drin, dass er wieder freigeschaltet wird. Also nicht wundern, warum hier eine nicht funktionierende Verbindung ist.
Stadtschloss
Nun ging es den Berg hinunter Richtung Stadtschloss. Da aber konnten wir nur einen kurzen Blick in den Innenhof werfen, weil das von 2018-2023 vollständig renoviert wird und momentan nicht zugänglich ist. Man will auch die Ausstellungsmöglichkeiten vollständig überarbeiten und spannender machen. Das Stadtschloss beherbergt das Schlossmuseum mit dem Ausstellungsschwerpunkt Malerei von 1500 bis 1900. Ursprünglich handelte es sich um eine mittelalterliche Wasserburg aus dem Ende des 10 Jahrhunderts. 1299 brannte die vermutlich größtenteils hölzerne Burg ab.
Die Ruine ging in den Besitz der Wettiner über, die hier eine neue Burganlage errichteten. Ein weiterer großer Brand dann 1424, bei dem auch große Teile von Weimar verbrannten. Sie wurde nun vollständig aus Stein wieder aufgebaut und 1439 bezogen. Aus dieser Zeit ist noch original der Hausmannsturm und der Torbau daneben in dem damals die Hofdamen wohnten.
Hier lebten die Ernestiner fast 400 Jahre lang durchgängig. Also seit Mitte des 16. Jahrhunderts und bis 1918 war das Schloss ständige Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar und Eisenach. Die heutige Form geht auf 1789 und folgende Jahre zurück, weil ja nach einem Brand vollständig wieder aufgebaut werden musste. Der auf dem obigen Bild zu sehende Turm ist das einzig wirklich alte, originale am Schloss.
Johann Sebastian Bach
Auf dem Weg in Richtung Marktplatz fällt das Denkmal von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) auf. Er lebte neun Jahre in Weimar. Von 1708 bis 1717 war er Hoforganist, Violinist und Kapellmeister. In dieser Zeit schuf er einige seiner bekanntesten Kirchenkantaten. In Weimar kamen sechs seiner zwanzig! Kinder zur Welt und wurden in dem heute noch in der Herderkirche stehenden Taufbecken getauft. Übrigens soll Bach als Entlohnung zusätzlich zum Geld, Getreide und Holz auch noch 30 Eimer Bier im Jahr bekommen haben. Wieviel das war?? Ein Eimer war ca. 64 Liter, also insgesamt 1920 Liter. Das klingt viel, aber zu damaliger Zeit war Wasser ungenießbar, sodass sogar die Kinder Bier und Wein zu trinken bekamen. Und bei so viel Kindern ist das schnell, „weggesoffen“, entschuldigen Sie den Ausdruck.
Als Johann Sebastian Bach Weimar verlassen wollte, um an den fürstlichen Hof von Köthen zu gehen, ließ Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1662-1728) ihn verhaften und für vier Wochen inhaftieren, um ihm Gelegenheit zu geben, seinen Plan zu überdenken. Bach zog aber dennoch um, nachdem der sächsische König August der Starke seine Freilassung erzwingen konnte. (Das ist der, von dem ich schon im Bericht über die Moritzburg geschrieben habe). Na ja, gab dann wohl auch keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit in Weimar. Das Denkmal was man ihm später widmete ist noch da, doch sein Wohnhaus, das gegenüber war ist inzwischen abgerissen. Das Grundstück ist heute Parkplatz des berühmten Hotels Elefant. Damit sind wir am Marktplatz angekommen.
Marktplatz
Links ist zuerst das Hotel Elephant, ein historisches Hotel, das bereits 1696 als Wirtshaus gebaut wurde, allerdings nur halb so groß wie heute. 1741 wurde es Poststation und damit als Hotel für Reisende ausgebaut. Der Name, so wird in Weimar gemunkelt wurde vom Hotelgründer Andreas Barritig nach dem Hinterteil seiner Tochter Maria gewählt. Wenn das man nicht Mobbing ist. Alles was Rang und Namen hatte in Weimar, war auch dort zu finden. 1937 wurde das Hotel und angrenzende Nachbarhäuser abgerissen, 1938 neu und wesentlich größer wieder errichtet. Der Balkon, so sagt unser Stadtführer, soll nur für Adolf Hitler geschaffen worden sein, damit er dort Reden halten konnte. Thomas Mann soll der erste gewesen sein, der sich nach der Neueröffnung 1955 in das Gästebuch eintrug.
