Schultze mit tz

Sagrada Familia in Barcelona

Die berühmteste Kirche Barcelonas und Wahrzeichen Nr. 1 ist?

 

Natürlich der „Temple Expiatori de la Sagrada Familia“, auf Deutsch der Sühnetempel der Heiligen Familie. Der Bericht und die Bilder sind aus Reisen in den Jahren 2016 und 2024 zusammengestellt, also nicht wundern, wenn Bilder dabei sind, wo der Baufortschritt der letzten Jahre noch nicht zu sehen ist.

Es begann als kleine Kapelle im 1. Jahrhundert. Im 11. Jahrhundert wurde sie zu einer romanischen Kirche umgebaut und wenig später begann die Umgestaltung zur romanischen Kirche. Die Sagrada Familia ist in ihren Ausmaßen riesig, weswegen sie oft als „Kathedrale“ bezeichnet wird, ohne jedoch einen Bischofssitz zu haben. Am 7.11.2010 wurde sie von Papst Benedikt XVI. geweiht und damit zur Basilika erhoben.

Meine Frau weigerte sich, mit diesem Aufzug auf den Turm zu fahren. Warum verstehe ich gar nicht 🙂

1882 begann der Bau der Kirche

Seit 1882 wird an der Kirche im Stadtteil Eixample gebaut. 1883 übernahm der katalanische Architekt Antoni Gaudi bis zu seinem Tod 1926 die Führung der Bauarbeiten und hat dadurch den Bau bis heute maßgeblich geprägt. Wann sie fertig ist? Das ist noch nicht genau abzusehen, obwohl viel vom Jahr 2026 gesprochen wird, das wäre dann 100 Jahre nach Gaudis Tod und knapp 150 Jahre nach Baubeginn. Also ein Datum mit Symbolik. Wir drücken die Daumen, dass es klappt und würden die Baubeendigung auf jeden Fall zum Anlass nehmen, mal einen längeren Urlaub in Barcelona zu machen.

Viele Türme enden wie ein Fruchtkorb. Ich habe irgendwo gelesen, dass Gaudi sie so gestaltete, weil die Sagrada Familia bei Baubeginn außerhalb der Stadt, inmitten von Äckern und Wiesen gebaut wurde. Er wollte, dass sich die Kirche in die Landschaft einpasst.

Hier kann man sehr gut eine der Brücken sehen, über die man, wenn alles fertig ist, von einem zum anderen Turm kommen kann. Das wird dann ein Labyrinth sein, in dem man den ganzen Tag verbringen kann. Vorausgesetzt, man ist sportlich genug.

Rechts neben der Passionsfassade, dahinter ist der Kreuzgang

Übrigens hatte man Gaudi zu Lebzeiten auch gefragt, ob es eine baldige Fertigstellung gäbe. Seine Antwort: „Mein Kunde hat keine Eile“. Damit spielte er vor allem auf Gott, aber auch auf die Baudirektion an.

Doch nun würde ich gern unsere Bilder zeigen und auch wie gewohnt auf die Geschichte und Entwicklung kommen.

Der Beginn der Bauarbeiten

Mitte des 19. Jahrhunderts plante der Buchhändler José Maria Bocabella, Vorsitzender der Heiligen Bruderschaft, eine Kirche in Barcelona zu bauen und diese der Heiligen Familie („Sagrada Familia“) zu widmen.

Als Grundstück wählte er eine Parzelle noch innerhalb des Straßenrasters im damaligen „Poblet“ (Dörfchen).

Blick über Barcelona vom Turm aus.

Lieber wäre ihm ein Grundstück näher zur Stadtmitte hin gewesen, das war jedoch aufgrund der damals schon hohen Grundstückspreise nicht möglich. Sie sehen, man muss nur Geduld haben, ist doch heute die Sagrada Familia in der Mitte Barcelonas.

Die Planung des Gotteshauses hatte zunächst der Bistumsarchitekt Francisco del Villar. Dieser entwarf eine Kirche im gotischen Stil und begann 1882 mit dem Bau der Krypta. Wegen grundlegender Meinungsverschiedenheiten mit Bocabella musste er jedoch seinen Auftrag niederlegen.

