Schultze mit tz

Protestantischer Friedhof in Rom

Cimitero Acattolico

Sie werden vielleicht fragen, warum einen Friedhof, sind Schultze des Lebens überdrüssig, gelangweilt oder wissen mit der Zeit nichts anzufangen? Nichts von alledem, wir schauen uns an besonderen Orten auch immer einen Friedhof an. Nirgends erfährt man so viel vom Land und seinen Leuten, wie beim Ansehen der verschiedenen Grabsteine aus vielen Epochen. Wenn dann noch so eine liebevolle verspielte Aufmachung wie bei diesem Friedhof dazu kommt, dann genießt man zwar die „Ruhe Pur“, aber hat überhaupt nicht das Gefühl, dem Tod unangemessen nahe zu kommen.

Porta San Paolo

Gerade in einer quirrligen Stadt wie Rom, ist so ein halber Tag Ruhe und einswerden mit der Natur und der Umgebung mal ganz schön. Aber nun zum Friedhof, ich verspreche, nach ein bisschen Vorinfo werde ich die Bilder wirken lassen und verhalte mich ganz ruhig. Im Übrigen können Sie auch wie überall ein Bild anklicken und dann die gesamte Bilderserie in groß nacheinander ansehen.

Wir sind mit der U-Bahn hingefahren, weil die Strecke zu Fuß einfach zu weit gewesen wäre.

Kunstwerk vor dem U-Bahnhof

Die U-Bahn-Station heißt „Piramide“, warum, das sieht man gleich, wenn man wieder an die Erdoberfläche kommt. Sie befindet sich am Piazza Ostiense mit der mächten „Porta San Paolo“, einem der 16 Haupttore der alten Aurelianischen Stadtmauer. Die Mura Aureliane wurde unter Kaiser Augustus um 270 als zweiter, über 20 Kilometer langer und über 10 Meter hoher Wehrring gebaut. Grund war, dass ddie Stadt deutlich über die innere Severianische Mauer hinausgewachsen war.

Die Porta San Paolo stellte einen kontrollierten Zugang vom Hafen Ostia her, um sicher in die Stadt zu gelangen. Vom Hafennamen aus, ddas Tor dann auch „Porta Ostienis“ genannte.

Piramide direkt am Friedhof Cimitero acattolico

n Sichtweite der Porta San Paolo ragt die knapp 30 Meter hohe „Piramide di Caio Cestio“ in den blauen Himmel. Das ist kein Werbegag, den man mal eben aufgebaut hat, um in die Schlagzeilen zu kommen.

Nein, der Tribun und Prätor Caius Cestius ließ die Pyramide um 15 v. Chr. aus Travertin errichten und mit Carrara-Marmor verkleiden. Nach seinem Tod wurde er in der Grabkammer der Pyramide beigesetzt. Beim Bau der Stadtmauer knapp 300 Jahre später wurde das massive Bauwerk der Einfachheit halber in die Befestigungsanlage integriert. Auf der Rückseite der Pyramide liegt an der schmalen „Via Caio Cestio“ etwas versteckt der Zugang zum „Protestantenfriedhof“ von Rom, der Cimitero acattolico.

Na eigentlich ist er kein Protestantenfriedhof, sondern wurde im 18. Jahrhundert angelegt, um in der Stadt verstorbene Nichtkatholiken begraben zu können. Eine Bestattung auf katholischen Friedhöfen war für Andersgläubige nicht erlaubt. Hier an der Mura Aureliane, weit ab vom Stadtzentrum und dem Vatikan, durften die Verstorbenen jedoch auf Anordnung der päpstlichen Verwaltung nur des Nachts beigesetzt werden und auch nur ohne Grabkreuze. Diese Regelungen galten bis zum Ende des Kirchenstaates im Jahr 1870.

Eingang zum Friedhof

Heute ist der Friedhof für Besucher geöffnet, welche dort die – teilweise pompösen – Gruften und mit Skulpturen verzierten Grabmäler besichtigen. Damit geschmacklose Gestaltungen vermieden werden, müssen alle Entwürfe von Grabdenkmälern der Friedhofsverwaltung vorgelegt werden.

Eine Besonderheit dieses Friedhofs sind die vielen zwischen den Gräbern lebenden Katzen, die von Freiwilligen regelmäßig mit Futter versorgt werden. Um die teilweise über 200 Jahre alten Grabmäler und deren Peripherie pflegen zu können, ist der Friedhof, wie ich bereits erwähnte, auf die Spenden der Besucher angewiesen.

Wir sehen auf dem Friedhof ganz überwiegend die Gräber von Engländern und Deutschen, darunter auch die Ruhestätte von Johann Wolfgang von Goethes Sohn August, der 1830 mit dessen Vertrautem Johann Peter Eckermann nach Rom reiste. Er verstarb am 27. Oktober dieses Jahres und wurde zwei Tage später hier beigesetzt.

Hinweisschild, es müssen wohl viele Besucher gerade das eine Grab suchen.

Eigenartigerweise zeigt der Grabstein zwar ein von Bertel Thorvaldsen geschaffenes Portrait, nicht aber den Namen des Verstorbenen. Er erinnert mit seiner Inschrift nur daran, dass hier „Goethes Sohn“ ruht.

Goethes Sohn

Unter den Zypressen des Friedhofes fanden auch die englischen Dichter Percy Bysshe Shelly und John Keats ebenso ihre letzte Ruhe wie die in Rom verstorbenen Kinder Wilhelm von Humboldts, sowie Gottfried Demper, der Erbauer des Dresdener Hoftheaters und der Planer der berühmten Oper.

Bevor ich nun die Bilder wirken lasse, würde ich Ihnen ans Herz legen, bei einem Besuch in Rom ruhig auch einen Besuch auf diesem Friedhof mit einzuplanen. Es lohnt sich auf alle Fälle. Von uns wollte man nicht einmal Eintritt, sondern bat nur um eine Spende nach eigenem Ermessen. Denn in diesen Friedhof fließen keine öffentlichen Gelder, sondern er wird ausschließlich aus Spenden oder Erbschaften von bereits zu Lebzeiten begeisterten Anhängern finanziert. Darum, schauen Sie Ihn sich an, ich glaube, Sie werden genauso begeistert sein wie wir.

 

 

Was für eine Liebe! 1902 starb Elsbeth M. Wegener Parrarge 18 jährig an Typhus. Ferdinand Seeboeck war ein östereischer Bildhauer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inscription: Amid these wrecks of earthly glory and cherished hope: where unfailing still, „the dayspring from on high visits“ reviving nature. Is laid to rest the little that could die of, Devereux Plantagenet Cockburn, late of the Royal Scots greys, 2nd dragoons, and first born son of Sir W.S.R. Cockburn Bart. N.S. of far off Britain, Of deep and unpretending piety: of rare mental and corporeal endowments, He was beloved by all who knew him, And most precious to his parents and family, who had sought his health in many foreign climes, He departed this life in Rome, on the 3rd of May 1850, aged 21 years.

Das waren unsere Bilder von einem wirklich feudalen, aber auch sehr gut angelegten Friedhof in Rom. Wir hoffen, Ihnen hat es gefallen.

 

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