Marseille ist schon eine weitere Reise wert.
Auch wenn der strahlend blaue Himmel nicht so aussieht, doch so war das Wetter Anfang Februar 2014. Wir waren auf einer Kreuzfahrt zur richtigen Zeit in Marseille um die Stadt bei schönstem Wetter zu sehen. Sie liegt an einer Mittelmeerbucht, dem Golfe du Lion und ist mit etwa 900000 Einwohnern, die sich Marseillais nennen, die zweitgrößte Stadt Frankreichs, nach Paris und mit einem Alter von 2600 Jahren sogar die älteste.
Gegründet wurde sie 600 Jahre vor unserer Zeitrechnung von Griechen, die aus Phokäa kamen, was ungefähr bei Izmir in der Türkei liegt. Die Legende besagt: Eine Liebesgeschichte zwischen Protis, dem Griechen und Gyptis, der Tochter eines keltoligurischen Häuptlings war der Anlass zu die Gründung der Stadt „Massalia“. Gyptis hat angeblich alle Prinzen abgelehnt um den griechischen Abenteurer zu heiraten.
Der Ort liegt strategisch günstig. Einmal ist er durch drei Hügel geschützt und hatte außerdem mit der Quelle des Lacydon Trinkwasser. Zum Mittelmeer hin bildeten die Inseln Pomèques und Ratonneau eine natürliche Schutzbarriere, die in den kriegerischen Zeiten sehr wichtig war.
In der Antike und im Mittelalter entwickelte sich die Stadt (griechisch Massalia, lateinisch Massilia) nördlich des heutigen Hafens.
Erst Mitte des 17. Jahrhunderts änderte Ludwig XIV das, indem er die Erweiterung der Stadt nach Süden anordnete. Seitdem wird die Hafenzufahrt auch durch zwei Forts bewacht. Dem Fort Saint-Nicolas im Süden und dem Fort Saint-Jean im Norden. Letzteres konnten wir in der kurz bemessenen Zeit besichtigen. Für das andere kommen wir dann noch einmal
zurück. Wir fuhren mit dem Pendelbus zum Riesenrad im Hafen, von dem man seine Tour am besten beginnen konnte und zudem den schönsten Ausblick hatte. Rings um den alten Hafen Vieux Port befinden sich heute Cafes und Restaurants, in denen man
Fischspezialitäten wie die legendäre Bouillabaisse probieren kann. Sie ist heute meist als Fischsuppe bekannt, aber auch als ein zweigängiges Menü aus Suppe und gegartem Speisefisch evtl. mit Meeresfrüchten. Allerdings wäre das für uns an diesem Tag überhaupt kein Thema gewesen. Konnten wir doch in den sonnenbestrahlten Auslagen die Fische und Muscheln liegen und schwitzen sehen.
Weil wir sehr früh unterwegs waren, konnten wir ohne Probleme ein Taxi finden, dass uns auf die Basilika Notre-Dame de la Garde brachte. Und zwar bis ganz nach oben, damit wir Fußkranken nicht auf der Strecke blieben.
Oben musste man zwar noch relativ warm angezogen sein, doch bald wurde es schon fast zu warm. Aus der Höhe hatten wir einen überragenden Rundumblick über Marseille. Manche Aussichten haben wir mehrfach fotografiert, weil wir immer wieder der Meinung waren, jetzt ist es noch schöner. Das extrem blaue Meer und der passende Himmel dazu waren aber auch zu gut.
Der Hügel „La Garde“, was nichts anderes als „die Wache“ heißt, diente schon immer als Beobachtungsposten. Die Legende besagt, dass der Ausguck schon in vorgeschichtlicher Zeit genutzt wurde, mit Sicherheit aber seit der Römerzeit. Im 15. Jahrhundert wurde der Hügel gemäß eines Erlasses von Karl II von Anjou in die Liste der Wachposten aufgenommen um dann in Jahrhunderten das Überwachungssystem zu perfektionieren.
Notre-Dame de la Garde
von der Basilika aus, die auch unter dem Namen Bonne Mère (zu deutsch: Gute Mutter) bekannt ist, hat man einen fantastischen Blick auf das Häusermeer, den Vieux Port und die umliegenden Berge. Der Kalkfelsen selbst ist ungefähr 154 m hoch.
Die untrennbar mit Marseille und der Geschichte der Stadt verbundene Basilika erhebt sich seit dem Jahr 1864 von der Bergspitze, auf der in der Vergangenheit bereits mehrere andere Kirchen standen. Auf Veranlassung eines Mönchs der Abteil Saint-Victor wurde hier bereits 1214 ein Oratorium errichtet, das bis zum Ende des 14. Jahrhunderts als Pilgerstätte diente.
Die Funktion des Ortes änderte sich erst, als Franz I. im Jahr 1524 hier ein Fort errichten lies, um die Stadt vor den Armeen Karls V. und des Connétable von Bourbon zu schützen.
Das Fort wurde somit Teil der Verteidigungsstrategie, zu der auch das zeitliche errichtete Château d’if beitragen sollte. Der Ort bleibt aber über die Jahrhunderte hinweg dennoch eine beliebte Kult- und Pilgerstätte. Im Gegenteil, der religiöse Eifer wurde sogar im 19. Jahrhundert so intensiv, dass Monseigneur de Mazenod beschließt, hier im Jahre 1853 ein neues Gebäude zu errichten, um die immer mehr werdende Schar der Gläubigen aufzunehmen. Doch erst einmal der Reihe nach:
Die im romanisch-byzantinischen Stil errichtete Basilika ist das bei den Einwohnern von Marseille beliebteste christliche Bauwerk. Es wurde am 5. Juni 1864 eingeweiht. Eine große Sammlung an Votivtafeln, ist der Beweis, dass hier auch heute noch ein intensive Religiosität herrscht. Denn Votive sind meist ein symbolisches Opfer für die Rettung aus einer Notlage. Die Basilika selbst hat Kuppeln, mehrfarbiges Mauerwerk, Mosaike und jede Menge Goldverzierungen. Sie ist damit ein typisches Beispiel für die großen Bauwerke zur Zeit Napoleons III. Eigentlich sind es sogar zwei Kirchen: Eine Krypta im unteren Teil, in der sich noch ein mehrfarbiges Kreuz und aus der Kirche des 16. Jahrhunderts und eine Maria aus Marmor befindet; und der Basilika im oberen Teil, die der heiligen Jungfrau geweiht ist.