Es wird mit richtig großem Gerät gebaut

Wenige Monate später im Jahr 1883 nahm der junge Architekt Antoni Gaudi seine Stelle ein,

Der Architekt Antoni Gaudi

Barcelonas bekanntester Architekt der Modernisme, Antoni Gaudi, arbeitete bis zu seinem Tod am 10. Juni 1926 an der Sagrada Familia. Obwohl Gaudi sich ab 1914 ausschließlich dem Bau der Kirche

Und noch einmal Barcelona von oben

widmete, ging es nur langsam vorwärts, weil die „Kirche der Armen“ nur mit mäßig fließenden Spendenmitteln finanziert wurde. Bei Gaudis Tod 1926 war gerade ein Turm der östlichen Fassade fertig, die übrigen Türme dieser Weihnachtsfassade brauchten bis ins Jahr 1935. Während des spanischen Bürgerkriegs verbrannte dann ein Großteil der Arbeitsunterlagen Gaudis, was nicht gerade zur beschleunigten Fertigstellung des Gebäudes beitrug.

Man hält sich auch heute noch an die von Gaudi begonnene Darstellung von Obst und Gemüse

Heute sorgen 3 Millionen Besucher mit ihren Eintrittsgeldern pro Jahr und jährlich 22 Millionen Euro Spenden dafür, dass der Bau beschleunigt wird.

Noch eine ganz interessante Sache zu Gaudi vorab:

Gaudi testete die Statik für die Sagrada Familia zunächst bei seinem Entwurf für die wesentlich kleinere Kirche der Colònia Güell. Hier wandte Gaudi eine zum damaligen Zeitpunkt fast vergessene Technik an. Er fertigte das Tragwerk aus Schüren und hängte das gesamte Bauwerk kopfüber auf. Gaudis Forschungen der Statik waren bahnbrechend:

Dies ist das Statikmodell, mit dem Gaudi die Druckverhältnisse überprüfte.

Der Architekt knotete Seile so zusammen, dass die entstandene Seilkonstruktion der geplanten Konstruktion mit Säulen und Mauern entsprach. Er drehte die Konstruktion auf den Kopf und hängte an den Druckpunkten kleine Gewichte auf. So konnte er die Druckverläufe in den Säulen simulieren. Das Seilgerüst fotografierte er und drehte das Foto wiederum um. Nun konnte er Druck- und Spannungsverläufe auch ohne statische Berechnungen gut erkennen.

Eingangstür zur Sagrada Familia

Das Modell eignete sich somit dafür, eine Form zu finden. So konnte er durch gezielte Längenanpassungen sehr schnell ein ausgewogenes Bauwerk konstruieren.

Auch hier ist ein „magisches Quadrat“ integriert. Die Erklärung hierzu folgt an anderer Stelle.

Diese Methode war in der Gotik bei der Konstruktion großer Bauwerke üblich, aber etwas in Vergessenheit geraten. Durch Experimente bei der Colònia Güell, hatte er genügend Sicherheit, um nun diese viel größere Kirche zu bauen.

Wenn man die Basilika durch die Passionsfassade betritt, sieht man gleich zu Beginn auf dem Boden diese Zeichnung vom Einzugs Jesu in Jerusalem gestaltet vom Künstler Domènec Fita.

Unter Gaudi gewann die Sagrada Familia aufgrund ihrer ausladenden Dimension und ihrer üppigen Ausgestaltung eine solche Bedeutung, dass sie bald „die Kathedrale“ genannt wurde. Auch Gaudi selbst nannte sie so.

In der Kirche wird man förmlich erschlagen von Licht und Farbe. Man würde nicht vermuten, dass es innen so hell und farbenfroh ist. Die meisten Glasfenster sind mit Namen anderer Kirchen und Orte versehen.

Die Geburts- bzw. Weihnachtsfassade von innen.

An dieser Stelle möchte ich, damit Sie sich die Größe vorstellen können ein wenig mit Zahlen glänzen, die ich im Internet fand:

Der Grundriss der Kirche hat die Form eines Lateinischen Kreuzes – mit enormen Abmessungen. Die Sagrada Familia wird vom Eingang bis zur Apsis 90 Meter haben.

Der obere Teil der Geburtsfassade noch einmal vergrößert.

Die fünf Schiffe werden von einer 60 Meter langen und 45 Meter breiten Vierung begrenzt. Die vier Seitenschiffe sind jeweils 7,50 Meter, das Hauptschiff mit 15 Metern genau doppelt so breit.

In den äußersten Kirchenschiffen befinden sich die Chöre jeweils auf einer Empore. Diese bieten dann Platz für über 1500 Sänger.

