Dominikanerkirche
Von außen sieht sie wie eine Kirche aus, die Kunsthalle Dominikanerkirche. Im Mittelalter war sie – im 13. und 14. Jahrhundert erbaut – Klosterkirche. Die Dominikaner sollten die Stellung der Kirche gegenüber dem Rat festigen. Vom im 13. Jahrhundert gegründeten Dominikanerkloster ist neben der Kirche das vierflügelige Klostergebäude aus der Barockzeit erhalten, das von Behörden der Stadt genutzt wird.
Doch hier nun etwas mehr Einzelheiten:
Am Ende des 13 Jahrhunderts, holte man die Dominikaner nach Osnabrück. Es wurde ein Kloster gegründet und der Bau begann. Gegen 1295 konnten Teile des Klosters „Zum heiligen Kreuz“ bezogen werden. Im Volksmund wurde es als Natruper Kloster bezeichnet, das liegt ja auch nahe, beginnt direkt gegenüber doch die Natruper Straße. Der Klosterchor wurde 1297 eingeweiht.
Als Stifter des Klosters gelten die Herren der damaligen Düvelsburg bei Osnabrück Rembertus und Albertus Düvelius, die 1295 eine Stiftung gaben. Zwei aus dieser Famile wurden Bettelmönche und erhielten vom Ordne den Auftrag am Natruper Tor eine Niederlassung zu gründen. Papst Bonifatius VIII vergab an die Mönche einen Ablass. Damit war es möglich Schenkungen für das Kloster einzuwerben und Spender im Gegenzug die Sünden zu vergeben. Das Kloster konnte sich durch diese Schenkungen von Grund und Boden im 14. Jahrhundert vergrößern und hatte dann sogar einen Friedhof.
Anfang des 14. Jahrhunderts gab es bis 1319 Streit zwischen Bistum und den Dominikanern, in dem das Domkapitel des Doms St. Peter den Bürgern untersagte, die Mönche mit Lebensmitteln zu versorgen oder an Gottesdiensten teilzunehmen.
Damals wie heute dauerten Bauten ewig lang, so verzögerten sich die Bauarbeiten um 1348 durch die Pest und Dürre, bzw. die Überschwemmungen der Hase. Die Überschwemmungen unterstützten die Pest sogar noch in ihrer Ausbreitung.
1372 brach ein Feuer aus und beschädigte das Kloster. Somit wurden die Bauarbeiten erst im 15. Jahrhundert abgeschlossen. Auch das ging erst, nachdem 1493 ein Steinbruch am Westerberg gestiftet wurde und somit das Material zum Weiterbau sichergestellt war. Übrigens, ich glaube dabei handelt es sich um den Steinbruch, in dem heute der Botanische Garten angelegt ist. Auch einen Besuch wert.
Einen weiteren Konflikt gab es 1521 zwischen dem Orden und dem Rat der Stadt. Letzterer unterstützte Martin Luthers Lehren. Franz von Waldeck, ein Bischof, der die Reformation förderte, befahl dem Prior das Kloster Bedürftigen zum Wohnen zu überlassen, außerdem verbot er Gottesdienste abzuhalten, oder die Glocken zu läuten. Die Dominikaner räumten das Kloster aber nicht. 1543 wurde es geplündert und ein großer Teil des Archiv ging verloren. Der lutherisch gewordene Stadtrat, dem der Fürstbischof die Dominikanerkirche überließ, „plünderte“ alle Wertgegenstände und liturgischen Silbergegenstände und sperrte die Mönche im Kloster ein. Über fünf Jahre konnten die Dominikaner wohl nur überleben, weil die Benediktinerinnen des Klosters Gertrudenberg und die Zisterzienserinnen des Klosters Rulle sie heimlich versorgten. Häufig wurde Essbares einfach über die Klostermauern geworfen. Später bekam man einen Teil des beschlagnahmten Archivs zurück.