Marktplatzes und Zentrum war früher der Herderplatz. Der Marktplatz hingegen war ein Ritterturnierplatz, was auch seine Größe von 70×70 Metern begründet. Mit Ausdehnung der Stadt gegen 1300 wurde aber der heutige Marktplatz der Mittelpunkt Weimars. Die Gestaltung wie er heute ist, kam erst im 16. Jahrhundert mit der ersten Pflasterung und den Neubauten der Renaissance. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Platz auf der Nordseite mit der Hof-Apotheke, und der Ostseite mit dem Stadthaus und Cranachhaus stark zerstört. Es wurde lange Zeit alles als Brache liegengelassen. Ein Wiederaufbau der Ostseite erfolgte erst im Jahr 1968. Die Nordseite 1988. Beides aber recht originalgetreu, so dass wir gar nicht merkten, dass alles recht neu ist. Direkt vor der Hofapotheke fällt sofort ein Brunnen auf. Er wird als Neptunbrunnen bezeichnet und ist der älteste Brunnen Weimars.
Jedenfalls das „Wasserloch“ dort ist es, wurde doch dort schon 1540 Wasser geschöpft. 50 Jahre später kam ein Brunnen mit steinernem Löwen dorthin. erst im Jahr 1774 wurde der Löwe durch eine Neptunsfigur ersetzt.
Die Hof-Apotheke im Hintergrund wurde zuerst im 15. Jahrhundert für Jacob Schröter, den damaligen Bürgermeister Weimars, errichtet. Etwa 1567 zog mit Lorenz Kreich der erste Apotheker in das vormalige Bürgermeisterhaus, weswegen die Hof-Apotheke im Jahr 2017 ihr 450-jähriges Jubiläum feierte. Übrigens soll nach alten Unterlagen Herzog Carl August hier Hämorridenpulver gekauft haben. Bereits 1946 beantragte der Apotheker Walter Hoffmann nach dem 2. Weltkrieg den Wiederaufbau seiner Apotheke, doch der Rat der Stadt verweigerte die Genehmigung. So war bis 1988 auf der Seite eine Rasenfläche. Es war sogar einmal angedacht diese Marktseite mit Plattenbauten wieder aufzubauen, was zum Glück nicht geschah. Nach der Zwangspause gelang es Christian Hoffmann 1993 die Apotheke am alten Standort wieder aufzumachen, denn die Nordzeile des Marktplatzes wurde wieder aufgebaut und vier Bürgerhäuser, darunter die Hof-Apotheke, weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Wenn man den Marktplatz überquert, kommt man über ein paar engere Gassen zur Herderkirche.
Herderkirche – Herderdenkmal
Eigentlich heißt sie ja „Stadtkirche St. Peter und Paul“. Die bezeichnet allerdings kaum einer so, sondern als Herderkirche.Der Grund? Der Humanist und Geschichtsphilosoph Herder war von 1776 bis 1803 Hofprediger, weshalb der spätgotische Bau im Volksmund allgemein Herderkirche genannt wird. Auch der Töpfermarkt, an dem die Kirche steht, ist heute der Herderplatz.
Nun zur Kirche: Sie wurde ca. 1500 als gotische Hallenkirche gebaut. Der hohe Spitzhelm stammt allerdings aus einer älteren Zeit und wurde integriert. Urkundlich belegen kann man Vorgängerbauten aus dem Jahr 1245-1249, also der Zeit der Stadtgründung. Bereits 1299 zerstörte ein Feuer das Gebäude, es blieben nur die Fundamente. Wiederaufgebaut wurde die Kirche beim Stadtbrand 1424 wieder schwer beschädigt. Wie schon geschrieben, geht die heutige Form dann auf die Spätgotik um 1500 zurück. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden innen starke barocke Veränderungen vorgenommen. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche Februar 1945 stark beschädigt. Das hohe Steildach wurde total zerstört, das Innere stark beschädigt. Von 1948-1953 erfolgte der Wiederaufbau, zu dem sogar Thomas Mann das Preisgeld in Höhe von 20000 Mark spendete, dass er 1949 für den Goethepreis bekam. Mit 16000 Mark konnte noch im selben Jahr der Dachstuhl fertiggestellt werden. Die wichtigste Sache, war man doch in der Kirche, wie unser Führer sagte, nach oben völlig offen und der Witterung ausgesetzt. Die Einweihung erfolgte am 14.6.1953, obwohl die Restaurierung der Innenausstattung noch bis 1977 dauerte. 2009 kam dann das Problem mit den Glocken. Das Hauptgeläut bestand aus vier Glocken. Im Ersten Weltkrieg wurden im ersten Weltkrieg für die Rüstung eingeschmolzen. Die vierte, die alte Marienglocke gab man 1922 in Zahlung um vier neue Glocken dafür zu bekommen. Allerdings waren die dann natürlich nur aus Eisen und sollen nicht so toll geklungen haben. Man gab ihnen eine Lebensdauer von 80 Jahren, die sie auch so ziemlich erreichten. Eisen bzw. Stahl so sagte unser Kirchenführer hat das Problem kleine Risse zu bekommen und durch Feuchtigkeit und Temperaturwechsel werden dann die Glocken irgendwann gesprengt. So mussten 2009 neue her. Durch Spenden konnten drei neue Glocken gegossen und am Reformationstag 2009 in Dienst genommen werden. Sie heißen Luther (Ewigkeitsglocke), Herder (Friedensglocke) und Bach (Taufglocke).