Der Altar, selber tritt förmlich in den Hintergrund, wird er doch überragt vom gekreuzigten Jesus, der einen mit Ranken, Trauben und Ähren verzierten Baldachin als Schutz oder Ehrendach über sich hat. Das war das einzige Zugeständnis Gaudis an die klassische Kirchengestaltung. Obwohl die Ausführung sicherlich nicht klassisch zu nennen ist. Die Weizenähren sind entweder eine Anspielung auf das Abendmahl oder wie schon bei den Ägyptern, sie verbanden mit dem sterbenden Korn den Gedanken an die Auferstehung.

Ein Ergebnis von Gaudis Forschung ist die baumartige Säulenstruktur: Gaudis Säulen sind geneigt und wie Bäume verzweigt. Das Gewicht wird direkt über die Säulen in den Boden geleitet. – Das Ganze ohne weitere tragende Fassade oder äußere Strebebögen. Das Ergebnis dieser genialen Lösung ist spektakulär: Die Säulen und das durch sie getragene Gewölbe verwandeln das Innere des Tempels in einen steinernen Palmwald. Extrem viel Licht strömt durch die großen Fenster und durch das Gewölbe hinein.

Auf diesem Bild glaubt man bunte wehende Tücher zu sehen. Es ist aber alles Stein, der das bunte Licht der einfallenden Sonne auffängt. Spätestens hier merkt man, dass Gaudi genial gebaut hat und sein Lichtkonzept voll aufgeht.

Die geraden und teilweise geneigten Säulen sind mit Rillen verziert. So entsteht der Eindruck, dass sich das Material, aus dem die Säulen bestehen, gestreckt hat. Oben verzweigen sich die Säulen, damit jede von Ihnen mehrere Punkte der Decke stützen kann. Alle Abschnitte des Daches werden von solchen verzweigten Säulen getragen. Schließlich bestehen die Säulen aus Materialien unterschiedlicher Härte. Die längsten und dicksten sind aus rötlichem Porphyr. einem sehr harten vulkanischen Gestein. Die dunklen, etwas kleineren Säulen bestehen aus Basalt, die helleren Tragsäulen aus Granit und die äußere Säulenreihe des Kirchengebäudes aus einem relativ weichen Gestein vom Hausberg Barcelona, dem Montjuic. Die „kleinsten“ Säulen tragen den Chor.

Hier kann man die Säulen gut erkennen, wie sie aus Stämmen zu Ästen übergehen. Zudem ist ein Blätterdach angedeutet. So filigran sie auch wirken, sie tragen die gesamte Last der Kuppel.

Den Aufwand, den Gaudi betrieb, sieht man auch daran, dass er nicht nur mit kleinen und großen Modellen aus Gips in den 43 Jahren seiner Arbeit immer wieder die Statik der Kathedrale testete, sondern zum Beispiel am Entwurf eines Fensters zwölf Jahre lang arbeitete, immer wieder neue Modelle baute, veränderte, probiert. Er passte die Neigung der Öffnung an, vereinfachte das Prinzip, so wie sich auch die Organismen in der Natur immer wieder weiterentwickeln.

Noch einmal ein etwas anderer Blick auf die Gewölbedecke.

Er war überzeugt, dass die Stadt eines Tages für „seine“ Kirche bekannt sein würde. Gaudi hat die Kirche maßgeblich geprägt. Viele neue Teile sind auch später nach seinen Plänen gebaut worden, die häufig kaum erhalten waren. Man war oft auf Vermutungen angewiesen, wie es der große Baumeister ursprünglich wohl vorgesehen hatte.

Die „Old Guys“, damals fast 90ig jährige Architekten Isidre Puig (geb. 1891, gest. 1987) und Lluis Bonet (geb. 1893, gest. 1993) beides Schüler Gaudis, fragte man in den 80iger Jahren, wie sie den Arbeitern erklären, was sie bauen sollen – ohne Pläne. Ihre Antwort war: „Alles steckt in den Modellen“.

Lichtöffnung in der Kuppel der Apsis. Hier sieht man auch wieder die Liebe zum Detail, sonst hätte man das Licht sicherlich simpler hereinlassen können.

Sicher sind sich aber alle: Die Kirche wird im Falle ihrer Fertigstellung alle bisher von der Christenheit errichteten Kirchen an Großartigkeit übertreffen.