Dann kam Anfang des 17. Jahrhunderts, 1607 waren noch fünf Mönche im Konvent. Im folgenden 30-jährigen Krieg kam Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg (das ist der, der die Petersburg baute und in Osnabrück völlig unbeliebt war) und versuchte die Reformation zu reformieren, ergo, die Errungenschaften Luthers wieder zurückzudrehen. Er gab den Mönchen die alte Rechtsstellung zurück, sie durften 1628 sogar eine Prozession veranstalten. Dennoch, litt das Kloster im Dreißigjährigen Krieb besonders unter der schwedischen Besatzung. Prior Servatius schaffte es aber, Gustav Gustavson, einen Sohn des gefallenen Schwedenkönigs zum „Sponsor“ zu bekommen. Er sandte Verpflegung und spendete sogar die Wiederherstellung des Klosterdaches. 1644 wurden die Mönche gar von katholischen Gesandten unterstützt, die zu Verhandlungen des Westfälischen Friedens nach Osnabrück kamen. Prominente Unterstützer waren z.B. Von Trauttmannsdorff und Herzog von Longueville. Übrigens gab es im Jahr 1633 sogar einen Prozess, weil eine Catharina Sommerkampff wegen Unzucht mit dem Mönch Johann im
Dominikanerkloster in Osnabrück angeklagt wurde. 1667 stahlen Mitglieder der Schuhmachergilde den Ledervorrat des Klosters. 1705 wurde eine Bibliothek eröffnet. 1716 gewährten die Dominikaner einem Duellanten Asyl, wurden aber dafür 4 Wochen blockiert. Kirchenasyl wurde damals nicht so wirklich geschätzt. 1717 erhielt das Kloster einen Hochaltar, der aber leider im 2. Weltkrieg vernichtet wurde. 1738 entstand der zweistöckige Nordflügel, Die Kosten trug der Fürstbischof Clemens August durch eine Kollekte, die in allen fünf Bistümern gesammelt wurde.
Dann kam eine Zeit des Wandels, 1795 wurde das Kloster erst als Unterkunft für britische Soldaten genutzt, danach wurde es zum Hospital umgebaut. 1803 hob man die Kloster Genehmigung auf und die kirchliche Ausstattung wurde auf andere Kirchen verteilt. Die Kanzel bekam die Alte St.-Alexander-Kirche in Wallenhorst, die wertvolle Klausing-Orgel von 1713 die Meller St.-Matthäus-Kirche. Übrigens die Klausing-Orgel, die früher im Dominikanerkloster stand, wurde bereits vor 200 Jahren, genau im Jahr 1819, der Pfarrgemeinde St. Matthäus in Melle übereignet, wo sie heute noch in Betrieb ist.
1803 bis 1805 besetzte Napoleon Osnabrück und das Kloster diente den französischen Truppen als Exerzierhalle und ab 1819 als Lager einer Infanteriekaserne. Die Brüder des Klosters, damals sollen es noch 28 gewesen sein, durften aber weiterhin dort wohnen und bekamen sogar kleine Pensionen. Allerdings konnten sie nicht verhindern, dass Napoleons Truppen das Kloster ausplünderten. Die sollen insgesamt fast 600 Gegenstände wie Kelche, Schalen und Lampen mitgenommen haben. Zu der Zeit wurden viele Kloster „umgenutzt“. Das Gertrudenkloster wurde Militärlazarett, und das Dominikanerkloster am Natruper Tor musste halt das Infanterieregiment von York aufnehmen. Der Dominikanerorden in Osnabrück war also nach 525 Jahren zu Ende gegangen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollte es gar abgebrochen werden, weil es leer stand. Man benutzte es ab 1910 als Kaserne der Infanterie des deutschen Kaiserreichs. Eine erste Sanierung der Kirche fand 1913 statt, umfangreiche Reparaturen aber erst in den 1960er Jahren. Nach dem 2. Weltkrieg wurden dort Theaterkulissen gelagert. Danach wurde die Kirche als Raum für Veranstaltungen und Konzerte genutzt, bevor 1991 die Umbenennung in „Kunsthalle Dominikanerkirche“ erfolgte und sie durch eine weiter Restaurierung 1992 zur Kunsthalle wurde.
Seither ist sie ein Ausstellungszentrum für zeitgenössische Kunst. Hier der Link zur Homepage der Kunsthalle.
Neben der Kirche ist auch ein Klostergebäude aus der Barockzeit erhalten, in dem heute Behörden der Stadt zu finden sind.