2010-2016 erfolgte eine umfassende Restaurierung der Kirche. Es musste u.a. eine Fußbodenheizung und die Temperierung der Wände her, um ein Raumklima zu schaffen, dass dem Altar, den Epitaphien, dem gesamten Innenraum weniger zusetzen wird. Außerdem wurden die Fenster hinter dem Altar spezialverglast, um kein UV-Licht auf die Bilder des Altars fallen zu lassen, die vorn nur eine Woche im Jahr zu Ostern gesehen werden können, wenn der Altar zugeklappt ist. Außerdem wurden die Innenfarben, die vorher sehr bunt waren, an die Weimarer Klassik angepasst. Rechter Hand vor dem Altar steht ein Taufbecken. Das, so erzählte man uns, sei eines der wenigen wirklich spätgotischen Teile der Kirche. In diesem Becken wurden sogar alle sechs Kinder von Johann Sebastian Bach getauft, der hier häufig musiziert hat.
Vor dem Altar fällt vor allem ein Doppelgrabstein ins Auge.
Herzog Johann Friedrich I. war ein religiöser Eiferer der die Reformation durchzusetzen versuchte. Verheiratet war Johann Friedrich seit 1526 mit Sibylle von Jülich-Kleve-Berg. Seine Beharrlichkeit bei der Einführung des evangelischen Glaubens stieß bei Kaiser Karl V. auf Widerstand. Am 20. Juli verhängte der Kaiser die Reichsacht über den Kurfürsten, verhinderte aber nicht den weiteren Kampf für die Reformation. Der Kurfürst führte persönlich den Feldzug an.
Nach anfänglichen Erfolgen bei der späteren Rückeroberung seines Landes wurde er 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Dagegen gingen andere Kurfürsten an, so dass er zwar begnadigt wurde, aber auf seine Kurfürstenwürde verzichten musste. Er verlor zwei Drittel seines Landbesitzes. Trotz Haftverschärfungen machte er beim Glauben aber keine Zugeständnisse. Erst nachdem sich Kurfürst Moritz von Sachsen gegen seinen Kaiser wandte, kam Johann Friedrich 1552 frei. Er durfte sich nur noch „geborener Kurfürst“ nennen. Am 3. März 1554 ist er in Weimar gestorben.
Seine Söhne ehrten ihn später mit einem sehr wertvollen dreiteiligen Flügelaltar, der ca. aus 1555 stammt. Er soll von Lucas Cranach d. Ä. gedanklich vorbereitet, aber von seinem Sohn Lucas Cranach d. J. verwirklicht worden sein. Bei unserer Führung erzählte man uns, dass entgegen den bisherigen Meinungen aufgrund von Infrarotaufnahmen nachgewiesen werden konnte, dass auch die Vorskizze unter der Bemalung eindeutig vom Jüngeren Cranach ist und nicht vom Vater. Dieses Altarbild ist ein Bild der Reformation. Nicht nur, dass Luther mit auf dem Bild ist, sondern auch Lucas Cranach d. Ä. und Johannes der Täufer, der eigentlich nicht so oft auf solchen Gemälden abgebildet wird Unser Führer erklärte uns wirklich jede Einzelheit, was trotz der Ausführlichkeit sehr interessant war. Ich hoffe, ich bekomme noch alles so weit zusammen. Hier erst einmal das Bild als Ganzes:
Im oberen Teil links wird Adam in Stellvertretung des Menschen aus dem Paradies vertrieben.