Die Säulen der Vierung sind mit Symbolen der vier Evangelisten geschmückt, hier zum Beispiel Markus

Dafür arbeitet heute ein Team aus 20 Architekten und 150 Handwerker mit einem Monatsetat von einer Million Euro, die aus Spenden zusammenkommen.

und Johannes

Viel auch von Japanern, die aufgrund eines Barcelona Urlaubes so begeistert waren, dass sie gerne zum Gelingen beitragen wollen. Zu Gaudis Zeiten waren drei Architekten beteiligt, wie sich die Zeiten ändern.

Als Kirche darf die Sagrada Familia allerdings nicht nur vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet werden. Es muss bei der Betrachtung des Bauwerkes mit seinen Fassaden und Türmen auch die Religion mit einbezogen werden. Die Fertigstellung des Innenraums und die Weihe waren großartige Momente für Barcelona. Nun endlich kann die bahnbrechende Gestaltung des genialen Antoni Gaudi nicht nur von außen bewundert werden, sondern auch von innen – und dies ganz ohne Baugerüste und Maschinenlärm.

Das Kirchengebäude orientiert sich am klassischen Bau einer fünfschiffigen Basilika. Das mittlere Schiff überragt die anderen deutlich, jedem der fünf ist ein Tor der noch nicht fertiggestellten Glorienfassade zugeordnet. Außerdem existieren zwei Seitenportale, die zu der Buß- und Taufkapelle führen. Hinter dem Mittelschiff, innerhalb der Absis, befindet sich beleuchtet durch die vielen Fenster, der Altar.

Ebenso wie die Fassaden sich durch eine vielschichtige Symbolik auszeichnen, ist auch der Grundriss der Kirche voller Sinnbilder. Jede Tür, jede Säule und fast jede Fläche trägt eine eigene konkrete oder symbolische Bedeutung. Diese Andeutungen und Gleichnisse nehmen Bezug auf die einzelnen katalanischen und wichtigen spanischen Diözesen, auf jede Kirche Lateinamerikas und auf jeden der fünf Kontinente. Auch auf die Apostel, die großen Ordensgründer und besonders verehrte Heilige wird immer wieder verwiesen, wie auch auf theologische Tugenden und die Sakramente. Im vollendeten Zustand soll die Sagrada Familia insgesamt 18 Türme besitzen. Zwölf werden den Aposteln gewidmet. Je vier von ihnen überragen mit einer Höhe von 90 bis 112 Metern eine der drei Fassaden. Alle Türme, deren Form an den Krummstab der Bischöfe erinnern soll, besitzen lange senkrechte Schaften. Filigran gearbeitete farbenfrohe Spitzen, welche mit Tieren oder sakralen Symbolen und Sprüchen geschmückt sind, tragen ein kleines goldenes Kreuz mit dem Namen des jeweiligen Apostels. Einige der Türme sind sogar über schmale Steinbrücken miteinander verbunden. Vier weiter Türme sollen den Evangelisten gewidmet werden. Die zwei übrigen Türme werden Maria (125 Meter hoch) und Jesus Christus gewidmet.. Letzterer wird der Hauptturm der Basilika und soll gemäß den Planungen alle anderen überragen. Er soll sich etwa über der Vierung erheben und würde mit einer kalkulierten Höhe von 170 Metern den bislang höchsten Kirchturm der Welt (Ulmer Münster) um mehr als acht Meter überragen. Die Höhe ist so gewählt, dass die Kirche nicht höher als die sie umgebenden Berge Barcelona wird, um das Werk des Menschen nicht höher werden zu lassen, als das Werk Gottes.

Bild aus dem Hotelzimmer Januar 2024

Die Türme sind von innen genauso beeindruckend wie von außen. Zu ihrer Besteigung kann man die Treppen oder einen Aufzug benutzen. Im unteren Teil der Türme führt eine Wendeltreppe nach oben. Wenn man oben auf dem vierten Teil des Turmes angelangt ist, kann man von einem Turm zum anderen wechseln, wodurch eine Art Labyrinth in der Höhe entsteht. Leider was das zum Zeitpunkt unseres Besuches gerade nicht möglich.

Im oberen Teil sollen einmal Glocken aufgehängt werden. Im Inneren verlaufen mehrere übereinander liegende Galerien, von denen aus ein Teil der Gläubigen die Messe verfolgen wird.

Die Fassaden

Momentan besitzt die Sagrada Familia zwei prunkvolle Schaufassaden. Diese befinden sich an beiden Enden des Querhauses.