Sie erinnert aufgrund der reichen Verzierungen mit Gold und farbigen Marmor an einen Reliquienschrein. Innen konnten wir nicht so viele Bilder machen, weil wir an einem Sonntag da waren und der Gottesdienst natürlich Vorrang hatte.
Bemerkenswert war der Hochaltar des Architekten Revoil, der an den Plänen der Basilika mitgearbeitet hat, eine Silberstatue der Jungfrau und ein Flachrelief der Verkündigung.
Von der Terrasse
hat der Besucher einen sehr eindrucksvollen Blick über die Stadt mit dem alten Hafen und auf das Mittelmeer mit den vier Frioul-Inseln Ratonneau im Norden, Pomègues
im Süden und dem Château d’if im Osten zwischen den Hauptinseln und Tiboulen im Westen, als kleinste Insel . Château d’if kommt ihnen bekannt vor. Schon möglich, dann kennen sie das Buch oder den Film „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas.
Dort gelangte Château d’if Berühmtheit als Gefängnis des Helden. In Wirklichkeit ist die kleine Insel eine ehemalige Festung, die unter Franz I. zur Verteidigung der Stadt angelegt wurde. Die Inseln wurden während einer Pestepedemie 1720 als Quarantänestation für Anreisende genutzt. 2002 wurden die Gewässer und die Landschaften des Archipels vom Stadtrat Marseilles zu einer Art Naturschutzgebiet erklärt. Heute wohnen auf allen vier Inseln zusammen ca. 1100 Einwohner. Uns fiel dann auch noch der Palais du Pharo auf, der mythische Palast Napoleons III.
Er wollte eine Residenz direkt am Wasser haben, die sich dann über dem Meer erhebt. Man sieht den Bau von Gärten umgeben, in denen man sicher gut spazieren gehen kann. Wenn wir noch einmal nach Marseille kommen, ist das sicherlich ein schönes Ziel.
Dann fuhren wir wieder mit dem Taxi hinunter, um wenigstens noch eines der Forts zu besichtigen, ehe wir wieder zurück zum Pendelbus und somit zum Schiff mussten.
Da bot sich das Fort Saint-Jean rechtsseitig des Hafens zur Besichtigung an. Obwohl dieser Ort wahrscheinlich schon seit der Antike bewohnt war, ließ sich der Johanniterorden, nach dem das Viertel benannt ist und aus dem später der Malteserorden hervorging, erst im 13. Jahrhundert hier nieder.
Noch heute sind einige Überreste erhalten. Der massive rechteckige Turm („Tour Carrée“) wurde nach der Plünderung der Stadt von den Aragoniern im Jahr 1423 auf Anordnung des Königs René
zum Schutz des Hafens anstelle des Turms Maubert erbaut. Der Signalturm („Tour du Fanal“) wurde 1644 errichtet und der Chevalier de Clerville unternahm den Bau des von Ludwig XIV. vorgesehen Forts. Er ließ einen Burggraben ausheben um das Fort von der Stadt zu trennen. Es diente zunächst als Garnisonsstandort und wurde während der Revolution zum Gefängnis umfunktioniert. Im zweiten Weltkrieg wurde es von der deutschen Armee als Munitionslager genutzt, das im Jahre 1944 explodiert. Dadurch wurde dem Fort großer Schaden zugefügt. Im Jahre 1964 wurde das Fort unter Denkmalschutz gestellt.
Heute ist das Fort ein Museum.
Um das ganze Fort zu erkunden braucht es sicherlich eine halben Tag.
Vielleicht in einem späteren Urlaub einmal.
Noch ein paar Worte zu dem zweiten Fort. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hafeneinfahrt ließ der Chevalier de Clerville auf Anordnung Ludwig des XIV., der Marseille im Falle der Rebellion in Schach halten wollte, ab 1660 das Fort Saint Nicolas erbauen. Vor der Erbauung stand an der Stelle ein Turm zur Bedienung der Kette, die zur Kontrolle und zum Schutz des Hafens über die Einfahrt gespannt war. Die Aragonier bemächtigten sich dieser Kette bei der Plünderung als Kriegstrophäe.
Heute befindest sie sich in der Kathedrale von Valencia in Spanien. Während des Second Empire, 1852-1870 wurde für den Bau der kaiserlichen Residenz, des Palais du Pharo, eine Bresche in das Fort geschlagen, um einen Zugang zum Palast zu schaffen und zum anderen das Symbol der Macht der Könige von Frankreich zu zerstören.
Die Entscheidung, eine kaiserliche Residenz zu bauen, geht auf Prinz-Präsident Louis-Napoleon zurück, der im September 1852 einen Architekten damit beauftragt, ein Grundstück zu finden und Pläne zu erstellen. Die Stadt schenkte dem Kaiser die ausgewählten Grundstücke.
Heute ist der Palast ein Zentrum für Kongresse. Im Jahre 1969 wurde auch dieses Fort unter Denkmalschutz gestellt.