Ganz oben rechts der Engel, der den Hirten das Christuskind mitteilt.
Etwas darunter scheint es Schlangen zu regnen.
Vielleicht ein Hinweis auf die 10 Plagen in der Bibel. Noch tiefer, rechts neben den Beinen Christus werden die 10 Gebote verkündet.
Mittig wird Jesus am Kreuz dargestellt. Wenn man genau hinsieht, trifft ein Blutstrahl der Gnade aus Jesus` Wunde Cranach d. Ä., der hier stellvertretend für den normalen Menschen steht.
Hier könnte man sehen, dass das Blut Christi den Menschen von Sünden freiwäscht. Luther zeigt den Menschen die Bibel, die bereits übersetzt ist und somit von jedem gelesen werden kann. Er zeigt auf die gleiche Weise wie Moses in der Mitte auf das Gesetz weist, auf das Evangelium. Luther der neue Prophet.
Die Figur Johannes des Täufers, mit dem Lamm zu seinen Füßen, zeigt mit der einen Hand auf Jesus, der stellvertretend für den normalen Menschen gekreuzigt wurde und deutet so auf seine eigenen prophetischen Worte hin: “Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“
Mit der anderen Hand zeigt er auf das Lamm Gottes. Und vorn links die Auferstehung Christi, der den Teufel mit Füßen tritt. Um keine theologische Diskussion zu riskieren: Das ist meine eigene Wahrnehmung, jeder andere kann das natürlich anders interpretieren.
Der Altar war ab 1940 ausgelagert und entging so der Zerstörung durch die Luftangriffe auf Weimar. Nun möchte ich noch auf ein paar der Grabmale eingehen, die in der Kirche zu sehen sind. Das größte ist das für Herzog Johann III. von Sachsen und seiner Frau Dorothea Maria von Anhalt und deren 12 Kinder. Schon gewaltig die Darstellung. Die Beschreibung unseres Kirchenführers war schon sehr ergiebig:
Die Toten sind nur noch Zuschauer der dargestellten Szenen.
Es wird ein Portal mit vier Säulen dargestellt, das in die Taufkapelle führt. Die 10 knienden Kinder des Herzogs schauen nach Westen. Es sind die Söhne und traditionell soll es so sein, dass die immer in die gleiche Richtung wie der Vater blicken. Die zwei kleineren Kinder sind wohl zwei totgeborene Söhne. Den Herzog sieht man mit dem elften Sohn in der rechten Nische darüber. Übrigens sind unter den Söhnen kleine Schrifttafeln mit Namen angebracht. Die Töchter nehmen normal die Blickrichtung der Mutter ein. Hier ist die Herzogin in der linken Nische mit der einzigen Tochter des Paares vor sich, die aber erst nach dem Tode des Herzogs geboren wurde.
Doch nun erst einmal zum Ausgang und wenn Sie um die Kirche herumgehen, sehen Sie nicht nur Herders Wohnhaus und eine Schule, sondern auch an der Kirche eine Lutherbüste mit der Jahreszahl 2017. Wir fragten uns, warum man dort in der heutigen Zeit noch eine Büste aufstellt, Im Internet fand ich die Erklärung.
Weimar und seine Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) gehören zu den weltweit bekannten Lutherstätten. Deshalb haben sich einige Einwohner zusammengetan und Spenden gesammelt, um das mit einem Denkmal nach außen auch zu zeigen. Der Künstler Wieland Förster hat zu diesem Zweck eine bronzene Lutherbüste geschaffen, die am Reformationstag 2017, dem 500sten Jahrestag des Reformators, auf dem Herderplatz aufgestellt wurde. Nachdem wir uns noch den Donndorf-Brunnen angesehen haben, sind wir zurückgegangen über den Marktplatz in die Schillerstraße, wo früher die Stadtbefestigungen gestanden haben.