Geburtsfassade

Mittig über dem mittleren Portal der Barmherzigkeit sieht man die Krippe mit dem Jesuskind, Maria und Joseph und Ochs und Esel. Unten links die heiligen drei Könige, die das Kind in der Krippe anbeten und unten rechts die Hirten mit den Schafen.

Die Hirten beten das Kind in der Krippe an.

Gegen Nord-Osten gerichtet liegt die Fassade der Geburt Christi oder die Weihnachtsfassade, welche größtenteils noch zu Lebzeiten Gaudis fertiggestellt wurde. Sie weist den klassischen Stil des katalanischen Architekten auf.

Die Geburtsfassade besteht aus drei Portalen, die die christlichen Tugenden – Hoffnung, Glaube, Liebe – symbolisieren.

Verkündigung der Engel. Übrigens haben alle von Gaudi dargestellten Engel keine Flügel. Gaudi war der Meinung Engel bräuchten nicht fliegen zu können.

Die Fassade erzählt vom Leben Christi, aufgeteilt in verschiedene Abschnitte.

Die Portale stellen die wichtigsten Ereignisse der ersten Lebensjahre Christi dar. Das Portal der Hoffnung, das Portal der Barmherzigkeit und das Portal des Glaubens. Eingerahmt von vier Türmen.

Das Portal der Barmherzigkeit z.B. soll Freude, Großzügigkeit und Nächstenliebe zeigen.

Darstellung des Mordes an Kindern durch Herodes. Das Bild zeigt die drei Meter hohe Skulptur eines römischen Soldaten. Eine Mutter verteidigt ihr Kind.

Das mittlere Portal der Geburtsfassade stellt die Personen dar, die in den Bibelszenen zu Jesu Geburt erwähnt werden. Dieses Portal ist zwar Jesus gewidmet, aber auch Maria wird dargestellt.

 

So zum Beispiel wird der Weg Marias und Josephs nach Bethlehem veranschaulicht, die Geburtenszene, die Anbetung der Hirten und Könige, sowie die Vorstellung des jungen Jesus im Tempel. Weiteren Szenen sind Jesus bei der Arbeit als Zimmermann oder die Krönung Mariens. Das Mittelportal wird von dem Baum des Lebens, einer Zypresse, bekrönt.

Um den Baum fliegen 21 weiße Tauben aus Alabaster. Zu seinen Füßen sitzt ein Pelikan in einem Nest, das wie eine Krone aussieht und einem Ei mit Monogframm Jesu, als Abendmahlssymbol. Diese Szene spielt auf Christi Opfer an, denn laut früheren Legenden konnten Pelikane ihre Jungen mit ihrem eigenen Blut füttern.

Den Baum habe ich erst für einen alten Tannenbaum gehalten, den die Bauarbeiter dort entsorgt haben.

Der beschwerliche Weg nach Jerusalem

Erst unsere Führerin hat uns dann aufgeklärt, dass es sich um einen Lebensbaum handelt, der zur Fassade gehört. Der Baum ist eine Zypresse und steht mit den immergrünen Blättern und seinem harten Holz für die Ewigkeit.

Der Architekt Gaudi hätte es bevorzugt, die der Geburt Christi gewidmete Fassade, so wie es die Tradition verlangt,

 

Die Verkündigung des Erzengel Gabriels an Maria, dass sie Gottes Sohn gebären wird.

zum Sonnenuntergang hin auszurichten. Weil der Bau der Krypta aber bereits begonnen hatte, war das nicht mehr möglich. Gaudi erhöhte aber das Gewölbe und umgab sie mit einem Graben, so dass Licht und Luft direkt hineinströmen konnten. Die Krypta der Sagrada Familia wurde im Jahr 1891 fertiggestellt. Hier wurde 1926 Antoni Gaudi auch beigesetzt.

Darbringung Jesus im Tempel. Die Darstellung im Tempel mit Jesus in den Armen Simons. Nach jüdischem Gesetz brachten Maria und Josef Jesus am vierzigsten Tag nach seiner Geburt in den Tempel. Der biblischen Erzählung zufolge wurde der Priester Simon vom Heiligen Geist heimgesucht und ihm wurde gesagt, dass er nicht sterben werde, bis er Christus, den Herrn, gesehen habe. Als er Jesus in seine Arme nahm, sprach er ein Gebet und segnete das Jesuskind. Übrigens: Um die Gesichter möglichst echt zu gestalten verwendete Gaudi bei den Figuren Gesichtsabdrücke der Arbeiter, die an der Sagrada Familia arbeiteten, sowie Totenmasken Verstorbener

2021 wurde nun auch endlich der Turm der Jungfrau Maria, auch Marienturm genannt, fertiggestellt. Der Marienturm befindet sicch an der Geburtsfassade und ist 138 Meter hoch und hat oben eine zwölfsternige Krone. Sie wiegt fünfeinhalb Tonnen und ist von Punkt zu Punkt 7,5 Meter.Der Morgenstern soll die Mutter Jesu versinnbildlichen. Der Morgenstern hat 12 Ecken und so soll die Kuppelspitze tagsüber leuchten und nachts dann künstlich beleuchtet werden. Die blauen Kanten der Gebäudeecken spielt auf den Mantel Mariens an. Anders als die Glockentürme ist der Marienturm innen hohl und dient als Oberlicht. Übrigens hat Gaudi die wichtigsten Teile des Marienturms im Jahr 1915 schon bestimmt.

Unten: Im Vordergrund neben dem Marienturm sieht man den Turm des Evangelisten Lucas. Er hat oben drauf einen Ochsen, bei Markus ist es ein Löwe, bei Matthäus ein Engel und bei Johannes ein Adler. Diese vier Türme sind jeweils 135 Meter hoch. Überragt werden sie am Ende außer vom Marienturm auch vom Turm Jesus, der noch nicht fertig ist, aber im Hintergrund bereits zu sehen ist. Er wird am Ende 172,5 Meter hoch sein und darauf ein vierarmiges, 17 Meter hohes Kreuz tragen. An der Basis hat er einen Durchmesser von 20 Metern. Der Jesusturm wird am Ende nicht nur eine Wendeltreppe haben, die bis in die Arme des Kreuzes führt, sondern auch einen gläsernen Aufzug bis zu einer Plattform in 144 Metern Höhe. Wenn das fertig ist, müssen wir auf jeden Fall noch einmal dorthin, um die Aussicht zu geniessen. Der Bau des Jesusturms wurde 2018 begonnen. Der Turm wird am Ende außen mit glasierter Keramik verkleidet.

Mit der Struktur der Glockentürme, also der Aposteltürme, wollte Gaudi einen optimalen Klang sicherstellen. Denn hier hängen die Glocken, die die Stunden markieren und die religiösen Feiern einleiten sollen. Deshalb sind in den zwölf Glockentürmen Öffnungen mit nach außen geneigten Blenden eingelassen. Damit wird der Schall in Richtung Strasse geleitet. Und durch die Kuppeln fällt Tageslicht in die Basilika, wodurch dort drinnen taghell ist.

Insgesamt wird die Sagrada Familia 18 Türme haben, die verschiedene Persönlichkeiten der Bibel verkörpern, zwölf Glockentürme und sechs zentrale Ziertürme:

  • 12 Apostel als Glockentürme
  • 4 Evangelisten
  • Jungfrau Maria
  • Jesus Christus

Die sechs zentralen Türme dienen hauptsächlich als Ziertürme, um der Sagrada Familia Höhe zu schenken und als natürliche Lichtzufuhr, um die Mitte des Kirchenschiffs zu beleuchten.

Die zentralen Türme haben wie die Glockentürme verschiedene Höhen, um das spirituelle Niveau der einzelnen Figuren darzustellen. Fertiggestellt sind außer dem Marienturm die vier Aposteltürme der Passionsfassade und vier Aposteltürme der Geburtsfassade, die Türme der Evangelisten Markus und Lukas wurden 2022 fertig. Die Türme der Evangelisten Matthäus und Johannes sollen voraussichtlich 2026 fertiggestellt werden.

Bei den Aposteln wurde übrigens ein bisschen geschummelt, denn wer sich mit der Bibel auskennt weiß, dass zwei der Apostel, nämlich Matthäus und Johannes später zu Evangelisten befördert wurden. Ihren Apostelturm vergab man daher an Paulus von Tarsus und Barnabas, einem der siebzig Jünger. Auch Judas der Verräter bekam vom streng gläubigen Gaudí keinen Turm gewidmet diesen bekam ersatzweise sein Nachfolger Matthias.