Schillerhaus
Dort kamen wir zuerst zum Schillerhaus. Das wurde bereits 1777 von einem Kaufmann errichtet. Es war ein schlichtes Weimarer Bürgerhaus. Schiller kaufte das Haus 1802 und zog nach vielen Umbauarbeiten mit der Familie ein. Seinem Verleger schrieb er, er habe „einen alten Wunsch realisiert, ein eigenes Haus zu besitzen“ und „denke hier zu leben und zu sterben“. Er musste sich allerdings hoch verschulden, um die Kaufpreis von 4200 Talern aufzubringen. Mit Umbaukosten brauchte er 8000 Gulden. Er bat seinen Verleger um 2600 Gulden Vorschuss, weitere 2000 Reichstaler lieh er vom Kammergutspächter gegen Hausverpfändung. Er schaffte es tatsächlich als er 1805 starb, seiner Familie das Haus schuldenfrei zu hinterlassen. Allerdings starb er an einer vor Jahren übergangenen Lungenentzündung und an Überarbeitung. Hoffentlich war die Überarbeitung nicht allein den Kosten des Hauses geschuldet.
Unser Stadtführer sagte, das Haus so schnell abzuzahlen wäre schon eine Leistung. War es zu damaliger Zeit doch sehr schwer Manuskripte zu verkaufen. Zum einen, gab es nicht viele Menschen die lesen konnten, zum anderen kauften Verleger wenn überhaupt, nur Schriften von bekannten Schriftstellern und zahlten dann auch nur Festpreise, um an den veröffentlichten Stückzahlen selber zu verdienen. Goethe war Ende des 18. Jahrhunderts bekannt, Schiller noch nicht so ganz. Dennoch schaffte er es.
Gegenüber dem Schillerhaus steht der im Jahr 1864 aufgestellte Gänsemännchenbrunnen. Er ist eine verkleinerte Kopie des wohl meist kopierten Brunnens Deutschlands, des Nürnberger Gänsemännchenbrunnens, der um das Jahr 1550 geschaffen wurde.
Johann Wolfgang von Goethe war mehrmals in Nürnberg, um Kunstgegenstände zu kaufen. Dabei bat er auch um eine Kopie des Gänsemännchens in Form eines Tonabgusses. Das muss geklappt haben, denn im Juli 1814 bedankte er sich mit den Worten: „Ernstlich Dank für den Entenmann, welcher glücklich angekommen ist„. Die Figur verkörperte für Goethe die Kunst des 16. Jahrhunderts. Später, im Jahr 1846 erhielt auch die Großherzogin Maria Pawlowna einen Abguss der Figur. Nachdem Sie gestorben war, wollten die Bürger ihr einen Brunnen errichten und ihr Bronzeabguss war die Vorlage für die Brunnenfigur.
Der Gänsemännchenbrunnen wurde 1864 nach einem Entwurf von Oberbaudirektor Friedrich Streichhan aufgestellt..
Weimarhaus
Ein Stück die Schillerstraße hoch ist das Weimarhaus. Vorn ein kleiner Laden mit Geschenkartikeln, hinten über mehrere Räume, ein privates Museum, das die Geschichte Weimars mit Dioramen, Wachsfiguren, Licht und Ton von der Steinzeit bis zur Weimarer Klassik darstellt. Gut gemacht, aber erwarten Sie nicht zu viel. Rechts eine wichtige Szenerie. Nach der Niederlage Preußens, in der Doppelschlacht von Jena und Auerbach 1806 wurde Weimar als Verbündete der Preußen, von französischen Soldaten geplündert, weil es sich weigerte Napoleons Rheinbund beizutreten. Napoleon kam auch ins Weimarer Schloss, wo sich ihm Maria Pawlowna, Frau des Fürsten Carl August ihm entgegenstellte und fragte, ob er wisse, dass der Schwager des Fürsten der Zar Russlands sei, also ihr Bruder. Daraufhin untersagte Napoleon weitere Plünderungen, wahrscheinlich um nicht gleich auch noch Russland gegen sich zu haben.
Politisch war ihre Anwesenheit in Weimar also von großer Bedeutung, denn dadurch verbündete sich das verarmte Herzogtum mit der russischen Zarendynastie der Romanows und somit mit einer der reichsten und mächtigsten Familien Europas.