Die Glockentürme wachsen von der Geburtsfassade über die Passionsfassade bis hin zur Glorienfassade und gewinnen dabei an Höhe, da nicht alle Apostel denselben Stellenwert in der Bibel haben. Wenn die Sagrada Familia erst einmal fertiggestellt ist, werden die Türme ihren wahren Zweck erfüllen und über 50 Glocken beherbergen

Passionsfassade

Dieser Spitzgiebel mit Knochen befindet sich über Jesus am Kreuz mit dem I für INRI oben auf dem Kreuz. INRI steht für „Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum – „Jesus von Nazareth, König der Juden“, das steht übrigens auf dem Spitzgiebel.

Das Kreuz ist eigentlich ein Stahlträger.

Im Westen befindet sich die Passionsfassade, die durch eine geometrische Linienführung und große Figuren ins Auge fällt.

Kreuzigung: Jesu am Kreuz, neben ihm Trauernde. Ein Totenschädel deutet den Berg Golgatha an, ein Mond die Finsternis über der Stätte.

Die gegen Südwesten gerichtete sogenannte Passionsfassade, bzw. die Fassade des Leidensweges wurde nach Gaudis Tod richtig begonnen und 2002 fertiggestellt. Sie fällt durch eine geometrische Linienführung und große Figuren ins Auge. Sie hat ein skelettartiges Aussehen und soll die Themen Tod, Passion, Auferstehung darstellen. Gaudi selber sagte: „Wenn ich den Bau mit dieser Fassade

 

Muster der Passionsfassade

begonnen hätte, hätte man sich von diesem Werk distanziert“. Deshalb hatte er die Kirche auch nicht damit begonnen. Er wollte einen sehr dramatischen Eindruck erwecken. Das Portal gestaltete er während eine schweren Krankheit 1911. Die letzten Lebenswochen Jesu werden dargestellt.

Passionsfassade hier mit einer Skulpturengruppe, mit der der Künstler Subirach Gaudi wohl besonders ehren wollte. Von rechts erst Christus, mit seinem Kreuz, dann mittig Veronika, die das Tuch mit dem Blut und dem Portrait Christi zeigt. Links daneben zwei Soldaten und ein Evangelist. Das Gesicht des Evangelisten ist einem seltenen Foto Gaudi nachempfunden, das ein paar Jahre vor seinem Tod aufgenommen wurde.

Die Fassade verdeutlicht den Leidensweg Christ. So werden zum Beispiel der Kuss des Judas, die Geißelung und natürlich – im Mittelportal – die Kreuzigung dargestellt.

6 schräge Säulen, die wie Knochen aussehen, stützen die Fassade

Diese Fassade unterscheidet sich von ihrem Gegenstück dahingehend, dass sie kaum Verzierungen enthält und mit klaren, geometrischen Linien und großen Figuren sehr übersichtlich aufgebaut ist.

Grablegung Jesu

Sie wird von sechs schrägen Säulen gestützt und hat drei Portale.

Josep Maria Subirach, der katalanische Maler und Bildhauer, begann 1988 mit den Skulpturen der Passionsfassade.  Die Figuren Subirachs stießen nicht immer auf Wohlwollen, doch spiegeln diese klaren Linien und geometrischen Figuren das Leiden Christi besonders wieder.

Die Passionsfassade von der Schule aus gesehen.

Subirach arbeitet an Hand von noch erhaltenen Zeichnungen Gaudis, in denen der zwar skizziert hatte, was in welcher Aufstellung dargestellt werden sollte, aber das wie, also das genaue Aussehen wollte er den späteren Baumeistern und Stilen überlassen.

Aus der Szene Jesus bei Pontius Pilatus. „Jesus wird von zwei Soldaten begleitet, der Richter sitzt nachdenklich daneben, die Säule mit dem Adler verweist auf die römischen Stadthalter, hinter der Säule wäscht Pilatus seine Hände in Unschuld“

Man mutmaßt, dass er schon gezeichnet von den Schmerzen seiner Krankheit, besonders furchteinflößende Statuen auf schmuckloser Fassade wollte.

Subirach begann die Ausführung im Jahre 1989. Der Bildhauer zeigt auf drei Bildebenen die Geschichte des Leidenswegs vom Letzten Abendmahl bis hin zum Tode Jesu.

Der auferstandene Christus als goldene Figur über der Passionsfassade

Die dritte Fassade ist die der ewigen Herrlichkeit Christi oder auch Glorienfassade. Sie ist die jüngste der drei Fassaden der Basilika Sagrada Família und zeigt die Himmelfahrt Christ und die ewige Seeligkeit. Die Arbeiten an ihr begannen im Jahr 2002.