Goethe- Schillerdenkmal
Nun kommt man am Ende der Schillerstraße zum Theaterplatz und einem Denkmal, bei dem sich zeigt, dass man früher sehr gerne alles so zu Recht rückte, bis jeder zufrieden wahr. Worum es geht? Um das Goethe/Schillerdenkmal. Feierlich enthüllt wurde es zum 100. Geburtstag von Herzog Carl August am 4. September 1857. Doch bis es eingeweiht werden konnte, ging viel Streit ins Land, denn jeder wollte in das Denkmal etwas anderes einbringen. Die Planungen begannen 30 Jahre vorher, ja nicht nur der Berliner Flughafen brauchte ewig, auch so ein eher simples Denkmal. Das Denkmalkomitee wurde also 1827 gegründet, nur der Berliner Bildhauer Daniel Rauch lieferte erst 1849 ein Modell, weil man sich über die Klamotte die beider „Helden“ tragen sollte nicht einig wurde. König Ludwig I. von Bayern lehnte eine antike Tracht ab, mit der das Komitee einverstanden war. Der aber sollte für die Kosten aufkommen. Er wollte auch für beide einen Lorbeerkranz und weil er zahlte auch das Gießen des Denkmals in München. Nachdem selbst der König von Preußen Friedrich Wilhelm IV. nicht vermitteln konnte, ging der Auftrag 1852 an den Bildhauer Ernst Rietschel. Dessen Model ging mit folgender Begründung an König Ludwig:
„Bei der Auffassung der beiden Individualitäten Goethes und Schillers verbunden als Gruppe zu einem Monument habe ich geglaubt in Goethe die selbstbewusste Größe und klare Weltanschauung in möglichst ruhiger und fester Haltung, sowie Schillers kühnen, strebenden, idealen Geist durch mehr vorstrebende Bewegung und etwas gehobenen Blick zu charakterisieren … Goethe, 10 Jahre älter als Schiller, also früher im Besitze seines Ruhms, hält den Kranz fest, den er als Symbol der Poesie und des Ruhmes oder der Unsterblichkeit errungen oder den ihm die Nation gereicht, Schiller, seiner hohen Bedeutung sich bewusst, fasst zugleich hinein.“
Es gingen aber noch einige Briefe hin und her, bis der am Ende sehr verärgerte Künstler endlich seinen Entwurf durchsetzen konnte. Dennoch bleiben ein paar Ungereimtheiten. War doch Goethe nur 1,66 Meter groß und Schiller ca. 1,90 Meter. Das kommt beim Kunstwerk irgendwie gar nicht raus. Außerdem ist Schiller – verzeihen Sie das einem Verkäufer von Bekleidung – ein wenig nachlässig, eher schlampig angezogen.
Zwei Knöpfe stehen an der Weste auf, alles sieht ein wenig zerknittert aus. Hinten fehlt sogar ein Knopf. So gar nicht das Aussehen eines Adligen, denn Schiller wurde am 16. November 1802 in den Adelsstand erhoben.
Hinter dem Denkmal ist das Weimarer Theater, besser das Deutsche Nationaltheater.
Nun kann man am Goetheplatz eigentlich mit dem Bus in jede Richtung fahren. Wir wollen aber erst noch ein Stückchen weiter.
Jakobskirche
„Dieser Tage und Nächte ist ein alter Vorsatz bey mir zur Reife gekommen; ich will meine kleine Freundin, die so viel an mir gethan und auch diese Stunden der Prüfung mit mir durchlebte, völlig und bürgerlich anerkennen als die Meine.“Sagen Sie mir würdiger geistlicher Herr und Vater wie es anzufangen ist daß wir sobald möglich, Sonntag, oder vorher getraut werden. Was sind deßhalb für Schritte zu thun? Könnten Sie die Handlung nicht selbst verrichten, ich wünschte daß sie in der Sacristey der StadtKirche geschähe.
Geben Sie dem Boten wenn er Sie trifft gleich Antwort. Bitte!Der Originalbrief befindet sich im Goethe- und Schiller-Archiv, Sign. GSA 21/434,2
Außerdem konnte Goethe nur in der Sakristei getraut werden, denn die Kirche war ja nicht frei, sondern zu der Zeit Lazarett für verwundete Soldaten der Schlacht von Jena und Auerstedt. Schon die Taufe des gemeinsamen Kindes wurde in der Sakristei vorgenommen, weil ein uneheliches Kind aufgrund der damaligen Moral nicht in der Kirche getauft werden durfte. Daher tat man einfach so, als ob die Sakristei nicht zur Kirche gehörte.