Sie ist auch die Fassade der Seligkeit. Sie wird größer und prächtiger als die beiden anderen. Höher ist sie bereits heute. Die Türme werden noch höher als die der anderen Fassaden. Sie bietet dann den direkten Zugang zum Mittelschiff.

Modell vor der Geburtsfassade

Gaudi wollte hier die letzten Ereignisse des Menschen darstellen: Den Tod, das Jüngste Gericht, die Hölle und die Seligkeit. Am Ende werden an dieser Fassade sieben Eingänge in die Kirche führen. Gaudi hat Zeichnungen hinterlassen, wie er sich diese Fassade vorstellt. Die Modelle wurden 1936 leider zerstört, anhand von Fragmenten hat man einen Entwurf entwickelt. Auf jeden Fall werden hohe Säulen gebaut, die den sieben heiligen Gaben gewidmet sind und im unteren Bereich die sieben Todsünden (Habgier, Trägheit, Neid, Wollust, Hochmut, Völlerei und Zorn) und im oberen Bereich die sieben himmlischen Tugenden (Glaube, Liebe, Hoffnung, Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung) darstellen. Die Fassade soll außerdem fünf Türen bekommen, die den fünf Schiffen eines Tempels entsprechen. Symbolik ohne Ende, denn die mittlere Tür wird einen dreifachen Eingang haben, wodurch dann praktisch 7 Eingänge existieren. Der Bezug sind die sieben Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Priesterweihe, Ehe und Krankensalbung). Auf der Tür sind die Worte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ in fünfzig verschiedenen Sprachen angebracht und die Türgriffe sollen mit „A“ und „G“ versehen werden, für Antoni Gaudi und mit „Führe uns nicht in Versuchung“.

Die vordere Tür des Ruhmes von Subirach ist aus Bronzeguss. Der Text ist das Vater unser auf Katalanisch. Den Hintergrund bildet die Zeile “Gib uns unser täglich Brot” in 50 Sprachen. Im Jahr 2008 wurden diese beiden monumentalen Türen, von Subirachs gestaltet, an der Herrlichkeitsfassade installiert.

Schule auf dem Gelände der Kirche

Gaudi war seiner Zeit auch darin voraus, dass er für seine Arbeiter, bzw. deren Kinder auf dem Gelände der Sagrada Familia eine Schule einrichtete, damit sie eine besonders gute Ausbildung bekamen.

Der Klassenraum

Man könnte allerdings auch sagen, dadurch dass die Kinder versorgt waren, konnten die Väter besonders viel und lange arbeiten.

Die Schule wurde aus Ziegelstein gebaut. Sie hat eine wellenförmige Fassade, sowie ein wellenförmiges Dach. Das Gebäude hat drei Schulräume. Das außergewöhnliche an diesem Gebäude ist nun, dass man diese Wände
individuell verschieben kann. Die Schule hat durch die wellenförmige Struktur keine
Stützbalken. Gaudi dachte damals, die Sagrada de Familia würde einen Anreiz geben, eine ganze Reihe von großen Kirchen zu bauen. Das ist dann aber nicht so gekommen.

Obwohl Antoni Gaudi ursprünglich nur 15 Jahre für den Bau vorgesehen hatte, baut man mittlerweile bereits mehr als 125 Jahre an der Kirche.

Leitsatz Gaudis. Frei übersetzt: Wenn ein Gebäude mit den ihm zur Verfügung stehenden Resourcen erbaut wird, übernimmt es auch den Charakter und Eigenschaften der verwendeten Resourcen. Sollten Sie eine bessere Übersetzung haben, lassen Sie es mich wissen.

 

So hat halt jede Stadt ihre schwierigen Bauten: Berlin den Flughafen, Stuttgart den Bahnhof, Hamburg die Philharmonie und Barcelona hat die Sagrada Familia. Dennoch wird letztere nach Beendigung wahrscheinlich viel schöner, als die drei anderen und vielleicht auch eher fertig als der Stuttgarter Bahnhof 😉

Seine letzte Ruhe fand Gaudi in der Krypta der Kirche, wo er 1926 mit Sondergenehmigung des Vatikans beerdigt werden durfte.

Die Bürger von Barcelona wollten es so und Antoni Gaudi hat das auch mindestens verdient!

 

Zum Abschluss die beiden schönsten Fotos, die wir in Barcelona geschossen haben.

Beeindruckend, wenn das Tageslicht durch die bunten Glasfenster leuchtet.

 

 

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