Wissen Sie, wo Schiller begraben ist? In der Fürstengruft auf dem Historischen Friedhof? Nein, das glaubten viele. Warum nicht, schreibe ich auf einer Unterseite. Aber hier auf dem Jakobsfriedhof liegt er wirklich. Und zwar im Kassengewölbe, das hinten in der Ecke des Friedhofs steht. Dieses Gewölbe war dazu angelegt, Weimarer, die zwar angesehen waren, aber keine eigenes Familiengrab haben, zu beerdigen. Man muss sich das als eine Art Massengrab vorstellen. Obwohl man versucht hat, Schillers Gebeine dort „herauszusuchen, zu retten und edler zu beerdigen“, muss er da immer noch liegen. Moderne DNA Untersuchungen fanden heraus: Die Leichenfledderei war nicht erfolgreich. Also leise sein, wenn Sie in die Nähe des Kassengewölbes kommen. Und die ganze Geschichte der Knochensuche dann auf der Unterseite zum Historischen Friedhof, also hier! Doch vorher fahren wir noch vom Goetheplatz ein paar Haltestellen, bis zur Bauhaus Uni, von wo man weiterlaufen kann zum Historischen Friedhof. Die Bilder der Uni daher noch auf dieser Seite. Das Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar wurde nach Plänen von Henry van de Velde errichtet und war 1919 der Gründungsort des Bauhauses. 1902 bereits reformierte Henry van de Velde mit werkstattorientiertem und praxisnahem Unterricht die kunstgewerbliche Ausbildung. Seine Arbeit bildete damit die Grundlage für die Lehre am Bauhaus, das sich 1919-25 dort befand. Allerdings musste Van de Velde 1914, also während des 1. Weltkriegs zurücktreten.
Wie unser Stadtführer erwähnte, war der Grund die zunehmende Ausländerfeindlichkeit. Van de Velde verließ 1917 Deutschland und ging in die Schweiz, wohin ihm seine Familie im November 1918 nachfolgte. Er hatte teilweise als Angehöriger einer „kriegsgegnerischen Nation“ (Belgien) politischen Druck zu ertragen. So musste er sich angeblich zeitweise mehrmals täglich bei der Polizei in Weimar melden, obwohl er einen deutschen Pass besaß .Er konnte noch Einfluss nehmen, damit Gropius, 1919 der Gründer des späteren Bauhauses, seine Nachfolge antrat, zog sich aber dann nach Holland und Belgien zurück. Gropius übernahm nicht nur die von Van de Velde 1904 bis 1911 errichteten Kunstschulgebäude, sondern auch Reste der Ausbildungswerkstätten, Maschinen, Werkzeuge und Materialien.
Unser Stadtführer erzählte uns weiter, dass das Bauhaus immer sehr stark mit Weimar in Verbindung gebracht wird, obwohl es eigentlich im weitesten Sinne nur 15 Jahre in Weimar angesiedelt war und dann nach Dessau ging.
Zwar ist das Bauhaus gestalterisch sehr aktiv gewesen und hat viele Entwürfe gemacht, doch hat sich das nie in Gewinnen niedergeschlagen.
Es gab nicht genug Kapital, um die Werkstätten vernünftig auszustatten. Hinzu kam die horrende Inflation in den 20er Jahren. Als dann die Landesregierung Thüringen zum Teil aus der Finanzierung ausstieg beschloss man 1925 den Umzug nach Dessau.
An dieser Stelle wollen wir unsere Stadtführung dann beenden. Eine Unterseite haben wir hier noch zum Historischen Friedhof gemacht.
Natürlich haben wir das alles nicht allein in den drei Stunden mit unserem gebuchten Stadtführer abgelaufen, sondern auch am Tag vorher und hinterher. Dennoch können wir den Mann nur empfehlen. Also wenn Sie mal nach Weimar kommen sollten Sie eine Führung mit Lutz Rummel buchen. Buchung geht über diesen Link.
Überhaupt möchten wir an dieser Stelle Links zu unserem Hotel Leonardo Weimar, zum Weimarer Stadtplan und zu dem genialen „StadtVERführer“ Buch setzen. Für Infos anders als von Wikipedia, war der einfach genial zusammengestellt und eine hervorragende Ergänzung zu unserem Stadtführer aus Fleisch und Blut. Als letztes noch ein Hinweis zur Führung in der Herderkirche, die finden Montags und Freitags um 14 Uhr statt, Infos finden sie hier. Und der Herr, der uns da soviel über die Kirche erzählte war genial,wusste eigentlich alles und gab sich mit unserer 4er Gruppe Mühe, als ob wir 20 Leute waren. Kompetent und wirklich sehr informativ. Leider habe ich seinen Namen vergessen. Sollte der Herr diese Zeilen einmal lesen, kann er sich gerne melden, dann füge ich seinen Namen noch mit ein.